Teil 115

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„Sieht so aus als hätte gestern jemand noch ein sehr tolles Geburtstagsgeschenk bekommen," begrüßte Lily Sam und Chris grinsend, die am nächsten Morgen eng umschlungen den Frühstücksraum betraten.

„Ich kann mich nicht beklagen," grinste Sam und drückte Chris einen Kuss auf die Wange.
„Mir hat das Geschenk selbst gut gefallen," kommentierte Chris mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
„Na, das glaube ich dir gern," lachte FP und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
„Ich bin mal am Buffet. Ich habe Kohldampf," sagte Chris, küsste Sam kurz und verschwand.
Lily sah ihm grinsend hinterher und sah dann zu Sam.
„Was hast du mit ihm gemacht?"
„Ttz, gar nichts. Ich war brav," antwortete Sam betont unschuldig.
„Klar, es fehlt nur noch der Heiligenschein," lachte Lily.
„Wie schon mal gesagt, zumindest waren Chris und ich noch nie Gesprächsthema im Trailerpark," grinste Sam frech und sah abwechselnd zu FP und Lily.
FP grinste nur, während Lily mit den Schultern zuckte.
„Mittlerweile finde ich es nicht mehr schlimm," grinste sie und aß ihre Pancakes weiter.
Chris kam derweil mit einem hochvollen Teller und zwei Tassen Kaffee zurück an den Tisch und setzte sich zu Sam.
„Soll ich dir auch etwas holen?" fragte er.
„Nein, danke, Cowboy. Ich esse später was," antwortete sie, griff nach einer Tasse und trank einen Schluck Kaffee.
„Okay, wir können ja was einpacken. Ist mehr als genug da," meinte er und machte sich über seine Rühreier her.
„Bist du dir sicher? Wenn man sich so deinen Teller ansieht, könnte man das Gegenteil denken," lachte FP.

„Sehr witzig," antwortete Chris grinsend.

Lily zog die Blätter mit der Route aus ihrer Hosentasche und wandte sich an Sam.
„Ich habe mir gedacht, dass wir es heute mindestens bis Tulsa, Oklahoma schaffen sollten. Das ist fast die Hälfte der Strecke. Ihr könnt dort dann ein Motel oder Hotel finden, da ihr ja eh viel schneller da sein werdet," meinte sie und tippte auf die Karte, wo Tulsa war.
„Klar, sollten wir heute auf jeden Fall schaffen ohne zu stressen und mit ein paar Pausen," stimmte Sam ihr zu und trank ihren Kaffee.
„Super," grinste Lily und steckte die Blätter wieder weg, ehe sie ihre Pancakes aufaß und ihren Kaffee trank.

„Ich hätte noch eine Frage zu eurem Undercover-Einsatz bei den Serpents und dann lasse ich es gut sein," meinte FP, der diesmal am Steuer saß und kurz zu ihr sah.

„Okay, frag mich ruhig," antwortete Lily.
„Was genau wusstest du eigentlich schon alles über mich, als du und Sam bei uns aufgetaucht seid?" wollte er wissen.

„Nicht viel, ehrlich gesagt. Deinen Namen, wie alt du bist, dass du aus San Diego stammst und du extrem vorsichtig gegenüber neuen Leuten bist, die den Serpents beitreten wollen," antwortete Lily und sah schmunzelnd zu ihm.
„Das waren nur die Informationen, die wir von unserem Chef mitgeteilt bekommen haben. McGee hat dann später mehr herausgefunden."
„Und was genau?" fragte FP, während er einen LKW überholte.
„Zum Beispiel, dass du zusammen mit Fred diese Baufirma gegründet hast," sagte Lily vorsichtig.
FP nickte und sie sah, dass er das Lenkrad kurz etwas fester mit seinen Händen umschloss.
„Das stimmt, aber es war alles andere als lukrativ am Anfang. War der falsche Zeitpunkt gewesen, so eine Firma zu gründen. Wenn die Wirtschaft gerade den Bach runtergeht, bauen die Leute keine Häuser," erklärte er.
„Wir, Gladys, die Kinder und ich, hatten kaum genug Geld zum Leben und ich habe ein paar Sachen gemacht, um an Geld zu kommen, auf die ich nicht gerade stolz bin."
Er sah kurz zu ihr.
„Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich mal angedeutet, dass ich auch Dreck am Stecken habe. Du hast aber nie nachgefragt. Warum?"
„Weil es für mich keine Rolle gespielt hat. Das tut es auch jetzt nicht, FP. Jeder hat irgendwann sicher mal was getan, auf das er nicht stolz ist. Wenn du es mir erzählen möchtest, ist es okay. Wenn nicht, ist es auch okay. Wie gesagt, es macht keinen Unterschied für mich," antwortete sie, beugte sich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
FP griff nach ihrer Hand und drückte sie.
„Ich habe beinahe alles gemacht, um irgendwie an Geld zu kommen," fing er an zu erzählen.
„Drogen habe ich allerdings wirklich nie angefasst und auch als Callboy habe ich nie gearbeitet. Ich war immerhin verheiratet."
Er sah kurz zu ihr und grinste leicht.
„Anfangs habe ich ein paar Mal Blut gespendet, aber das Geld hat auch nicht gereicht und so oft darf man das ja auch nicht machen. Irgendwann bin ich mit meiner Harley illegale Rennen gefahren. Einige Male habe ich gewonnen, aber obwohl das ziemlich viel Geld gebracht hat, hat es auch nicht ewig gereicht. Schließlich habe ich es mit illegalen Sportwetten versucht. Allerdings war ich wirklich schlecht darin und habe mehr Geld verloren als ich gewonnen habe. Außerdem war das nicht wirklich mein Ding. Irgendwann habe ich dann damit angefangen, Unmengen an Zigaretten zu schmuggeln. Ich weiß, das könnte man auch als Drogen einstufen, aber ich habe mir immer gesagt, dass es zumindest kein Heroin oder Koks ist," erzählte er weiter und zuckte mit den Schultern.
„Das ging eine Zeit lang richtig gut und wir konnten uns finanziell einigermaßen über Wasser halten. Allerdings hat sich dann das kalifornische FBI eingemischt und ich habe eine Nacht im Gefängnis verbracht. Irgendwie konnten sie mir aber nichts nachweisen. Ich weiß auch nicht, weshalb ich so viel Glück hatte. Kurze Zeit später hat Fred davon Wind bekommen und hat mich rausgeschmissen. Oder viel mehr ‚ausbezahlt'. Wobei die Firma zu dem Zeitpunkt nichts mehr wert war und ich habe dementsprechend wenig Geld bekommen. Das hat mir ziemlich den Boden unter den Füßen weggezogen, vor allem, weil ich nichts anderes gefunden habe. Nur wenige Tage später hatte Gladys wohl die Nase endgültig voll und ist mit Jellybean abgehauen, was mir den Rest gegeben hat."
Lily sah schweigend zu ihm.
„Nein, nicht ganz," korrigierte er sich und stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus.
„Dass Jughead mich manchmal angesehen hat, als wäre ich irgendein dahergelaufener Penner, und dass er schließlich auch vor mir geflüchtet ist, DAS hat mir den letzten Rest gegeben. Wie ich dir ja schon erzählt hatte, war ich wochenlang nicht einmal nüchtern gewesen und ich bin dieses eine Mal mit Penny im Bett gelandet. War nicht gerade eine Meisterleistung von mir. Aber irgendwann war ich dann doch mal nüchtern genug gewesen, um zu erkennen, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn ich ehrlich bin, war das an einem Punkt, an dem ich noch nicht mal mehr Geld hatte, um mir eine Flasche Bier zu kaufen. Ich bin zu Fred gegangen, weil ich gesehen habe, dass seine Firma langsam wieder lief, und habe regelrecht um einen Job gebettelt. Er hat schließlich nachgegeben und mir direkt gesagt, dass ich den Job sofort wieder los bin, wenn ich irgendwelche krummen Dinger drehe oder nicht auftauche, weil ich betrunken bin. Krumme Dinger habe ich nicht mehr gedreht und nüchtern war ich auch. Zumindest tagsüber."
„Wie lange hast du wieder für ihn gearbeitet, als wir uns kennengelernt haben?" fragte Lily.
„Zwei Monate und es lief ganz gut. Für meine Verhältnisse," grinste FP.
„Ich fand es die meiste Zeit demütigend, für jemanden zu arbeiten zu müssen, mit dem ich diese Firma ursprünglich gegründet hatte, aber es war ja meine eigene Schuld und ich habe mir eingeredet, dass ich nichts anderes verdiene. Mittlerweile macht mir der Job wieder Spaß und ich bin froh, dass ich mich mit Fred wieder gut verstehe."

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