Teil 17

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Sie parkte am frühen Abend den Camaro am Trailer von FP. Sein Truck und seine Harley standen immer noch da, wo sie am Morgen auch gestanden hatten. Anscheinend war FP nicht im Stande gewesen, etwas zu unternehmen. Sie nahm die Kartons mit den Pizzen vom Beifahrersitz und stieg aus ihrem Wagen. Einige der Gangmitglieder, die sie jetzt kannten, grüßten Lily kurz mit einem Nicken oder einem "Hallo" im Vorbeigehen. Entweder kamen sie gerade von der Arbeit oder gingen ihren Hobbys nach.

Am Trailer angekommen, klopfte sie an der Tür und wartete. Die Türe wurde geöffnet von FP, der zwar mittlerweile geduscht hatte, aber wohl einen dicken Kater hatte. Er trug eine verwaschene Jeans und dazu ein weißes T-Shirt. Seine Haare hatte er nach hinten gekämmt.
„Hey Prinzessin. Du hast dein Versprechen gehalten."
Ein leichtes Lächeln war auf seinen Lippen zu erkennen. Er hatte anscheinend ein schlechtes Gewissen, was Lily betraf.
„Ich halte meine Versprechen", kam es kühl von Lily und ging an FP vorbei in den Trailer. Sie legte die Kartons auf den Couchtisch. Es roch nicht mehr so streng wie heute Morgen, als sie FP einen Besuch abgestattet hatte. FP schloss die Tür und folgte ihr.
„Du bist sauer stimmt's?"
FP sah zu ihr.
„Jepp, bin ich, aber ich bin hier, damit wir reden können."
Lily sah FP durchdringlich an.
„Und was essen."
Lily setzte sich auf die Couch und sah zu FP. Er setzte sich neben sie, sah sie entschuldigend an und griff nach ihren Händen.
„Es tut mir leid, Prinzessin. Wirklich. Aber ich habe nicht nachgedacht."
Sanft drückte er ihre Hände.
„Als ich gehört habe, was passiert ist, kam mein Beschützerinstinkt hervor. Obwohl Tall Boy das nicht wirklich braucht, aber er ist mein bester Freund und wir haben schon einiges zusammen erlebt. Ich bin für meine Leute da, verstehst du das?" fragte er sie.
Lily sah zu Boden und dann zu ihm.
„Das verstehe ich FP, aber versteh du auch bitte, dass du mich nicht einfach stehen lassen kannst. Du hättest mich mitnehmen können oder zumindest mir sagen können, was los war. Ich will für dich da sein und dir helfen. Dafür musst du mir vertrauen und dir von mir auch helfen lassen. Oder stehst du nicht zu mir?"
Lily sah ihn ernst an.
„Was? Nein. Hey, du bist meine Prinzessin. Ich mag dich. Mehr als du ahnst, glaub mir."
FP legte sanft eine Hand auf Lilys Wange. Mit dem Daumen streichelte er ihre Haut.
„Glaube mir, unser erster Kuss hat mir sehr viel bedeutet und er bedeutet mir immer noch was. Ich bin es nicht mehr gewohnt, mein Leben mit jemanden zu teilen, außer mit der Gang, die meine Familie geworden ist, seit meine Frau und meine Kinder mich verlassen haben", erklärte er ihr.
„Dann lass es bitte zu, dir von mir helfen zu lassen, wenn es nötig ist. Und wenn du deine Kinder sehen willst, solltest du den Alkohol erstmal weglassen," sagte Lily ernst.
„Warum machst du das?" fragte FP sie.
„Na ja, vielleicht weil ich dich auch mag? Oder glaubst du, ich lasse mich einfach so küssen?"
Sie sah ihm direkt in seine Augen.
„Nein, ganz ehrlich? Ich hatte mit einer Ohrfeige gerechnet, aber dass du ihn erwidert hast, hat mich umso mehr gefreut," schmunzelte er.
Auch Lily musste schmunzeln.
„Mach das nie wieder mit mir", sagte sie wieder ernst.
„Nie wieder, versprochen", sagte er leise.
„Wieder alles gut?"
„Ja alles gut. Lass uns essen, bevor die Pizza noch kälter wird", grinste Lily nun.
„Nein."
FP sah sie noch immer an und musste sein Schmunzeln unterdrücken.
„Nein?"
Lily verstand nicht.
„Erst das noch", flüsterte FP mit einer so rauen Stimme, dass Lily eine Gänsehaut bekam.
Er beugte sich langsam zu ihrem Gesicht, legte sanft seine Lippen auf die ihren und küsste sie zärtlich. Lily schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte diesen Kuss nur zu gern. Sie hoffte, dass FP es verstanden hatte, dass er sie nicht so behandeln konnte.

Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, öffnete Lily die Kartons der Pizzen.
„Salami für mich, Scampi für dich", grinste sie, nahm sich ein Stück und biss ab.
„Was ist mit dem Trailer? Sam und ich würden gerne einziehen. Besser gestern als heute", sagte sie mit vollem Mund.
„Ja, geht klar. Ich habe den Schlüssel schon, nur vergessen ihn euch zu geben. Aber du weißt schon, dass ihr dann eine Party schmeißen müsst", grinste er frech.
„Gehört dazu", grinste sie zurück.
„Wir haben nicht viel. Wir könnten ihn sofort beziehen."

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