Teil 73

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Es war früher Nachmittag am nächsten Tag, als Penny den Diner betrat. Lächelnd kam sie zum Tresen und setzte sich.
„Hi Lily."
„Hi Penny."
Lily sah leicht irritiert zu ihr. Sie hatte nicht damit gerechnet, Penny so schnell wieder im Diner zu sehen. Vor allen Dingen, wenn FP nicht da war.
„Bekomme ich einen Kaffee?" fragte sie und zog sich die Serpent-Jacke aus, die sie auf den Hocker neben sich legte.
„Ja klar," antwortete Lily.
Sie stellte ihr eine Tasse hin und schenkte den Kaffee ein.
„Was bringt dich in den Diner?" fragte sie dann beiläufig, als sie neuen Kaffee aufsetzte.
„Wie du siehst, ist FP nicht hier."
„Ach, ich habe mir gedacht, dass es vielleicht ganz nett wäre, wenn wir uns ein bißchen näher kennenlernen," meinte Penny und trank einen Schluck.
Lily zog ehrlich erstaunt die Augenbrauen hoch. Sie wusste natürlich, was Penny für ein Spiel spielte, aber dennoch hatte sie mit so etwas nicht gerechnet.
„Okay."
„Aber wo du gerade FP erwähnst.. Ist alles gut zwischen euch?"
Penny sah sie fragend an.
„Ja, alles ist super. FP ist toll," antwortete Lily lächelnd.
„Das ist er. Er ist wirklich ein toller Freund. Dann hat er dir vermutlich nicht von dem Abend im Whyte Wyrm letztens erzählt, oder? Er und ich haben ein wenig auf unsere Freundschaft angestoßen und haben dabei zu tief ins Glas geschaut," sagte Penny und grinste schief.
„Doch, davon hat er mir erzählt. Er war an dem Abend sehr in Plauderlaune und hat mir erzählt, wie froh er ist, dass das zwischen euch geklärt ist," erwiderte Lily grinsend.
„Solange das mit dem Anstoßen nicht ständig vorkommt.."
Penny hob abwehrend die Hände.
„Sicher nicht. Es war nur der eine Abend. Versprochen," grinste sie.
„Ich weiß, dass er Probleme mit Alkohol hat und er es nicht übertreiben sollte."
„Na dann ist gut," meinte Lily und nahm sich ein Glas Wasser.
„Sag mal, habt ihr mittlerweile rausbekommen, von wem die Drogen stammen, die Chris gefunden hat? Wo war das nochmal? In einem Bierfass?"
Penny sah sie fragend an und auf einmal war Lily sonnenklar, weshalb sie hier im Diner war.
„Genau, in einem Bierfass," bestätigte Lily.
Penny schüttelte den Kopf.
„Die Leute kommen auf Ideen. Unglaublich."
Lily seufzte.
„Wem sagst du das. Aber ja, wir wissen mittlerweile, von wem die Drogen sind."
Penny beugte sich etwas zu ihr und sah sie überrascht an. Lily musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht loszulachen. Die Show, die Penny abzog, war wirklich beeindruckend.
„Von wem sind sie denn? Nur unter uns Serpents."
Penny zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Lily zögerte einen Moment. Sie hatte keine Ahnung, ob sie Penny mitteilen sollte, dass sie wussten, dass die Drogen von Eastwood stammten. Andererseits konnte es sicher nicht schaden, es Penny mitzuteilen. Wenn sie dachte, dass sie ihr vertrauten, rückte sie vielleicht auch mit ein paar Infos raus. Außerdem hatte Lily immer noch das Gespräch mit Duncan im Hinterkopf und sie wollte endlich handfeste Beweise dafür haben, dass Eastwood hinter alldem steckte, damit Chris und FP endgültig entlastet wurden.
„Ich weiß nicht, ob FP will, dass ich darüber rede," meinte Lily schließlich.
„Aber ich denke, du wirst es eh irgendwann von ihm erfahren."
Penny nickte.
„Sie stammen von einem Kerl namens Scott Eastwood. Er droht Chris schon seit geraumer Zeit, dass er den Stoff haben will. Zuletzt hat er gedroht, das Whyte Wyrm abzufackeln, wenn er das Kokain nicht bekommt," erzählte Lily und Penny sah sie erschrocken an.
So erschrocken, dass Lily einen Moment daran zweifelte, dass Penny es ihr nur vorspielte. Konnte es etwa wirklich sein, dass sie nicht von allem wusste, was Eastwood auf dem Kerbholz hatte?
„Er hat Chris ein Ultimatum gegeben. In zwei Tagen läuft es ab," erzählte Lily weiter.
„Ihr habt die Drogen aber noch, oder?" fragte Penny und Lily nickte.
„Dann gebt sie ihm einfach. Dann ist Ruhe."
„Ja, vermutlich ist das die einfachste Lösung. Wir wollten es eigentlich nicht machen, weil die Serpents nunmal strikt gegen Drogen sind, aber scheinbar bringt uns das nur Ärger. Wir können nur hoffen, dass das nicht nochmal vorkommt," sagte Lily gespielt besorgt.
„Wisst ihr denn, weshalb das Zeug im Whyte Wyrm gelandet ist?" fragte Penny interessiert weiter und trank noch einen Schluck von ihrem Kaffee.
Lily schüttelte den Kopf.
„Nein. Es wird vermutlich einfach eine Verwechslung gewesen sein. Immerhin war diese Markierung auf dem Fass ziemlich klein und konnte schnell übersehen werden. Das Fass sollte sicher irgendwo ganz anders landen."
„Dann wird es sicher auch nicht mehr vorkommen," schlußfolgerte Penny schulterzuckend.
„Übergebt diesem Typen einfach seinen Stoff und die Sache ist erledigt."
„Es tut mir wirklich leid, dass wir dich erst verdächtigt haben, Penny," entschuldigte Lily sich.
„Ich denke, ich spreche da auch für FP und Chris. Es schien halt alles zu dir zu deuten."
Penny winkte grinsend ab.
„Schon okay. Es konnte ja geklärt werden und ich bin kein nachtragender Mensch."
„Okay."
Lily rang sich ein Lächeln ab, das, wie sie hoffte, echt aussah. Penny trank den Kaffee aus und kramte in ihrer Hosentasche nach Geld, als Lily sagte: „Lass stecken. Der geht aufs Haus."
„Danke, das ist lieb," lächelte Penny und stand auf.
„Wir sehen uns, ja? Grüß FP von mir."
„Mache ich," antwortete Lily und sah Penny nach, als sie mit ihrer Serpents-Jacke in der Hand den Diner verließ.
Auf einmal hatte sie eine Idee. Sie ging zu Pop in die Küche.
„Pop, ist es okay, wenn ich Feierabend mache? Ich muss einer wichtigen Spur nachgehen."
„Natürlich. Das geht vor und es ist ja eh nichts los," antwortete er.
„Danke, bis morgen."
Lily verließ die Küche, schnappte sich ihre Handtasche und verließ den Diner. Von Pennys Auto sah sie nur noch die Rücklichter. Schnell lief sie zu ihrem Camaro, stieg ein und fuhr ihr hinterher, immer darauf achtend, genügend Abstand zwischen ihrem Auto und dem Camaro zu lassen, damit es Penny nicht auffiel, dass sie verfolgt wurde.
Zuerst schien es so, als wenn Penny ins Zentrum von LA fahren wollte, doch bevor sie die Stadt erreichte, bog sie auf eine Straße ab, die an der Stadt vorbeiführte. Lily bog ebenfalls ab und folgte ihr weiterhin mit Abstand, während sie sich umsah. Die Straße führte durch eine Art Industriegebiet, in dem sich riesige Lagerhallen, Bürogebäude und Unternehmensgebäude befanden. Lily fragte sich, was Penny hier wohl wollte, aber das würde sie sicher bald herausfinden.
Penny bog noch einige Male ab, ehe sie vor einem heruntergekommenen Fabrikgebäude hielt. Lily parkte den Camaro schnell zwischen ein paar anderen Autos und beobachtete Penny, die ausstieg, sich kurz umsah und dann auf das Gebäude zuging. Lily zog ihr Handy aus der Tasche und machte ein paar Fotos bis Penny schließlich im Gebäude verschwunden war. Kurz dachte Lily darüber nach, auch auszusteigen und das Gebäude vom Nahen zu begutachten, aber das wäre das denkbar Blödeste, was sie hätte tun können. Vor allen Dingen, weil niemand wusste, dass sie hier war und sie zudem unbewaffnet war. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, ihre Waffe bei sich zu haben.
Sie beschloss, einfach zu warten. Irgendwann musste Penny schließlich auch wieder rauskommen. In der Zwischenzeit notierte sie sich die Adresse, damit sie sie später Duncan mitteilen konnte.

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