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„Die Zeit ist um...", nuschelte ich doch Liv machte keine Anstalten aufzustehen. Ich seufzte und löste meine Hand aus ihrer und hiefte mich vom Boden hoch. Ich biss mir auf die Unterlippe und stand dann vor dem Waschbecken. Ein letzter Blick zu Liv und ein tiefer Atemzug und ich schaute auf die Tests. Schwanger. Auf allen Tests stand entweder als Wort schwanger oder die komischen Striche waren so, dass es schwanger bedeutete. Ich schloss erneut meine Augen und drehte mich zu ihr um. Sie sah mich ängstlich an und hatte erneut Tränen in den Augen. „Es tut mir leid", flüsterte ich, ehe sie in Tränen ausbrach. Ein leises Schluchzen entfuhr ihr und lauerte sich zusammen. Ich setzte mich frustriert neben sie und zog sie in meine Arme. Meinen Kopf legte ich am Badewannenrand ab. Das durfte doch nicht wahr sein. Das ging nicht, nicht jetzt. Nach einiger Zeit stand ich auf, hielt Liv die Hand hin und sie ergriff sie. Schleppend gingen wir in ihr Zimmer, ich legte mich zu ihr. Gerade jetzt brauchte sie mich. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich in den Schlaf geweint hatte. Ich jedoch lag wach und hielt sie fest in meinen Armen. Eine Hand legte ich zögernd auf ihren Bauch, der noch flach war. Trotzdem bildete ich mir ein, einen kleinen Hügel zu fühlen. Aber war das überhaupt möglich? Ich hatte ja keine Ahnung, ab wann man sah das man schwanger war. Es wurde schon wieder hell, als ich auch irgendwann in einen Schlaf viel. Als ich meine Augen gefühlte fünf Minuten später wieder öffnete, stand in der Tür mein großer blonder Freund.  Ich blinzelte erneut und setzte mich dann langsam auf. Samu lächelte mich liebevoll an. Wie er da stand. Nur in Boxershort an dem Türrahmen lehnend. „Hey", hauchte er. „Hey". Mit einem Blick zu Liv, stand ich auf. Sie lag tief und fest schlafend in ihr Kissen gekuschelt. Müde trottete ich zu Samu, direkt in seine Arme. „Alles okay?", flüsterte er in mein Ohr. „Nicht wirklich", nuschelte ich. Er küsste sanft meinen Hals. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?". Ich nickte und ging dann mit ihm zurück in mein Bett, zum wach bleiben war ich viel zu müde. Sofort zog Samu mich an seine Brust und ich kuschelte mich seufzend an ihn. Tief atmete ich seinen Duft ein, der beruhigte mich automatisch. Samu wartete, bis ich eine gemütliche Position gefunden hatte und schließlich fing ich an zu reden. „Liv ist schwanger. Sie bekommt ein Baby", flüsterte ich. Erstaunt sah mich Samu mit großen Augen. „Jetzt echt?", fragte er. Ich nickte. „Von ihrem Freund?". „Sie ist mit ihm noch nicht zusammen aber nein. Nicht von ihm. Sie haben wohl noch garnicht miteinander geschlafen. Was ich ja auch super finde, sie mag ihn glaube wirklich gern. Aber...jetzt das...sie ist völlig fertig mit den Nerven. Letzte Nacht stand sie plötzlich vor mir und war am weinen...wir...sind zur Tanke gefahren und haben Tests geholt, hätte ja sein können das naja...der erste falsch war. Aber...sie waren alle positiv, das heißt sie ist ziemlich sicher schwanger. Dann hat sie nur noch geweint und ist eingeschlafen...". Samu seufzte leise. „Scheiße...will sie es haben?". „Ich weiß es nicht, sie konnte nicht wirklich reden. Ich denke sie wird es behalten ja...Liv liebt Kinder aber manchmal hab ich das Gefühl sie wollte keine eigenen. Keine Ahnung, wie sie damit umgehen kann und ob sie es wirklich bekommen möchte. Es passt einfach nicht rein. Nicht jetzt. Sie hat zum ersten Mal jemanden kennengelernt, den sie sehr gern hat und langsam auch vertraut. Und ein Baby von einem ganz anderen Mann? Von einem Fremden? Ich denke nicht, dass sie das möchte. Geschweige denn, dass er es möchte". „Gut aber...das ist ihre Entscheidung. Ich hoffe einfach, dass er sie unterstützt dabei und...ich weiß nicht vielleicht möchte er ja Kinder und sie versuchen es einfach. Manchmal ist so ein kalter Sprung ins Wasser auch gut und kann etwas gutes auslösen. Ich glaube sie sollte behalten. Und wir zwei sind dann Onkel", sagte Samu grinsend. Ich lächelte. „Stimmt", hauchte ich. Das war ein schöner Gedanke. Jedoch war es ganz allein Livs Entscheidung, was sie tun wollte und wird.  „Schlaf noch ein bisschen mein Engel", flüsterte Samu. Ich nickte und schloss erschöpft die Augen.
