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Überfordert strich ich mir durch die Haare, als ich für einen Moment frische Luft schnappte vor dem Krankenhaus. Rikus Wunden wurden gesäubert und der Verband erneuert, wo ich nicht dabei sein durfte und es ehrlich gesagt auch garnicht wollte. Allein der Anblick, als er kurz oben ohne war und der Verband sich leicht verfärbt hatte an der einen Stelle, wurde mir schon etwas schlecht. Bei solchen Dingen war ich echt ein Weichei und vertrug sowas zu sehen einfach nicht. Desto erleichterter war ich, als mich die Krankenschwester raus schickte. Der Gedanke daran, dass ich mit einem Psychologen sprechen sollte machte mich nervös und machte die ganze Situation nicht unbedingt leichter. Allein die Tatsache, dass Riku wohl für die gesamte Tour restlos ausfallen würde und noch immer krank ist, machte es schon schlimm genug. Ich wollte nicht darüber reden. Nicht mit Riku, nicht mit einem fremden und auch mit sonst niemanden.Für mich war die Sache gegessen und ich wollte viel lieber meine neu gefundene Liebe zu Riku ausleben und all das Leid von damals vergessen. Das, was er mir damals angetan hatte, glich oftmals einer Vergewaltigung, doch ich hätte gehen können. Er hat mich nie gezwungen zu ihm zu kommen oder da zu bleiben. Es war meine eigene Entscheidung und dazu musste ich jetzt stehen. Vielleicht würde ich es mit Riku schaffen meine Vergangenheit auch Vergangenheit sein zu lassen. Mit ihm wollte ich irgendwann einmal ein ganz normales Leben führen. Dabei inbegriffen auch unser Sexleben, was ganz normal sein sollte. Sicher musste ich noch sehr viel dazu lernen und auch mal die Führung abgeben, doch wieso sollte ich das mit ihm nicht schaffen? Ich liebte ihn mehr als ich dachte und obwohl er mich mehr als nur scharf machte, wollte ich warten. Ich wollte ihm die Zeit lassen, die er brauchte und nichts überstürzen, schließlich hatten wir alle Zeit der Welt.
Ich seufzte wieder leise. Wen wollte ich da eigentlich anlügen? Mich selbst. Das hatte nichts mit Riku zutun. Natürlich wollte ich ihm die Zeit geben, die er brauchte und diese würde den Umständen entsprechend wohl noch etwas länger sein, doch eigentlich brauchte ich selbst die Zeit. Ich hatte Angst mit Riku zu schlafen. Mein ganzes Leben lang, seit er mich von sich gestoßen hat, hatte ich die Kontrolle. Niemals durfte jemand auch nur ansatzweise versuchen mich zu verführen oder die Führung übernehmen. Immer lag ich oben und hatte die Macht. Ich brauchte genau das und wehe jemand versuchte auch nur den Spieß umzudrehen. Denn dann war direkt der ganze Spaß vorbei und diese Person durfte auf direktem Weg wieder gehen. Es fiel mir verdammt schwer damit klar zu kommen, doch ich hatte mich einfach damit abgefunden und das war auch okay. Dennoch hatte ich Angst Riku zu nahe zu kommen und mich dann nicht mehr beherrschen zu können. Was, wenn ich mich eben nicht zurückhalten kann und mich ihm nicht so hingeben kann, wie er es verdient hätte? Was wenn ich auch bei ihm niemals die Kontrolle abgeben könnte? Das wollte ich aufkeinenfall riskieren. Ich schlafe einfach nicht mit ihm, nicht solange er mir nicht von sich aus sagt, dass er will. Und wenn er will, dann wird er bestimmt versuchen mich zu verführen und dann werde ich es ja sehen, ob ich es kann oder nicht. Doch mit einem Fremden über meine Vergangeheit und jetzigen Probleme reden konnte ich nicht. Wie auch, wenn ich es ja nicht mal schaffte es Riku zu erzählen? "Verdammt", fluchte ich und kickte einen kleinen Stein weg, der vor mir gelegen hatte. Ich würde es wohl nie lernen anderen zu hundert Prozent zu vertrauen und würde mich selbst wohl nie jemanden anvertrauen. Nicht was dieses Thema betraf. Je mehr ich darüber nachdachte, desto unsicherer machte es mich. Daran zu denken wühlte mich derart auf, dass ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.

Teil 1: „Blackrose" Story🥀 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt