„Wie lange musst du die Spätschichten noch übernehmen?" fragte FP, der sich gleich auf den Weg machen wollte, um Jellybean bei Gladys abzuholen.
„Solange Mary noch krank ist. Pop weiß da leider auch nichts Genaues, wann sie wieder da sein wird," antwortete Lily und schloss den Gürtel ihrer Hotpants.
„Vielleicht ist ja nicht viel los und ich kann früher Feierabend machen."
Sie ging zu FP, legte die Arme um ihn und küsste ihn kurz.
„Wäre toll," schmunzelte er.
„Auf dem Rückweg werde ich Jughead und seinen Kram bei Fred abholen. Richte dich also darauf ein, dass wir morgen zwei Teenager bei uns haben werden."
„So, wie du es sagst, hört es sich echt gruselig an," lachte Lily.
Wenn sie nicht gewusst hätte, dass Jughead und Jellybean ziemlich pflegeleicht waren, wäre es auch gruselig gewesen, denn Teenager waren nunmal nicht immer einfach.
FP lachte auch.
„Noch hast du Zeit, es dir nochmal anders zu überlegen," scherzte er.
Lily legte ihre Hände an seine Wangen und sah ihn lächelnd an.
„Niemals," antwortete sie.
„Das freut mich zu hören," schmunzelte FP und küsste sie zärtlich.
„Okay, ich muss leider los," meinte Lily etwas später bedauernd und ließ ihn los.
„Ich auch," seufzte FP.
„Wenn ich nicht pünktlich bin, kann ich mir gleich eine Predigt von Gladys anhören."
Er verdrehte die Augen.
„Ttz.. sie hat dir gar nichts mehr zu sagen," meinte Lily, nahm ihre Tasche und griff nach den Autoschlüsseln.
Gemeinsam mit FP verließ sie den Trailer und ging zum Camaro.
„Bis später, Prinzessin."
FP küsste sie nochmal kurz und ging zu seinem Truck. Lilys Blick fiel auf den Schüssel, den er in der Hand hielt und auf den Schlüsselanhänger, den er daran befestigt hatte. Lächelnd stieg sie ein und fuhr zum Diner.„Du kannst Feierabend machen, Lily. Den Rest schaffe ich auch allein," meinte Pop einige Stunden später und deutete auf die beiden Gäste, die um kurz vor Mitternacht noch den Diner betreten hatten.
Die ganzen Teenager, die, wie jeden Freitag, das Ende der Schulwoche bei Pop's eingeläutet hatten, waren zum Glück schon lange wieder zu Hause. Jetzt verirrten sich nur noch vereinzelt ein paar Erwachsene ins Diner, die nach dem Feiern ihren Hunger stillen wollten.
„Alles klar," lächelte Lily und griff nach ihrer Handtasche.
„Wir sehen uns morgen."
„Eventuell ist Mary morgen Abend wieder da. Deswegen kannst du dir morgen gerne freinehmen," teilte Pop ihr mit.
„Sollte sie doch nicht da sein, werde ich mich bei dir melden."
„Ist gut. Danke, Pop."
Lily verließ den Diner und ging zum Camaro, den sie etwas abseits geparkt hatte. Sie schloss gerade die Tür auf, als jemand sie ansprach.
„Hi Lily."
Sie drehte sich um und stellte überrascht fest, dass es Penny war.
„Kann ich kurz mit dir reden?" fragte sie.
„Ich wüsste nicht, was wir noch zu besprechen hätten," meinte Lily kühl und öffnete die Autotür.
„Es geht um FP. Ich habe gehofft, dass du vielleicht ein gutes Wort bei ihm einlegen könntest. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Ich vermute, dass er denkt, ich hätte irgendwas mit diesem Eastwood zu tun, aber das stimmt nicht," fuhr Penny fort, ohne zu beachten, was Lily gesagt hatte.
Dabei ging sie langsam auf sie zu. Lily lachte kurz und drehte sich wieder zu Penny.
„Die Tour kannst du dir wirklich sparen. Natürlich steckst du mit Eastwood unter einer Decke. Das mit den Serpents ist für dich vorbei. Genauso deine Freundschaft mit FP und ich muss ehrlich zugeben, dass ich froh darüber bin. Lass uns ins Ruhe, okay?" sagte sie.
„Hhm.. ich hatte gehofft, du würdest etwas anderes sagen, aber gut. Dann musst du halt mit den Konsequenzen leben," meinte Penny gespielt bedauernd.
Lily hatte gerade noch genug Zeit, um Penny verwirrt anzusehen, als starke Arme sie von hinten packten und ihr ein Stück Stoff auf Nase und Mund gepresst wurde. Sie nahm nur noch kurz einen stechenden, süßlichen Geruch wahr und schon wurde alles um sie herum dunkel.Als Lily langsam wieder zu Bewusstsein kam, lag sie auf der Seite auf dem Boden. Ihre Hände waren auf dem Rücken an den Handgelenken gefesselt und ihre Füße an den Knöcheln. Vorsichtig setzte sie sich auf und schloss benommen die Augen. Sie riss sie jedoch erschrocken wieder auf, als sie eine männliche Stimme hörte, die ihr bekannt vorkam.
„Na, sieh mal einer an, wer da wieder zu sich gekommen ist."
Lilys Blick fiel auf Scott, der ihr gegenüber mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem Stuhl saß und sie amüsiert ansah. In einer Hand, die locker auf seinem Schoß lag, hielt er eine Waffe.
