Teil 85

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Stella

Die erste Nacht war erstaunlich entspannt. Ich konnte einige Stunden schlafen ohne irgendwelche Albträume.  Das nehme ich mal als gutes Zeichen und starte entspannt in den Tag. Lucy und Luca schlafen noch. Also mache ich mich schon mal ans Frühstück. Der Kühl- und Vorratsschrank gibt alles her, was das Herz begehrt. So werde ich ein paar Pancakes machen. Dazu ein bisschen frisches Obst für die werdende Mama. Ich kann es kaum glauben, dass Lucy schwanger ist. Hoffentlich wird Giovanni die Nachricht gut aufnehmen.

Nachdem ich allerlei aufgetischt habe, wecke ich meinen Sonnenschein. Er ist zunächst noch etwas mürrisch, aber mit Aussicht auf Pancakes bekomme ich ihn schnell aus dem Bett. Er läuft wild mit den Armen fuchtelnd durch den Flur und ruft "Pancakes, ich komme....." Lachend laufe ich hinter ihm her. Sein lautes Jubeln hat wohl auch Lucy geweckt. Sie schaut völlig zerzaust aus ihrer Schlafzimmertür. "Guten Morgen Süße. Gut geschlafen?" flöte ich ihr entgegen. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war die Nacht wohl nicht so gut. Nach einer kurzen Umarmung schicke ich sie erstmal unter die Dusche.

Frisch geduscht und etwas munterer kommt sie anschließend in die Küche. Als sie das Frühstück sieht, gehen ihre Mundwinkel nach oben. So genießen wir das Frühstück. "Was machen wir heute?" fragt Luca irgendwann. Puh gute Frage. Lucy räuspert sich. "Wie wäre es, wenn wir in den Ort gehen und ein Eis essen. Ich würde gerne noch eine Besorgung machen." Bei den Worten sieht sie mich eindringlich an. Wahrscheinlich will sie sich endlich einen Test besorgen, um Gewissheit zu haben. Kann ich gut verstehen.

Luca ist begeistert von der Aussicht auf ein Eis, sodass wir uns alle schnell fertig machen. Da wir kein Auto haben, laufen wir zu den Einkaufsmöglichkeiten. Nachdem wir ein Stück durch die Dünen gelaufen sind, erreichen wir die ersten Geschäfte an einer Hauptstraße. Es ist so zauberhaft und idyllisch. In kleinen Holzhäusern befinden sich z.B. Buch- und  Blumenläden. Geschäfte für Surferbedarf und extrem teuer Frauenbekleidung säumen die Straße. An einem Cafe legen wir eine kleine Pause ein. Dort gibt es Kaffee für Lucy und mich und für Luca ein Eis. Gegenüber am Strand gelegen befindet sich ein kleiner Spielplatz. Den erkunden Luca und ich während Lucy die örtliche Drogerie aufsucht.

Irgendwann reicht es uns und wir schlendern zurück zum Haus. Lucy verschwindet direkt ins Bad, während Luca und ich noch etwas den Strand genießen. Wir kuscheln uns gerade auf die Picknickdecke als Lucy mit feuchten Augen auf uns zu kommt. Sie nickt mir eifrig zu, sodass ich mir ein quieken nicht verkneifen kann. Luca bekommt es zum Glück nicht mit. Ich nehme meine beste Freundin fest in den Arm. "Ich freue mich so für euch!" flüstere ich ihr zu. "Ich freue mich auch!" antwortet sie mir. Säufzend lässt sie sich auf die Decke fallen und wir können den ganzen Tag nicht aufhören zu grinsen. Obwohl die Situation so angespannt ist, kann so eine schöne Nachricht einem die Stimmung versüßen.

Am Abend kochen und essen wir noch gemeinsam. Während ich Luca ins Bett bringe, will Lucy wieder den Kamin anmachen. Abends wird es hier ziemlich frisch. Dank der frischen Luft schläft Luca sehr schnell ein. Gerade will ich mir noch eine Strickjacke aus dem Schrank holen, als ich Stimmen von unten höre. Erst denke ich Lucy hat den Fernseher an, aber die Stimme mit russischem Akzent klingt irgendwie realistischer. Ich schleiche mich vorsichtig zur Brüstung. Dann sehe ich es. Vor Lucy stehen zwei Männer, die Waffen auf sie richten. Der eine Mann ist ein etwas älterer Typ mit grimmigen Blick. Er mustert Lucy lüstern und leckt sich eklig über die Lippen. Eine Art Riesenbaby steht an der Tür zur Veranda und schaut nach draußen. "Mein kleines Täubchen, endlich lernen wir uns persönlich kennen. Du bist noch schöner als auf den Fotos." sagt der ältere Typ mit russischem Akzent. Das ist dann wohl dieser Ivan. Wie hat er uns bloß gefunden? "Du warst etwas unvorsichtig deine Kreditkarte in der Drogerie zu benutzen!" lacht er hämisch. Shit shit shit. Natürlich. Was sind wir blöd.

Auf Zehenspitzen schleiche ich mich zurück in mein Schlafzimmer. Aus dem hinteren Schrank hole ich die Pistole und mein Handy. Schnell schalte ich es ein und schreibe Leonardo

SOS. Der Russe ist im Haus und bedroht Lucy! Ich werde dich immer lieben! S.

Irgendwie habe ich das Gefühl, wir kommen hier nicht heile raus. Vorsichtig schleiche ich mich wieder zurück. An Luca's Zimmer bleibe ich kurz stehen und lausche. Es ist alles ruhig und er schläft. Mit einer leisen Bewegung schließe ich seine Zimmertür von außen ab. Dann bewege ich mich zur Treppe. Noch immer steht der Typ vor Lucy. Diese sitzt nun auf dem Sofa und stille Tränen laufen ihre Wangen hinunter. Ich atme nochmals tief durch und spreche mir selber Mut zu. Die Waffe halte ich zitternd in der Hand. Ich darf keine Schwäche zeigen, sage ich mir selbst. Also straffe ich meine Schultern und gehe vorsichtig die Treppe hinunter. Zunächst bemerken mich die Typen nicht.

Als ich an der letzten Stufe ankomme, greift Ivan nach Lucy. "Finger weg!" Brülle ich ihn an und bin selbst von meiner entschlossenen Stimme erschrocken. Beide Typen wirbeln zu mir rum und schauen erstaunt. "Sieh an, noch so eine Hübsche. Da kann ich heute Nacht auch ein bisschen Spaß haben!" Zischt das Riesenbaby und beide Männer lachen. Meine Wut kocht über und mein Puls steigt ins unermessliche. Das Riesenbaby will sich gerade auf mich zu bewegen, sodass ich in Panik gerate. Wie ferngesteuert löst sich ein Schuss. Peng. Ich reiße meine Augen auf und sehe wie Ivan zusammenbricht. Lucy und das Riesenbaby starren mich überrascht an. In dem Augenblick wird die Tür aufgetreten. Enzo steht im Wohnzimmer und erschießt ohne zu zögern das Riesenbaby von hinten. Wie ein schlechter Film läuft die Szene an mir vorbei. Die Waffe lasse ich einfach fallen und sacke zusammen.

Der Mafia Daddy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt