~ 80 ~

9.6K 277 123
                                    

Tag zwei der Lesewoche
(Dienstag)

Melody p.o.v.

„Geht das etwas vorsichtiger?", fragt Kyle zischend und hält sich an die aufgeplatzte Lippe, die Ana gerade mit einem Desinfektionsmittel vollgesogenen Wattepad abgetupft hat.

„Hättest du dich nicht geprügelt, hätten wir das Problem nicht.", meckert Ana Kyle an, die schon die ganze Zeit besorgt Kyles Gesicht mustert, das total entstellt aussieht.

Mason hat echt viel Kraft.

„Mason hat mich provoziert und hat mich einfach random geschlagen und ich lass das nicht auf mir sitzen. Ich habe meinen Stolz zu verteidigen. Ich bin einer der beliebtesten Schüler.", faucht er schnipsend und schlägt meine Hand weg, als ich ihm gerade kurz an die blutende Wunde an der Augenbraue fassen will.

Ich schüttele seufzend den Kopf und schaue meiner Freundin dabei zu, wie sie ein Pflaster nimmt, um das auf Kyles eben noch bluttropfendes Kinn zu kleben.

„Melody, jetzt sag doch was.", schmollt Kyle und schaut mich auffordernd an, womit er mir wohl sagen will, dass ich ihn verteidigen soll, was ich aber nicht tun werde.

Also antworte ich nicht, sondern gebe Anastasia noch ein Wattepad.

„Bist du sauer auf mich?", höre ich Kyles Stimme, die total besorgt und schuldbewusst klingt.

Ich schüttele wieder meinen Kopf auf seine Frage hin und seufze dann auf, während ich mir an die Stirn fasse.

„Ich bin nicht sauer, was aber nicht heißt, dass das okay war.
Ich hab nur leichte Kopfschmerzen.", erkläre ich.

Kyle runzelt die Stirn, als ich seine Hände in die Hand nehme, um seine Knöchel zu versorgen, wobei Ana immer noch mit dem Gesicht des Älteren beschäftigt ist.

„Sollen wir zu einem Arzt? Du bist ganz schön hart auf den Boden gefallen.", fragt er, bevor er zischend seine Hand wegnimmt.

„Nein.", erwidere ich nur, während ich fertig die Augen schließe.

„Baby, wir sind immer für dich da.", haucht Kyle und nimmt mich in den Arm.

Ich erwidere die Umarmung sofort.

„Vergesst mich nicht.", murmelt Ana und umarmt mich dann schmollend von der Seite, was mich lächeln lässt.

„Wie könnten wir dich vergessen, Banana?", sagt Kyle und legt einen Arm um sie.

Ich nicke bloß zustimmend und lächele auf, als Ana sich kichernd von uns löst.

„Ich hab euch echt lieb und bin euch für alles dankbar."

Kyle und Ana schauen sich lächelnd an und wenden ihre Blicke zu mir.

„Wir lieben dich auch.", erwidert Ana und nimmt meine Hände in ihre.

„Du kannst mit uns über alles reden, denn jeder von uns ist für jeden da."

Ich beiße mir auf die Lippe und schaue zu Kyle, der mich mit seinem blauen und geschwollenen Auge anschaut und seufzt.

„Ich bin schwul."

Ana nickt nur und schaut zu mir.

„Willst du mir auch etwas sag-"

„Warte. Interessiert es dich nicht, dass ich hier gerade einfach so zugegeben habe, dass ich auf Männer stehe?", untebricht mein bester Freund meine beste Freundin.

Angesprochene schüttelt den Kopf.

„Erstens habe ich mir schon gedacht, dass du gay bist, denn...Es ist einfach klar. Zweitens leben wir im 21. Jahrhundert, was bedeutet, dass es nichts besonderes ist, wenn du schwul bist. Dass du schwul bist, ändert ja nichts daran, dass du ein Idiot bist."

Kyle fängt an zu kichern bei Anastasias letzten Worten und juckt mir den Schultern.

„Stimmt schon."

Beide schauen nun zu mir, was mich seufzen lässt.

„Ich fasse es kurz. Es ist auch nichts groß besonderes, aber es ist schwer für mich darüber zu reden, weswegen ich überhaupt nicht darüber rede.", murmele ich schluckend und schaue auf meine Hände.

„Lass dir Zeit."

„Sollten wir aber nicht zuerst Kyle behandeln?", frage ich nach einiger Zeit der Stille und versuche somit die Situation zu umgehen.

Ana hebt eine Augenbraue und schaut mich auffordernd an.

„Kyle geht es doch offensichtlich besser, oder?"

Angesprochener nickt mit seinem blauen Auge, was mich leicht belustigt den Kopf schütteln lässt.

„Guck ihn doch an. Sein blaues Auge, die Beule, die Wunden, seine Knöchel und sein müder Gesichtsausdruck sprechen doch für sich selber.", erklärt Anastasia sarkastisch und hält einen Daumen hoch.

Seufzend nicke ich und beiße mir auf die Lippe.

„Ich..."

Kopfschüttelnd atme ich tief durch und fange an zu sprechen

„Mein Vater wurde von Polizisten getötet, nachdem...nachdem er versucht hatte einem dunkelhäutigen Mann zu helfen, der von diesen rassistischen Nichtsnutzen verprügelt wurde. Ich wurde auch stark zugerichtet, aber naja. Er ist davon gestorben."

Anastasia blinzelt einige Male und schaut mich ungläubig an.

„W-Was? Wieso?"

Schulterzuckend schaue ich hoch in ihre grauen Augen und wische mir dabei eine Träne weg, die mir einzelne die Wange runtergelaufen ist.

„Wie gesagt, sie waren Rassisten. Außerdem ist- war mein Vater Mexikaner.", murmele ich und schließe müde die Augen.

„Zwar hat er nie dort gelebt und ist in New York aufgewachsen und groß geworden, aber sein Aussehen hat diesen Leuten wohl gereicht."

Anastasia nickt langsam und zieht mich in ihre Arme.

„Wir behandeln jetzt noch schnell deine Hände und legen uns schlafen. Es ist noch recht früh, aber heute ist eindeutig zu viel passiert und ich bin gestern sehr, sehr spät schlafen gegangen.", redet Ana leise, während sie sich wieder von mir löst, was Kyle und ich mit einem Kopfnicken bejahen.

————

Jup, das war das Kapitel.

Und vielen Dank Leute für die ganzen Kommentare wegen meinem Geburtstag. Das hat mich glücklich gemacht. ✨🥺

Mister FuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt