Teil 11

2.3K 58 0
                                    

Stella

Völlig erledigt von meiner Doppelschicht komme ich nach Hause. Es war wieder so viel los in der Notaufnahme. Wieder eine Schusswunde. Wir konnten den Patienten gut erstversorgen und ich hoffe, dass er die OP überlebt. Schusswunden stehen hier in New York auf der Tagesordnung. Ich hasse Waffen. Sie können so einen großen Schaden anrichten. Und es werden so oft unschuldige verletzt.

Mit einem tiefen Säufzer öffne ich die Wohnung. "Muuuuummmmy" höre ich schon aus dem Kinderzimmer. Ich muss schmunzeln. Ziehe zunächst mein Schuhe und Jacke aus und bewege mich Richtung Kinderzimmer. Was ich da sehe verschlägt mir den Atem. Mit Bohrmaschine bewaffnet kämpfen Luca und Lucy mit der Decke. "Was ist hier denn los?" frage ich in die Runde. "Leonardo hat mir einen Boxsack geschenkt, ist der nicht super!" ruft mir mein Sonnenschein begeistert entgegen. "Wer ist Leonardo und wie habt ihr das Ding nach Hause bekommen." Luca hüpft auf meinen Arm "Leonardo ist mein Trainer und er hat uns mit seinem großen Wagen nach Hause gefahren. Ist das nicht cool?" strahlt er mich begeistert an. Er bemerkt meinen skeptischen Blick und redet direkt weiter "Guck Mal Mummy, wenn ich daran trainiere, dann muss ich keine Sofakissen mehr töten." Er klimpert so süß mit seinen Wimpern, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen kann.

Also gesagt getan, zu dritt bekommen wir das Monstrum an die Decke und Luca fängt direkt an das Ding zu bearbeiten.

Kopfschütteln gehen Lucy und ich in die Küche um Abendbrot zuzubereiten. "Was ist das für ein Typ. Warum macht er das alles für Luca?" frage ich meine Freundin. Sie zuckt mit den Schultern und erzählt mir was er gesagt hat. So ganz schlau werde ich da nicht raus. Ich denke ich muss mir den Typen wirklich dringend anschauen.

Völlig erledigt falle ich am späten Abend ins Bett. Mein Körper braucht Ruhe aber mein Kopf rattert. Was will dieser Leonardo von meinem Sohn? Warum tut er das alles? Ich wälze mich noch ewig hin und her bis ich einschlafe.

Mit dem Wecker wache ich auf. Wieder habe ich von IHM geträumt. Diese Augen. Ich kann sie einfach nicht vergessen. Ein langer Säufzer entfährt mir. Dann schüttelt ich mich und mach mich startklar für den Tag.

Nachdem ich Luca in die Schule gebracht habe, mache ich mich auf den Weg ins Krankenhaus. Da ich noch etwas Zeit habe, bevor meine Schicht beginnt, schaue ich nach der Schusswunde von gestern. Auf Station treffe ich direkt Dr. Avery. Ich frage direkt nach dem Zustand des Patienten. Soweit ist er stabil, aber liegt noch im Koma. Man muss abwarten. Drücken wir die Daumen. Dr. Avery ist ein sehr charmanter Arzt. Er hat mich schon mehrfach um ein Date gebeten, aber ich habe immer wieder abgelehnt. Es wäre falsch, so lange mein Herz noch vergeben ist. Enttäuscht aber verständnisvoll reagiert er auf meine hundertste Abfuhr.

Als ich mich gerade auf den Weg in die Notaufnahme machen will, werde ich mit voller Wucht fast über den Haufen gelaufen. Ein ziemlich aufgebrachter Mann schaut mich kurz an und nuschelt etwas von "Scusa" bevor er den Flur weiter geht. Irgendwie kommt er mit bekannt vor. Auch er scheint mich zu kennen und dreht sich um. Starrt mich kurz an und dreht sich dann wieder um und läuft in das Zimmer des Patienten mit der Schusswunde.

Da ich keine Zeit mehr habe, mir darüber Gedanken zu machen, laufe ich in die Notaufnahme. Hier ist wieder die Hölle los und so vergeht der Tag ziemlich schnell.

Zum Glück liegt heute keine Doppelschicht an. So kann ich mich rechtzeitig auf den Weg machen und meinen Schatz abholen. Erschöpft vom Tag und der schlechten Nacht komme ich an der Schule an. Mein kleiner Wirbelwind kommt mir direkt in die Arme geflogen. Als ich ihm einen Schmatzer verpassen will, schiebt er mich weg. "Mummy, doch nicht hier. Was sollen denn meine Kumpels denken", sagt er in einem ernsten Ton. Ich muss schmunzeln. "Nicht traurig sein Mummy, Zuhause ist knuddeln ok." zwinkert er mir zu. Was soll man dazu sagen.

Da heute ein wunderschöner Sommertag ist, beschließen wir noch auf den Spielplatz in der Nähe der Schule zu gehen. Nachdem Luca gefühlte 100 Mal das Klettergerüst rauf und runter ist, kommt er zu mir gelaufen. "Mummy, ich habe sooo einen Hunger. Ich sterbe fast vor Hunger und ich schaffe es nicht mehr nach Hause. Da hinten ist der Diner wo ich mit Leonardo war. Können wir da heute was essen. Biiiittte Mummy," flehte er mich an. Ich tue so als ob ich überlegen müsste, und stimme dann aber nach kurzer Zeit zu.

Als wir in den Diner eintreten, riecht es schon herrlich nach fettigen Pommes und Burgern. Es war eine gute Entscheidung. Nachdem wir uns am Fensterplatz niedergelassen haben, bestellen wir uns jeder eine große Portion Pommes und Burger. Luca erzählt mir von seinem Tag. Wir lachen und essen. Es ist die schönste Zeit am Tag.

Als ich plötzlich im Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme. Zwei Männer laufen zügig am Diner vorbei. Nur kurz sehe ich sie von hinten....aber... dieses Kribbeln auf meiner Haut. Was ist bloß los. Ich schüttel mich kurz und schaue Luca wieder an. Er sieht ziemlich müde aus. Also lassen wir uns die Reste einpacken und machen uns auf den Weg nach Hause. Völlig erledigt fallen wir in unsere Betten.

Der Mafia Daddy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt