Wie am Tag zuvor auch versammeln wir uns alle in dem Gang vor den zwei Türen und warten. Ab heute werden wir nicht mehr von Four hierher gebracht, doch leider heißt das nicht das er uns nicht mit dieser verdammten Metallstange weckt. Wir sind jetzt schon seit einigen Wochen bei den Ferox und wurden so gut wie täglich von ihm geweckt, doch noch immer ist das Scheppern, welches durch die Stange erzeugt wird, noch so nervig wie am erstem Tag. Wenigstens schrecke ich nicht mehr hoch wenn er uns weckt und bin auch schon oft davor wach, aber ich kann es trotzdem nicht ab. „Wie wäre es wenn wir heute nachdem wir hier fertig sind uns alle ein fettest Stück Schokokuchen besorgen?“ ,fragt Gus in unsere kleine Gruppe, woraufhin Lia, Ann und ich in heftiges Nicken ausbrechen. „Unbedingt, Schokolade vertreibt Kummer und Sorgen und dieser Kuchen ist einfach göttlich" ,sagt Ann und guckt ganz verträumt. Aber sie hat Recht, dieser Kuchen ist einfach fantastisch. Es ist kein Wunder das er so berühmt ist.
Nach langem Warten sind alle in ihrer Angstlandschaft gewesen und nun bin ich an der Reihe zu Eric zu gehen und in meine abzutauchen. Mit gemischten Gefühlen betrete ich den kleinen Raum, in dem Eric bereits auf mich wartet. Einerseits freue ich mich endlich dran zu sein, da ich zu Eric kann, aber auf der anderen Seite habe ich überhaupt keine Lust noch einmal sowas zu machen wie gestern. Leider bleibt mir nichts anderes übrig und Eric ist ein Lichtblick in dem ganzen. Dieser starrt gelangweilt auf den Bildschirm und tippt irgendwelche Sachen ein. Mit einem einfachen Hey begrüße ich ihn, welches er mit einem Nicken erwidert. „So schlimm?“ ,frage ich ihn während ich hinter ihn trete und meine Arme um ihn schlinge. „Du hast ja keine Ahnung, immer ist es das gleiche.“ Ich beuge mich zu ihm runter und lege meinen Kopf an seine Halsbeuge um dort zarte kleine Küsse zu verteilen, während ich mit meinen Händen über seinen Oberkörper fahre. Eric brummt, lässt mich aber gewähren und bereitet währenddessen alles für meine Simulation vor. „Versuchst du mich gerade abzulenken damit du deine Simulation nicht machen musst?“ ,fragt er mich amüsiert und legt seine Hände auf meine um sie zu stoppen. „Erwischt", hauche ich in sein Ohr und will mich gerade wieder seinen Hals zuwenden, doch Eric unterbricht mich mit einem einfachen 'Komm her'. So setzte ich mich rittlings auf seinen Schoß und verschränke meine Arme an seinem Nacken. „Netter Versuch.“ So in seiner Nähe zu sein lässt mein Herz schneller schlagen und als er seinen Mund auf meinen legt, nimmt das Kribbeln in meiner Bauch zu. Eric zieht mich noch näher an sich heran und legt eine Hand an meinen Rücken, die andere streicht währenddessen meine Haare zur Seite. Während ich mich dem Kuss hingebe, bemerke ich kaum das sich eine seiner Hände kurz von mir lösen. Lange muss ich diese allerdings nicht missen, denn sie legt sich wieder an meinen Hals. Doch da ist noch etwas, etwas kaltes. Bevor ich herausfinden kann was es ist merke ich einen leichten Stich in meinem Hals.
Als ich die Augen wieder öffne ist Eric weg. Verwundert sehe ich mich um und stelle fest das mir der Ort ziemlich bekannt vorkommt. Ich befinde mich in einem dichten Wald, der genauso aussieht wie der, der an die Felder der Amite anschließt. Wenn ich mich nicht irre, stehe ich am Rand des Waldes und müsste wenn ich geradeaus gehe an meinem damaligen Lieblingsplatz, einen alten Baum mit einer Holzschaukel, rauskommen. Aber die Frage ist, was mache ich hier. Viel Zeit bleibt mir nicht darüber nachzudenken, denn dicke Tropfen fallen durch die dichten Kronen der Bäume und das Gezwitscher der Vögel verstummt augenblicklich und wird von einem lauten Knall abgelöst. Sofort schießt mein Herzschlag in die Höhe und die Panik steigt an. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wie angewurzelt stehe ich hier im Wald und weiß nicht recht was ich tun soll. Ich stehe einfach nur da und fange immer schneller an zu atmen. Erst als ein Blitz den Himmel erhellt fällt die Starre von mir ab. Gewitter, schießt es mir durch den Kopf und damit auch die Gefahren die dahinter stecken. Blitze schlagen meistens in hohen Dingen ein wie Häusern und Bäume. Obwohl ich in einem Wald stehe, bin ich nicht sicher ganz im Gegenteil. Die erste Lektion, die man bei den Amite lernt, ist das man bei einem Gewitter die Nähe von Bäumen und Feldern meiden soll, da Bäume die Elektrizität weiter geben können. Und genau hier liegt mein Problem, das Gewitter ist im vollen Gange und genau über mir. Es wäre viel zu riskant hier zubleiben und noch riskanter hinaus aufs Feld zulaufen. Bis zu den sicheren Häusern der Amite wäre es zu weit und die Wahrscheinlichkeit von einem Blitzt getroffen zu werden zu riskant. Was mache ich denn jetzt nur, ich will nicht sterben. Meine steigende Panik mischt sich mit Verzweiflung und ich blicke mich hektisch im Wald um. Denk nach Hope, denk nach. Ich laufe zum Waldrand um einen besseren Überblick zu bekommen, dabei muss ich runterfallenden Ästen ausweichen und stolpere nur so durch den Wald. Das Gewitter über mir wird immer lauter und bei jedem Blitz und Donner zucke ich erschrocken zusammen. Ich hasse es so sehr. Komplett durchgeweicht und zitternd erreiche ich den Rand des Waldes und blicke auf die Felder der Amite. Suchend blicke ich mich nach ihren Häusern um, aber sie scheinen mir weiter weg zu sein als ich es in Erinnerung habe. Was mache ich denn jetzt nur? Wenn ich auf das Feld laufe erwischt mich da ein Blitz, aber wenn ich hier bleibe kann ich auch getroffen werden oder von einem Baum erschlagen werden. Am liebsten würde ich mich in eine Ecke verkriechen und mich dort verstecken. Ein lauter Knall ertönt neben mir und ich sacke schreiend auf dem Boden zusammen, ein Stück von mir entfernt hat ein Blitz in einem der alten Bäume geschlagen und brennt jetzt lichterloh. Ein Schluchzen verlässt meine Kehle. Nicht weinen, rede ich mir ein, das hilft mir auch nicht weiter. Ich muss einen kühlen Kopf behalten und so schnell wie möglich einen Weg finden. Immer noch am Boden liegend wische ich mir das Regenwasser aus dem Gesicht, was nicht viel bringt da es wie aus Eimern schüttet. Durch den Regen kann man nicht weit sehen, aber da ist was. Etwas was die Lösung sein kann. Am Boden liegend robbe ich mich darauf zu und meine Vermutung bestätigt sich. Es ist ein Teil eines Grabens den die Amite bauen um ihre Felder besser zu bewässern. Hier ist er zwar noch nicht sonderlich tief und groß, aber es könnte ausreichen. Ich schiebe mich weiter zitternd mit rasendem Herzen durch den Schlamm und gleite in den Graben, in dem ich mich schnell flach auf dem matschigen Boden lege. Glücklicherweise ist er tiefgenug, sodass ich wenige Zentimeter unterhalb der normalen Erdhöhe liege. Ein erneuter Knall ertönt, worauf das Fallen eines weiteren Baumes zu hören ist, augenblicklich zucke ich zusammen. Vorsichtig spähe ich Richtung Wald, dort wo ich gerade noch lag, liegt jetzt ein brennender Baum. Wäre ich jetzt noch dort, hätte mich der Baum erschlagen und das Feuer meinen Körper anschließend zu Asche verbrannt. Tief atme ich ein, doch auch das kann mich nicht beruhigen. Ich wende den Blick ab und drücke mein Gesicht in den Schlamm. Meine Hände lege ich auf die Ohren, damit das Gewitter wenigstens etwas leiser ist, vielleicht hilft es mir ja. Ich schließe die Augen und rede mir ein das alles gut wird, das ich hier lebend weg komme sobald das Gewitter vorbei ist. Bei jedem Geräusch zucke ich zusammen, versuche mich aber auf meine Atmung zu konzentrieren um mich abzulenken.Was haltet ihr von dieser Angst?
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Ein neues Leben bei den Ferox
FanfictionHope ist eine gebürtige Amite. Sie will ihre Fraktion verlassen, da sie Schmerz mit diesem sonst so ruhigen Ort verbindet. Die 16 jährige entscheidet sich für die Ferox. war es die richtige Entscheidung? In der Fraktion, der furchtlosen Kämpfer, ler...