Teil 121

2 0 0
                                    


Als sie am nächsten Tag gegen Mittag aufwachte, war das Bett neben ihr leer, was sie jedoch nicht verwunderte, da Chris am Tag zuvor auch nach nur ein paar Stunden Schlaf aufgestanden war, um die Lieferung der Fliesen entgegenzunehmen und direkt mit dem Verlegen anzufangen. Sam vermutete, dass er wieder im Trailer war und damit weitermachte. Sie drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke, während sie an den Abend zuvor dachte.

Obwohl sie Chris' Reaktion etwas überzogen fand, konnte sie ihn zumindest ein wenig verstehen. Es war schließlich nicht anders gewesen, als sie Cheryl dabei hatte beobachten müssen, wie sie sich bei jeder Gelegenheit an Chris herangemacht hatte. Zuletzt hatte sie sie eigenhändig aus der Bar geschmissen und ihr Hausverbot erteilt. Natürlich war Cobra keine Cheryl. Er hatte sich nie so plump an sie herangemacht wie Cheryl es bei Chris getan hatte. Dennoch konnte sie Chris' Reaktion verstehen.
Sam musste zugeben, dass es sie schmeichelte, dass Cobra offensichtlich an ihr interessiert war. Nach Pauls Tod hatte sie sich so zurückgezogen, dass sie weder Interesse an Männern gehabt hatte noch gemerkt hatte, wenn sie Interesse an ihr gezeigt hatten. Oder wenn sie es gemerkt hatte, hatte es sie einfach nicht interessiert. Nun, nachdem sie wieder aus ihrem Schneckenhaus gekommen war, sich verliebt hatte und wieder am Leben teilnahm anstatt nur zu arbeiten, merkte sie natürlich, wenn Männer an ihr interessiert waren. Chris, Josh, Cobra..
Sam schloss die Augen und seufzte. Sie hatte sich am vorherigen Abend einfach mitreißen lassen. Sie hatte es genossen, sich begehrt zu fühlen. Natürlich fühlte sie sich in Chris Nähe auch so. Sie liebte ihn über alles und er holte ihr wirklich die Sterne vom Himmel, aber es war etwas ganz anderes, sich bei einem anderen Mann so zu fühlen, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben.
„Toll hinbekommen," murmelte sie.
Da war sie Chris wohl eine Entschuldigung schuldig.

Chris war gerade dabei, die letzte Fliese zurechtzuschneiden und sie an der Türschwelle zu verlegen, als er ein Räuspern hinter sich hörte. Er drehte sich um und sah FP am Ende der kurzen Treppe zum Trailer stehen.
„Cola?" fragte er und hielt Chris eine der beiden Dosen hin, die er mitgebracht hatte.

„Ja, danke," antwortete Chris, wischte sich mit dem Shirt den Schweiß vom Gesicht und nahm die Dose, während er sich auf die oberste Stufe setzte.
„Ein Bier wäre mir lieber, aber Cola tut es auch."
Er öffnete die Dose und nahm einen großen Schluck.
„Naja, es ist erst Mittag. Kommt nicht so gut, dann schon Bier zu trinken," scherzte FP.
„Ich weiß, ungewöhnlich aus meinem Mund."

Chris zuckte mit den Schultern.
„Irgendwo auf der Welt ist es 18 Uhr, also können wir ruhig Bier zum Mittag trinken."
FP lehnte sich gegen den Trailer, öffnete seine Dose ebenfalls und trank einen Schluck.
„Was machen die Fliesen?" fragte er.
„Ich bin gerade mit dem Verlegen fertig geworden. Jetzt muss ich mindestens zwei Tage warten, bis ich sie verfugen kann," antwortete Chris.
„Hat etwas länger gedauert mit dem Verlegen als ich gedacht habe. Ich hatte gehofft, dass wir vor Montag wieder in den Trailer können."
„Warum hast du nichts gesagt? Ich hätte dir geholfen."
FP sah ihn fragend an.
„Du hast genug mit deinem Anbau zu tun und außerdem wollte ich dich erstmal in Ruhe lassen," erklärte Chris.
FP nickte.
„Wegen vorgestern.. Es tut mir leid, wie ich reagiert habe. Als ich das Geld auf meinem Konto gesehen habe, habe ich rot gesehen, weil ich gedacht habe, dass mich hier alle als diesen armen Versager sehen, der auf das Geld von anderen angewiesen ist. Es hat ein bißchen gedauert, bis ich kapiert habe, dass nur ich mich noch so sehe," erklärte er.
„Da solltest du dran arbeiten, denn du bist kein Versager. Egal, was Gladys dir damals an den Kopf geworfen hat."
Chris sah ihn ernst an.
„Es ist schwer, das zu vergessen, aber ich denke, irgendwann werde ich das sicher hinter mir lassen," meinte FP und lächelte.
„Immerhin habe ich jetzt eine tolle Frau an meiner Seite, die mich nicht für einen Versager hält."
„Dann solltest du sie nicht mehr gehen lassen," sagte Chris.
„Glaub mir, das habe ich auch nicht vor. Da wäre ich schön blöd," grinste FP und trank noch einen Schluck.
„Ist sonst alles okay bei dir?" fragte er schließlich, als er merkte, dass Chris etwas bedrückte.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

UndercoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt