Teil 10

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Am späten Abend stand Lily in schwarzen Dessous vor ihrem Bett, worauf sie ihre Sachen ausgebreitet hatte.
„Was zieh ich nur an?" fragte sie sich selber, denn Sam stand schon lange in der Bar und hatte wieder reichlich zu tun.
Lily schaute dauernd auf ihre Armbanduhr. FP würde gleich hier sein.
„Okay, dann seid ihr heute dran."

Sie zog eine enge Blue Jeans an, ein schwarzes Top, dazu passende schwarze Stiefeletten. Sie betrachtete sich im Spiegel. Diesmal trug sie ihre Haare offen, und hatte ein zartes Make Up aufgelegt. Sie sah gut aus, fand sie. Sie ging zum Fenster, als sie ein Hupen von draußen vernahm. Es war FP. Lily verließ das Motelzimmer und ging auf den Truck zu. Sie lächelte. FP stieg aus, ging um seinen Truck rum, öffnete die Beifahrertür und sah zu ihr.
„Wow", kam es über seine Lippen.
„Du siehst toll aus."
„Du auch", lächelte sie.
„Heute der Biker nur ohne Bike?" lachte Lily.
„Na ja. Mit der Harley im Autokino kommt nicht so gut", grinste er.

FP trug eine verwaschene Jeans, die nicht sehr eng an seinem Körper saß, dazu schwarze Bikerboots, ein schwarzes T-Shirt und seine Lederjacke mit dem Gang-Logo. Lily sah ihn eine geraume Zeit an. Er sah in ihren Augen heiß aus.
„Können wir dann?"
FP schmunzelte, denn er hatte bemerkt, dass Lily ihn anstarrte.
„Ähm was? Ja klar", stammelte sie leicht verlegen und stieg in den Truck.
FP schloss die Wagentür. Grinsend ging er um die Motorhaube rum und stieg ebenfalls ein. Lily ließ ihn nicht aus den Augen.
„Stehst du auf Horror-Filme?" grinsend sah er kurz zu Lily, startete den Motor und fuhr los.
„Ich liebe Horror-Filme", kam es nur so aus Lily rausgeschossen.

FP musste grinsen.
„Das glaube ich dir irgendwie sogar."
„Ach ja? Wieso?"

Lily sah ihn von der Seite an.
„Weiß nicht, passt irgendwie zu dir"

FP sah kurz zu ihr, sah dann wieder auf die Straße.

„Was liebst du denn noch so?" fragte er weiter, ohne sie anzusehen.
„Alles, was Spaß macht."
„Kurz und knapp, was?" grinste er.
„Ja, so bin ich."
Lily sah dann aus dem Fenster. Sie wollte ihm nicht alles sofort verraten, sie sollte weiter für ihn interessant bleiben, was sie auch blieb.
Am Autokino angekommen besorgte FP die Karten und parkte den Truck auf den Platz vor der großen Leinwand, sodass man alles gut sehen konnte.
„Popcorn und Cola?" fragte er und sah zu Lily neben sich.
„Ja gerne. Ich liebe Popcorn", lächelte sie ihn an.
„Nicht weglaufen", zwinkerte er und verließ den Wagen.
Wenig später stand FP mit Cola und Popcorn am Wagen.
„Nimmst du mal bitte?" bittend sah er sie an.
Lily schaute direkt in seine Augen und bekam Gänsehaut.
„Ähm ja," kam es leise von ihr.

Sie nahm das Tablett mit den Getränken und Knabbersachen. FP stieg wieder zu ihr in den Wagen und klemmte die Lautsprecher an sein Fenster. Lily stellte das Tablett vorne aufs Armaturenbrett. Es passte, weil es breit genug war. Beide lehnten sich zurück in die Sitze, als der Film anfing. Zwischendurch unterhielten sie sich auch über Gott und die Welt. Als es gruselig wurde, erschrak Lily und presste ganz spontan ihr Gesicht an seine Schulter, schloss ihre Augen. FP musste schmunzeln.
„Alles okay?" fragte er vorsichtig.
Lily nickte leicht und drehte langsam den Kopf wieder zur Leinwand, aber immer noch gegen seine Schulter gelegt. FP legte seinen Arm um sie.
„Ich werde aufpassen", grinste er.
„Okay", kam es von Lily.
Sie genoss seine Nähe und er die ihre. Er sog den Duft ihrer Haare ein, drückte sie sanft an sich.

Sie genossen beide den Film und den Abend. Es stimmte alles für Lily. Irgendwann fing sie jedoch zu zittern an.
„Ist dir kalt?"
FP sah sie an.
„Ja, etwas", antwortete sie.
„Warte", sagte er kurz, löste sich von ihr, zog sich seine Lederjacke aus und legte sie über Lilys Schultern.
„Besser?" schmunzelte er sie an.
„Ja, danke. Und was ist mit dir?"
„Kein Problem für mich," zwinkerte er.
Beide sahen sich in die Augen. Keiner konnte den Blick von seinem Gegenüber nehmen. Langsam näherte sich sein Kopf dem ihren. Lily atmete tief ein. Sie war sich bewusst, was jetzt passieren würde, konnte und wollte es auch nicht verhindern. Sein Aftershave - sie mochte es, es war zwar stark, aber nicht zu dominant - strömte in ihre Nase. Seine leicht geöffneten Lippen waren jetzt ganz nah an ihren und Lily spürte die Hitze, die von FP ausging. Lilys Herz schlug schneller. Nervosität kochte in ihr hoch und übermannte ihren Verstand. Dieser Moment war etwas ganz Besonderes, das was sie sich immer gewünscht hatte, seit sie ihn getroffen hatte.
Lily schloss ihre Augen und dann berührten sich ihre Lippen. FPs waren warm und weich auf ihren zu spüren - nur ganz sanft und dennoch hatten sie genug Wirkung. Lilys Hand, die sich in seinen Nacken gelegt hatte, fing an zu zittern. Ihr Herz rannte gerade den Marathon seines Lebens. FP war es, der sie küsste. Einen Arm um ihre Schultern gelegt, ließ er die andere Hand in ihr Haar gleiten. Sein Daumen berührte sanft ihren Wangenknochen. Es war ein langer zärtlicher Kuss, der ihre Sehnsucht nach Nähe zu ihm wachsen ließ - ein Moment den sie sich in ihren Träumen schon so oft vorgestellt hatte, seit sie ihn auf diesem Foto gesehen hatte. Jetzt war er Realität. Ihre Lippen lösten sich wieder voneinander und beide sahen sich wieder in die Augen. Der Film war nebensächlich geworden.

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