Lily griff nach der Fernbedienung, als der Abspann des Films lief und schaltete den Fernseher aus.
„Und, wie findest du den Film?" fragte sie, zu FP sehend.
Sie musste schmunzeln, als sie sah, dass FP, der neben ihr saß, die Beine ausgestreckt und die Füße auf dem Tisch abgelegt, tief und fest schlief. Nach dem, was er von der Arbeit erzählt hatte, hätte sie gleich damit rechnen können, dass er während des Films einschlafen würde. Sie nahm vorsichtig den Arm, den er um sie gelegt hatte, weg und stand auf, um den Pizzakarton, die leeren Getränkedosen und die leere Popcornschüssel in die Küche zu bringen. Anschließend ging sie zurück zur Couch und hockte sich neben FP. Eigentlich wollte sie ihn nur ungern wecken, aber so gemütlich die Couch auch war, sie war nicht dazu geeignet, eine ganze Nacht darauf zu verbringen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie ihn vermutlich eh aufwecken würde, wenn sie ihn in eine liegende Position brachte.
„FP?"
Sie streichelte über seine Wange, woraufhin er nur kurz die Stirn runzelte, aber weiterschlief. Lily beugte sich zu ihm und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund, was ihn tatsächlich aufzuwecken schien. Er zuckte leicht zusammen und blinzelte sie verschlafen an.
„Ist der Film schon vorbei?" fragte er und gähnte, während er die Füße vom Tisch nahm und sich aufsetzte.
„Ja, ich glaube, du hast nur die Hälfte davon mitbekommen," antwortete Lily.
„Wenn überhaupt."
FP fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, ehe er sich durch die Haare fuhr.
„Sorry," sagte er sichtlich zerknirscht und sah sie entschuldigend an.
„Mach dir keine Gedanken. Du hattest einen harten Tag. Wir holen den Filmabend am Wochenende nach," schmunzelte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe, ehe sie aufstand.
„Lass uns ins Bett gehen."
Sie hielt ihm die Hand hin, die er gleich ergriff, und er stand auf. Gemeinsam gingen sie zum Schlafzimmer, wobei Lily das Licht im Wohnbereich ausschaltete.
„Oh Mann, ich bin wirklich fertig," murmelte FP.
Er zog sich das Hemd und die Jeans aus und setzte sich auf die Bettkante. Ein bißchen tat er Lily leid, als sie ihn so sah und sie schimpfte sich im Stillen eine Idiotin, dass sie nicht daran gedacht hatte, dass er vermutlich hundemüde war nach diesem Tag, bevor sie mit dem Film zu ihm gekommen war. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon ins Bett gehört.
„Leg dich schon mal hin. Ich komme gleich nach," sagte sie, griff nach ihrem Schlafshirt und verließ das Schlafzimmer, um sich im Bad umzuziehen.
Sie wusste, dass es Blödsinn war, da FP sie ja immerhin schon halbnackt gesehen hatte beim Schlangentanz, aber irgendwie konnte sie die Gewohnheit nicht ablegen. Es war außerdem etwas anderes, wenn sie alleine mit ihm war, auch wenn er in diesem Moment vermutlich schon eingeschlafen war.
Sie zog sich um und verließ das Bad, um zurück ins Schlafzimmer zu gehen, wo FP entgegen ihrer Erwartung noch hellwach auf dem Bett saß und mit gerunzelter Stirn auf sein Handy blickte.
„Ist alles okay?" fragte sie, während sie sich ins Bett legte.
„Ich weiß nicht. Es ist eine Nachricht von Penny," antwortete er, legte das Handy weg und legte sich nun ebenfalls ins Bett.
„Es gibt einen Termin zur Sorgerechtsanhörung nächste Woche."
„Oh okay," meinte Lily und sah zu ihm.
„Was ist da zwischen Penny und dir vorgefallen?" fragte er plötzlich.
„Nichts, es ist alles okay," schwindelte Lily und zog die Bettdecke höher.
„Das glaube ich dir nicht, Prinzessin," meinte FP und sah sie auffordernd an.
„Raus mit der Sprache."
Lily seufzte.
„Ich wollte das selbst mit ihr regeln und dich nicht reinziehen. Vor allem, weil sie so viel für dich tut, was die Scheidung und das Sorgerecht angeht," erklärte sie.
„Was hat sie getan?"
Lily zögerte. Sie hatte keine Ahnung, ob es eine gute Idee war, FP davon zu erzählen.
„Hey."
FP umfasste sanft ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich, sodass sie ihn ansehen musste.
„Sag mir bitte, was los ist. Egal, ob sie mir gerade beim Sorgerecht hilft. Wenn sie sich dir gegenüber irgendwie mies verhält, werde ich sie zur Rede stellen. Es gibt auch andere Anwälte, die mir weiterhelfen können, wenn sie es nicht mehr machen sollte."
„Aber die sind teuer und Penny arbeitet kostenlos für die Serpents," warf Lily ein.
„Lily, bitte!"
FP sah sie ernst an. Sie erwiderte seinen Blick schweigend, ehe sie sich aufsetzte und sich gegen das Kopfende des Bettes lehnte.
„Sie ist letztens zu mir ins Diner gekommen. Du hast sie nur um ein paar Minuten verpasst. Sie hat sich sehr große Mühe gegeben mir klarzumachen, dass ich dir nicht bieten kann, was du brauchst und dass du mich fallenlassen würdest, sobald du mich im Bett hattest. Außerdem meinte sie, dass es ihr seltsam vorkommen würde, dass ich plötzlich hier aufgetaucht bin und dich so schnell um den Finger gewickelt hätte. An der ganzen Sache und an mir wäre wohl irgendwas faul und sie könne es nicht erwarten, es herauszufinden und dir zu erzählen. Sie würde sich darauf freuen zu sehen, wie du mich zum Teufel jagst," erzählte sie und sie konnte förmlich sehen, wie FPs Gesichtsausdruck mit jedem ihrer Worte verschlossener wurde.
„Das ist alles?" fragte er und Lily nickte.
Sie beobachtete, wie er aufstand, im Schlafzimmer umher wanderte und sich durch die Haare fuhr. Schließlich blieb er stehen und sah zu ihr.
„Ich werde wohl nochmal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden müssen. Was sie da macht, geht gar nicht. Sie soll dich einfach in Ruhe lassen," meinte er aufgebracht.
„Nein, mach das bitte nicht. Zumindest nicht solange die Sorgerechtsklage läuft. Du brauchst sie dafür, ob du willst oder nicht, und ich möchte, dass du die Sache gewinnst, okay?"
Lily sah ihn bittend an. Sie wollte einfach nicht, dass es an Pennys blödsinniger Eifersucht scheiterte.
„Ich werde schon mit ihr fertig, sollte da noch was von ihr kommen."
„Bist du dir sicher?" fragte FP sie, immer noch merklich aufgebracht.
„Ja und jetzt komm wieder ins Bett," antwortete sie.
„Sobald das alles vorbei ist, werde ich ihr den Kopf zurechtrücken. So wie sie verhält sich kein Serpent," murmelte er und legte sich wieder ins Bett.
Lily rückte zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe sie ihren Kopf auf seine Brust legte. FP legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich.
„Mir hat sie übrigens auch schon ein paar Mal damit in den Ohren gelegen, dass dein Auftauchen hier seltsam wäre und dass irgendwas nicht stimmt," sagte er und Lily hielt unbewusst für einen Moment den Atem an.
„Und, glaubst du ihr?" fragte sie schließlich.
„Nein. Ich weiß, dass sie sich nur etwas zusammenspinnt," antwortete FP.
Lily hob ihren Kopf und sah ihn an.
„Ach ja?"FP küsste sie kurz, ließ sie los und stand nochmal auf.
„Ja und es gibt da was, was ich dir wohl sagen sollte."
Er ging zum Kleiderschrank, öffnete die Tür und hockte sich zu seinem Safe, um den Code einzugeben. Davon sah Lily jedoch nichts, da FP ihr die Sicht versperrte. Sie hörte lediglich das elektronische Piepsen und wie FP die Tür öffnete. Als er aufstand, hielt er eine Mappe in der Hand. Kurz blickte Lily zum Safe, der bis auf etwas Geld und eine Waffe leer war. Dann sah sie wieder zur Mappe, die FP ihr hinhielt.
„Was ist das?" fragte sie und nahm sie.
Sie schlug sie auf und sah die Blätter, auf denen Informationen zu ihr und Sams bisherigen Leben aufgeführt waren.
Sie sah überrascht zu FP auf. Nicht, weil er sie tatsächlich hatte überprüfen lassen, denn damit hatte sie gerechnet, sondern weil er es ihr mitteilte.
„Kurz nachdem Sam und du hier aufgetaucht seid und Interesse daran gezeigt habt, in die Gang einzutreten, haben Chris und ich diese Informationen über euch eingeholt. Das machen wir bei jedem, einfach um vorsichtig zu sein und um zu wissen, wen wir da vor uns haben. Als Chris nach LA kam, habe ich ihn auch überprüfen lassen," erklärte er und Lily sah wieder auf die Blätter vor sich.
Sie überflog die Informationen und war erleichtert, dass es genau die Sachen waren, die Tim für Sams und ihre Undercover-Identitäten hinterlegt hatte.
Stumm legte sie die Blätter wieder zurück in die Mappe und reichte sie FP, der sie an sich nahm.
„Bist du jetzt sauer?" wollte er wissen.
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin überrascht. Und dann auch wieder nicht. Ich meine, ich kann dir da keinen Vorwurf machen, dass du vorsichtig bist und dass du wissen willst, wen du da in die Gang holst," antwortete sie.
„Aber du hättest mich auch einfach fragen können. Ich habe keinen Grund, über meine Vergangenheit zu lügen, denn sowas kommt früher oder später eh immer raus. Daher sage ich lieber gleich, was Sache ist."
„Das habe ich gemerkt," schmunzelte FP, hockte sich wieder vor den Safe, legte die Mappe zurück und schloss die Tür.
„Du hast eine Waffe?" fragte Lily nun.
Das war etwas, das sie tatsächlich überraschte und auch neugierig machte. Wozu brauchte er eine Waffe? Ganz klar hatte er in seinem Safe kein Vermögen aus Drogengeschäften oder eine Liste von Käufern, aber eine Waffe?
Er nickte, kam wieder zum Bett und legte sich neben sie.
„Ich habe sie mir vor Ewigkeiten besorgt. Nach der Geburt von Jughead. Ich hatte Angst, dass vielleicht irgendwas passieren könnte und ich wollte einfach vorbereitet sein, um meine kleine Familie zu beschützen. Seitdem liegt sie im Safe und ich habe sie noch nicht einmal benutzt. Ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt noch funktioniert. Ich wollte sie auch nicht einfach so irgendwo rumliegen lassen, daher der Safe."
Lily sah zu ihm und verspürte so viel Erleichterung, dass ihr beinahe schwindelig wurde. Gleichzeitig war sie unendlich gerührt von dem, was FP ihr erzählt hatte. Dass er seine Familie um jeden Preis hatte beschützen wollen. Außerdem war sie unendlich froh darüber, dass es für den Safe eine so simple Erklärung gab, während ihr Kopf FP schon zu einem Drogenkönig gemacht hatte. Wie bescheuert.
Ohne weiter darüber nachzudenken rückte sie zu ihm und setzte sich rittlings auf seinen Schoß, woraufhin FP sie überrascht ansah. Sie sah ihn lächelnd an, ehe sie sich zu ihm hinunterbeugte und ihn zärtlich küsste. FP erwiderte ihren Kuss, legte die Arme um sie und setzte sich mit ihr auf. Schnell wurde der Kuss leidenschaftlicher, doch es war FP, der ihn beendete, indem er ihre Oberarme umfasste und sie etwas von sich schob.
„So gerne ich das auch weiterführen würde, ich weiß wirklich nicht, ob ich das heute Abend noch fertig bringe und ich muss morgen wieder früh raus," erklärte er und sah sie entschuldigend an.
„Alles gut," schmunzelte Lily, hauchte ihm noch einen Kuss auf den Mund und legte sich wieder neben ihn.
FP schaltete die Nachttischlampe aus und legte sich neben sie, ehe er sie in seine Arme zog.
„Schlaf gut, Prinzessin," murmelte er und drückte sie an sich.
„Du auch," antwortete Lily leise, lag jedoch noch lange wach, nachdem FP schon eingeschlafen war.
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Undercover
FanfictionSam Walker und Lily Morgan sind zwei FBI-Agentinnen aus New York, die ihren Kollegen aus LA bei einem Gang-Problem unter die Arme greifen sollen. In LA wird ihnen schnell klar, dass sie nicht nach Anhaltspunkten für die Schuld der Southside Serpent...