Lily hielt neben Sam, als sie den Prius vor Chris' Trailer parkte und ausstieg.
„Soll ich noch mit reinkommen?" fragte sie.
Sam schüttelte den Kopf.
„Nein, ist nicht nötig. Danke," antwortete sie und schloss die Autotür.
„Okay, wir sehen uns," lächelte Lily, winkte und fuhr weiter zu FPs Trailer.
Sam sah ihr nach, sah dann zum Trailer und atmete tief durch, ehe sie die Stufen hochging und reinging. Chris saß auf der Couch und zappte durch die Fernsehprogramme und das in einem Tempo, bei dem er unmöglich erkennen konnte, was auf den jeweiligen Sendern zu sehen war. Als die Tür hinter Sam zufiel, sah er zu ihr.
„Sam!"
Er sprang auf, machte Anstalten, zu ihr zu gehen, hielt sich jedoch zurück. Sam ging zu ihm, umarmte ihn, legte ihren Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Chris legte vorsichtig seine Arme um sie und drückte sie an sich. Sie merkte, wie er ihr einen Kuss auf die Haare drückte und musste lächeln.
Sam hatte keine Ahnung, wie lange sie dort gestanden hatten, aber sie genoss jede Sekunde von seiner Nähe und sie lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag, der eine beruhigende Wirkung auf sie hatte.
„Es tut mir leid, Babe. Wenn es wirklich so ausgesehen hat, dass ich mit Cheryl flirte.. das war nicht meine Absicht. Glaub mir, ich wünsche mir auch, dass sie uns endlich in Ruhe lässt. Da werde ich sicher nicht noch mit ihr flirten," hörte sie Chris plötzlich leise sagen.
Sam löste sich etwas von ihm, um ihn anzusehen.
„Ich weiß," antwortete sie ebenso leise.
„Vermutlich habe ich da etwas überreagiert, aber ich konnte sie einfach nicht mehr ertragen. Das kann ich immer noch nicht. Sie ist einfach so nervig und es ist noch nerviger, dass sie einfach nicht verstehen will, dass du nicht mehr an ihr interessiert bist. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so hartnäckig ist. Fast fände ich es schon ein wenig beeindruckend, wenn es nicht so unglaublich anstrengend wäre."
Sam ließ ihn los und setzte sich auf die Couch. Chris setzte sich neben sie.
„Lily hat mir erzählt, du hättest irgendeine Entscheidung getroffen, über die du schon mit Cheryl und FP geredet hast?"
Sam sah ihn fragend an und Chris nickte.
„Darf ich auch wissen, worum es geht?"
„Natürlich. Immerhin geht es um uns beide," antwortete Chris.
„Nachdem du gegangen bist, habe ich nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es nur eine einzige Möglichkeit gibt, um Ruhe vor Cheryl zu haben. Ich werde LA verlassen. Oder wir werden LA verlassen. Je nachdem, ob du mich überhaupt begleiten willst. Ich habe keine Lust mehr auf das Cheryl-Drama und ich will dich deswegen nicht verlieren."
Chris griff nach ihren Händen, während Sam ihn überrascht anstarrte. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Chris sah sie an.
„Ich liebe dich, Sam. Ich möchte eine Zukunft für uns. Eine Cheryl-freie Zukunft. Wenn wir die hier nicht haben können, dann halt woanders. Egal wo. Hauptsache, wir beide sind zusammen," fuhr er fort.
„Aber was ist mit den Serpents und deiner Bar?" fragte Sam irritiert.
„Ich habe schon mit FP geredet. Er versteht es und nimmt es mir nicht übel. Und die Bar.. es wird sich schon jemand finden, der sie übernimmt. Ich kann überall eine andere Bar eröffnen, wenn ich will. Oder etwas ganz anderes machen. Darüber bin ich mir noch nicht im Klaren," erklärte Chris.Sam sah ihn teils überrascht und teils gerührt an. Er wollte tatsächlich für sie sein ganzes Leben in LA aufgeben, nur damit sie beide eine Zukunft hatten.
„Wann?" fragte sie leise.
„Sobald das mit Eastwood geklärt ist. Ich habe die Serpents durch meine Blödheit da reingeritten, also werde ich auch dafür gerade stehen und solange bleiben, bis das geklärt ist, was hoffentlich bald sein wird. Keine Sorge, Cheryl wird dich ab jetzt in Ruhe lassen, denke ich, und sie wird auch nicht mehr in die Bar kommen," antwortete Chris.
„Kommst du mit mir?"
Er sah sie bittend an und drückte ihre Hände leicht. Sam nickte stumm. Chris lächelte erleichtert und zog sie auf seinen Schoß, ehe er sie in seine Arme schloss.
„Ich liebe dich auch, Chris. Du hast keine Ahnung, wie sehr," flüsterte sie und sie merkte, wie er sie an sich drückte.
Sie löste sich etwas von ihm, um ihn anzusehen und streichelte über seine Wange. Ohne den Blick von seinen Augen zu nehmen, näherte sie sich ihm. Chris lächelte und kam ihr etwas entgegen. Sam erwiderte sein Lächeln kurz, bevor sie ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. Chris ließ eine Hand in ihren Nacken gleiten und küsste sie zärtlich. Sam erwiderte seinen Kuss, legte ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn.
Ein Klopfen an der Tür störte den schönen Moment zwischen ihnen. Sam seufzte und löste sich von ihm.
„Ich schaue nach, wer das ist. Merk dir, wo wir waren," schmunzelte sie und stand auf.
Sie öffnete die Tür und traute ihren Augen nicht, als sie Cheryl davor stehen sah. Sie schloss die Tür wieder und ging zur Couch.
„Ist für dich," sagte sie zu Chris und ließ sich in die Polster fallen.
Er stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. Das konnte doch nicht wahr sein.
„Cheryl, ich habe gedacht, ich hätte mich klar ausgedrückt. Ich habe dir nichts mehr zu sagen, okay? Verschwinde," sagte er kalt und wollte dir Tür schließen, als Cheryl einen Schritt vortrat und eine Hand an die Tür legte, um ihn davon abzuhalten.
„Ich habe dir aber etwas zu sagen. Oder besser gesagt euch," erwiderte sie und sah ihn bittend an.
Chris schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Das hörte wohl nie auf.
„Ich weiß, ich werde es bereuen, aber okay. Schieß los und verschwinde dann," meinte er.
Cheryl trat noch einen Schritt vor.
„Darf ich reinkommen?"
Schweigend trat Chris auf Seite und öffnete die Tür etwas weiter. Sein Blick fiel auf Sam, die ihn ungläubig ansah.
„Das, was du zu sagen hast, ist hoffentlich gut. Schieß los," sagte er und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Cheryl sah unsicher zwischen ihm und Sam hin und her.
„Ich wollte mich bei euch entschuldigen," sagte sie schließlich und Chris hob erstaunt die Augenbrauen.
„Ich weiß jetzt, dass ich zu weit gegangen bin. Ich weiß, dass du mir von Anfang an gesagt hast, dass das zwischen uns nur eine Affäre ohne irgendwelche Gefühle sein würde. Das war okay für mich, aber ich muss zugeben, dass ich mir trotzdem die Hoffnung gemacht habe, dass wir vielleicht irgendwann ein Paar werden. Je länger das mit uns angedauert hat, umso sicherer war ich mir, verstehst du? Ich hätte nie damit gerechnet, dass du irgendwann eine andere Frau triffst und dann ist sie, Sam, aufgetaucht und alle meine Chancen für eine Beziehung mit dir waren dahin," erklärte sie und sah nun zu Sam.
„Ich habe schon an deinem ersten Abend in der Bar gemerkt, dass da etwas zwischen dir und Chris ist. Etwas, das zwischen mir und ihm gefehlt hat und das hat mich wütend und eifersüchtig gemacht. Es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe und wie ich mich verhalten habe. Ich weiß, diese Einsicht kommt ziemlich plötzlich und kann es dir nicht übelnehmen, wenn du mir nicht glaubst..."
„Tue ich nicht," warf Sam kühl ein und Cheryl nickte.
„Verstehe ich, aber vielleicht wirst du es irgendwann. Es tut mir wirklich leid, Sam. Alles."
„Wie kommst du zu dieser Einsicht?" wollte Chris wissen.
„Denk nicht, dass ich dir glauben würde. Es interessiert mich nur."
„Ich möchte nicht, dass du wegen mir dein ganzes Leben hier aufgibst. Als du mir vorhin gesagt hast, dass du LA verlassen willst, hat mir das die Augen geöffnet. Ich will dich.. euch.. wirklich nicht vertreiben. Du hast deine Bar hier und ich weiß, wie viel sie dir bedeutet. Außerdem bist du ein wichtiger Teil der Serpents. Du gehörst einfach hierher. Ich nicht. So sehr ich es auch versucht habe," antwortete Cheryl.
„Ich war schon bei FP und habe ihm meine Serpent-Jacke zurückgegeben. Er hat mir ziemlich den Kopf gewaschen und hat mir gesagt, dass ich ihm wohl zuvor gekommen bin, weil er mich aus der Gang schmeißen wollte. Was ich ihm nicht verübeln kann. Bis Ende der Woche bin ich weg. Ich werde zu einer Freundin in die Stadt ziehen. Das ist eher mein Ding, denke ich."
Chris sah zu Sam, die seinen Blick erwiderte. Er konnte ihr ansehen, dass sie Cheryl kein Wort glaubte. Er dagegen war plötzlich hin und her gerissen, da Cheryl ehrlich rüberkam und ob sie tatsächlich bei FP gewesen war, ließ sich leicht überprüfen. Weshalb sollte sie also deswegen lügen? Dennoch wollte er sich nicht zu früh freuen.
„Okay, du hast gesagt, was du sagen wolltest. Ob es die Wahrheit war, stellt sich wohl erst mit der Zeit raus," meinte er schließlich.
„Es ist alles schon geregelt. Ich werde euch ab jetzt in Ruhe lassen und wie gesagt, Ende der Woche ziehe ich in die Stadt. Es tut mir wirklich leid," wiederholte sie und sah von Chris zu Sam.
„Ich wünsche euch alles Gute."
Cheryl ging zur Tür und verließ den Trailer. Chris sah zu Sam.
„Wow, das war unerwartet," meinte Sam.
„Allerdings," stimmte Chris ihr zu und setzte sich zu ihr auf die Couch.
„Glaubst du ihr?"
Sam sah ihn fragend an.
„Ich weiß es nicht. Ich will ihr glauben, aber aus Erfahrung weiß ich, dass man bei ihr vorsichtig sein sollte. Warten wir mal das Ende der Woche ab," antwortete Chris und sah zu ihr.
„Nehmen wir mal an, dass sie die Wahrheit gesagt hat," fing Sam an.
„Nehmen wir an, sie verschwindet tatsächlich und lässt uns in Ruhe. Willst du LA dann immer noch verlassen?"
„Nein," sagte Chris sofort ohne nachzudenken.
„Gut, ich nämlich auch nicht."
Sam sah ihn lächelnd an. Chris beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich.
„Sollen wir kurz rübergehen zu FP und Lily, bevor wir zur Bar gehen?" fragte er etwas später.
„Können wir machen," schmunzelte Sam, stand auf und reichte ihm die Hand. Chris ergriff sie und stand ebenfalls auf. Gemeinsam verließen sie den Trailer und gingen zu FPs, wo Chris klopfte.
Nur wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet.
„Hey ihr zwei, mit euch hatte ich heute gar nicht mehr gerechnet," begrüßte FP sie grinsend und ließ sie eintreten.
„Wie meinst du das?"
Sam sah ihn im Vorbeigehen fragend an.
„Na, weil Cheryl vorhin hier war. Sie hat ihre Serpent-Jacke zurückgegeben und mir gesagt, dass sie in die Stadt ziehen wird. Ende der Woche will sie weg sein," antwortete FP und schloss die Tür.
„Sie wollte auch bei euch vorbeigehen und ich bin einfach davon ausgegangen, dass jetzt erstmal große Versöhnung gefeiert wird."
„Das machen wir noch," grinste Chris, legte den Arm um Sam und drückte sie an sich.„Aber seid leise," meinte FP und sah die beiden streng an, ehe er grinste.
„Möchtet ihr was essen? Wir haben gerade gekocht. Viel zu viel," meinte Lily und sah FP strafend an.
„Was denn? Spaghetti kann man nie genug haben," verteidigte er sich schulterzuckend.
„Da muss ich ihm recht geben," stimmte Sam ihm zu.
„Aber wir müssen gleich in die Bar. Wir wollten nur kurz vorbeischauen und Bescheid sagen, dass sich Chris' Pläne bzw. unsere Pläne wieder geändert haben. Vorausgesetzt, Cheryl hat uns kein Märchen erzählt."
„Ich denke nicht, dass sie das getan hat," erwiderte FP.
„Ich freue mich, dass ihr bleibt und dass alles geklärt ist. Ist es doch?"
Sam und Chris sahen sich kurz schmunzelnd an und nickten dann.
Lily ging zu Sam und umarmte sie.
„Ich freue mich für dich, dass du Cheryl losgeworden bist," grinste sie.
„Genieß die Zeit mit Chris."
„Das werde ich," antwortete Sam schmunzelnd.
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Undercover
FanfictionSam Walker und Lily Morgan sind zwei FBI-Agentinnen aus New York, die ihren Kollegen aus LA bei einem Gang-Problem unter die Arme greifen sollen. In LA wird ihnen schnell klar, dass sie nicht nach Anhaltspunkten für die Schuld der Southside Serpent...