Noch immer sitze ich am Rand des Daches, draußen wird es allmählich dunkel und kühler und ich fange an zu zittern. Ob nun vor Kälte oder von meinen Gefühlen und den ganzen Tränen geschuldet kann ich dabei nicht sagen, aber um ehrlich zu sein ist es mir auch egal. Vor einiger Zeit stoppten die Tränen, was vermutlich daran liegt, das ich alles an Tränenflüssigkeit verbraucht habe. Mein Gesicht spannt an den Stellen an, an denen die salzige Flüssigkeit herabgelaufen sind. Ich fühle mich ganz erschöpft, als hätte ich einen anstrengenden Trainingstag hinter mir. Am liebsten würde ich hier einfach sitzen bleiben und nie wieder weggehen. Seit einiger Zeit sitze ich nun hier und beobachte die, im Vergleich zu mir, glücklichen Menschen, die von hier oben wie winzige Ameisen aussehen. Sie unterscheiden sich nur aufgrund der verschiedenen Farben ihrer Kleidung. Sie haben es alle gut, niemanden von ihnen wurde das Herz gebrochen wie mir und es tut verdammt weh.
Einige Zeit sitze ich noch dort, bis die Stille von einem leisen Quietschen durchbrochen wird. Mir ist vorhin gar nicht aufgefallen das die Tür ein solches Geräusch von sich gegeben hat, als ich sie vorhin geöffnet habe. Moment sagte ich gerade Tür? Schnell fahre ich herum und springe auf, als ich sehe das sich wirklich die Tür geöffnet hat und Eric nun einige Meter hinter mir steht. Ausgerechnet er, die Person die ich am wenigsten sehen wollte. „Wolltest du Springen?“ ,fragt er ruhig und verschränkt die Arme vor der Brust. Fassungslos sehe ich ihn an, nur weil er mir das Herz gebrochen hat und es mir hundselend geht, heißt es noch lange nicht das ich vom Dach springen wollte. „Sehe ich so aus, nur weil du ein Arschloch bist, heißt es noch lange nicht das ich mich vom Dach stürze" ,sage ich mit kratzender Stimme. Erst jetzt fällt mir auf wie trocken mein Hals eigentlich ist, was auch kein Wunder ist bei dem Flüssigkeitsverlust. „Gut, ich habe nämlich keine Lust deine Überreste vom Boden zu kratzen“ ,sagt Eric trocken und betrachtet mich von oben bis unten. „Und du siehst übrigens Scheiße aus.“ Erneute Wut keimt in mir auf, doch ich fühle mich zu Schwach mich mit ihm anzulegen. „Danke gleichfalls" ,sage ich grimmig und marschiere an ihm vorbei Richtung Tür. „Ich bin nur ehrlich und du hast gefragt" ,erwidert Eric und dreht sich zu mir um. „Ich nicht" ,hauche ich erschöpft, in dem Wissen das er mich nicht mehr gehört hat, bevor ich die Tür ins Schloss fallen lasse. Denn Eric sieht alles andere als Scheiße aus, mit seinen eisblauen Augen, den trainierten Körper und den Tattoos. Wären nur seine Absichten nicht die seine, dann wäre alles viel leichter.
Ich brauche dringend ein Umarmung, damit ich mir nicht ganz so ungeliebt und unnützlich fühle wie jetzt gerade. Und so mache ich mich schleunigst auf dem Weg in den Schlafraum und verhindere somit ein erneutes Zusammentreffen mit Eric, der hinter dieser stählernen Tür ist. Doch noch bevor ich durch die Gänge stürme, versuche ich die Spuren der letzten Stunden so gut wie möglich aus meinem Gesicht zubekommen.
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Ein neues Leben bei den Ferox
FanfictionHope ist eine gebürtige Amite. Sie will ihre Fraktion verlassen, da sie Schmerz mit diesem sonst so ruhigen Ort verbindet. Die 16 jährige entscheidet sich für die Ferox. war es die richtige Entscheidung? In der Fraktion, der furchtlosen Kämpfer, ler...