Als der Zug allmählich langsamer fährt, scheinen sich die meisten von ihrem Schock erholt zu haben und wenig später springen wir alle aus den fahrenden Zug. Dieses berauschende Gefühl dabei ist einfach fantastisch, der kurze Moment der Schwerelosigkeit und das wehen der Haare. Ohne Probleme fange ich meinen Sprung ab und sehe mich um. Erst jetzt realisiere ich wirklich wo wir sind und mein Herz fängt an wie wild zurasen. Vor uns erhebt sich gen Himmel eine riesige Wand aus Beton und darauf mehrere meterhohe Metallgeställe, die allesamt mit Wegen verbunden sind. Dabei geht es mehrere Etagen hoch, sodass der Zaun wie wir ihn nennen, höher ist als jedes Gebäude unserer Stadt. Doch nicht der Zaun lässt mein Herz wie verrückt schlage, das gigantische Konstrukt sorgt auch nicht für die Gänsehaut die sich auf meinem ganzen Körper ausbreitet. Was hinter dem Zaun liegt ist daran schuld. Wäre das riesige Tor im Zaun nicht, hätte ich nicht gewusst wo wir uns am Zaun befinden. Aber es ist da und der gesamte Zaun hat nur dieses eine Tor. Das Tor was die Stadt von dem Gebiet der Amite trennt, was mich von meiner Vergangenheit trennt. „Nein", hauche ich und starre den Zaun an, als wenn ich durchgucken könnte. All die Bilder fallen über mich herein, all die schlechten Erinnerungen, all die schlechten Gefühle. „Alles gut Hope, dir wird nichts passieren" ,sagt Gus und schließt mich in seinem Arm. „Du bist kreidebleich" ,sagt Ann mitfühlend und kneift mir in die Wangen. „Damit du wieder Farbe ins Gesicht bekommst" ,erklärt sie mir. „Du musst stark sein, zeige nicht deine Angst, das macht dich angreifbar." Wie in Trance nicke ich und löse mich vorsichtig von Gus. Alle versammeln sich um Eric, wir müssen es auch machen um nicht aufzufallen. „Heute gucken wir uns eine der langweiligsten Arbeiten an die ein Ferox ausführen kann. Glückwunsch die Rangniedrigsten von euch können sich keinen Job aussuchen, ihr werdet hier arbeiten und vergammeln" , erklärt Eric gelangweilt und gleichzeitig spöttisch, zeigt mit einer ausladenden Bewegung auf den Zaun hinter sich. Hope konzentriere dich, dir wird nichts passieren. Du bist eine Ferox und Ferox sind stark, haben keine Ängste und stellen sich alle Gefahren. Er wird dir nichts antun, er kann dir nichts antun. Konzentriere dich auf deine Umgebung und denke nicht daran was war. Als du durch den Zaun gegangen bist, hast du auch deine Vergangenheit dort gelassen und du wirst nicht wieder hindurch gehen. All das rede ich mir ein und tatsächlich beruhige ich mich etwas. Das und meine Freunde die dicht neben mir stehen und mir teilweise beruhigend über den Rücken streichen helfen mir dabei mich zu entspannen. Ich atme tief durch und konzentriere mich auf meine Atmung. „Ihr werdet heute etwas über die durchaus spannende Arbeit der Ferox am Zaun lernen und zum Schluss werden wir alle" ,dabei blickt er mit Spott zu Four, der sich kleinlaut duckt, „den Zaun hinaufklettern." Bei diesen Worten werde ich hellhörig. Den Zaun hinaufklettern? Das wollte ich schon immer mal machen. Seit meiner Kindheit habe ich den Zaun täglich gesehen und seit dieser Zeit wollte ich schon immer einmal hinauf und die Welt, auch wenn sie für mich die meiste Zeit über düster war, von oben sehen und nun habe ich die Gelegenheit dazu. Diese Aussicht berauscht mich regelrecht und lässt mich fast meine zuvor eingetroffenen Angstzustände vergessen.Unserer Gruppe nähert sich ein weitere Ferox, in voller Kampfausrüstung wohlgemerkt. Er ist groß, kräftig gebaut und stellt sich zu Eric. „Schicke Frisur, ist das der neuste Trend im Hauptquartier?" ,fragt der Unbekannte ihn und mustert amüsiert seine Haare. „Ich würde von einem Einhorn angekotzt" ,knurrt Eric und mustert mich dabei kurz. War das gerade wirklich eine Anspielung auf mich? Mir geht die gestrige Situation durch den Kopf und letztendlich bin ich mir da doch ziemlich sicher, warum sonst sollte er mich dabei mustern. Leicht muss ich schmunzeln, was auch damit zusammenhängen das mir gerade wieder auffällt was das für eine super Idee war mit dem Glitzer. Hier in der vollen Sonneneinstrahlung reflektieren die einzelnen Partikel das Licht noch viel mehr und sein Haupt funkelt, strahlt und glitzert wie verrückt. Es könnten gefühlt nicht mal vier Diskokugeln mit ihm mithalten. Die beiden Männer unterhalten sich noch kurz, dabei sehen sie ziemlich vertraut aus, auch wenn Eric sich durch seine Art höher stellt und ziemlich genervt und gelangweilt wirkt. Ob die beiden sich näher kennen? Vielleicht haben sie zusammen ihre Initiation gemacht, denn der Unbekannte scheint im gleichen Alter zu sein wie Eric und Four.
„Ich bin Derrick", stellt sich der Unbekannte vor. „Ich arbeite seit ein paar Jahren hier und habe praktisch das Sagen hier am Zaun." Ist es komisch das ich ihn vorher noch nie gesehen habe, oder es einfach vergessen habe? Ich erinnere mich aus meiner Zeit auf der anderen Seite des Zaunes, an ein paar Ferox, die tagtäglich am beziehungsweise auf dem Zaum gearbeitet haben, doch an Derrick kann ich mich nicht erinnern. „Wie ihr sicherlich schon wisst, werdet ihr heute denn Alltag eines Ferox, hier am wunderschönen Zaun erleben" ,erklärt er uns und tut dabei so, als wäre es das beste was es gibt. „Wunderschön" ,sagt Eric spöttisch und spuckt das Wort schon praktisch aus. „Keine Sorge Eric, nichts kann gegen deine Schönheit ankommen", erwidert Derrick und klopft Eric auf den Rücken, woraufhin dieser nur eine Augenbraue hochzieht. „Abflug, lasst uns diesen Mist hinter uns bringen", gibt Eric sichtlich genervt von sich. Ich kann es verstehen das er sich was besseres Vorstellen könnte, als hier auf uns aufzupassen, aber da müssen wir alle durch und wir sollten das Beste daraus machen.
Als wir uns den Zaun nähern fängt mein Herz wieder schneller an zu rasen und ich balle meine Hände zu Fäusten. Durch Atmung und positiven Gedanken versuche ich dagegen anzukämpfen. Ich sehe es positiv, da das hier ein weiterer Schritt ist mit der ganzen Geschichte letztendlich abzuschließen und alles hinter mir zu lassen. Es kann mich nur stärker machen und mit jeden Schritt stelle ich mich meiner Angst. Nie hätte ich damit gerechnet, das es mich so sehr treffen würde, da ich ihn noch nicht mal gesehen habe. Allein das Wissen das er auf der anderen Seite des Zauns ist, löst all das in mir aus, all die Erinnerungen und es wird Zeit all das letztendlich hinter mir zu lassen.
Wir nähern uns einer weiteren Gruppe Ferox, die kurz vor dem gigantischen Zaun stehen. Derrick stellt alle der sechs Ferox namentlich vor, allerdings habe ich sie gleich wieder vergessen, da ich den Kopf in den Nacken lege und hinauf zu der Spitze des Zauns sehe. „Wir informieren euch jetzt über den Zaun und werden danach auf unsere Arbeit hier eingehen, macht es euch ruhig bequem" ,berichtet uns Derrick und deutet mit einer Handbewegung auf den Boden. Wie auf Kommando lassen sich alle von uns auf den Boden fallen, woraufhin Eric sich augenverdrehend gegen den Zaun lehnt und die Arme verschränkt.
So beginnen die langweiligsten Stunden seit Ewigkeiten. Die hier arbeitenden Ferox berichten über ihre Arbeit als wäre es das spannendste auf der ganzen Welt, doch es ist überhaupt nicht spannend. Die meiste Zeit stehen sie irgendwo am oder auf dem Zaun und bewachen alles. Doch hier gibt es so gut wie nichts zutun, ab und zu stiften Fraktionslose hier für Unruhen, aber dies ist auch wirklich selten. Es ist so langweilig und wir haben nichts zutun außer diesen zähen Ausführungen zu lauschen. Ich war kurz davor aus den hier auf der Wiese wachsenden Pflanzen einen Blumenkranz zu flechten, aber das wäre zu sehr Amite gewesen und genau das bin ich nicht mehr. Also bleibt mir nichts anderes übrig als die Gegend zu betrachten und meine Mitmenschen zu beobachten. Dabei stelle ich fest das es nicht nur mir so geht, die meiste der Initianten sehen verträumt durch die Gegend herum, einige haben es sogar gewagt sich hinzulegen, diese wurden aber sofort von Eric angeschnauzt, da sie um es nett auszudrücken sich auf der falschen Seite des Zaunes für so etwas befinden. Immer wieder blieben Erics Augen an mir hängen, doch sein Blick blieb undurchdringbar, sodass ich nicht weiß ob er es einfach nur aus Langeweile tat und uns alle beobachtet oder ob es andere Gründe hatte. Letztendlich hatte Eric die ganze Sache mit den Vorträgen abgebrochen und wie wild über die Unfähigkeit und Nutzlosigkeit der hier arbeitenden Ferox gewütet, sodass wir jetzt an dem Punkt der Tagesordnung angekommen sind, an dem wir eine Führung bekommen und endlich den Zaun erklimmen können.
Was denkt ihr passiert alle am bzw. auf dem Zaun?
Ich habe noch eine Frage an euch, bei der ihr mir gerade wirklich helfen könntet: Angenommen Eric wäre eifersüchtig, wie würde er eurer Meinung nach reagieren und was würde er machen?
Wow, so viele Kommentare wie beim letzten Kapitel habe ich hier noch nie bekommen, vielen Dank ❤
Ich würde am liebsten alle Kapitel hochladen die ich bis jetzt vorgeschrieben habe, ich bin so gespannt was ihr zu denen sagt🙉
Bildquelle:
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Ein neues Leben bei den Ferox
FanfictionHope ist eine gebürtige Amite. Sie will ihre Fraktion verlassen, da sie Schmerz mit diesem sonst so ruhigen Ort verbindet. Die 16 jährige entscheidet sich für die Ferox. war es die richtige Entscheidung? In der Fraktion, der furchtlosen Kämpfer, ler...