Fledermaus

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Schnaufend mit einem Schweißfilm bedeckt komme ich in der kleinen Wohnung an. Ich habe Eric gesagt das ich mich in den Schatten setzen werde, das habe ich auch vor, aber ein Zwischenstopp, um etwas zu trinken wäre gar nicht so schlecht. Ich trinke eine Flasche leer und nehme eine zweite mit, dann jogge ich gemütlich zu meinem Lieblingsort hier bei den Amite.

An dem alten Baum angekommen, an dem sich wie erhofft niemand aufhält, fange ich mit Dehnungsübungen an und führe anschließend noch einige Kraftübungen im Schatten durch, um die verschiedenen Muskelgruppen zu trainieren. Ich wollte nicht ganz so faul im Schatten rum sitzen, vor allem da ich heute nichts Großartiges gemacht habe und Training schadet ja nie. So kann außerdem niemand behaupten das ich hier nur Urlaub mache und nicht an meine Ausbildung denke. Da ich keine Geräte zur Übung habe oder sonstiges, nutze ich den alten Baum. Ich ziehe mich an dem Seil der Schaukel hoch, bis ich den Ast erreiche, an dem diese befestigt ist. Ich klettere weiter in den Baum, bis hoch in die Baumkrone und überblicke die Felder und das Dorf der Amite. In der Ferne kann ich glaube ich sogar Eric ausmachen, der immer noch mit schnellem Tempo zu laufen scheint, wenn mich nicht alles täuscht. Wie hält er das denn nur so lange aus?

Irgendwann klettere ich wieder den Baum herunter, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Anschließend betrachte ich den Baum und suche mir einen nicht so hoch hängenden Ast der stabil aussieht. Ich habe einen entdeckt und springe hoch, damit ich ihn erreiche, da er zu hoch ist als das ich ihn im Stand erreichen könnte. Doch meine Hände greifen in die Luft und ich verfehle den Ast. Mit noch mehr Kraft im Sprung als zuvor springe ich erneut hoch. Meine Hände schließen sich um das Holz und ich ziehe mich etwas hoch, damit ich mein Bein über den Ast schwingen kann und mich so festhalten kann. Nachdem ich dies geschafft habe, löse ich meine Hände und hänge in der Luft, gehalten von einem Bein am Baum. Ich platziere meine Hände erneut an dem Ast, nun habe ich einen deutlich besseren Griff um ihn und löse mein Bein wieder. Gehalten von meinen Händen hänge ich in der Luft und ziehe mich in die Höhe, bis mein Kopf auf der Höhe des Astes ist. Kurz halte ich die Position und lasse mich dann langsam wieder nach unten sinken in meine ursprüngliche Position. Diese Übung wiederhole ich einige Male, bis meine Arme anfangen zu zittern und ich mich nicht mehr aus eigener Kraft hochgezogen bekomme. Da meine Hände langsam den Halt verlieren, hohle ich etwas Schwung und schwinge mein Bein wieder über den Ast. Anschließend ziehe ich mich hoch, sodass ich nun auf dem Ast sitze und meine Arme ausschüttle, die von den Klimmzügen leicht schmerzen. Danach lasse ich meine Schultern kreisen und bewege etwas meinen Rücken, um die eben beanspruchten Muskelgruppen zu entspannen.

Nach einer kurzen Pause beginne ich mit einer weiteren Übung. Diesmal lasse ich mich kopfüber vom Baum hängen und halte mich nur noch mit den Beinen am Ast, der sich nun an meinen Kniekehlen befindet, hängen. Aus dieser Position aus beginne ich Sit ups zu machen, die so deutlich schwierige sind als am Boden. Auch von diesen mache ich einige bis es mir schwerfällt mich selbst aufzurichten. Letztendlich muss ich feststellen das es eine schlechte Idee war, immerhin habe ich Probleme mich wieder aufzurichten und mit den Händen nach dem Ast zu greifen. Warum mache ich so etwas nur? Ich könnte meine Beine vom Ast lösen, aber dann falle ich auf dem Boden und kopfüber aus dieser Höhe muss das nicht wirklich sein. Ich beschließe mich einfach kopfüber hängen zu lassen und meinen Bauchmuskeln so eine kurze Pause zu geben. Wenn ich mich nicht täusche, soll das über Kopf hängen sogar gut für den Körper sein, doch ich denke allzu lange sollte ich das nicht machen. Ich lasse meine Hände Richtung Boden hängen und schließe die Augen, um der Natur zu lauschen.

„Bist du jetzt eine Fledermaus oder kommst du nicht mehr runter?", reizt mich eine Stimme aus meiner Entspannungsübung. Etwas erschrocken zucke ich zusammen und öffne die Augen. Glücklicherweise habe ich währenddessen nicht meine Beine vom Ast gelöst und somit keinen krachenden Abgang hingelegt. Eric, der vorher hinter mir stand, tritt jetzt in mein Blickfeld und bleibt vor mir stehen. Seine Haut ist von einem Schweißfilm bedeckt, sein Brustkorb hebt und senkt sich in einem schnelleren Tempo und er wirkt etwas atemlos beim Reden, was darauf hindeutet das sein Lauf nicht spurlos an ihm vorbeigeht und er sich etwas ausgepowert hat. „Klar komme ich hier wieder runter", sage ich, woraufhin Eric eine Augenbraue hochzieht. Das hoffe ich zumindest, ich habe nämlich nicht vor auf einer harten Weise Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, aber bevor das passieren sollte, hilft mir Eric hoffentlich hier runter. „Das solltest du auch mal ausprobieren, ist schön entspannend“, sage ich und schwinge leicht mit meinem Körper vor und zurück. „Ich bin entspannt", erwidert Eric und jetzt bin ich es, die die Augenbraue hochzieht. Vorhin war er das Gegenteil von entspannt. „Du solltest da runterkommen, du machst den Tomaten langsam Konkurrenz.“ Genau das hatte ich gerade vor. Ich strecke meine Hände nach oben und ziehe meinen Oberkörper nach oben. Doch das ist nach dem Training gar nicht so leicht und es fällt mir deutlich schwieriger als noch vor ein paar Minuten. „Du solltest deine Bauchmuskeln mehr trainieren“, kommentiert Eric das Ganze trocken.  „Ach, halt doch die Klappe. Ich habe gerade ein Krafttraining hinter mir", bringe ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und greife mit den Händen nach dem Ast. Ich platziere meine Hände rechts und links neben meinen Beinen. Anschließend löse ich meine Beine vom Ast, nehme Schwung und mache eine Rolle in der Luft, wobei ich sich meine Hände vom Ast löse und in der Hocke vor Eric auf dem Boden lande. Langsam richte ich mich auf, wobei ich einen sehr guten Blick auf Erics Körper und seine Muskeln habe. Der Schweißfilm, der seine Haut bedeckt, betont seine Muskeln nur noch mehr. „Da ist ja meine kleine Fledermaus", sagt Eric. „Ich bin immer noch nicht klein“, antworte ich lediglich darauf und wende mich kurz von ihm ab, um die Wasserflasche vom Boden aufzuheben, die ich für Eric mitgenommen habe. Diese werfe ich ihn zu und mit einer Hand fängt Eric diese auf, öffnet sie und trinkt sie mit einem Schluck aus. Währenddessen setzte ich mich auf dem Boden und lehne mich gegen den Stamm. Wobei ganz austrinken tut er das Wasser nicht, denn er hält mir die Flasche entgegen. „Ich habe gerade etwas getrunken", lehne ich das Wasser ab. „Ich dachte du hast gerade ein Krafttraining hinter dir und hier steht keine Flasche, aus der du gerade getrunken hast", sagt Eric und hält mir auffordernd die Flasche unter die Nase. Mit einem Augenrollen greife ich danach und trinke das restliche Wasser aus.

Währenddessen wendet sich Eric von mir ab, doch statt sich zu mir zu setzen macht er weiter mit Sport. Wie ich zuvor auch greift er nach einem der Äste des Baumes und beginnt mit Klimmzügen. Ich sitze währenddessen einfach nur auf dem Boden und beobachte das Muskelspiel unter seiner Haut.

Dieser Kerl ist einfach eine Maschine, statt mal eine Pause zu machen trainiert er immer weiter die verschiedenen Muskelgruppen. „Willst du nicht mal eine Pause machen?“, kommentiere ich das Ganze, während Eric weiter seinen Liegestützen macht. Doch stur, wie er ist lässt er sich natürlich nichts sagen. „Ich entscheide, wann es genug ist“, sagt er einfach nur. „Du kannst mir auch einfach nur hier Gesellschaft leisten und dich mal entspannen“, sage ich und klopfe auf dem Boden neben mir. „Oder du kannst mir hier Gesellschaft leisten und mitmachen", dreht Eric den Spieß um. Liegestütze? Nein, danke. Damit hat Eric mich schon während meiner Initiation gequält. „Ich bleibe lieber hier sitzen und genieße die Aussicht.“ Daraufhin breitet sich ein leicht amüsieren Ausdruck auf Erics Gesicht aus. „Ich könnte dich auch wieder dazu zwingen“, sagt er mit einem bösartigen Grinsen und deutet damit auf meine Zeit als Initiantin hin. „Nein!“, rufe ich aus. „Außerdem würde ich dann trotzdem hier sitzen bleiben.“ Hoffentlich sieht er das jetzt nicht als Herausforderung an. „Wenn du mir als Gewicht dienst, dann überlege ich es mir vielleicht nochmal“, sagt Eric und stoppt seine Übung in der Ausgangsstellung eines Liegestützes. Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Bin ich etwa ein Objekt für dich?“, frage ich ihn, stehe aber trotzdem auf. „Du bist kein Objekt, wenn du dich allerdings als Objekt siehst, dann bist du mein Objekt der Begierde“, sagt Eric und verdeutlicht mir wortlos das ich auf seinen Rücken krabbeln soll. „Objekt der Begierde, also", wiederhole ich. Ich stütze mich an seinen Schultern ab und lege mich der Länge nach auf seinem Rücken. „Du bist verschwitzt“, sage ich als mein nackter Bauch auf seinen Rücken trifft. Ich falte meine Hände auf seinen Schulterblättern zusammen und lege mein Kinn anschließend auf ihnen ab. „Na ein Glück bist du das nicht", sagt Eric sarkastisch, denn ich bin es auch vom Training und von der Hitze. „Wirklich Glück gehabt", erwidere ich auch mit einem sarkastischen Ton. „Da wir beide spätestens jetzt verschwitzt sind, können wir auch beide nachher zusammen duschen. Ich achte auch darauf, dass der Schweiz überall von dir gewaschen wird", erwidert Eric und beginnt mit den Liegestützen. „Da bin ich mir sicher das du da ganz besonders drauf achtest", erwidere ich mit einem Schmunzeln.

Was hättet ihr gemacht, wenn ihr kopfüber vom Baum hängt und nicht mehr hoch kommt? 🦇🤔

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