Sam beobachtete mit wachsender Belustigung, wie die Funken zwischen FP und Lily nur so hin und her flogen, während die beiden es mit dem Billardspielen nicht so ernst nahmen und das Spiel scheinbar nur noch als Vorwand nahmen, um miteinander zu flirten. Sie hoffte nur, dass Lily vorsichtig war und wusste, worauf sie sich da einließ. Mal ganz abgesehen von der Ermahnung von ihrem Boss O'Connor, alles professionell zu halten. Ein wenig jedoch konnte sie Lily verstehen. Immerhin hatte Chris, der noch immer neben ihr stand, ihr auch ziemlich die Sprache verschlagen.
Sam blickte neben sich zu Chris, der gerade einen Schluck aus seiner Bierflasche nahm, ohne den Blick von FP und Lily zu lassen. Plötzlich, als wenn er ihren Blick gespürt hätte, sah er zu Sam.
„Da knistert es ziemlich, was?" fragte er grinsend und deutete mit dem Kopf in Richtung Billardtisch.
„Allerdings," stimmte Sam zu.
„Ich hoffe nur, dein Freund spielt nicht mit ihr und tut ihr nicht weh. Da verstehe ich als Lilys Freundin keinen Spaß."
„Keine Sorge, er flirtet zwar gerne, aber er spielt mit offenen Karten," antwortete Chris, warf noch einen Blick zu den beiden und wandte sich wieder an Sam.
„Du hast dich heute wirklich gut geschlagen. Hätte ich wirklich nicht gedacht," sagte er beeindruckt.
„Danke, es hat Spaß gemacht. Bis auf den Vorfall mit dem einen Möchtegern-Ken," grinste Sam.
„Aber du hast ihn schnell in den Griff bekommen. Darf ich fragen, wo du das gelernt hast?"
Er sah sie fragend an.
„Naja, wie du vielleicht schon an meinem Namen erkannt hast, stamme ich aus einer irisch-stämmigen Familie und die sind immer sehr groß," antwortete Sam grinsend.
„Ich habe 4 ältere Brüder, die mich zwar oft genervt haben, aber die mir auch schnell gezeigt haben, wie ich mich effektiv wehren und durchsetzen kann. Außerdem habe ich, wie du weißt, schon in einigen Bars gearbeitet, wo ich diese Techniken fast jeden Abend mindestens einmal üben konnte und Übung macht halt den Meister."
Sie zuckte mit den Schultern als wenn es nichts Besonderes wäre und hoffte, dass Chris diese Erklärung schlucken würde.„Ja, ich habe gemerkt, dass du Ahnung hast von dem, was du machst," antwortete er nur und leerte seine Bierflasche, die er direkt in den dafür vorgesehenen Kasten zurückstellte.
Anschließend sah er wieder zu ihr.
„Wenn du möchtest, hast du den Job. Wir können morgen vor Schichtbeginn alles klären. Bitte bring dafür deinen Ausweis und deine Sozialversicherungsnummer mit, okay?"
„Okay, Boss. Danke," strahlte Sam ihn an.
Obwohl ihr klar gewesen war, dass sie den Job bekommen würde, war sie dennoch ehrlich erfreut darüber, dass sie ihn wirklich ergattert hatte.
Chris verkniff sich ein Grinsen.
„Mal sehen, ob du nach 10 oder mehr Schichten immer noch so begeistert bist."
„Davon bin ich überzeugt," war Sam sich sicher.
„Aber ich hätte da noch eine Bedingung."
Chris sah sie mit erhobenen Augenbrauen an.
„Und die wäre?
„Es wäre toll, wenn du es irgendwie hinkriegen könntest, dass deine Freundin mich nicht wieder anzickt," antwortete sie.
„Es ist nicht so, dass ich nicht mit ihr fertig werden würde, aber ich möchte einfach nur meinen Job machen, ohne Zickenkrieg. Es wäre auch besser für die Stimmung."
„Cheryl ist nicht meine Freundin," meinte Chris lediglich, stieß sich von der Theke ab und ging zur Kasse, die er mit einem Knopfdruck öffnete.
Sam sah ihm nach und hätte sich ohrfeigen können. Hoffentlich hatte sie sich mit dem Kommentar nicht ins Aus geschossen.
Chris sah kurz zu ihr, ehe er ein paar Scheine aus der Lade der Kasse nahm und sie wieder schloss.
„Aber keine Sorge, ich werde dafür sorgen, dass sie hier nicht wieder so ein Theater veranstaltet."
Er reichte ihr schmunzelnd die Scheine, die Sam entgegennahm.
„Für heute Abend."
Sam atmete erleichtert auf und schob sich das Geld in die Hosentasche.
„Danke. Also dann auf gute Zusammenarbeit."
Sie reichte ihm lächelnd die Hand, die er mit seiner kräftigen Hand umschloss.
„Auf gute Zusammenarbeit," wiederholte er schmunzelnd und fuhr mit seinem Daumen über ihren Handrücken, während er ihre Hand wieder länger festhielt als es eigentlich notwenig war.
Sam hatte das Gefühl, dass sich die Gänsehaut von ihrer Hand aus auf ihrem ganzen Körper ausbreitete.
Was hatte sie vorhin noch gesagt? Dass sie hoffte, dass Lily vorsichtig war und wusste, was sie tat? Himmel, das wusste sie selbst ja schon fast gar nicht mehr. Sie zog ihre Hand weg.
„Dann bis morgen. Ich bringe alle Papiere mit," meinte sie.
„Okay, bis morgen. Schlaf gut."
Er zwinkerte ihr zu und verließ seinen Platz hinter der Theke, um ins Büro zu verschwinden.
Sam sah ihm noch nach, nahm ihre Lederjacke und kam auch hinter der Theke hervor, ehe sie Lilys Jacke nahm und in Richtung der Billardtische ging, wo FP und Lily nebeneinander auf dem Rand eines Tisches saßen und sich unterhielten.„Hey Lily, ich fahre mal zum Motel. Ich bin hundemüde," informierte Sam sie.
Lily blickte kurz auf ihre Uhr, die mittlerweile 4 Uhr zeigte.
„Oha, ich sollte auch schon lange im Bett liegen. Ich werde morgen sicher der beste Kunde im Diner sein, was den Kaffee angeht," scherzte sie und sprang vom Tisch.
„Ach so, Sam, das ist FP. FP, Sam," stellte sie die beiden einander vor.
FP stieg ebenfalls vom Tisch und reichte Sam kurz die Hand.
„Hi."
„Hi FP, wir werden uns jetzt öfter hier sehen. Ich habe den Job bekommen," meinte Sam grinsend.
„Hey, das ist klasse! Glückwunsch!" freute Lily sich.
„Das habe ich mir schon gedacht. Du hast es klasse gemacht heute," sagte FP.
„Sagt der, der nur Augen für meine Freundin gehabt hat," scherzte Sam und zog sich die Lederjacke an.
„Naja, da ist wohl was dran," schmunzelte FP und sah nun wieder zu Lily.
„Pops hat übrigens leckeren Kaffee."
„Ach, da spricht wohl der Experte," antwortete Lily schmunzelnd, nahm ihre Jacke von Sam entgegen und zog sie über.
„Ich bin jeden Tag dort. Also fast schon sowas wie ein Stammkunde," erklärte FP.
„Gut, das heißt, wir sehen uns später. Ich bin die, die schlafend an der Kaffeemaschine steht," lachte Lily.
FP lachte ebenfalls.
„Ja, wir werden uns sicher später sehen," sagte er schließlich und zwinkerte ihr zu.
„Gute Nacht."
„Gute Nacht FP," schmunzelte Lily, hakte sich bei Sam unter und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Ausgang, wobei Lily es sich nicht nehmen lassen konnte, sich nochmal zu FP umzudrehen.„Hast du schon irgendwas Interessantes für den Fall aus FP rausbekommen?" fragte Sam, als sie ein wenig später beide in ihren Betten lagen.
„Nicht wirklich. Er erzählt nicht viel von sich oder von dem, was er macht," antwortete Lily.
„Er ist tatsächlich so vorsichtig, wie uns gesagt wurde, aber immerhin haben wir uns ja erst vor ein paar Stunden offiziell kennengelernt. Mal schauen, ob er mit der Zeit gesprächiger wird."
„Geflirtet habt ihr immerhin schon wie die Weltmeister," grinste Sam.
„Kann sein," meinte Lily ausweichend, seufzte dann jedoch.
„Als uns vor ein paar Tagen gesagt wurde, dass wir uns in eine Gang einschleusen sollen, habe ich noch gedacht, es würde mir schwer fallen, in diese Rolle zu schlüpfen, aber es macht Spaß. Fast so wie damals als Kind, als ich Prinzessin gespielt habe."
Sie lachte kurz.
„Ich verstehe, was du meinst. Allerdings habe ich eher Wonderwoman gespielt statt Prinzessin," erwiderte Sam leicht grinsend.„Es fällt mir auch unheimlich leicht, mit ihm zu flirten, weil er es leicht macht und ich muss zugeben, dass ich die meiste Zeit gar nichts gespielt habe," fügte Lily hinzu.
„Wenn ich es nicht besser wüsste aus Erfahrung und wenn wir nicht diese ganzen Infos über FP und seine krummen Geschäfte hätten, würde ich schon fast behaupten, dass er ein ganz normaler Kerl ist, der einer Bikergang angehört und sie nie etwas zu schulden kommen lassen hat."„So ist es aber nicht," erinnerte Sam sie, der es allerdings mit Chris auch nicht anders erging.
Er kam rüber wie jemand, der einfach nur eine Bar besaß und dafür sorgte, dass seine Bikerkumpels nicht verdursteten. Nicht wie ein Krimineller. Dennoch musste sich Sam immer wieder an genau diese Tatsache erinnern.
„Ich weiß. Leider," meinte Lily leise und starrte an die Decke.„Sei vorsichtig, hörst du? Er mag ja ein toller Typ sein, der gut flirten kann, aber das macht ihn nicht weniger gefährlich oder kriminell. Verlier nicht den Fall aus den Augen," bat Sam sie.
„Werde ich nicht. Das Gleiche gilt übrigens für dich."
Lily sah zu ihr.
Sam versuchte, einen einigermaßen verwirrten Gesichtsausdruck aufzusetzen.
„Schau nicht so. Ich habe gesehen, wie du diesen Chris ansiehst."
„Ach, und das hast du wann gesehen? Deine Augen hingen doch förmlich an FP," grinste Sam und Lily musste lachen.
„Kann sein, aber ich habe gesehen, dass du mit Chris geflirtet hast. Gib es zu."
Sam verdrehte grinsend die Augen.
„Na gut, ich habe mit ihm geflirtet."
„Ha! Wusste ich es doch."„Du solltest schlafen. Du hast nur noch knapp zwei Stunden," erinnerte Sam sie.
„Ob ich diese zwei Stunden nun zum Schlafen nutze oder nicht, ich werde eh Pops gesamten Kaffeevorrat brauchen, um mich auf den Beinen zu halten. Urgh.. mit 20 hätte mir das nichts ausgemacht."
Lily schloss die Augen. Sie bezweifelte jedoch, dass sie einschlafen konnte, vor allen Dingen mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sie nur noch diese zwei Stunden zum Schlafen hatte.
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Undercover
FanfictionSam Walker und Lily Morgan sind zwei FBI-Agentinnen aus New York, die ihren Kollegen aus LA bei einem Gang-Problem unter die Arme greifen sollen. In LA wird ihnen schnell klar, dass sie nicht nach Anhaltspunkten für die Schuld der Southside Serpent...