„Ist alles okay mit dir? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen," begrüßte Chris FP, der am nächsten Abend das offiziell noch geschlossene Whyte Wyrm betrat und sich an den Tresen setzte.
„Könnte man so sagen," antwortete FP und reichte ihm einen Zettel.
Chris sah FP amüsiert an, als er sah, dass es ein Kontoauszug war.
„So schlimm kann dein Kontostand doch nicht sein."
Er warf einen kurzen Blick darauf, ehe er ihn FP wieder zurückgeben wollte, riss jedoch dann überrascht die Augen auf und sah nochmal darauf.
„Wow. Ich meine, du hast ja gesagt, dass du eine ziemlich gute Lohnerhöhung von Fred bekommen hast, aber dass er so großzügig ist, hätte ich jetzt nicht gedacht," meinte Chris.
„Das ist nicht mein Lohn. Zumindest nicht alles. 10000 Dollar kommen vom FBI," antwortete FP und sah Chris ernst an, der seinen Blick irritiert erwiderte.
„Vom FBI? Warum überweisen die dir 10000 Dollar?"
Er reichte FP den Kontoauszug, der ihn in seine Hosentasche steckte.„Ich habe keine Ahnung, aber ich denke, dass ich einen Fehler ausschließen kann," antwortete er.
„Du meinst, Lily hatte da ihre Finger mit im Spiel?" fragte Chris vorsichtig und FP nickte.
„Auch wenn ich nicht weiß, was sie damit bezwecken will. Mich kann man nicht kaufen. Ich werde morgen zur Bank fahren und veranlassen, dass es wieder dahin überwiesen wird, wo es hergekommen ist," erklärte er.Auch wenn er zugeben musste, dass er es gut gebrauchen konnte. Jughead würde nach der Highschool sicher auf ein College gehen wollen. Natürlich reichten dafür keine 10000 Dollar, aber es wäre zumindest schon mal ein guter Anfang, und mit ein paar Stipendien würde Jughead sicherlich die Möglichkeit haben, an einem guten College zu studieren und was aus sich zu machen. Trotzdem widerstrebte es FP, das Geld anzunehmen.
Chris zog sein Handy aus der Hosentasche, um seinen eigenen Kontostand zu checken. Mit gerunzelter Stirn sah er aufs Display, als er sah, dass auch er 10000 Dollar mehr auf dem Konto hatte, ebenfalls vom FBI.„Du scheinst nicht der Einzige zu sein, der einen Geldsegen erhalten hat," meinte Chris und steckte das Handy wieder weg.
Er fragte sich, was das sollte und weshalb das FBI ihm so viel Geld überweisen sollte. Klar, mit Sicherheit steckte Sam dahinter. Das war für ihn so sicher wie das Amen in der Kirche. Es war auch sicherlich eine nette Geste, zumal seine Bar zweimal verwüstet worden war und davon einmal durch das FBI. Allerdings war es nicht so, dass er das Geld unbedingt brauchte. Nur.. wie sollte Sam das wissen? Er hatte ihr nie davon erzählt, dass er zu einer der wohlhabendsten Familien in Australien gehörte. Nicht, weil er es ihr verschweigen wollte, sondern weil es für ihn einfach keine Rolle spielte.„Haben wir einen Fehler gemacht, als wir die beiden haben gehen lassen?" fragte FP nachdenklich und sah zu Chris.
Chris erwiderte seinen Blick einige Momente schweigend, ehe er antwortete: „Diese Frage stelle ich mir seit zwei Wochen mehrmals täglich."
„Naja, ist jetzt eh zu spät," seufzte FP und stand auf.
„Ich haue mal ab. Jughead wartet auf mich. Wir wollten einen DVD-Abend machen."
„Okay, viel Spaß euch beiden," meinte Chris und kontrollierte das Bierfass.FP verließ die Bar und begrüßte im Vorbeigehen ein paar der Serpents, die jetzt langsam im Whyte Wyrm eintrudelten.
Zehn Minuten später fuhr ein schwarzer VW Scirocco vor und parkte neben den Harleys, die ordentlich nebeneinander neben der Bar geparkt standen. Lily stellte den Motor mit einer nicht ganz ruhigen Hand ab und sah aus dem Fenster. Ein paar der Serpents warfen dem Auto anerkennende Blicke zu, während sie zur Bar gingen. Einige von ihnen kannte sie nur vom Sehen, mit anderen hatte sie sich schon unterhalten. Sie schienen sie im Auto nicht zu sehen, was gut war. Lily brauchte noch ein paar Minuten, um sich zu beruhigen, ehe sie ausstieg. Wieder am Whyte Wyrm zu sein war so, als hätten die vergangenen zwei Wochen überhaupt nicht existiert. Es war wie nach Hause zu kommen. Sie atmete tief durch, als sie merkte, dass ihr Tränen in die Augen steigen wollten.
Nachdem sie den zweiwöchigen Urlaub beantragt hatte, hatte sie sofort den nächsten Flug nach LA gebucht, der glücklicherweise schon einen Tag später ging. Lily hatte keine Ahnung, ob sie diese zwei Wochen tatsächlich komplett in LA verbringen würde. Immerhin hatte sie keine Ahnung, wie FP auf ihre Anwesenheit reagieren würde. Deswegen hatte sie auch noch keinen Rückflug gebucht. Das konnte sie immer noch machen, wenn sie merkte, dass sie hier nicht erwünscht war.
Nachdem sie den Flug gebucht hatte, hatte sie nochmal kurz mit Jughead telefoniert, um ihm mitzuteilen, wann sie da sein würde. Er hatte ihr versichert, dass er dafür sorgen würde, dass FP zu Hause war, wenn sie ankam. Doch bevor Lily zum Trailer fuhr, hatte sie erst noch etwas anderes zu erledigen. Sie hoffte nur, dass der Schuss nicht nach hinten losging. Sie atmete nochmal tief durch, zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus dem Auto, das sie per Knopfdruck abschloss, ehe sie langsam zur Bar ging. Sie grüßte ein paar der Serpents, die sie erkannten, lächelnd und betrat mit ihnen das Whyte Wyrm. Vorsichtig sah sie sich um, bevor sie die beiden Stufen runterstieg und zum Tresen ging, wo Chris dabei war, ein paar jungen Männern, die eindeutig nicht zu den Serpents gehörten, Whiskey einzuschenken. FP war nirgends zu sehen, weshalb sie sich etwas entspannte, als sie sich an den Tresen setzte. Sie sah sich lächelnd um. Sie hatte es wirklich vermisst, hier zu sein.
„Lily?" hörte sie plötzlich Chris' überraschte Stimme und sie sah zu ihm.
Er sah sie sprachlos an, ehe er seinen Blick durch die Bar schweifen ließ.
„Sam ist nicht hier," sagte sie ihm vorsichtig und konnte für einen kurzen Moment Enttäuschung in seinem Blick erkennen.
„Was machst du hier? Ich meine, ist alles in Ordnung? Geht es dir gut? Geht es ihr gut?" rasselte er plötzlich die Fragen nur so runter, sodass Lily kein Wort dazwischen bekam.
„Ja, ihr geht es gut, Chris. Naja, den Umständen entsprechend," antwortete Lily, weil sie wusste, dass dies wohl das Einzige war, das ihn interessierte, und sie nahm es ihm nicht übel.
Im Gegenteil. Das zeigte ihr, dass es wohl doch eine gute Idee gewesen war, erstmal zum Whyte Wyrm zu fahren, auch wenn Sam sie vermutlich köpfen würde.
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Undercover
FanfictionSam Walker und Lily Morgan sind zwei FBI-Agentinnen aus New York, die ihren Kollegen aus LA bei einem Gang-Problem unter die Arme greifen sollen. In LA wird ihnen schnell klar, dass sie nicht nach Anhaltspunkten für die Schuld der Southside Serpent...