Teil 91

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Sams Trolley stand fertig gepackt an der Tür. Die Serpents-Jacke, die sie sehr gerne und mit Stolz getragen hatte, hatte Sam über die Stuhllehne gelegt. Sie sah sich im Trailer um, nahm das Shirt von Chris, das auf der Couch lag, und roch daran. Sie schloss ihre Augen und nahm den Duft seines Aftershaves wahr, das sie so sehr an ihm liebte. Ausgerechnet in diesem Moment hörte sie das Lied >Perfect< von Ed Sheeran. Es war ihr Lied geworden. Ihr Herz raste, als die Tür vom Trailer aufging und Chris den Trailer betrat. Sie legte sein Shirt wieder zurück auf die Couchlehne und tupfte vorsichtig mit den Daumen ihre Tränen unter den Augen weg.
„Hey Babe, sorry hat etwas länger gedauert. War viel los beim Großmarkt heute", entschuldigte er sich. Sam stand auf und ging auf ihn zu. Sie legte ihre Hände auf seine Wangen, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn voller Zärtlichkeit. Chris erwiderte diesen Kuss nur zu gerne und sah sie dann überrascht an.
„Wofür war der denn, Babe?" schmunzelte er.

Sie sah ihn an, versuchte zu lächeln und strich mit den Daumen über seine Wangenknochen. Sie versuchte sich sein Gesicht so gut es ging einzuprägen. Seine Augen, seine Grübchen. Ja, sie liebte diesen Mann und war im Begriff, ihn zu verlieren.
„Chris. Ich muss dir was sagen."

In ihrer Stimme hörte er etwas, das er nicht hören wollte. Chris entdeckte den Trolley und sah sie wieder an.

„Was wird das jetzt? Verlässt du mich?"

Seine Stimme zitterte. Sam schloss kurz die Augen und sah ihn traurig an.

„Hör mir bitte zu, Chris. Ich werde dir alles erklären," fing Sam an und sie merkte, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten.

„Ich liebe dich, Chris. Du glaubst nicht, wie sehr. So sehr, dass es schon weh tut. Es tut mir unendlich leid, was ich getan habe", fing Sam an.

„Was hast du denn getan, dass du abhauen musst?"

Chris sah sie verwirrt an.

„Ist es wegen Eastwood? Wir alle bezeugen, dass es Notwehr war", versprach er ihr.

„Ich weiß, Chris, und dafür bin ich euch, dir vor allem, auch sehr dankbar. Aber das ist es nicht. Ich bin nicht die, für die ich mich ausgegeben habe. Ich heiße nicht Sam O'Loughlin, sondern Samantha Walker. Ich bin FBI-Agent, komme aus New York und bin 41."

Chris ging einen Schritt zurück, sah sie ungläubig an.

„Die Informationen, die euer Informant über mich und Lily herausgefunden hat, sind erfunden. Ich war nie im Gefängnis, habe nie Autos gestohlen und nie was mit Drogen zu tun gehabt", erklärte sie ihm.

„Das FBI hier in LA hat uns, Lily und mich, angefordert ihnen zu helfen, undercover. Sie hatten den Verdacht, dass die Serpents, besser gesagt, du und FP, mit Drogen handeln würdet. Lily und ich wollten das aber nicht glauben. Okay, ich muss gestehen, am Anfang kam die Frage auf, wie du mir so viel bezahlen konntest. Oder das mit dem Fitnessstudio, das hier auf dem Gelände ist. Das Bauchgefühl von Lily und mir sagte etwas anderes und wir haben dann Beweise für eure Unschuld gesucht. Du und FP, ihr seid nicht mehr verdächtig. Penny hat alles gestanden. Eastwood hat deine Bar als Zwischenlager benutzt und diese Grace, seine Freundin, hat ihm dabei geholfen" fuhr Sam fort.
„Wow. Jetzt soll ich vermutlich noch dankbar sein," lachte Chris kurz auf.

Chris konnte nicht glauben, was er da gerade hörte.
„Und das mit dem toten Verlobten? Ist das auch erfunden, um an mich ranzukommen? Ihr beim FBI habt doch sicher solche Typen, die alles über einen rausfinden, oder?"

Sein Gesichtsausdruck wechselte zu Wut und Enttäuschung.

„Er war nicht mein Verlobter. Er war mein Mann. Ebenfalls ein FBI-Agent. Er kam bei einem Einsatz ums Leben. Eastwood war der, der ihn auf dem Gewissen hatte. Das habe ich aber erst später erfahren, durch Penny."

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