„Oh lost for words I can't explain
My sanity poured down the drain
I don't know what to do with all this space
All I can say is
I'm feeling like an old pair of tennis shoes
Like a parking lot at 3 am
I'm feeling like a tank of gas on a long long road
Like the other side of my bed
I'm feeling like the bottom of the bottle
Consumed by the hole that's filling up my head
I'm feeling so empty
Oooo
Oooo
I'm feeling so empty
Ooo
Ooo", das waren die Worte von denen ich wach wurde. Gähnend setzte ich mich auf und rieb mir durch die Augen. Die Melodie dahinter kam mir bekannt vor, das war doch von Liv. Ich hatte ihr ein wenig Gitarre spielen beigebracht und sie hatte immer wieder mal diese Melodie gespielt und dabei gesummt. Erstaunt stand ich leise auf, um genauer zuhören zu können. Auch Samu stand im Flur und lauschte ihr beim Singen. Ich lächelte ihn an und er lächelte zurück. Kurz drauf schloss er erneut die Augen und hörte weiter zu. Liv saß im Wohnzimmer auf dem Sofa mit meiner Gitarre auf dem Schoß. Die Wangen nass von Tränen und ihre Stimme immer wieder ein wenig wackelig. Ich wusste garnicht, was für eine wundervolle Stimme sie hatte. Liv konnte wunderschön singen.
„It breaks my heart to see you go
Take in the sides of you I'll never know
Now I'm left with just photos
Oooh
And emotions that never seem to show
Because I'm feeling like an old pair of tennis shoes
Like a parking lot at 3 am
I'm feeling like a tank of gas on a long long road
Like the other side of my bed
I'm feeling like the bottom of the bottle
Consumed by the hole that's filling up my head
I'm feeling so empty
Oooo
Oooo
I'm feeling so empty
Ooo
Ooo
Oooohh".
Der Text war traurig und ich wusste natürlich, was sie damit sagen wollte. Oder jedenfalls teilweise. Samu atmete tief durch und sah mich an, als sie bloß noch summte. „Liv ist garnicht die, die sie zu sein scheint. Oder?", fragte er leise. Ich seufzte. „Doch. Das ist sie. Sie ist ein aufgeweckter Mensch, der sehr jung geblieben ist. Aber sie...hat ihre Phasen und ist innerlich...naja...zerbrechlich. Sie zeigt es bloß niemanden. Nur mir, flüsterte ich zurück. „Sie hat ihre Eltern mit 14 verloren und ihre kleine Schwester. Seit dem fühlt sie sich oft allein und..naja leer", hauchte ich und drückte Samus Hand. Er nickte leicht und lächelte mich dann sanft an. „Komm, wir machen Frühstück und lassen sie allein", nuschelte er und zog mich hinter sich her in die Küche.

Teil 1: „Blackrose" Story🥀 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt