Ein Kräftezehrender Lauf

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Eric kommt mir schon wütend entgegengestapft, bevor ich überhaupt den Ort der unfreundlichen Begegnung erreichen konnte. Weit und breit ist niemand mehr zu sehen, was auch immer hier passiert ist, Eric hat alle in die Flucht geschlagen. „Hey“, begrüße ich Eric, als wir uns begegnen, doch statt irgendetwas zu erwidern brummt oder besser gesagt knurrt er irgendetwas unverständliches vor sich hin und lässt mich links liegen. Mit energischen Schritten und wutverzerrtem Gesicht geht er an mir vorbei. „Wow, heute sind wir wieder die Freundlichkeit in Person. Ist auch schön dich zu sehen, Eric“, erwidere ich mit einem Augenverdrehen und folge ihm einfach. Ob es das schlauste ist ihm jetzt Gesellschaft zu leisten? Vermutlich nicht, doch es ist mir relativ egal und ich habe nichts Besseres zu tun. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwie ihn in eine bessere Stimmung zu versetzen.

„Wie war das Treffen?“, frage ich ihn, nachdem wir in der kleinen Wohnung angekommen sind. Doch statt mir zu antworten wirft er mir einen vernichtenden Blick zu, wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich spätestens jetzt nicht mehr am Leben. Eigentlich könnte ich das jetzt als Warnung sehen, aber tue ich das? Nein, dafür macht es ehrlich gesagt viel zu viel Spaß ihn zu nerven und zu reizen. „Ich nehme an, es war sehr schön und du hattest eine Menge Spaß dich mit deinen Kollegen auszutauschen“, gebe ich ohne eine Spur Ironie wieder. Mir ist durchaus bewusst, dass es so garantiert nicht für ihn war. „Halt einfach die Klappe“, sagt oder eher knurrt Eric durch zusammengebissenen Zähnen. Wäre ich jemand anders, würde ich sicherlich spätestens jetzt leblos über dem nächsten Zaun hängen. Es reicht ja nicht das ich ihn nur auf dem Weg hierher genervt habe, ich kann ja nicht stoppen. „Was ist der Grund für deine super Laune? Hat dich jemand schief angeguckt?“, frage ich und deutet darauf hin das er aufgrund von Nichtigkeiten und grundlos gerne ‚ausrastet'. Statt zu antworten wirft er mir nur einen weiteren vernichtenden Blick entgegen. Mit einer schnellen Handbewegung zieht sich Eric das Shirt über den Kopf und feuert es in eine Ecke des Raumes. Wie kann eine einzige Bewegung, die im Grunde genommen so simpel ist, so viel Macht ausstrahlen, aber gleichzeitig auch nur so von Zorn oder Wut trotzen? Und wie kann man nur so attraktiv sein? Doch jetzt, wo er oberkörperfrei im Raum steht, kann ich deutlich erkennen wie angespannt er ist. Er greift nach seiner Reisetasche, doch lässt sie sofort fallen als ich ansetze erneut etwas zu sagen. Doch ich komme gar nicht zum sprechen, denn Eric stoppt mich, indem er mich kraftvoll gegen die Wand drückt und mir jeglichen Raum, um ihm auszuweichen versperrt. „Du solltest lieber aufhören, sonst vergesse ich mich noch“, warnt er mich, woraufhin ich ihm unbeeindruckt und furchtlos mit erhobenem Kinn betrachte. „Woher willst du denn wissen was ich sagen wollte?“, frage ich ihn. „Mhh, vielleicht weil du versuchst mich die ganze Zeit zu provozieren und ich weiß wie gerne du dich mit mir anlegst.“ Das ist wohl wahr, doch tatsächlich wollte ich jetzt nichts angreifendes oder ähnliches von mir geben, da ich denke das es erstmal reicht und Eric eh schon so angespannt ist und sich scheinbar schon zusammenreißt.  „Und was ist, wenn ich dir sagen wollte wie verdammt heiß ich dich finde?“, frage ich ihn. „Dann werde ich dich davon nicht abhalten", erwidert Eric und rückt immer noch nicht von mir ab. „Nö, das hast du dir jetzt selber verspielt.“ Mir wird bewusst wie nahe wir uns doch beieinander stehen und meine Augen wandern von Erics Augen abwärts zu seinen Lippen und noch tiefer, nur um wieder langsam meinen Blick zu heben. Gedankenverloren knappere ich dabei auf meiner Lippe. Ein Knurren verlässt Erics Kehle und Sekunden später presst er seine Lippen hart auf meine. Ohne zu zögern erwidere ich seinen Kuss und ziehe ihn dichter an mich heran.

Ich weiß nicht wie lange wir an der Wand stehen, doch plötzlich tritt Eric von mir zurück, als hätte er sich an mir verbrannt. Haare raufend kehrt er mir den Rücken zu und lässt mich verwirrt an der Wand stehen. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, frage ich ihn. „Ganz und gar nicht", antwortet Eric knapp. Ich nähere mich ihm an, bis ich hinter ihm stehe und lege meine Hände auf seine Schultern. Ich kann deutlich spüren wie verhärtet seine Muskeln unter meinen Händen sind und fange langsam an seine Schultern zu kneten. „Was ist los?“ Schweigen herrscht zwischen uns, so das ich fast das Gefühl habe das Eric meine Frage nicht gehört hat. Doch als ich sie wiederholen wollte, antwortet Eric mir. „Hätte ich nicht aufgehört, dann hätte ich dich so genommen wie die Tussis im Quartier“, gibt er zu. „Wobei, die habe ich nie geküsst. Sie dienten nur zur Ablenkung, zum runterkommen und Befriedigung“, fügt Eric noch hinzu, mit einer Spur ekel in der Stimme. Ekelt er sich vor sich selbst oder vor seinen ehemaligen Spielgefährtinnen? „Danke für deine Ehrlichkeit", sage ich, wobei ich mich nahezu wie eine Candor anhöre und küsse seine Schulterblätter. „Das bedeutet mir viel zu hören, aber ich kann und möchte für dich da sein“, erinnere ich ihn. „Gut, dann werden wir zwei jetzt laufen gehen“, sagt Eric entschlossen, kreist seine Schultern und geht erneut zu seiner Reisetasche. Kommentarlos tue ich es ihm gleich, nur das ich zu dem Schrank gehe, denn im Gegensatz zu ihm habe ich meine Tasche ausgepackt. Dort suche ich mir meine Sportklamotten zusammen. „Du hast kein Sportoberteil eingepackt", wende ich mich genervt an Eric. Ich wusste doch das es eine schlechte Idee war, das er meine Tasche packt. „Ups", sagt Eric nicht gerade überzeugend mit einem Grinsen auf den Lippen. Das war doch mal wieder so typisch  aber er wird schon sehen was er davon hat. So ziehe ich mir die Sporthose an, die Eric mir eingepackt hat  welche wohlgemerkt die kürzeste ist die ich besitze, und einen Sport-Bh. Ist ja nicht das erste mal das ich so freizügig auftrete, wenn ich so an den einen Kampf mit Josh denke. Doch wiederum stört es mich auch nicht so rauszugehen, vor allem da wir hier bei den Amite sind. Nachdem ich mir noch meine Schuhe zugebunden habe, verlassen wir die Wohnung. Oberteile sind heute wohl überbewertet, denn Eric ist nur mit einer tiefsitzenden Hose bekleidet.

„Was glotzt du so, sieh zu das du Land gewinnst", schnauzt Eric auch schon einen Amite an, noch bevor wir den Stall, über dem die kleine Wohnung liegt, verlassen haben. Erschrocken springt der Junge zur Seite und lässt den kleinen Ballen Stroh fallen, den er getragen hat. Mit hochrotem Kopf wendet er sich von Eric ab und sein Blick liegt dabei kurzzeitig auf mir. Diesen Moment nutze ich um ihm entschuldigend anzulächeln. Er ist noch ziemlich jung und so wie er guckt hat er den Schock seines Lebens bekommen und uns wahrscheinlich vorher gar nicht kommen sehen. Von Erics Worten angetrieben geht der Junge ein paar Schritte um so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, doch dabei übersieht er den Ballen Stroh und landet der Länge nach auf die Boden. „So ein unfähiges Pack", kommentiere Eric das Ganze, der sich mittlerweile schon am Tor der Scheune befindet. „Du verdrehst den Zwergen ganz schön den Kopf“, sagt Eric und fängt an zur Erwärmung in einem langsamen Tempo zu laufen. „Tue ich gar nicht, das liegt an deinem Auftreten und außerdem habe ich mir nicht ausgesucht kein Sportoberteil zu haben. Außerdem bin ich hier nicht die einzige, die viel Haut zeigt", erinnere ich ihn. „Du hättest mir ja auch ein T-Shirt von dir geben können, immerhin hast du keins an.“ „Hätte ich nicht, dann hätte ich ja nichts von diesem Ausblick.“ Kopfschüttelnd laufe ich neben ihn her.

Nachdem wir uns in einem langsamen Tempo warmgelaufen haben, ziehen wir das Tempo etwas an. Mittlerweile befinden wir uns ziemlich weit außerhalb der Siedlung der Amite, und haben somit schon eine gute Strecke hinter uns gebracht, aber die Felder dieser Fraktion befinden sich immer noch zu unseren Seiten. Diese Strecken sich auf einer großen Fläche aus, immerhin müssen die Amite eine gesamte Stadt versorgen. Doch glücklicherweise befinden sich hier keine Arbeiter mehr, was gut ist, da die Chance niedriger ist das sich Eric über sie aufregt. Immer weiter zieht Eric das Tempo an, anfangs kann ich auch gut mit ihm mithalten, aber er wird immer schnelle. Meine Ausdauer und Kondition ist gar nicht so schlecht aber so schnell wie Eric kann ich einfach nicht laufen und es zerrt ganz schön an meinen Kräften. Ich erinnere mich das ich beim Ausdauerlauf, den wir während meiner Initiation gemacht haben, einer der vordersten war und direkt hinter Eric gelaufen bin, aber das ist hiermit nicht zu vergleichen. Eric sprintet schon förmlich den Weg lang und es sieht so aus als würde ihm das gar nichts ausmachen. Ich hingegen fange bei dem Tempo, auch wenn ich langsamer bin als Eric, langsam an wie ein Walross zu schnaufen. Ich werde immer langsamer und bleibe letztendlich stehen. „Schwächelt du schon?“ ,ruft Eric aus einiger Entfernung als er mitbekommen hat das ich ihn nicht mehr folge und läuft auf einer Stelle weiter. „Kann ja nicht jeder so besessen sein und wie ein wahnsinniger rennen“, erwidere ich schnaufend. „Halt einfach die Klappe und lauf weiter, ich werde mich irgendwo in den Schatten setzten“, weise ich ihn an. „Wir wollen ja nicht das du wieder umkippst und ich dich das ganze Stück zurück tragen muss", sagt Eric mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen und spielt auf den Ausdauerlauf an, bei dem ich umgekippt bin. „Gegen getragen werden habe ich nichts, aber jetzt halt deine Klappe und lauf weiter.“ Daraufhin gebe ich Eric keine Chance etwas zu erwidern, denn er nimmt keine Befehle von andern an. Doch ohne auf eine Reaktion zu warten, drehe ich mich um und laufe in die andere Richtung. Irgendetwas erwidert Eric doch ich kann es nicht verstehen, was ich aber weiß ist das er mir nicht folgt und seine Runde weiter läuft.


Hey,

Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt es wieder ein neues Kapitel.
Um ehrlich zu sein konnte ich mich nicht entscheiden warum Eric diesmal ausgerastet ist und das hat mich irgendwie daran gehindert weiterzuschreiben.

Würdet ihr es aushalten mit Erics schnellem Tempo mitzuhalten?
Ich würde ja nach den ersten Metern wie ein schnaufendes Walross auf dem Boden liegen 😅

Ich habe ein neues Buch erstellt, dort werde ich von Zeit zu Zeit Oneshots zum (erstmal nur) Divergent-Universum hochladen. Vielleicht hat ja jemand Interesse, ich würde mich freuen.

Vielen Dank und bis zum nächsten Mal
LG jule

Ein neues Leben bei den FeroxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt