Das Ende der ersten Phase

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Mit pochendem Herzen stand ich nun da, ich bin etwas nervös, habe aber keine Angst. Ferox haben keine Angst. Ich stehe in der jubelnden Menge schwarzgekleideter Menschen. Menschen die ein neues zu Hause für mich bilden, eines was ich mir sehnlichst gewünscht habe. In nur einem Augenblick kann alles vorbei sein, ich kann alles verlieren, alles was mir etwas bedeutet, einfach alles. Aber dies wird nicht passieren, denn ich bin voraussichtlich und glaube an mich und mein Können. In den letzten Wochen habe ich meine Stärke bewiesen, neue Fähigkeiten entwickelt und Freunde gefunden, Freunde für das Leben. Die mir an diesem Tag weggenommen werden können, davor habe ich Angst, das sie es nicht geschafft haben. Bei Ann und Gus mache ich mir weniger Sorgen, ich weiß das sie es geschafft haben und weiter bei der Fraktion der Mutigen bleiben können. Bei Lia mache ich mir die meisten Sorgen, sie wirkt so zerbrechlich und schwach, aber wenn ich an unsere Anfangszeit zurückdenke sehe ich sie wieder vor mir und ihre Entwicklung bis zu diesem Punkt, sie ist stärker geworden, aber ist sie stark genug? Ich sollte an das Positive denken, so wie ich es eigentlich bei den Amite gelernt haben soll, aber ich bin voller Sorge. Ann, Lia, Gus und ich stehen in einer Reihe, Hand in Hand und warten auf den entscheidenden Moment, der mit jeder Sekunde immer näher rückt. Max nähert sich dem Ende mit seiner Rede, hinter ihm stehen die anderen Anführer der Ferox und dahinter die Tafel, die über unser zukünftiges Leben bestimmt. Ob wir ein abenteuerliches Leben hier bei den Ferox führen oder eins von Hunger beklagtes draußen bei den Fraktionslosen. Unsere Anführer treten zur Seite und lassen den Blick auf die schwarze Tafel frei. Ich spüre einen sanften Druck an meiner Hand und löse den Blick von der Tafel um in die Augen meiner Freunde zu sehen. Wir drücken uns gegenseitig die Hände und lächeln uns zuversichtlich an. Dabei stelle ich eine gewisse Sicherheit in den Augen von Ann und Gus fest, eine Sicherheit die ich auch verspüre. Als ihr Blick auf Lia fällt weicht die Sicherheit allerdings wieder etwas aus ihren Gesichtern und ich stelle Sorge fest. Also geht es nicht nur mir so. Wir nicken uns noch ein letztes mal vor der Entscheidung zu und wenden uns wieder der Tafel zu, auf der jetzt sie Namen der Initianten erscheinen angefangen mit denen die unter der roten Linie stehen und somit raus sind. Vereinzelt hört man schluchzen in der Menge, von denjenigen die es nicht geschafft haben. Umso näher wir der Linie kommen, umso schneller schlägt mein Herz. Dann taucht plötzlich Lias Name auf, mein Herz setzt gefühlt eine Sekunde aus. Erst dann realisiere ich die Schrei und das Jubeln um mich herum. Ann schreit neben mir auf und springt förmlich auf Lia. Erst dann realisiere ich wirklich was passiert ist, Lia hat es geschafft. Sie hat den letzten Platz vor der roten Linie erreicht. Wo sie steht ist mir vollkommen egal, denn sie bleibt hier und hat eine Chance sich noch weiter zu verbessern. Ohne weiter auf die Tafel zu achten springe ich auch zu Lia und schließe sie in meine Arme, auch Gus gesellt sich zu uns, allerdings nicht ganz so stürmisch wie Ann und ich zuvor. "Bitte zerquetscht mich nicht, ich bekomme kaum noch Luft", keucht Lia, strahlt aber über das ganze Gesicht und wir lockern die Umarmung. Gespannt sehen wir vier wieder zur Tafel, mittlerweile fehlen nur noch die Namen der Top fünf. Ich suche die Liste an Namen weiter nach den meiner Freunde und meinen ab. Ann entdecke ich an zwölfter Stelle und meinen an zehnter. Ich habe es geschafft, ich gehöre zu den Top zehn. Mittlerweile ist die Grube nur noch von Freudenschreien, Jubelrufen und Glückwünschen erfüllt. Ich suche die Rangliste immer weiter nach oben ab, den sechsten Platz belegt Gus und die anderen Plätze sind mir egal, da ich die meisten eh nicht kenne. Ich sehe noch wer auf den vierten Platz ist, es ist Finn, schade das er nicht rausgeflogen ist. Ich mag seine ganze Art einfach nicht, aber mehr als ihn ignorieren kann ich auch nicht. Mittlerweile hat mein kleines Grüppchen einen Kreis gebildet und jeder versucht jeden gleichzeitig zu umarmen. „Wir haben es geschafft" ,sage ich. „Wir sind bald richtige Ferox, nur noch zwei Phasen und letzte besteht nur aus einer Prüfung" ,erklärt Gus. „Und das beste ist das wir jetzt erstmal ein paar Tage frei haben" ,sagt Lia leise, sie sieht etwas fertig aus, aber bei unserm harten Training ist das auch kein Wunder. „Lasst uns Feiern" ,schreit Ann und zieht uns aus der Grube da wir uns alle noch umziehen müssen. Wir wollten alle erstmal die Entscheidung abwarten bevor wir uns fertig für die Party machen. Ich bin so froh das wir es alle geschafft haben und noch mehr Zeit miteinander verbringen können.

Ein neues Leben bei den FeroxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt