Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in Gus Wohnung. Er scheint mir ziemlich nervös zu sein und allmählich mache ich mir etwas Sorgen. Ist vielleicht etwas vorgefallen als ich nicht da war, was Ann mir nicht erzählt hat? Ich blicke zu ihr rüber, aber sie scheint auch ahnungslos zu sein. Der Weg von der Grube bis zu seiner Wohnung kommt mir unendlich lang vor, dabei ist es eigentlich ein kurzer Weg und ist schnell zu erreichen. An seiner Tür wartet bereits Lia auf uns. Aus ihrer Miene kann ich allerdings nicht ablesen, ob sie weiß, worum es hier geht. Ist sie eingeweiht? Betrifft es sie auch? Hat es etwas mit dem Kuss zu tun? Oder hat sie wie wir ebenfalls keine Ahnung worum es hier geht? Was auch immer es ist, ich werde zu Gus stehen. Er schließt seine Wohnungstür auf und lässt uns eintreten. Ich setze mich mit Lia und Ann auf sein Sofa, während Gus sich auf den kleinen Sessel setzt. „Was ist los Gus? Ich halte diese Ungewissheit nicht aus?“, platzt es aus Ann heraus. Gus reibt sich nervös die Hände. Da ich am nächsten an ihn dran sitze greife ich nach einer seiner Hände, halte sie und drücke sie aufmunternd. „Was es auch immer ist, wir werden für dich da sein“, sage ich und deute auf das Freundschaftstattoo, welches Gus an seinem Arm trägt. Dankend lächelt er mich an. „Ihr wisst gar nicht wie schwer mir das fällt, aber ihr seid meine Familie und ich möchte das ihr die Wahrheit kennt“, bringt Gus heraus. „Ich habe bereits mit Jack darüber gesprochen“, fügt er noch hinzu und macht eine Pause. „Wen hast du geschwängert? Eigentlich fühle ich mich noch zu jung um Tante zu werden, aber ich freue mich für dich“, sagt Ann mit einem Grinsen und bringt Gus dazu aufzulachen. „Niemanden, du wirst noch nicht Tante.“ Gus atmet tief durch. „Ich sag es einfach und dann ist es raus“, beschließt er und schließt für einen kurzen Moment die Augen und atmet ein weiteres mal tief ein und aus. Mut spendend und um ihn ein weiteres Mal zu verdeutlichen das wir für ihn da sind drücke ich seine Hand ein weiters mal. „Ich glaube ich bin Schwul“, bringt Gus mit zittriger Stimme heraus und traut sich nicht so recht uns dabei anzusehen. „Was heißt ich glaube, ich bin mir ziemlich sicher.“ Erleichtert atme ich auf, ich habe gar nicht bemerkt das ich die Luft angehalten habe. Ich habe mir bereits das Schlimmste ausgemalt und sogar gedacht das er vielleicht eine unheilbare Krankheit hat, aber nicht damit. „Gus, jag mir nicht so einen Schreck ein. Ich habe mir Sorgen gemacht“, sagt Ann und ich kann ihre Erleichterung deutlich hören. „Es ist vollkommen egal und es ändert sich nichts. Egal ob du Frauen, Männer oder auch beide Liebst, du bist immer noch Gus“, sage ich, rücke zu ihm und schließe ihn in den Arm. „Liebe ist Liebe und jeder sollte lieben wen er möchte“, sage ich während der Umarmung mit gedämpfter Stimme. Auch Ann schließt sich der Umarmung an und nach einem scheinbaren kurzen Zögern auch Lia. „Du kannst mit uns darüber sprechen, wenn du möchtest und bereit dazu bist“, sagt Ann. „Aber lass dir von niemanden sagen das es nicht normal ist, wir stehen hinter dir und unterstützen dich.“ Wir lösen uns wieder von Gus und setzen uns zurück auf das Sofa. „Das bedeutet mir wirklich viel“, sagt Gus mit brüchiger Stimme und wischt sich die Tränen aus den Augen. „Ihr wisst gar nicht wie viel Angst ich hatte euch dadurch zu verlieren.“
„Das brauchst du nicht“, sagt das erste Mal auch Lia etwas. „Ich würde gerne noch bleiben, aber ich muss zu meiner Schicht.“ Mit diesen Worten erhebt sie sich von dem Sofa und macht sich auf dem Weg. „Lia, warte“, ruft Gus ihr hinterher. „Es tut mir leid, dass ich dich einfach geküsst habe, aber ich wollte dich vor Uriahs Bemerkungen schützen. Mein Outing hat wirklich nichts mit der Sache zu tun.“ Lia lächelt Gus an, doch es scheint ein Hauch von Traurigkeit in ihrem Lächeln zu sein. „Ich weiß“, mit diesen Worten verlässt sie die Wohnung.
Zwischen uns herrscht ein Moment Stille und jeder scheint in seinen Gedanken vertieft zu sein. „Meine Eltern hätten mich nicht so akzeptiert wie ich bin, deswegen hatte ich Angst es euch zu sagen. Ihr bedeutet mir alle viel zu viel als das ich euch verlieren könnte. Ich hatte einfach Angst das ihr mich nicht so akzeptiert wie ich bin. Jack musste mir erst Mut zusprechen und nach der Sache mit Lia dachte ich, ich muss es euch endlich erzählen.“ Ich finde es traurig das einige Leute heute immer noch nicht Homosexualität akzeptieren. Doch glücklicherweise wird es heutzutage mehr akzeptiert, als noch vor den ganzen Kriegen. Niemand sollte sich für seine Liebe schämen. Liebe ist Liebe. „Das tut mir leid“, sage ich, weil ich nicht so recht weiß, was ich dazu sagen soll. Für mich ist es unverständlich, warum sie ihn nicht so akzeptieren würden wie er ist. „Das muss es nicht, ich habe jetzt eine Familie, die mich so akzeptiert wie ich bin und dafür bin ich euch dankbar.“
„Dann kann ich dich und Lia wohl doch nicht verkuppeln“, sagt Ann leise aber mit einem Grinsen auf den Lippen. „Ann!“, rufe ich aus und Gus wird etwas blass. „Tut mir leid, das hätte ich vielleicht nicht sagen sollen.“
„Meint ihr Lia akzeptiert es? Ich habe das Gefühl, das sie sich zurückzieht.“ Deutlich ist seine Sorge in seinen Augen zu erkennen. „Das wird sie“, sagt Ann zuversichtlich und das denke ich auch. „Gib ihr etwas Zeit, es war vielleicht alles zu viel auf einmal“, pflichte ich Ann bei, woraufhin Gus nachdenklich nickt. „Du hättest mich nicht mit Lia verkuppeln können, mal abgesehen davon das ich nicht auf Frauen stehe, sie ist wie eine Schwester für mich die ich nie hatte, das seid ihr alle. Von daher wäre es sehr komisch sie zu daten“, führt Gus zu Anns Thema zurück. „Du unterschätzt mich, Gus.“ Für Gus stand das vielleicht von vornherein fest, doch bei Lia bin ich mir da nicht so sicher, vor allem da sie vorhin etwas traurig wirkte. Sie braucht sicherlich nur etwas Zeit und dann ist wieder alles beim Alten, hoffentlich.
„Jetzt da wir wissen das du auf Männer stehst, können wir ja alle zusammen über die heißen Kerle unserer Fraktion sprechen“, sagt Ann mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Was ist denn dein Typ?“, fragt sie woraufhin Gus die Augen verdreht und leicht rot wird. „Warum habe ich es ihr erzählt?“, fragt Gus mich. „Hey, ich kann dich hören“, erwidert Ann empört. Zusammen verbringen wir noch einige Zeit zusammen in Gus Wohnung, albern herum und erzählen einfach miteinander. Ann ist ziemlich neugierig und versuch die ganze Zeit alles möglich aus Gus herauszuquetschen. Sie stellt ihn Fragen darüber, wann er es gemerkt hat oder auch wie er es gemerkt hat. So viel zum Thema Zeit lassen, doch Gus ist geduldig mit ihr und stellt sich ihren Fragen oder lenkt auf ein anderes Thema hin. Glücklicherweise akzeptiert Ann es und wir wenden uns anderen Themen zu. Ich bin mir sicher sie kann Gus irgendwann noch mehr Fragen stellen, aber er braucht auch erstmal Zeit zum Durchatmen.Jetzt ist es raus
Was hättet ihr gedacht möchte Gus den dreien mitteilen?
Ich finde es ist ein sehr wichtiges Thema, da es leider noch nicht von allen akzeptiert wird.
Bitte sagt mir fals irgendetwas in diesem Kapitel nicht in Ordnung ist, damit ich es ändern kann. Ich möchte niemanden damit verletzen.
Ich hoffe die Message ist klar rausgekommen: Liebe ist Liebe, liebt wenn auch ihr wollt.Ich freue much schon auf das nächste Kapitel (ist tatsächlich auch schon fertig geschrieben) und wie ihr darauf reagiert 😊
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Ein neues Leben bei den Ferox
FanfictionHope ist eine gebürtige Amite. Sie will ihre Fraktion verlassen, da sie Schmerz mit diesem sonst so ruhigen Ort verbindet. Die 16 jährige entscheidet sich für die Ferox. war es die richtige Entscheidung? In der Fraktion, der furchtlosen Kämpfer, ler...