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Ich hielt es in dem Moment einfach nicht mehr bei ihm aus. Seine Abwesenheit mir gegenüber machte auch die Geschehnisse nicht mehr rückgängig und es verletzte mich einfach, seine Liebe in letzter Zeit nicht so zu spüren wie ich sie doch eigentlich bräuchte. Es war dumm von mir jetzt einfach wegzurennen, doch so war meine Art einfach. Wurde es schwer, dann hatte ich immer das Bedürfnis abzuhauen. Ich konnte mit schweren Situationen nicht gut umgehen. Verzweifelt lief ich die paar Meter zu meinem Auto und ließ mich dann in den Sitz meines VW's sinken. Meine Lippen zitterten und ich hielt mit aller Kraft irgendwie die Tränen zurück, die über meine Wangen kullern wollten. Doch ich wollte nicht weinen, nicht wegen ihm, nicht jetzt. Zu oft hatte ich schon wegen einer anderen Person weinen müssen. Eine Weile saß ich bewegungslos in meinem Auto und hoffte innerlich, dass Samu rauskommen würde um mich aufzuhalten. Doch das tat er nicht, generell rührte sich garnichts in seiner Wohnung. Ich stellte mir vor, wie er jetzt genauso unglücklich wie ich vermutlich, in seinem Bett lag. Dort, wo wir jetzt zusammen sein sollten, uns lieben, kuscheln und küssen. Doch was taten wir? Wir gingen uns gegenseitig aus dem Weg und ich schrie ihn auch noch an. Das war auch nicht die feinste Art und Weise etwas zu klären. Ich wusste nicht wie viel zeit vergangen war, bis ich endlich den Motor startete und nachhause fuhr. Liv sah mich irritiert an, als ich mit hängenden Schultern wieder in unsere Wohnung kam. Sie saß mit angewinkelten Beinen, soweit das mit der kleinen Babykugel noch möglich war, auf dem Sofa, eine Decke umgeschlungen und die Chipstüte in der Hand. Mit vollem Mund sah sie mich an. "Rick?", fragte sie mit vollem Mund. Ich sah sie bloß an und das reichte ihr. Sie seufzte und legte die Tüte beiseite. Mit einem mitleidend Blick hob Liv ihre Decke an und signalisierte mir somit, dass ich zu ihr kommen sollte. Kaum bei ihr angekommen liefen auch schon die Tränen unaufhaltsam. Und jetzt versuchte ich auch garnicht mehr sie zurückzuhalten. Bei Liv war das nicht nötig. Sanft legte sie Decke nun auch um mich, meinen Kopf bettete ich auf ihrem Schoß. Sie strich mir liebevoll durch die Locken und blieb erstmal still, ließ mich weinen. "Ich vermisse ihn so sehr", flüsterte ich stotternd und wahrscheinlich verstand sie nicht sonderlich viel. Liv seufzte bloß und streichelte weiter. Nach einer Weile schlief ich so auf ihren Beinen ein und wachte an ihr gekuschelt am nächsten Morgen wieder auf. Müde rieb ich mir durch die Augen und hörte den Fernseher noch laufen. Liv lag irgendwie in einer ziemlich unbequem aussehenden Position und schlief seelenruhiug. Vorsichtig entzog ich mich unserer mehr oder weniger Umarmung und hob sie sanft hoch. Obwohl sie schwanger war, wog sie nicht sonderlich viel mehr als sonst. Das war mir aber auch irgendwie klar gewesen, sie war schließlich so ein kleines, zartes Wesen. Was sollte sie auch groß zunehmen? Das tat sie nie und sie ernährte sich wirklich ungesund und konnte auch echt viel essen. Ihr Appetit hatte sich in der Schwangerschaft auch noch verdoppelt hatte ich das Gefühl. Eigentlich immer, wenn ich sie sah, hatte sie irgendwas zu Essen in der Hand. Und teilweise echt ekelhafte Kombinationen, das mir allein beim Anblick schon schlecht wurde, sie es aber genüsslich aß. Ohne sie zu wecken, schaffte ich es sie in ihr Bett zu tragen und hoffte inständig sie würde keine Schmerzen haben von der ungemütlichen Schlafpsition in der Nacht. Mit einem Blick auf die Uhr, verriet mir das es erst hab sechs am Morgen war, jedoch war ich jetzt wach. Um neun Uhr hatten wir Bandmeeting und anschließende Probe. Bald hatten wir nämlich einen Gig in Berlin, den Mikko uns verschafft hatte. Ich beschloss mir Sportsachen anzuziehen und ging raus, um zu joggen. Ohne zu zögern lief ich los und das mal wieder in einem schnellem Tempo, das es mehr einem rennen glich. Meine Lunge brannte, doch ich liebte es einfach. Nur hin und wieder verlangsamte ich meine Geschwindigkeit, damit ich noch genug Luft bekam. Nach einer guten halben Stunde, ziellosem herumgerenne, lief ich zum Friedhof und hatte auf dem Weg dorthin neue Blumen gekauft. Das hatte ich lange nicht gemacht und mir war einfach danach Lennys Grab zu besuchen. Ich wollte mich ihm näher fühlen, ihm seine Lieblingsblumenn bringen und mit ihm reden oder ihm jedenfalls von meinen Problemen erzählen. Doch als ich nur noch wenige Meter von seinem Grab entfernt war, blieb ich ruckartig stehen. Da stand jemand.

Teil 1: „Blackrose" Story🥀 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt