Narnia

969 25 16
                                    


Endlich kann ich nachsehen was Eric für mich eingepackt hat, denn nun kann er mir meine Tasche nicht mehr wegnehmen. Gut, eigentlich kann er das schon, aber dann könnte ich nichts anziehen und ich bin mir absolut sicher, dass er nicht möchte das ich ohne Kleidung draußen rumlaufe. Das würde ich nämlich auch nicht wollen. Mit der Tasche sitze ich nun auf dem Bett, eigentlich hatte ich ja ursprünglich vor gehabt diese gestern auszupacken. Allerdings habe ich mich dagegen entschieden und einfach den Tag entspannt mit Eric verbracht, wohlgemerkt, ohne auf irgendwelche Amite oder anderen Anführer und ihre Assistenten zu stoßen.

Nun sitze ich hier auf dem Bett nur mit Erics Shirt bekleidet, in dem ich geschlafen habe und mit meiner Tasche neben mir. Eric hingegen sitzt oder eher liegt neben mir und sprüht nur so voller Freude zu dem ersten Treffen der Anführer zu gehen. Ich öffne den Reißverschluss der Tasche und werfe einen Blick hinein. Trotz Transport und harter Landung am Boden ist alles an Ort und Stelle. Ich stehe auf und beschließe eine Inventur vor dem Schrank zu machen, der hier in dem Zimmer steht. Es ist doch viel sinnvoller meine Klamotten gleich in den Schrank zu tun, als erst auf dem Bett zu verteilen, nur um sie dann hinterher wieder in meine Tasche oder in den Schrank zu räumen. Außerdem ist ein Schrank viel übersichtlicher als aus dem Koffer zu leben. „Was machst du da?“, fragt Eric mich als ich die Schranktür öffne. „Gucken, ob das der Weg zu Narnia ist, was denn sonst?“, erwidere ich, da es einerseits offensichtlich ist was ich mit einer bepackten Reisetasche vor einem Schrank mache und zweitens ich gerne Eric ärgere oder provoziere, wie man es nimmt. „Sag Bescheide, wenn du ihn gefunden hast. Da ist es sicherlich besser als hier bei den Gemüsefressern.“ Um meine Aussage zu unterstreichen trete ich in den Schrank, da auf der einen Seite keine Fächer sind, sondern nur eine Stange mit Bügeln ist es gar nicht kompliziert. Ich tue so als wäre dies wirklich ein Weg in eine andere Welt, in eine andere Dimension und schließe die Tür hinter mir. Doch wie sich herausstellt war das ganz und gar keine gute Idee, denn sofort fallen Bilder über mich ein und ein Keuchen verlässt meine Lippen. Bilder, bei denen ich in einem dunklen Schrank gesperrt wurde und nicht mehr hinauskam, weil ich laut meines Erzeugers wieder irgendetwas falsch gemacht habe. Allerdings wurde ich dort eingeschlossen und das ist der Unterschied zu der jetzigen Situation, denn hier habe ich mich selbst in diese Lage gebracht und kann die Tür wieder selbst öffnen. Doch genau hier ist das Problem, denn ich bekomme diese verdammte Tür nicht auf. Ein Film breitet sich vor meinen Augen aus und alles um mich herum fängt an sich zu drehen. „Eric“, keuche ich und drücke erneut gegen die Tür, die sekundenspäter geöffnet wird. „Wohl doch nicht der Weg zu Narnia“, scherzt er als er die Tür öffnet und ich so schnell wie möglich herausstolpere. „Du bist kreidebleich“, stellt er fest und betrachtet mich prüfend, während ich mich mit den Händen auf meinen Knien abstütze, um besser Luft zu bekommen, denn im Schrank hat es sich angefühlt als läge eine schwere Last auf meiner Brust, die meine Atemwege zusammendrückt. „Nur Erinnerungen“, keuche ich woraufhin Eric mich aufrichtet und seine Arme um mich schlingt. „Das wird nicht wieder passieren, du bist in Sicherheit“, sagt Eric. Seine Nähe hilft mir sehr und es fällt mir leichter die Bilder aus meinem Kopf zu verdrängen.

„Halt mich davon ab, falls ich nochmal in einen Schrank steige“, bitte ich Eric, nachdem es mir deutlich besser geht. „Dann müssen wir wohl einen anderen Ort suchen, um nach Narnia zu gelangen“, scherzt Eric wurde daraufhin aber wieder ernst. „Es liegt an diesem Ort, die Tür ging ganz leicht auf und klemmte nicht.“ Da mag er schon recht haben, dieser Ort, meine alte Heimat, ist ein weiterer Triggerpunkt für meine Ängste. Vielleicht habe ich auch nur gegen die Schrankwand gedrückt und deswegen die Tür nicht aufbekommen. „Konfrontationstherapien sollen helfen, seine Ängste zu überwinden. Da ist es doch der ideale Ort um mit allem was hier war endgültig abzuschließen.“  Prüfend blickt Eric mich an. „Das stimmt schon, aber übertreibe es nicht, ja. Wenn du das nächste Mal in einen Schrank kletterst, lass mich dabei sein“, fordert Eric mich auf. „Ich würde dich ja am liebsten mitnehmen, damit du so einen Mist nicht wieder machst“, sagt Eric. Er macht sich Sorgen, das ist irgendwie schon süß und ganz von alleine schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Ich liebe dich“, murmle ich, bevor ich ihn küsse.

Jetzt wende ich mich aber wirklich meinen Klamotten zu und hole die ersten Teile aus meinem Koffer. Ganz oben befinden sich die Pullover, die ich schon herausgeholt habe. Na gut, es sind nicht so viele wie ich geplant hatte einzustecken, aber mit zwei kann ich leben. Es folgte darauf eine lange Hose, Unterwäsche und Socken. „Ich wusste es“, murmle ich. Eric hat zu wenig eingepackt. Die meisten Oberteile sind Croptops, wenn ich mich nicht verguckt habe, hat er nur ein T-Shirt eingepackt, viel zu wenig. Hosen hat er die kürzesten eingepackt die er finden konnte. Dafür hat er an Variation gedacht, denn auch zwei Röcke und Kleider befinden sich in der Tasche. „Was wusstest du, dass ich alles eingepackt habe was du brauchst und sogar etwas mehr, damit du keine Panik schiebst? Das ich fantastische Arbeit geleistet habe?“, fragt Eric und stellt seine Einbildung wieder heraus. „Du bist so eingebildet, ich meine das du das Kürzeste eingepackt hast was du gefunden hast“, stelle ich klar, aber er hat schon recht und ausreichend eingepackt, das muss ich ihn aber nicht noch unter die Nase reiben. Wahrscheinlich hätte ich aber noch mehr eingepackt, man weiß ja nie was alles passiert. „Du siehst heiß darin aus und die Amite sind prüde“, sagt er mit einem leicht diabolischen Grinsen auf den Lippen. „Außerdem bekommst du so mehr Sonne ab und wirst vielleicht mal etwas brauner.“ Oh shit, daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht. „Bevor ich braun werde, werde ich zum Streuselkuchen. Ein Hoch auf die Sonnenallergie“, den letzten Teil sage ich mit einer Spur Ironie in der Stimme. „Ich muss zu Johann und sie um eine Creme bitten, die verhindert etwas das die Allergie ausbricht.“ Mit diesen Worten wende ich mich wieder dem Schrank zu und suche mir etwas zum Anziehen, ohne diesmal hineinzuklettern. Noch bevor das Anführertreffen beginnt muss ich zu ihr und deswegen suche ich sie auf sobald ich mich umgezogen habe.

Endlich ein neues Kapitel

War das eigentlich Narnia mit dem Schrank?🤔

Eine kleine Vorwarnung für euch: es kann sein das ich es nicht schaffen werde jeden Sonntag ein neues Kapitel hochzuladen. Das liegt daran das ich durch den Lockdown vermehrt mit dem PC arbeiten muss und eine hohe Bildschirmzeit habe und deswegen meine Motivation noch länger vor dem Bildschirm zu sitzen und zu schreiben gering ist.

Ein neues Leben bei den FeroxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt