Die Realität

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Du denkst alles ist wunderbar und perfekt. Du fühlst dich wohl und bist zum ersten Mal überhaupt richtig glücklich. Du scheinst endlich angekommen zu sein. Doch dann schlägt die Realität zurück. Sie schlägt dich mit voller Härte mitten in dein Gesicht. Es war alles viel zu schön, um wahr zu sein. Von daher hätte mir von Anfang an bewusst sein müssen, dass es einen Hacken geben muss. Ich hatte noch nie in meinem Leben Glück, warum sollte ich es jetzt haben?

Mit zitternden Händen versuche ich meine Wohnungstür aufzuschließen, um endlich alleine zu sein, um den Tränen, die in meinen Augen schimmern, freien Lauf zu lassen. Durch meine verschwommene Sicht und meinen zitternden Händen brauche ich mehrere Versuche, um die Tür endlich zu öffnen. Schnell husche ich hinein, knalle die Tür hinter mir zu und lasse mich an dieser entlang auf den Boden gleiten. Nun kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und sie laufen mir wie kleine Bäche über mein Gesicht. Die Trauer erfüllt meinen Körper und mein Herz fühlt sich an, als würde es in tausend Stücke zerspringen. Vor meinem inneren Auge tauchen immer wieder die Bilder von Eric und Lauren auf. Von Eric und Lauren wie sie sich in der Trainingshalle vor meinen Augen küssen, aber auch die Bilder von den beiden im Gang, wo ich sie in flagranti erwischt habe. Bilder, die ich eigentlich schon längts, verdrängt habe, dachte ich zumindest. Doch durch das eben Gesehene kehren sie wieder in meinen Kopf zurück. Ich fahre mit den Händen über mein Gesicht und winkle meine Beine an. Wie konnte ich nur so dumm sein. Er ist mir noch nicht einmal hinterhergelaufen, stattdessen ist er bei ihr geblieben. Ich lasse meine Hände in meine Haare gleiten und lehne meinen Kopf gegen meine Knie. Die Trauer, die meinen Körper befällt, vermischt sich nun mit Wut und Zorn. Mit Wut auf mich selbst, weil ich so dumm war, aber auch auf Eric und Lauren. Doch vor allem gilt diese Wut Eric. Er ist es, der mich mal wieder verletzt hat. Aber auf der anderen Seite war ich leichte Beute für ihn. Es ist meine Schuld, es ist immer meine Schuld. Ich hätte viel aufmerksamer sein sollen. Vielleicht hätte ich Laurens Worte mehr Glauben schenken sollen. Ich habe immer gedacht das sie mich provozieren wollte, aber vielleicht wollte sie mir auch die Augen öffnen. Nein, das wollte sie nicht. Sie ist eine hinterhältige Schlange. Am liebsten würde ich meine Faust hart in ihr Gesicht schleudern. Ich würde am liebsten Eric eine verpassen und ihn so wehtun, wie er mir weh getan hat. Aber vielleicht habe ich all das auch verdient. Hat mein Vater etwa recht und keiner wird mich je lieben? Ich versuche diesen Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen, es stimmt nicht. Ich möchte nicht zurück in alte Gewohnheiten verfallen. Vielleicht ist es nicht Eric der mich liebt, aber ich bin es trotzdem wert geliebt zu werden. Ich liebe mich und das ist schon vollkommen genug. Die Wut drängt die Trauer in mir immer weiter zurück, doch ich bin mir sicher, dass diese mit voller Wucht wieder kommen wird. Am liebsten würde ich jetzt etwas zerstören.

Ich weiß nicht, wie lange ich hier auf den Boden sitze. Es könnten einige Sekunden sein oder Minuten, wenn nicht sogar Stunden. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Ein lautstarkes Klopfen an der Tür, welches diese zum Vibrieren bringt, reißt mich aus dem Tunnel an Gedanken, welcher durch meinen Kopf geht und holt mich in das Hier und Jetzt zurück. Ich weiß genau wer auf der anderen Seite steht, doch ich will ihn nicht sehen. Ein erneutes Klopfen ertönt und ich kann anhand des Geräusches genau hören wie aufgebracht er ist. Dabei hat er keinen Grund aufgebracht zu sein, den habe ich, denn er ist derjenige der eine andere Frau geküsst hat. „Verdammt Hope, öffne die Tür", ruft Eric von der anderen Seite aus. Doch ich bewege mich kein Stück und bleibe auf dem Boden an der Tür angelehnt sitzen. Ich werde sie nicht öffnen. Ich bin nicht bereit ihn jetzt unter die Augen zu treten. Er wird versuchen mich wieder um seinen Finger zu wickeln und ich weiß nicht, ob ich jetzt die Kraft habe mich dem zu widersetzten. Ich brauche Abstand und Zeit für mich. Auch wenn es mir schwer fällt, muss ich erst einmal runterkommen. Doch Eric ist dabei keine große Hilfe und er sogt nur noch weiter dafür das meine Faust mit seinem Gesicht Bekanntschaft schließen möchte. Er versucht es erneut mit Klopfen und gibt dann ein genervtes Schnauben von sich. Erleichtert atme ich auf, als ich höre wie sich seine Schritte von meiner Tür entfernen. Meine Hände, die bis eben noch in meinen Haaren vergraben waren, schließen sich jetzt um meine Beine und ich lehne den Kopf gegen die Tür. Meine Augen die ich, bis eben geschlossen gehalten habe, öffne ich jetzt und mein Blick fällt auf die Tür, die meine Wohnung mit Erics verbindet. Sofort schießt mir der Gedanke in den Kopf, dass diese offen ist und Eric wahrscheinlich jede Sekunde hereinplatzen wird. Blitzschnell rapple ich mich auf und eile zur Tür, um diese Abzuschließen. Eric meinte das er keinen Schlüssel für sie hat, doch dies glaube ich ihn nicht. Er liebt Kontrolle, da wird er sicherlich noch einen weiteren Schlüssel haben, von daher wird ihn diese abgeschlossene Tür nicht lange aufhalten. Ich muss irgendetwas vor die Tür stellen, vielleicht einen Schrank oder auf eine andere Weise die Tür verriegeln. Am besten ich mauere sie später zu. Doch bevor es dazu kommen kann, muss ich sie erst einmal abschließen. Ich erreiche die nur leicht angelehnte Tür und schließe sie mit einem lauten Knall. Nur noch abschließen. Doch so weit kommt es erst gar nicht, denn die Türklinke wird heruntergedrückt und Eric versucht die Tür zu öffnen. Mit aller Kraft stemme ich mich dagegen und versuche sie geschlossen zu halten. Eric ist allerdings viel stärker als ich, sodass meine Chancen gegen Null gehen. Imme wieder beschimpfe ich ihn, während ich mich mit aller Kraft dagegen anlehne. Doch Eric öffnet die Tür mit Leichtigkeit, als hätte ich gar nicht protestiert und alles gegeben, um dies zu verhindern.

Eric tritt in meine Wohnung und meine Wut auf ihn wird immer mehr. Wie kann er es nur wagen. Erst küsst er Lauren vor meinen Augen und nun dringt er auch noch in meine Wohnung ein, obwohl es offensichtlich ist, dass ich ihn nicht hierhaben möchte. „Verschwinde, ich will dich nicht sehen", fauche ich und versuche so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen. „Lass uns darüber reden", ignoriert er meine Aussage komplett. „Mit dir reden?", lache ich spöttisch auf. „Du machst hinter meinen Rücken, nein sogar genau vor meinen Augen, mit Lauren rum und jetzt willst du mit mir reden? Du bist so lächerlich, Eric." Die Wut kocht förmlich in mir und ich balle meine Hände zu Fäusten. „Willst du mir etwa wieder weiß machen, dass da nichts ist? Damit ich Dumme wieder bei dir bleibe? Damit du hinter meinen Rücken mit ihr und mit weiß ich wie vielen anderen Tussis rummachen kannst? Weißt du was, ich gehe, denn der gute Anführer spielt ja lieber seine Spiele weiter", mache ich meine Wut freien Lauf. Ich mache mich daran zu gehen und will regelrecht davonstürmen. Es ist meine Wohnung und ich sollte mich nicht von ihn vertreiben lassen, doch er ist nicht bereit zu gehen und ich bin nicht bereit das jetzt mit ihm zu klären. Viel lieber möchte ich jetzt meine Ruhe haben und mich in meinem Selbstmittleid baden. Doch so weit kommt es gar nicht, denn Eric packt mich am Handgelenk und hält mich fest. Ich zerre an meinen Arm und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch scheitere kläglich. „Fass mich nicht an!", fauche ich ihn entgegen und zerre weiter an meinen Arm. „Du bleibst hier, bis wir das geklärt haben", erwidert Eric in einem ähnlichen Tonfall und verstärkt seinen Griff nur noch weiter. „Ich muss nichts mit dir klären, ich weiß ganz genau was ich gesehen habe und jetzt wird mir auch einiges bewusst. Lass. Mich. Los." Doch Eric lässt nicht los. Ich kann so viel an meinen Arm zerren, wie ich will, er lässt mich nicht los. Ich kann ihn an den Kopf werfen was ich möchte, doch er lässt nicht von mir ab. Ein frustrierter Laut dringt aus meinem Mund und ich stampfe wie ein Kind wütend auf den Boden auf. Am liebsten würde ich ihn eine verpassen, dieser Kerl bringt meine gewaltsame Seite zum Vorschein. Ich bin so voller Wut und Adrenalin, dass ich es einfach mache. Es ist mir egal ob ich es später bereue oder nicht, denn im Moment fühlt es sich genau richtig an. Manchmal ist Gewalt doch die Lösung. Wie erwartet landet meine Hand nicht in sein Gesicht, stattdessen fängt Eric sie ab und schlingt seine Finger ebenfalls um mein Handgelenk. „Ganz schlechte Idee", knurrt Eric. Nun stecke ich eindeutig in der Klemme. Ich habe es nicht geschafft meine eine Hand aus seinem Griff zu befreien, wie soll ich denn jetzt beide Hände befreien? Doch Aufgeben gibt es nicht. „Das ist wieder einmal so typisch, alles muss immer nach deiner Nase gehen", bringe ich fauchend heraus. „Wenn du mir zuhören würdest, dann müsste ich dich auch nicht festhalten", erwidert Eric. „Schonmal daran gedacht, dass ich dir nicht zuhören möchte?" Darauf geht Eric nicht ein, stattdessen dreht er uns und schiebt mich weiter nach hinten, bis ich die Wand an meinem Rücken spüre. Endlich lässt er meine Handgelenke los, doch komme ich trotzdem nicht von hier weg, da er mich zwischen sich und der Wand einkesselt. Ein erneuter frustrierter Laut dringt aus meiner Kehle. Es ist wieder einmal so typisch. Wie egoistisch kann dieser Typ nur sein. „Das ist Freiheitsberaubung", sage ich trocken und verschränke die Arme vor der Brust. Ich muss es gar nicht erst versuchen, denn ich weiß auch so dass ich hier nicht wegkomme. Doch trotzdem habe ich das Bedürfnis mein Knie in seinen Schritt zu rammen. Ich blicke nach unten, um ungefähr abzuschätzen, wie ich mein Knie in die Höhe schnellen lassen muss, um mein Ziel zu treffen. „Das solltest du nicht tun", sagt Eric, der scheinbar meine Gedanken gelesen hat. Wieder einmal wird mir bewusst, dass ich ein offenes Buch für ihn zu sein scheine, während ich aus ihm nicht wirklich schlau werde. „Was ich tun sollte und was nicht entscheide immer noch ich. Du solltest mich allerdings durchlassen, ich habe keine Lust auf deine Spiele." Ich verwerfe den Gedanken daran, mein Knie in seinen Schritt zu rammen, aber ich würde jeder Zeit wieder dahin zurückkehren. „Du kannst gehen, wenn wir das hier geklärt haben."




Hey,
da bin ich wieder. Es tut mir wirklich, wirklich Leid dass so lange kein neues Kapitel mehr kam. Ich habe schon ein leichtes schlechtes Gewissen, aber hier bin ich.

Was denkt ihr, wie geht es weiter?
Sollte Hope Eric stillschweigend zuhören oder sollte sie versuchen ihn aus ihrer Wohnung zu treiben oder selbst gehen?

Ich habe mich so auf dieses Kapitel gefreut, doch es fordert mich wirklich beim schreiben. Ihr wollt gar nicht wissen wie oft ich dieses Kapitel gelöscht habe und wieder von vorne geschrieben habe. Eigentlich sollte dieses Kapitel länger werden, aber ich habe mich nun dazu entschlossen hier einen Cut zu setzen und euch nicht noch länger warten zu lassen. Mit diesem Teil bin ich relativ zufrieden, aber ich hänge an einem "Übergang" fest und komme nicht wirklich weiter. Ich hoffe ich kann dieses Problem zeitnahe lösen.

Vielen Dank für eure Geduld.
Bis hoffentlich zum nächsten mal.

Lg jule

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