Teil 8

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Es war kurz nach 14 Uhr, als Lily an der Kaffeemaschine in Pops Diner stand und Kaffeepulver in den Filter löffelte, ehe sie hinter vorgehaltener Hand herzhaft gähnte. In den zwei Stunden, die ihr zum Schlafen zur Verfügung gestanden hatten, hatte sie letztendlich nur eine Stunde lang vor sich hin gedöst, war aber erstaunlich wach gewesen, als sie ihre erste Schicht im Diner begonnen hatte. Dadurch, dass sie während des ganzen Morgens und um die Mittagszeit herum ständig beschäftigt gewesen war, hatte die Müdigkeit keine Chance gehabt, doch nun, wo die meisten Gäste wieder arbeiten oder in der Schule waren und nicht mehr so viel zu tun war, hatte sie sie geradezu überfallen und hielt sie im Würgegriff. Selbst Pops Kaffee, der wirklich so lecker war, wie FP behauptet hatte, half ihr da nicht. Vermutlich war sie schon immun gegenüber Koffein und das in einer Menge, die einen Elefanten hyperaktiv gemacht hätten.
Lily schüttete Wasser in die Maschine und schaltete sie ein. Kurz darauf begann das bekannte typische Röcheln von Kaffeemaschinen und der Duft von Kaffee strömte durch das Diner. Wieder musste Lily gähnen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie die nächsten 2 Stunden noch hinter sich bringen sollte, ohne sich auf eine der Bänke zu legen und einzuschlafen.
„Hast du überhaupt noch geschlafen?"
Eine Stimme hinter ihr ließ sie zusammenzucken. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass ein Gast das Diner betreten hatte und das, obwohl an der Tür eine Glocke befestigt war. Wahrscheinlich gewöhnte man sich auch daran sehr schnell, sodass man sie irgendwann gar nicht mehr hörte.

Lily griff nach ihrem Stift und dem Notizblock, auf dem sie sich die Bestellungen notierte, und drehte sich zur Theke um, wo zu ihrer Überraschung FP saß und sie amüsiert ansah. An ihn hatte sie gar nicht mehr gedacht.
Okay, wenn sie ehrlich war, hatte sie das sehr wohl. Während der ganzen letzten Stunden hatte sie zur Tür gesehen, wenn die Glocke erklang, in der Hoffnung, dass er es war, aber irgendwann hatte sie sich dann damit abgefunden, dass er wohl nicht mehr auftauchen würde. Und warum war es überhaupt so wichtig? Ahja, richtig. Sie und Sam hatten einen Fall zu lösen.

„Kaum," beantwortete sie seine Frage mit einem schiefen Lächeln.

„Was kann ich dir bringen?"
„Einen großen Kaffee und ein Thunfisch-Sandwich. Ich muss gleich wieder los," antwortete er und klopfte auf den weißen Schutzhelm, den er neben sich auf den Tresen gelegt hatte.
„Okay, kommt sofort," lächelte Lily und verschwand in der Küche, um das Sandwich zuzubereiten.

„Was hat es mit dem Helm auf sich? Bist du etwa heimlich Mitglied der Village People?" fragte Lily wenige Minuten später und stellte ihm den Teller mit dem Sandwich hin.
FP lachte.
„Nein, ich arbeite bei einer Baufirma von einem alten Schulfreund. Mitglied in einer Bikergang zu sein wird leider nicht vom Staat bezahlt, also muss ich so ein bißchen Geld dazu verdienen."
Lily schenkte ihm Kaffee in eine große Tasse und musterte ihn kurz. Erst jetzt bemerkte sie, dass er seine Lederjacke mit dem Ganglogo nicht dabei hatte. Er trug lediglich ein Shirt mit einem Flanellhemd darüber.
„Ach so, arbeitest du da schon lange?" fragte Lily, während sie nebenbei ein paar Zuckerspender auffüllte.
„Erst seit kurzem wieder," antwortete FP und trank einen Schluck Kaffee.
„Ich hatte vor Jahren schon mal mit ihm zusammengearbeitet, aber es waren einige Sachen schiefgelaufen und da habe ich den Job hingeschmissen."
„Darf ich fragen, was schiefgelaufen ist?"
Sie sah kurz zu ihm.
„Ach, dies und jenes. Es lief darauf hinaus, dass man besser nicht mit Freunden zusammenarbeitet, wenn man diese Freundschaft behalten möchte," meinte er ausweichend.
„Scheint so als hätte ich nichts daraus gelernt."
„Naja, wenn man Geld braucht, bleibt einem nichts anderes übrig. Ich könnte mir auch etwas Besseres vorstellen als in einem Diner zu arbeiten," sagte Lily.
„Was stellst du dir denn so vor?" wollte FP wissen und biss in das Sandwich.
„Irgendwas, mit dem man viel Geld in kurzer Zeit verdient ohne allzu viel arbeiten zu müssen," scherzte Lily.
„Zum Beispiel Model. Da hätte ich doch wirklich das Zeug zu, oder nicht?"
Sie drehte sich einmal vor FP.
„Auf jeden Fall," antwortete er und sah sie schmunzelnd an.
„Das war übrigens ein Scherz," informierte sie ihn leicht grinsend.
„Das mit dem Modeln. Das andere nicht."

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