Lauren

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Die erste Woche nach der Ankunft im Hauptquartier ist bereits zu Ende und auch die zweite nähert sich dem Ende an. Nur noch heute und morgen und dann ist endlich Wochenende. Ein Wochenende, bei dem ich nicht Lauren sehen muss. Diese Frau treibt mich noch in den Wahnsinn. Wie gewohnt macht sie mir das Training besonders schwer. Sie ist gehässig zu mir und ist der Meinung das ich alles falsch mache und nichts kann. Es hat sich also nichts verändert und ist so wie immer. Ich weiß auch nicht was ich dieser Frau angetan habe, dass sie mich so behandelt. Ich versuche es hingegen nicht an mich heranzulassen, doch trotzdem bringt sie mich regelmäßig auf die Palme und so sind schon einige Auseinandersetzungen zwischen uns entstanden, ganz zur Freude von Henry. Da nur wir beide diese Ausbildung absolvieren, geschieht vieles scheinbar zu seinem Vorteil, denn er macht alles richtig und ist der Liebling von Lauren. Wenigstens entscheidet sie nicht wer nächstes Jahr an der Ausbildung der Initianten als Trainer teilnimmt. Wenn sie es tun würde, würden meine Chancen gegen Null gehen. Doch nicht nur Lauren scheint mich zu hassen, denn auch Henry stichelt immer wieder mit mir. Um genau zu sein tut er das ja schon seit Beginn der Ausbildung, doch es ist mir komplett gleichgültig was er von mir hält. Ich mache das hier nicht um neue Freunde zu finden. In der Woche, die ich bei den Amite verbracht habe, habe ich scheinbar etwas verpasst, denn mir ist aufgefallen wie vertraut Lauren und Henry miteinander umgegangen sind. Es hat sich herausgestellt, dass die beiden miteinander schlafen oder es zumindest getan haben. Dies hat mir Henry unverblümt mitgeteilt. Wollte ich es wissen? Nein, wollte ich nicht. Es ist mir vollkommen egal, doch er hat mir sogar eine Begründung dafür genannt. Seiner Meinung nach ist dies die einzige Möglichkeit mit mir mitzuhalten oder zumindest, um hinterherzuziehen, da ich mich ja angeblich bei Eric hochschlafe. So ein Schwachsinn. Aber schön zu wissen das er denkt das ich besser bin und er hinterherhängt. Das ist doch ein deutliches Zeichen seiner Schwäche, oder etwa nicht?
Auch einige Gerüchte über mich und Eric sind verstärkt im Umlauf, immerhin bin ich die Erste die Eric mitgenommen hat. Ich habe das Gefühl, das sie mir aus diesem Grund mehr Respekt zollen als davor. Sicherlich tuscheln viele hinter meinem Rücken und beobachten mich oder werfen mir gehässige und zornige Blicke zu, doch ich habe es mir deutlich schlimmer vorgestellt. Ich versuche all dies zu ignorieren und konzentriere mich auf das Wesentliche.

„Statt faul bei den Amite zu liegen, hättest du lieber trainieren sollen“, ertönt eine gehässige Stimme von der Seite, als ich auf einen der Boxsäcke einschlage. Doch ich sage nichts dazu und lasse sie einfach reden. Stattdessen stelle ich mir Laurens Gesicht auf dem Boxsack vor und schlage kräftiger auf diesen ein. Wie gerne ich meine Faust in ihr Gesicht schlagen würde, damit sie mal die Klappe hält. „Du denkst auch du bist etwas Besonderes, weil Eric dich mitgenommen hat, aber weißt du was, das bist du nicht.“ Sie macht eine Pause und stellt sich zu mir an die Seite und betrachtete mich abschätzig. „Du bist so dumm und denkst Eric gehört dir. Ich weiß nicht was er an dir findest, aber ich weiß das er dich nur ausnutzt und mit vielen anderen Frauen zusammen ist. So dumm wie du bist, bemerkst du es noch nicht mal.“ Sie sollte lieber aufpassen, wie weit sie geht, ich würde auf jeden Fall nicht zurückschrecken und ihr eine verpassen. Doch höchstwahrscheinlich ist genau das, was sie will. Sie will vermutlich das ich Ausraste und auf sie losgehe damit sie mich als unkontrolliert darstellen kann. Dies werde ich ihr aber mit Sicherheit nicht erfüllen, auch wenn ich es gerne würde. „Dein Leben muss echt langweilig sein, wenn du dich so für meins interessierst“, kontere ich in einem gelangweilten Tonfall. „Eric gehört mir, hast du mich verstanden Schlampe“, droht sie mir. „Guck mal in den Spiegel, dann siehst du wer hier die Schlampe ist.“ Sie scheint sprachlos zu sein, denn sie funkelt mich wütend von der Seite an. „Hast du nichts Besseres zu tun als mich anzustarren?“, frage ich sie in einem gespielt zuckersüßen Ton. Wenn sie sich zuerst auf mich stürzt, wäre es schließlich Selbstverteidigung und sie könnte mich nicht in das Schlechte Licht stellen. Auch wenn sie es vermutlich so darstellen wird und Henry als Zeugen nimmt. Dieser befindet sich allerdings außerhalb unserer Reichweite, aber ich bin mir sicher, dass er vollkommen in der Macht von Lauren steht. „Du bist machthungrig und versuchst Eric ausnutzen, aber ich werde dich fertigmachen“, knurrt sie. „Viel Spaß“, wünsche ich ihr. Noch widersprüchlicher geht es doch kaum noch, ob sie sich selbst zuhört. Erst nutzt Eric mich aus und jetzt nutze ich ihn aus. „Aber an deiner Stelle würde ich es mir gut überlegen, wenn du das denn überhaupt kannst. Mir scheint es so als wärst du nicht gerade schlau, aber darauf scheinen ja viele Männer zu stehen. Einfach zu haben, leicht rumzukriegen und nicht viel im Kopf.“ Lauren fühlt sich definitiv angegriffen und es ist zu sehen, wie sehr es in ihrem Kopf rattert, um einen angemessenen Konter zu finden. „Du Schlampe“, zischt sie. „Du lässt ganz schon nach, deine Beleidigungen waren mal besser, davon abgesehen das du dich wiederholst.“ Henry, der ziemlich interessiert in unser Gespräch oder eher Auseinandersetzung interessiert ist, trainiert nun an einem Boxsack, der meinem ziemlich nahe ist. Eine Spur von Amüsiertheit ist in seinem Gesicht zu sehen, auch wenn er versucht grimmig zu gucken. „Du hast dich mit der Falschen angelegt, ich werde dich fertig machen und dir das Leben zur Hölle machen.“ Spöttisch lache ich auf, drehe mich nun ganz zu ihr hin. „Schätzchen, du hast dich eindeutig mit der Falschen angelegt, aber wie gesagt ich wünsche dir viel Spaß dabei.“ Ich wollte gerade noch etwas hinzufügen, doch die Tür der Trainingshalle fällt mit einem Scheppern zu. „Was ist hier los?“, donnert eine dunkle Stimme durch die Halle. Ich wende meinen Blick von Lauren ab, die sich blitzschnell zu der Stimme dreht, und sehe Eric an. Prüfend betrachtete er uns mit seiner Ausdruckslosen Mimik. In einer Handbewegung ziehe ich meinen Zeigefinger über meine Kehle um ihn wortlos zu antworten und meinen Zorn zu verdeutlichen.  „Das Training ist beendet, lauft ein paar Runden zur Lockerung oder auch nicht, ist mir auch egal", verkündet Lauren lautstark und geht auf Eric zu. Ich werde definitiv noch ein paar Runden laufen, um meinen Zorn auf Lauren etwas zu minimieren. Schnaubend drehe ich mich um und beginne zu laufen. Die erste Runde laufe ich noch in einem eher langsameren Tempo und ziehe dann an, um einen Sprint hinzulegen. Ich muss mich einfach auspowern, Lauren ging mir heute viel zu sehr auf die Nerven. Wenn Eric nicht gekommen wäre, dann bin ich mir sicher, dass sie sich früher oder später auf mich gestürzt hätte und ich hätte nicht gezögert ihr eine zu verpassen. Während ich laufe, beobachte ich sie und Eric, die sich unterhalten. Wie billig Lauren doch einfach ist, sie versucht sich offensichtlich an Eric ranzumachen. Diese kleine Bitch. Einerseits will sie mich sicherlich damit noch weiter provozieren, mal davon abgesehen, dass sie mehr von Eric möchte, als nur mit ihm zu reden. Ich wende mich von den beiden ab, was anderes bleibt mir auch nicht übrig, da ich nun den Teil der Laufbahn erreicht habe, bei dem ich den beiden den Rücken zuwende. Ich beschließe das es mit dem Sprint reicht und verlangsame mein Tempo immer weiter. Heute habe ich genug Zeit hier verbracht und vor allem genug Zeit mit Lauren, ich bin froh, wenn ich sie den Rest des Tages nicht mehr sehen muss. Ich drossle mein Tempo immer weiter herunter, bis ich gehe und schwinge dabei die Arme mit. Zuhause werde ich erstmal eine Runde Yoga machen, um mich zu entspannen und das Ganze aus meinem Kopf zu bekommen. Nun erreiche ich die Kurve der Laufbahn, Henry der in die entgegengesetzte Richtung von mir gelaufen ist kommt mir nun wieder entgegen. Auf seinem Gesicht breitet sich ein süffisantes Grinsen aus, doch ich ignoriere ihn wie gewöhnlich. „Bist wohl doch nicht sein Liebling“, sagt er in einem amüsierten Tonfall, als er mich passiert und ich gerade den Teil erreiche, bei dem Lauren und Eric in mein Blickfeld geraten. Genau in dem Moment als Henry die Worte ausspricht blicke ich zu den beiden. Abrupt bleibe ich stehen und mein Herz setzt gefühlt aus. Ich kann nichts anderes als die beiden anzustarren. Das kann doch nicht wahr sein. Lauren schlingt sich um Erics Hals und küsst ihn und was macht Eric? Er schupst sie nicht von sich, er unternimmt nichts dergleichen, stattdessen erwidert er den Kuss. Verdammt er erwidert ihn. Wie kann ich nur so dumm sein und glauben das er nichts mit anderen Frauen hat. Ich bin unendlich wütend und sauer, sauer auf Eric und Lauren, aber auch sauer auf mich selbst. Gleichzeitig setzt aber auch die Trauer ein. Ich muss hier raus, schießt es mir durch den Kopf. Am liebsten würde ich ihn ja damit konfrontieren, aber das schaffe ich nicht, ebenso schaffe ich es nicht mich auf Lauren zu stürzen. Ich muss einfach hier raus, und zwar so schnell wie möglich. Ich möchte nicht das mich Lauren, Henry oder irgendjemand sonst weinen sieht, doch das werden sie, wenn ich nicht sofort abhaue. Ich versuche gelassen zu bleiben, doch sobald die Tür der Trainingshalle hinter mir zufällt, renne ich los.


Wie geht es wohl weiter?

Immer wenn es am schönsten ist, kommt immer etwas dazwischen.

Hasst mich nicht, aber das musste (mal wieder) sein 😅

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