Teil 48

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Am nächsten Tag saß Sam schon sehr früh auf der zweiten Stufe von Chris' Trailer mit einem Becher Kaffee in der Hand. Sie trug das T-Shirt von Chris, das er ihr am Abend, an dem sie das erste Mal bei ihm verbracht hatte, gegeben hatte. Es war ihr Lieblingsshirt geworden. Es roch nach ihm, nach seinem Aftershave, das sie an ihm so mochte, vom ersten Tag an ihrer Begegnung. Es konnte ihr keiner verübeln. Chris hatte sie umgehauen. Bei diesen Gedanken musste sie leicht schmunzeln. Wie er da so vor ihr gestanden hatte, seine Stimme und ihr hatte es die Sprache verschlagen. Das hatte bisher nur Paul bei ihr geschafft. Dann aber trübte sich ihr Gesicht, als sie an die Razzia und die Festnahme denken musste. Wie brutal ein Mensch sein konnte, wenn er etwas nicht bekommen konnte. Das hatte sie an Josh gesehen, und sah dabei auf ihre rechte Hand, die sich leicht verfärbt hatte.
„Hey."

Chris hatte sich hinter sie auf die obere Stufe gesetzt, sie zwischen seine Beine genommen, die Arme um ihre Schultern gelegt.
„Hey", sagte Sam leise, lehnte sich mit ihrem Rücken an seine Brust.
„Alles okay?" wollte er wissen.
„Oder bist du sauer, weil es doch etwas länger gedauert hat gestern?"

„Nein, ich bin nicht sauer. Alles gut."
Sie drehte ihr Gesicht zu seinem, hauchte ihm einen Kuss auf seinen Mund.
„Ich hatte so eine scheiß Angst um dich gehabt. Du musst ihn anzeigen, Chris. Das war Körperverletzung."
Sam sah ihn bittend an.
„Babe," er legte eine Hand auf ihre Wange und sah sie an.
„Ich weiß doch nicht mal, wie er aussah geschweige denn wie sein Name lautet."
"Dann machst du Anzeige gegen das ganze FBI. Die können damit nicht durchkommen, Cowboy. Außerdem hab ich mitbekommen, wie einer der Beamten ihn beim Namen nannte. Zwar nur seinen Vornamen, aber besser als nichts. Und wenn du das nicht machst, fahr ich dahin."
Sam sah ihn eindringlich an. Chris sah Sam eine Zeit schweigend an.
„Okay, du hast Recht. Ich werde ihn anzeigen."

Er hauchte ihr einen zarten, langen Kuss auf ihre Stirn. Sam schloss ihre Augen.
„Wie rührend."
Klatschend stand Cheryl vor ihnen und hatte sie die ganze Zeit beobachtet.

„Verschwinde Cheryl", sagte Chris wütend.
„Lass."
Sam küsste ihn kurz und stand auf.
„Hier, halt mal" bat sie ihn und gab ihm ihren Becher, den Chris dann auch nahm.

Er sah ihr nach. Sam ging auf Cheryl zu.
„Hat er dir erzählt, dass er gesessen hat?"
Cheryl sah erst zu Chris, dann zu Sam.

„Hat er Cheryl, und?"

Sam zuckte mit ihren Schultern.
„Er hat dir auch gesagt, dass du ihn in Ruhe lassen sollst. Dass das mit dir nur eine Ficknummer war."

Sam sah Cheryl herausfordernd an, die wiederum langsam nach Luft schnappen musste.
„Und soviel ich weiß, hat er dir auch gesagt, dass er keine Gefühle für dich hatte die ganze Zeit."

„Die werden noch kommen", sagte Cheryl sicher, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte.
„Okay Cheryl, zum Mitschreiben für Rothaarige. Chris findet Champagner, der echt trocken ist, das bist ja du", Sam deutete mit dem Zeigefinger auf Cheryl, " langweilig. Bier ist wesentlich abwechslungsreicher. Das bin ja dann wohl ich. Fruchtig, süß, mal herb mal rauchig."

Sam wollte wieder zu Chris zurück, als Cheryl meinte: „Er wird eh wieder zu mir zurückkommen."

Sam drehte sich wieder zu Cheryl.

„Ja, in deinen Träumen vielleicht. Hat er dich jemals bei ihm übernachten lassen? Ich wohne jetzt bei ihm, Cheryl. Und war er jemals mit dir an seinem Lieblingsplatz? Nein. Ich habe ihn danach gefragt. Und jetzt tu mir und Chris den Gefallen und verzieh dich endlich aus unserem Leben. Geh und mach, was du am besten kannst. Lackier dir deine Nägel und nerv andere mit deinem Gesülze."
Sam ließ sie stehen und ging langsam zu Chris zurück, der den Becher abstellte, aufstand und auf Sam zu ging. Chris hatte das ganze Szenario mit angesehen und musste sich selber eingestehen, dass Sam ihm immer mehr gefiel. Es war ihr egal, ob sie gestylt war oder nicht und sie sagte, was sie dachte. Das machte Sam für Chris noch sympathischer und er musste feststellen, dass es mehr als Verliebtheit war. Er nahm sie auf seine Arme.
„Wow, das war heiß, Babe", schmunzelte Chris und küsste Sam zärtlich. Sie legte ihre Arme um seinen Hals. Chris trug Sam zum Trailer und betrat ihn mit ihr, kickte die Tür mit dem Fuß zu. Cheryl war sprachlos, schnappte nach Luft und sah Chris Sam in den Trailer tragen.

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