Teil 32

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FP, Jughead und Lily saßen gerade beim Essen und unterhielten sich, als FPs Handy klingelte. Er zog es aus seiner Hosentasche und sah aufs Display.
„Da muss ich rangehen," meinte er entschuldigend und meldete sich.
„Was gibt es, Tall Boy?"
Jughead und Lily wechselten einen Blick, bei dem Jughead leicht grinsend seine Augen verdrehte. Scheinbar kannte er es nicht anders. Lily lachte leise und sah dann wieder zu FP, der Chris zuhörte und dabei seine Stirn runzelte. Als er aufsah und zu Lily sah, konnte sie Besorgnis in seinen Augen erkennen.
„Ich bin gleich da," sagte er schließlich und legte auf.
Er wandte sich an Jughead.
„Es tut mir wirklich leid, aber Lily und ich müssen zur Bar. Es ist etwas vorgefallen," setzte er mit einer Erklärung an, aber Jughead unterbrach ihn.
„Schon klar, wichtiges Serpent-Business. Mach dir keinen Kopf. Ich esse noch meine Pommes auf, und vermutlich auch noch eure, und werde dann zu Archie und Fred nach Hause fahren," meinte er.
„Ist es wirklich okay?"
FP sah Jughead forschend an.
„Ansonsten könnte ich auch hier bei Jughead bleiben," schlug Lily vor.
„Ja, Dad. Es ist wirklich okay und nein, du brauchst nicht bleiben, Lily," antwortete Jughead.
„Wir telefonieren später."
„Okay, ich rufe dich an," meinte FP, legte Geld auf den Tisch und zog Jughead in eine Umarmung, ehe er aufstand und sich seine Lederjacke überzog.
„Wir sehen uns," lächelte Lily, stand ebenfalls auf und griff nach ihrer Serpents-Jacke, die sie auf dem Weg nach draussen anzog.
„Was ist passiert?" fragte sie, als sie ein paar Minuten später neben FP im Truck saß.
„Tall Boy hat verdächtig aussehende Päckchen in einem Fass Bier entdeckt. Er ist wohl irgendwie kaputtgegangen und sie wurden mit dem Bier zusammen herausgespült. Er vermutet, dass es Drogen sind," erzählte FP, während er den Truck zum Whyte Wyrm lenkte.
„Was? Drogen?"
Lily sah FP überrascht an. Gleichzeitig versuchte sie, irgendwas in seinem Gesicht zu lesen. Irgendwas, das darauf hinwies, dass er etwas damit zu tun hatte. Ihr Herz raste. Doch sie konnte nichts Auffälliges an seinem Verhalten erkennen. Oder vielleicht wollte sie auch nichts erkennen. Alarmiert stellte sie fest, dass sie kein vernünftiges Urteil mehr bilden konnte und das nur, weil dieser Mann neben ihr ihr vollkommen den Kopf verdreht hatte. Alles, was sie sehen konnte war, dass FP wütend zu sein schien. Ob er nun wütend darüber war, dass jemand versucht hatte, ihnen die Drogen unterzuschieben, oder darüber, dass sie überhaupt entdeckt wurden, weil er tief in diesem Drogengeschäft steckte, konnte Lily nicht beurteilen.
„Ja, Drogen. Frag mich nicht, wie die in ein Bierfass kommen und das Bierfass ausgerechnet ins Whyte Wyrm. Die Serpents haben noch nie etwas mit Drogen zu tun gehabt," antwortete er und schlug mit einer Hand aufgebracht aufs Lenkrad, sodass Lily beschloss, besser nichts mehr zu sagen.
Sie hatte FP noch nie so erlebt, was natürlich kein Wunder war, da sie ihn erst seit kurzem kannte. Doch etwas sagte ihr, dass er bei solchen Sachen keinen Spaß verstand. Besonders, wenn es um die Southside Serpents ging.

„Hast du eine Ahnung, von wem das sein könnte und was es in einem Bierfass macht?" fragte Sam, während sie auf FP warteten.
„Ach, jetzt sprichst du wieder mit mir?"
Chris sah sie gespielt erstaunt an. Sam merkte, wie angespannt er war, konnte jedoch nicht beurteilen, was der Grund dafür war. Entweder lag es daran, dass sein Drogenvorrat entdeckt wurde, oder daran, dass man eine solche Menge Drogen, was auch immer es war, allgemein nicht gerne in seinem Geschäft hatte.
„Hey, ich kann nichts dafür, dass du dieses Zeug in deinem Bier gefunden hast und außerdem ist es mein gutes Recht, sauer zu sein, wenn ich dich mit deinem Ex- oder Noch-Betthäschen beim Knutschen erwische, nachdem wir beide gerade eine Nacht miteinander verbracht haben," konterte Sam leicht sauer.
Sie konnte immer noch nicht glauben, was sie da gesehen hatte. Dabei hatte Chris ihr versichert, dass das mit Cheryl vorbei war. Unglaublich, wie dumm sie gewesen war.
„Ich habe nicht mit ihr rumgeknutscht. Ich weiß, dass es so ausgesehen haben muss, aber ich habe es nicht getan," verteidigte Chris sich und sah sie durchdringlich an.
„Sie hat sich mir an den Hals geschmissen und ich war im ersten Moment einfach zu geschockt, um zu reagieren. Vermutlich war das ihr Plan. Mich würde es nicht wundern, dass sie es so genau abgepasst hat, damit du es siehst."
„Mach dich nicht lächerlich," meinte Sam nur und stand auf, um sich etwas zu trinken zu holen.
Natürlich klang es logisch, was Chris da gesagt hatte und sie traute es Cheryl 100%ig zu, so etwas zu tun. Trotzdem saß der Schock darüber, die beiden zusammen zu sehen, immer noch tief und keine von Chris' Erklärungen konnte sie gerade irgendwie beruhigen. Sie brauchte erstmal ein wenig Abstand, um es zu verdauen und in Ruhe darüber nachzudenken.
„Verdammt, Sam. Traust du mir das wirklich zu? Ich habe dir gesagt, dass das mit Cheryl vorbei ist. Dass es jetzt tatsächlich vorbei ist. Warum sollte ich dich anlügen?" fragte er sichtlich fassungslos.
Sam zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck.
„Ich weiß nicht. Vielleicht, um mich ins Bett zu bekommen?"
Sie sah ihn kühl an.
„Das macht absolut keinen Sinn, denn wenn ich dich daran erinnern darf, hast du gestern den ersten Schritt gemacht und nicht ich," entgegnete er.
Sam wollte gerade etwas erwidern, als FP und Lily die Bar betraten.
„Wo ist das Zeug?" fragte FP, während er zu ihnen kam.
Sam und Lily wechselten einen kurzen Blick.
„Im Keller. Mir ist das Fass aus den Händen gerutscht und es ist sofort aufgesprungen, was normalerweise auch gar nicht passieren darf und dann habe ich diese Päckchen gesehen," antwortete Chris.
Gemeinsam gingen die 4 in den Keller. Dort stank es ganz penetrant nach dem vergossenen Bier, das mittlerweile im Boden versickert war und nur noch ein paar große nasse Flecken hinterlassen hatte. Lily ließ ihren Blick über die eingeschweißten Plastikpäckchen gleiten, die in etwa die Größe von Zigarettenschachteln hatten. Sie sah auf den ersten Blick, dass es sich dabei um Kokain handeln musste. Um jede Menge Kokain. Es waren etwa zwanzig dieser Päckchen.
FP zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, hockte sich hin und ergriff ein Päckchen mit dem Taschentuch, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Er betrachtete es kurz und warf es zurück zu den anderen.
„Scheiße, das scheint Koks zu sein," meinte er und stand wieder auf.
Chris nickte.
„Jede Menge Koks," stimmte er ihm zu.
FP sah zum Fass und stieß es leicht mit dem Fuß an, sodass es ein kleines Stück wegrollte.
„Woher hast du die Fässer bekommen? Von deinem üblichen Lieferanten?"
„Nein, es ist ein neuer Lieferant, den Penny mir vermittelt hat. Er hat günstigere Konditionen," antwortete Chris.
„Tja, jetzt weißt du, warum," sagte Lily trocken.
„Denkt ihr, Penny hat was damit zu tun? Ich meine, sie hat dir den neuen Lieferanten vermittelt."
Sam sah Chris an und dann zu FP, der immer noch auf die Päckchen starrte und sich mit einer Hand durch die Haare fuhr.
„Das kann ich mir nicht vorstellen," antwortete FP für Chris.
„Penny weiß, dass wir nichts mit Drogen zu tun haben und auch nicht zu tun haben wollen. Außerdem ist sie Anwältin. Sie verdreht die Gesetze zwar manchmal etwas, aber sie würde nie gegen sie verstoßen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie weiß, dass sie aus der Gang geschmissen wird, wenn sie irgendwelche krummen Dinger dreht."
Lily sah zu Sam und verdrehte leicht die Augen bei FPs Worten.
„Aber du musst zugeben, dass es seltsam ist," warf Chris ein.
„Sie vermittelt mir einen neuen Lieferanten und gleich am ersten Tag finde ich Drogen im Bier. Selbst, wenn mir das Fass nicht kaputt gegangen wäre.. was wäre wohl passiert, wenn eines der Päckchen undicht gewesen und das Zeug ins Bier gelangt wäre?"
FP schwieg und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht.
„Eins ist sicher, wir müssen das Zeug loswerden. So schnell wie möglich," meinte er dann.
„Ich will nicht, dass irgendwer davon erfährt oder das Zeug bei uns findet. Egal, woher es stammt und wer dafür verantwortlich ist."
„Hast du eine Idee, wie wir das anstellen sollen?" fragte Chris.
„Nein, aber da wird mir schon etwas einfallen," antwortete FP.
Sam ging zu dem Fass hinüber, als ihr etwas ins Auge gefallen war. Sie hockte sich hin und betrachtete das in das Metall geritzte X, das sich ganz dicht am untersten Rand des Fasses befand. Das war sicher kein Zufall.
„Du solltest die anderen Fässer kontrollieren," sagte sie zu Chris.
„Dieses Fass hier wurde markiert."
Sie deutete auf das X. FP und Chris kamen zu ihr und betrachteten es.
„Tatsächlich," entfuhr es Chris.
Sofort machte er sich daran, die anderen 4 Fässer, die ebenfalls an diesem Tag geliefert worden waren, zu kontrollieren.
„An denen ist nichts zu sehen," teilte er ihnen mit.
Lily ging zu FP, der noch immer etwas fassungslos zu sein schien.
„Vielleicht solltest du Penny doch mal dazu befragen und das sage ich dir nicht, weil ich mit ihr sozusagen auf Kriegsfuß stehe, sondern weil alles darauf hindeutet, dass sie da mit drin hängt. Konfrontier sie damit und du wirst dann sehen, wie sie reagiert."
FP sah schweigend zu ihr. Einige Momente später, in denen Lily schon gedacht hatte, er würde Penny wieder verteidigen, meinte er: „Ja, du hast Recht. Ich möchte zwar nicht glauben, dass sie da ihre Finger mit im Spiel hat, aber ganz ausschließen kann ich es wohl nicht."
Chris, der kurz aus dem Keller verschwunden war, kam nun mit einem Müllbeutel zurück und trug an einer Hand einen Spülhandschuh, mit dem er begann, die Päckchen aufzusammeln und in den Müllbeuten zu stecken.
Sam und Lily beobachteten es beide mit gemischten Gefühlen. Natürlich verstanden sie es, dass Chris und FP die Drogen so schnell wie möglich loswerden wollten, aber die FBI-Agentinnen in ihnen sahen es nunmal als die Vernichtung von Beweismitteln, selbst wenn die Southside Serpents nicht direkt etwas mit den Drogen zu tun hatten.
„Wir sollten das Zeug verbrennen. Etwas Besseres fällt mir auf die Schnelle nicht ein," meinte FP.
„Gute Idee," antwortete Chris, der sich den Spülhandschuh abstreifte und ihn zu den Kokain-Päckchen in den Müllsack steckte, den er anschließend zuband.
„Versteck den Müllsack in der Zwischenzeit gut. Wir werden es heute Nacht machen, wenn es keiner mitbekommt," fügte FP hinzu, ehe er die Treppe hochstieg.
Lily folgte ihm.
„Werde ich machen."
Sam sah zu, wie Chris den Sack in einen anderen Raum brachte, den er doppelt abschloss, nachdem er ihn wieder verlassen hatte. Sein Blick traf auf ihren.
„Wir sollten wieder nach oben gehen. Die Gäste warten sicher schon," sagte er und drehte sich schon zur Treppe um, als Sam zu ihm ging und ihm am Arm festhielt.
„Chris.."
Er drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an. Sam machte noch einen Schritt auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Chris blickte sie verwirrt an.
„Sorry wegen vorhin," erklärte Sam ihm leise.
„Es war nur so ein Schock, dich wieder mit Cheryl zu sehen. Ich weiß ja mittlerweile, wie sie ist und dass sie es wohl wirklich darauf angelegt hat, dass ich es sehe, wie sie sich an dich ranmacht. Es tut mir leid, okay? Ich habe einfach rot gesehen. Du bist der erste Mann seit einer langen Zeit, für den ich etwas empfinde. Ich will dich nicht verlieren. Schon gar nicht an Cheryl."
„Das verstehe ich nur zu gut. Aber meinst du nicht, du solltest mir auch ein wenig vertrauen? Cheryl bedeutet mir nichts. Ja, ich hatte lange Zeit eine Affäre mit ihr, aber das war es auch. Du bist die erste Frau seit Claires Tod, für die ich wirklich etwas empfinde. Denkst du wirklich, ich setze das alles aufs Spiel?" fragte er und sah sie ernst an.
„Nein, vermutlich nicht," erwiderte Sam kleinlaut.
Chris sah sie noch einige Momente an, bevor er sagte: „Wir sollten wieder nach oben gehen. Ich bringe gleich ein neues Fass hoch."
Sam nickte geknickt und stieg die Treppe nach oben, wo bereits einige Serpents darauf warteten, bedient zu werden. Sie verdrängte den Kloß in ihrem Hals und machte sich an die Arbeit.

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