Teil 24

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Lily räumte gerade den Teller und die Kaffeetasse von FP weg, als sie erneut die Türglocke des Diners hörte. Lächelnd sah sie auf, weil sie dachte, dass er vielleicht nochmal zurückgekommen war, doch ihr Lächeln erstarb, als sie Penny sah, die mit einem überheblichen Gesichtsausdruck auf den Tresen zukam. Wieder trug sie einen teuer aussehenden Hosenanzug, diesmal in schwarz, und hatte eine ebenso teure lederne Aktentasche in der Hand, die sie nun auf einem Barhocker ablegte, während sie sich auf einen anderen setzte.
„Na sowas. Zwei Besuche im Diner in zwei Tagen. Für jemanden, der hier nichts essen oder trinken würde, ist das ziemlich seltsam," begrüßte Lily sie und wischte mit einem feuchten Tuch über den Tresen.
„FP hast du gerade verpasst, falls du wegen ihm hier bist."
„Ich frage mich wirklich, wie ich so eine Behandlung verdient habe. Ich war immer nett zu dir," erwiderte Penny und schaffte es tatsächlich, einen betroffenen Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Lily sah sie unbeeindruckt an.
„Wie gesagt, FP ist nicht hier, also kannst du dieses Theater lassen," sagte sie.
Im gleichen Moment änderte Pennys Gesichtsausdruck und sie sah Lily kalt an.
„Ich bin nicht wegen FP hier. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass du deine Finger von ihm lassen sollst."
Lily hob erstaunt die Augenbrauen, obwohl sie eigentlich absolut nicht erstaunt war. Immerhin wusste sie schon von FP, dass Penny mehr als nur interessiert an ihm war.
„Sonst was?" wollte Lily wissen, doch Penny ging auf ihre Frage gar nicht ein.
„Weißt du, du hast ihn vielleicht um deinen kleinen Finger gewickelt. Wie auch immer du das so schnell geschafft hast, ist mir ein Rätsel. Aber mich kannst du nicht täuschen. Du tauchst hier eines Tages ganz plötzlich wie aus dem Nichts auf, verdrehst FP den Kopf und wirst Nullkommanix in die Gang aufgenommen. Irgendwas ist faul an der ganzen Sache und auch an dir. Ich weiß nur noch nicht was, aber ich werde es herausfinden und ich werde den Moment genießen, wenn ich es FP mitteile und er dich zum Teufel jagt."
Penny sah Lily mit einem süffisanten Lächeln an, während Lily ihren Blick unbeeindruckt erwiderte. Innerlich jedoch war sie in heller Aufruhr und ihr Herz raste.
„Dann viel Spaß beim Nachforschen. Ich habe eigentlich gedacht, dass Anwälte ihre Zeit besser nutzen anstatt irgendwelchen Hirngespinsten, ausgelöst durch Eifersucht, hinterher zu jagen," konterte sie und ging in die Küche, um FPs Teller und Tasse wegzubringen.
Nachdem sie beides in die große Spülmaschine gestellt hatte, atmete sie einmal tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Als sie wieder zurückkam, saß Penny noch immer am Tresen und betrachtete sie abschätzig.
„Ich weiß schon, was FP in dir sieht. Eine kurze Bettgeschichte. Einen netten Körper hast du ja. Aber mach dir keine großen Hoffnungen auf etwas Ernstes. Darauf hat er keinen Bock und außerdem werden die Serpents bei ihm immer an erster Stelle stehen, das heißt, auch ich. Dagegen hast du keine Chance. Himmel, du hast ja noch nicht mal den Mut, den Schlangentanz aufzuführen. Glaub mir, sobald er dich im Bett hatte oder sobald er genug von dir hat, wird er dich fallenlassen wie eine heiße Kartoffel und das wird schon sehr bald sein. Du kannst ihm nicht das bieten, was er braucht," meinte Penny, stand auf und griff nach ihrer Aktentasche.
„Ach, aber du kannst es?" fragte Lily.
Obwohl sie es nicht zugeben wollte und sie wusste, aus welchen Gründen Penny ihr diese Dinge sagte, hatten diese Worte sie ziemlich tief getroffen.
„Oh, du hast ja gar keine Ahnung," lächelte Penny kalt.
„Weißt du, dafür, dass du dir so sicher bist, dass FP mich fallenlassen wird, verwendest du ziemlich viel Energie dafür, mir das klarzumachen. Ich denke eher, dass du Angst hast, dass FP endlich jemand gefunden hat, der für ihn da ist ohne ihm irgendwelche Vorwürfe zu machen und hinter ihm steht ohne gleich abzuhauen, wenn es schwierig wird. Du hast Angst, dass er dich nicht mehr mit dem Hintern angucken wird, was er ja eigentlich sowieso nicht macht. Also spar dir den Mist und akzeptier einfach, dass du keine Chance bei ihm hast," erwiderte Lily und setzte ein Lächeln auf, was ihr unheimlich schwerfiel.
Penny erwiderte ihren Blick kalt, ehe sie sich umdrehte und zur Tür ging. Bevor sie das Diner jedoch verließ, drehte sie sich nochmal zu Lily um.
„Du hast da einen dreckigen Teller vergessen, Schätzchen."
Mit einem überheblichen Grinsen auf den Lippen verließ Penny das Diner und Lily sah ihr kopfschüttelnd hinter ihr her. Sie atmete nochmal tief durch, während sie sich am Tresen abstützte. Zu ihrem eigenen Entsetzen traten ihr Tränen in die Augen und sie war froh, dass gerade kein Gast da war. Verdammt, warum hatten sie Pennys Worte so sehr getroffen? Sie wusste doch, dass sie sie nur provozieren und verunsichern wollte. Noch am Abend zuvor hatte FP ihr gesagt, dass er sich freuen würde, wenn sie seine Freundin wäre und er hatte sie noch nicht einmal dazu gedrängt, mit ihm zu schlafen. Im Gegenteil, er wollte selbst warten. Warum also ließ sie zu, dass Pennys Kommentare sie so fertig machten? Lily sehnte sich nach dem Feierabend, wenn sie zum Trailer fahren und sich richtig ausheulen konnte. Nicht nur wegen Pennys Besuch, sondern auch wegen diesem Druck, der auf ihr lag und den zwei verschiedenen Leben, die sie momentan lebte. Es raubte ihr wirklich das letzte Bißchen Kraft, das sie hatte.

Als sie schließlich Feierabend hatte, sah Lily alles jedoch schon wieder in einem anderen Licht und sie beschloss, sich von jemandem wie Penny nicht unterkriegen zu lassen. Immerhin hatte sie FP an ihrer Seite, der hinter ihr stand. Auf dem Weg nach Hause machte Lily noch einen kurzen Umweg zum Supermarkt, um einige Kleinigkeiten einzukaufen.
Sie musste lächeln, als sie FP auf den Stufen zu Sams und ihrem Trailer sitzen sah, als sie den Camaro schließlich davor parkte. Sofort war die Sache mit Penny noch weiter in den Hintergrund gerückt. Sie stieg aus.
„Hey Lieblings-Serpent," begrüßte sie ihn schmunzelnd und holte die Einkaufstasche aus dem Kofferraum.
FP antwortete nicht, stand nur von den Stufen auf und sah sie mit einer ausdruckslosen Miene an. Er hielt einen großen Umschlag in seiner Hand. Einen Moment lang hatte Lily das Gefühl, dass ihr das Herz stehenblieb. Penny hatte nicht etwa schon in ihrem Leben herumgeschnüffelt und herausgefunden, dass sie eine FBI-Agentin war?
„Was ist los?" fragte Lily mit einer Stimme, die ihr nicht ganz gehorchen wollte.
Sie deutete auf den Umschlag.
„Was ist das?"
„Lass uns reingehen, ja? Hier draussen sind zu viele Augen und Ohren," meinte FP.
„Klar," antwortete Lily, schloss die Tür zum Trailer auf und ging hinein.
FP folgte ihr, schloss die Tür hinter sich, warf den Umschlag auf den Küchentisch und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Lily stellte die Einkaufstasche weg und sah mit rasendem Herzen erst zu dem Umschlag, dann zu FP, der die Ellenbogen auf den Tisch gestützt hatte und sich mit beiden Händen über das Gesicht fuhr.
Um nicht irgendwas Falsches zu sagen, wartete sie, bis er schließlich etwas sagte.
„Das sind die Scheidungspapiere. Penny hat es irgendwie hinbekommen, dass die Scheidung früher rechtskräftig wurde."
Lily atmete erleichtert auf und setzte sich zu FP.
„Du scheinst dich nicht gerade darüber zu freuen," stellte sie fest und griff nach dem Umschlag.
„Darf ich?"
FP nickte und Lily zog die Papiere heraus. Sie überflog sie kurz und blieb an einem Abschnitt hängen, der besagte, dass seine jetzt Ex-Frau das alleinige Sorgerecht für Jughead und Jellybean bekommen hatte.
„Darüber, dass ich die Scheidung hinter mir habe, schon. Aber Gladys wurde das alleinige Sorgerecht zugesprochen, was bedeutet, dass Jughead demnächst zu ihr ziehen muss und ich ihn vermutlich kaum noch zu sehen bekomme, genau wie Jellybean," antwortete er und sah sie verzweifelt an.
Lily legte die Papiere weg und griff nach seiner Hand.
„Auch wenn sie das alleinige Sorgerecht bekommen hat, hast du das Recht, deine Kinder zu sehen, FP."
„Das weiß ich, aber sie wird das nicht zulassen. In ihren Augen bin ich ein absoluter Versager, der die Finger nicht vom Alkohol lassen kann. Sie wird mir wohl kaum die Kinder überlassen, noch nicht mal für 1 Tag," entgegnete FP bitter.
„Naja, Penny hat zumindest schon Widerspruch dagegen eingelegt, auch wenn es vermutlich nichts bringt."
„Sag das nicht. Immerhin hast du schon seit einiger Zeit einen festen Job und hast dein Leben im Griff. Es gibt keinen Grund, weshalb dir irgendein Richter das Sorgerecht verwehren sollte."
Lily stand auf, ging zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. FP schlang gleich die Arme um sie und legte seine Stirn an seine Schulter. Ein wenig wurmte es sie, dass Penny zum Teil als Heldin dastand, weil sie eine frühere Scheidung durchgeboxt hatte, aber selbst Lily musste, wenn auch ungern, zugeben, dass sie FPs einzige Chance war, doch noch das geteilte Sorgerecht zu bekommen und das verdiente er einfach. Er liebte seine Kinder; das hatte sie bei der Party gemerkt, als er Jughead wiedergesehen hatte. Daher behielt sie Pennys Besuch im Diner lieber für sich. Mal ganz davon abgesehen, dass sie das auch alleine regeln konnte.
„Ich hoffe es," murmelte FP.
„Jetzt, wo ich Jughead wieder öfter sehe und er mich nicht mehr als Versager sieht, wäre es der absolute Super-GAU, ihn gar nicht mehr sehen zu dürfen."
„Hör bitte auf, dich als Versager zu bezeichnen," bat Lily ihn leise und streichelte durch seine Haare.
„Du bist kein Versager. Egal, was in der Vergangenheit passiert ist. Außerdem hast du dich diesmal nicht mit Alkohol abgeschossen. Das ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung."
„Aber ich würde es gerne," meinte FP leise, hob seinen Kopf an und blickte zu ihr. Seine Augen waren leicht gerötet und es versetzte Lily einen Stich, ihn so zu sehen.
Sie streichelte über seine Wange, beugte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. FP erwiderte den Kuss und zog Lily näher an sich. Er war froh, dass sie ihm über den Weg gelaufen war bzw. dass er sie bei Pops angerempelt hatte. Ohne sie hätte er vermutlich schon längst wieder betrunken in der Ecke gelegen, aber er wusste, dass er es nicht von ihr abhängig machen konnte, sondern dass es von ihm ausgehen musste und er nahm sich fest vor, dass er das alles überstehen würde, ohne sich vollkommen abzuschießen.
„Lass uns etwas zusammen kochen, okay? Damit du auf andere Gedanken kommst," schlug Lily etwas später schmunzelnd vor.
„Hört sich gut an," lächelte FP und küsste sie nochmal kurz, ehe sie aufstand, um die Einkaufstasche auszupacken.

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