Teil 79

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Stella

Nachdem Luca eingeschlafen ist, laufe ich wieder in den Wohnbereich. Die Tür zum Arbeitszimmer steht offen und ich höre Stimmen. Ich weiß lauschen ist blöd, aber Giovannis Stimme hört sich ziemlich nervös an. So kenne ich ihn gar nicht "Boss, du willst wirklich alleine zu dem Russen. Das ist reiner Selbstmord!"

Ohne lange nachzudenken stürme ich in das Büro. "Du willst was? Wann wolltest du mir das erzählen?" schreie ich ihm entgegen.

Leonardo sieht erschrocken zu mir. Ich merke an seiner Körperhaltung, dass er sich ertappt fühlt. Er wollte es mir also gar nicht erzählen. Er will meine Hand nehmen, ich weiche jedoch zurück. "Amore... Hör zu. Ich will Ivan Geld anbieten, als Ausgleich zu den Schulden und damit er Lucy vergisst..." versucht er sich zu erklären.

Das fasse ich alles nicht. Er hat mir versprochen, uns zu dem Thema alles zu erzählen.

Ich bin so enttäuscht von Leonardo. Tränen laufen mir runter und vor lauter Wut Klatsche ich ihm eine mit meiner Flachen Hand ins Gesicht. Scheiße tut das weh. Ich bin wirklich gegen Gewalt, aber meine Enttäuschung hat überhand genommen.

Blitzschnell, ohne das irgendjemand reagieren kann, drehe ich mich um. Tränen laufen mir über das Gesicht. Völlig in Gedanken laufe ich hinaus in den Garten. Ich will einfach nur meine Ruhe haben. Er hätte es mir einfach nicht gesagt. Ob Lucy auch Bescheid weiß. Das ist doch alles großer Mist. Als ich wieder richtig zu mir komme, stehe ich vor der Sitz-Lounge im Garten. Eingerahmt in kleinen Lichtern sieht es so romantisch aus. Erschöpft lasse ich mich dort nieder und starre in den Himmel. Wird es jetzt immer so sein. Leonardo bringt sich in Gefahr und ich erfahre davon gar nichts?

Ich merke, wie mich die Müdigkeit einholt. Ich rolle mich auf dem Sofa zusammen und schließe die Augen. Einfach nur etwas Ruhe und nichts hören und sehen.

Irgendwann werde ich durch Stimmen wach. Es ist Lucy's Stimme. Sie ist nicht alleine. Plötzlich spüre ich eine vorsichtige Berührung an meiner Schulter "Süße, da bist du ja. Wach auf, wir haben dich schon überall gesucht," flüstert sie. Ich will sie nicht sehen. Sie wusste es bestimmt auch. Alle wissen Bescheid, nur ich nicht. Zwei starke Arme heben mich hoch. Aber der Duft... Es ist nicht Leonardo. Eigentlich würde ich jetzt gerne vom Arm springen, aber dann müsste ich mit ihnen reden.

Also lasse ich mich ins Schlafzimmer tragen. Vorsichtig werde ich aufs Bett gelegt. Die Matratze neben mir senkt sich. Es ist Lucy, die sich zu mir legt. "Bleib bei ihr. Ich rufe Leonardo an und sag ihm, dass wir sie haben. Dann kann er sich auf den Termin konzentrieren," flüstert Giovanni Lucy zu.

Nachdem er die Tür geschlossen hat, platzt es aus mit heraus: "Leonardo ist zu dem Termin? Und du wusstest die ganze Zeit Bescheid!" Tränen laufen mir wieder das Gesicht hinunter.

Lucy nimmt mich in die Arme. "Shht, ich wusste es vorher auch nicht. Leonardo hat mir erklärt, dass er den Termin nicht absagen kann. Das würde den Russen nur noch mehr Zündstoff geben. Es wird alles gut." Versucht sie mich zu beruhigen und streichelt mir sanft über den Rücken.

"Er hätte es mir einfach verschwiegen. Dabei hat er mir versprochen uns in Bezug auf die Russen einzuweihen!" flüstere ich. "Er wollte dich wahrscheinlich nicht beunruhigen. Er meinte es doch nur gut." verteidigt sie ihn. Sie versteht es einfach nicht, dass ich enttäuscht bin. Daher drehe mich um und versuche zu schlafen. Resigniert schnaubt Lucy und legt sich dann eng an mich gekuschelt an meinen Rücken.

Ich schlafe schnell ein. Dieses ganze Theater raubt mir jegliche Energie. Aber an erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Wirres Zeug schwirrt mit durch den Kopf. Ich sehe Bilder, Leonardo leblos auf dem Boden und Blut überströmt. "Nein..... Leonardo!" reißt mich mein eigenes Geschrei aus dem Schlaf. Lucy ist sofort bei mir und beruhigt mich "Alles gut. Es war nur ein Traum!"

"Nein, es war kein Traum. Es war so real!" sage ich und springe aus dem Bett. Schnellen Schrittes laufe ich nach unten. Ich schaue im Arbeitszimmer und ins Wohnzimmer. Aber niemand ist zu sehen. Erschöpft lasse ich mich auf Sofa fallen und starre in die Dunkelheit. "Dreh ich langsam durch?"  sage ich mehr zu mir selbst. Aber Lucy ist direkt neben mir. "Nein, du drehst nicht durch, du machst dir einfach Sorgen. Ich mach uns mal einen Tee!" Sie lässt mich mit meinen Gedanken zurück.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon fast fünf Uhr morgens ist. Meine Unruhe verstärkt sich und ich laufe nervös auf und ab. Lucy kommt stirnrunzelnd mit zwei Becher Tee wieder. "Giovanni hat mir heute Nacht geschrieben, dass er sich Sorgen macht und zusammen mit Enzo zum Club der Russen wollte. Aber das ist auch schon drei Stunden her." erklärt sie. Jetzt wird auch sie unruhig und so sitzen wir eine gefühlte Ewigkeit nebeneinander auf dem Sofa.

Eine weitere Stunde verstreicht. Die Sonne ist bereits aufgegangen und noch immer keinerlei Nachrichten. Gleich wird Luca wach. Was soll ich ihm bloß sagen. Die Haustür geht auf. Lucy und ich springen gleichzeitig auf. "Bon Giorno!" ruft Roberta. Sie schaut uns überrascht an, als wir beiden wie hysterische Weiber angelaufen kommen. "Wir...wir warten auf unsere Männer..." erkläre ich kurz. Sie nickt und wendet sich ab um in die Küche zu gehen. "Ich mache erstmal Frühstück. Das beruhigt die Nerven und piccolo tesoro wird gleich auch wach werden. Er hat immer großen Hunger." lacht sie. Ja Luca hat sie schon voll im Griff.

Gerade als ich nach oben gehen will, um mich frisch zu machen, öffnet sich die Haustür mit einem riesen Knall....

Der Mafia Daddy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt