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„Hey du", lächelte er mich an und setzte sich neben mich. Ich drehte den Kopf zu ihm und lächelte ihn schüchtern an. „Hallo Samu". „Wieso ist Liv gegangen? Sie hätte ruhig hier bleiben können" „Ach sie wollte glaube ich noch etwas machen" Samu nickte. Erst schwiegen wir uns eine Zeit lang an und ich merkte, wie sich etwas in meinem Körper ausbreitete. Ich konnte es nicht einordnen, doch es fühlte sich gut an. Wir saßen so nah beieinander, dass unsere Arme sich immer wieder leicht berührten, was eine angenehme Gänsehaut herbeiführte. „Ich liebe es hier am Strand", sagte Samu schließlich leise. Ich nickte zustimmend. Es war gerade Sonnenuntergang und ein wolkenloser Himmel. Das wäre beinahe romantisch gewesen, wenn ich es an mich ran gelassen hätte. Obwohl ich Liv endlich von meiner Sexualität erzählt hatte, war dennoch die Last auf mir. Und ich hatte nicht das Gefühl, dass diese jemals verschwinden würde. Seit Lenny gestorben war, hatte ich keinerlei Nähe mehr zu anderen Menschen. Es zerriss mich innerlich, wenn ich auch nur daran dachte einen anderen Mann zu küssen. Ich sehnte mich danach. So sehr, dass es weh tat doch ich konnte es nicht zulassen. Er war alles für mich und ich fühlte mich, als würde ich ihn betrügen wenn ich bloß einen anderen ansah. Deshalb war der Moment auch so unerträglich mit Samu in meinem Bett. Ich sehnte mich nach dieser Nähe, doch ich konnte es nicht zulassen. Zusätzlich hatte ich Angst davor mich wieder zu öffnen. Mir war nicht entgangen, dass Samu keine Scheu hatte mir nahe zu kommen. Doch ich hatte Angst etwas falsches zutun. Mein Stand in der Richtung war bei meinem 16 Jährigen Ich stehen geblieben. Nie hatte ich mit jemand anders geschlafen, als mit Lenny. Nie hatte ich jemand anders geküsst, als ihn. Ich hatte Angst etwas falsches zutun und dann dafür ausgelacht zu werden. Niemand würde das jemals so nachvollziehen können. Mir war bewusst, dass es lächerlich war. Ich benahm mich wie ein kleines Kind, dass etwas nicht wahr haben wollte. Doch ich hatte es mir damals geschworen niemals jemand anderen zu haben. Ich wollte es nicht und das hatte sich so sehr in mein Hirn eingebrannt, dass ich es jetzt nicht mehr zulassen konnte.
Samus Blick ruhte auf mir und ich wusste, dass er überlegte. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen schloss ihn dann aber wieder.
Ich sah zu ihm rüber und fing einfach automatisch an zu lächeln. Kurz darauf stand ich auf, zog mir die Schuhe aus und ging mit den Füßen ins Wasser. Trotz Sommertemperaturen, war das Wasser ziemlich kalt. Mit Füßen ließ es sich aber wunderbar aushalten. Ich hatte einfach das Bedürfnis gehabt hineinzugehen. Samu blieb am Strand sitzen und sah mir lächelnd dabei zu, wie ich gedankenverloren langsam im Wasser herum ging. Ich hatte lediglich eine kurze Jeanshose an und ein graues Tshirt. Meine Haare waren durch den ganzen Wind total zerzaust und ich hatte aufgegeben mir die Locken aus dem Gesicht zu streichen.
Wie hätte es auch anders sein sollen, so waren meine Gedanken bei meinem Lenny. Wie würde unser Leben jetzt wohl aussehen, wenn er damals nicht gestorben wäre? Wären wir noch ein Paar? Wären wir verheiratet und hätten Kinder adoptiert? So war es unser Wunsch und unser Ziel. Bereits in unseren so jungen Jahren, wussten wir was wir für unsere Zukunft wollten. An erster Stelle standen wir. Lenny hatte mir versprochen er würde mir irgendwann den schönsten und romantischsten Heiratsantrag allerzeiten machen. Dann wollte er mich direkt am See heiraten, an unserem kleinen Steg. Nur die wichtigsten Personen aus unserem Leben sollten dabei sein. Und in die Flitterwochen wollte er mit mir auf eine Insel, dessen Namen er mir nie verraten hatte. Oft dachte ich darüber nach, welche Insel es wohl gewesen wäre. Es stimmte mich traurig, das nie erfahren zu haben. Diese Frage beziehungsweise Antwort hatte er mit in sein Grab genommen.

Teil 1: „Blackrose" Story🥀 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt