Teil 94

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„Langweile ich Sie, Miss Morgan?"
Lily schreckte hoch und sah zu Agent Carter, der sie fragend ansah. Sie war in der Betrachtung der Bilder von sich und FP versunken gewesen und ihre Gedanken waren abgeschweift. Ihr Blick fiel kurz auf Duncan, der sie nachdenklich ansah.

„Nein, Sir. Sorry," antwortete sie schließlich und legte das Handy weg.
„Wie ich bereits gesagt habe, möchte ich mich für Ihre ausgezeichnete Arbeit bedanken," wiederholte er und sah Sam und Lily an.
„Auch dafür, dass Sie den Fall so schnell abgeschlossen haben. Wirklich beeindruckend," fuhr er fort.
„Das FBI möchte sich deswegen besonders erkenntlich zeigen und Ihnen jeweils einen Bonus in Höhe von 10000 Dollar auszahlen. Ihnen auch, Agent James."
Sam und Lily sahen sich überrascht an. Das war neu. Immerhin wurden sie als Agent eh schon überdurchschnittlich gut bezahlt, sodass sie sehr gut davon leben konnten. Nicht umsonst besaß jede von ihnen eine Wohnung, ein nagelneues Auto und genug Rücklagen, um auch später ein angenehmes Leben führen zu können.
„Das ist wirklich großzügig, vielen Dank," sagte Duncan.
„Ähm ja, das ist es," stimmte Lily zu.
„Aber ich kann das nicht annehmen."
„Ich auch nicht," meinte Sam.
„Das FBI besteht aber darauf. Gute Arbeit muss nunmal belohnt werden," erwiderte Agent Carter und schloss die Akte, die vor ihm lag.

Lilys Blick fiel auf ihr Handgelenk, an dem sich immer noch FPs Lederarmband befand. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, es ihm zurückzugeben. Sie hatte plötzlich einen Einfall.
„Ist es möglich, dass Sie das Geld dann stattdessen an FP Jones überweisen? Als Entschädigung für die unberechtigte Festnahme und die Nacht im Gefängnis," schlug sie vor.

Sie hatte zwar keine Ahnung, ob FP es überhaupt annehmen würde, aber wenn er sich nicht allzu stur anstellte, würde ihm schon klar werden, dass er es vor allen Dingen für seine Kiddies gut gebrauchen könnte. Oder dafür, um ein Haus anzuzahlen, falls er irgendwann nicht mehr im Trailerpark wohnen wollen würde.
„Das ist eine gute Idee. Chris Hemsworth könnte das Geld auch besser gebrauchen. Immerhin hatte Eastwood einmal seine Bar völlig verwüstet. Dabei ist einiges zu Bruch gegangen und er musste die Bar ein paar Tage geschlossen lassen, sodass ihm der Umsatz fehlt," meinte Sam.
Agent Carter nickte.
„Okay, das können wir machen. Die Kontodaten der beiden Herren werden wir so schnell wie möglich in Erfahrung bringen und ihnen das Geld dann überweisen."
„Danke," meinte Lily.
Auch Sam bedankte sich.
„Dann werde ich Sie mal entlassen. Sie müssen ja auch bald zum Flughafen. Bitte denken Sie daran, in New York so schnell wie möglich Termine beim FBI-Psychologen zu machen. Wie Sie sicher wissen, ist das Vorschrift," erinnerte Agent Carter sie.
„Ja natürlich," antwortete Sam.
Sie standen auf und verabschiedeten sich. Der Gedanke an New York und an ihr Loft, auf das sie immer so stolz gewesen war und das sie sorgfältig eingerichtet hatte, löste in Lily jedoch kein Fünkchen Vorfreude aus. Im Gegenteil. Sie wusste jetzt schon, dass sie sich dort völlig fehl am Platz fühlen würde, obwohl es ihr Zuhause war. Nein. Sie musste sich korrigieren. Es war der Ort, an dem sie wohnte und an dem sich ihre Habseligkeiten befanden, aber es war nicht mehr ihr Zuhause. Das war bei FP.

Sam und Lily waren schon wieder 2 Wochen zurück in New York, aber irgendwie fühlten sich beide Frauen nicht mehr so richtig wohl oder besser gesagt heimisch. Egal ob es im Büro vom FBI HQ war oder in ihren Wohnungen. Die Kollegen hatten die 2 mit Fragen bombardiert. Was mit Josh los gewesen wäre? Ob die Vorurteile von Gangs stimmen würden? Wie man sich als Gangmitglied fühlen würde? Es nervte einfach und Duncan griff dann ein. Er bat alle, Sam und Lily in Ruhe zu lassen.

In der ersten Woche hatten beide jeweils einen Termin beim FBI-Psychologen, der beide für dienstfähig hielt. Lily und Sam mussten außerdem auf dem Schießstand eine Prüfung ablegen, um zu sehen wie gut ihre Zielsicherheit war. Die ersten 2 Wochen vergingen wie im Fluge. So konnten sie tagsüber erst gar nicht an Chris und FP denken. Doch abends nach Dienstschluss in ihren Wohnungen, wenn sie dann alleine waren, kamen Erinnerungen in ihnen hoch. Sam vermisste Chris. Sie vermisste es, abends in seinen starken Armen einzuschlafen und morgens wieder neben ihm aufzuwachen. Sie vermisste sogar das Whyte Wyrm. Lily erging es nicht anders. Ebenso vermisste sie Jughead und Jellybean. Deswegen waren beide Frauen von früh bis spät im Büro.

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