„Willkommen bei uns. Ich weiß, der Boden ist nicht gerade gemütlich, aber je schneller du mir erzählst, wo Jones meinen Stoff versteckt hat, umso schneller lasse ich dich wieder laufen und du kannst ihm wieder das Bett wärmen," meinte er.
Lily starrte ihn erschrocken an. Also hatte er gemerkt, dass sie ihm Backpulver statt Kokain untergejubelt hatten. Das war verdammt schnell gegangen. Sie musste wohl oder übel zugeben, dass sie ihn da unterschätzt hatte.
Scott lachte.
„Ja, ich habe gemerkt, dass es Backpulver ist," sagte er grinsend, als wenn er ihre Gedanken gelesen hätte.
„Was denkt ihr eigentlich, wer ich bin und wie lange ich schon in diesem Business bin? Natürlich kontrolliere ich immer alles sofort. Aber allein euer Versuch hat zumindest ein bißchen Respekt verdient. Ihr seid wirklich mutig. Das muss man euch lassen."
Lilys Blick fiel auf Penny, die mit verschränkten Armen etwas abseits stand und zu ihr sah. Nicht, dass Lily überhaupt einen Beweis dafür gebraucht hätte, dass Penny mit Eastwood unter einer Decke steckte, aber nun war es eindeutig.
„Ich hoffe wirklich, es lohnt sich für dich, Penny," stieß sie verächtlich hervor.
Scott schnippte mit seinen Fingern vor ihrem Gesicht.
„Hey, hier spielt die Musik. Also, wo ist es? Wo ist mein Kokain?" fragte er.
Lily sah wieder zu ihm.
„Keine Ahnung," antwortete sie und sah ihn herausfordernd an.
„Das glaube ich dir nicht. Du weißt ganz genau, wo es ist. Oder zumindest, was dein Stecher damit gemacht hat. Also raus mit der Sprache," forderte Scott sie auf und stand auf, um sich vor sie zu hocken. Die Hand mit der Waffe hielt er demonstrativ vor sich. Nicht, dass Lily das irgendwie beeindruckte.
„Selbst, wenn ich es wüsste, würde ich es nicht sagen. Eher friert die Hölle zu als dass ich dir Arschloch etwas verrate," erwiderte Lily stur.
Sie sah, wie Scott seine Lippen wütend aufeinanderpresste, ehe er mit der Hand, in der er die Waffe hielt, ausholte und ihr damit einen Schlag ins Gesicht verpasste. Lilys Kopf flog zur Seite und sie stieß einen Schmerzenslaut aus. Fast gleichzeitig merkte sie, wie warmes Blut ihr aus der Unterlippe über das Kinn lief. Bevor sie sich wirklich von diesem Schlag erholen konnte, ergriff Scott mit der anderen Hand ihre Kehle und zog sie so nah zu sich, dass sich ihre Nasen beinahe berührten.
„Du sagst mir jetzt sofort, wo mein Kokain ist. Ansonsten werde ich andere Saiten aufziehen. Hat Jones dieses Wochenende nicht seine Kinder bei sich? Meine Leute könnten ihnen mal einen kurzen Besuch abstatten. Das willst du doch nicht, oder?" knurrte Scott sie an und bohrte seinen Blick förmlich in ihren.
Lily spürte, wie ihr das Herz in die Hose sank. Die Vorstellung, dass Eastwood Jughead oder Jellybean etwas antat, konnte sie nicht ertragen.
„Ich frage dich also noch ein letztes Mal. Wo ist mein Koks?"
Scotts Hand an ihrem Hals drückte zu und Lily bekam nur ein Krächzen heraus.
„Es existiert nicht mehr. Wir haben es verbrannt."
Fast schon genoss sie es, als Scotts Miene sich veränderte und er sie fassungslos ansah. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Noch am gleichen Abend, als wir es gefunden haben, haben wir es verbrannt. Es ist weg," wiederholte sie.
Scott ließ sie los und schubste sie nach hinten, sodass ihr Kopf gegen die Wand prallte. Lily unterdrückte einen erneuten Schmerzenslaut und schloss die Augen.
„Du lügst," stieß Scott hervor.
„Nein, es ist wahr. Wir haben es verbrannt. Wir brauchten nur ein bißchen Grillanzünder und das Zeug hat gebrannt wie Stroh," antwortete Lily und sah wieder zu Scott, der sie wütend anstarrte.
Er hockte sich wieder zu ihr.
„Glückwunsch. Dein Aufenthalt hier hat sich gerade um einige Zeit verlängert bis du die Schulden der Serpents abbezahlt hast und glaub mir, das Koks war einige Tausend Dollar wert. Da wirst du mir und meinen Männern lange zu Diensten sein müssen," raunte er ihr zu und ließ seine Hand von ihrem Knie über ihren Oberschenkel höher gleiten.
Lily sah ihn angewidert an und spuckte ihm ins Gesicht.
„Eher verrecke ich hier," knurrte sie ihn an.
Scott wischte sich kurz übers Gesicht.
„Das wollen wir noch sehen," meinte er, holte aus und schlug ihr wieder ins Gesicht.
Diesmal prallte Lilys Kopf mit solcher Wucht gegen die Wand, dass sie für einen Moment nur noch Sternchen sah und dachte, sie würde ohnmächtig werden, doch dann kam ihr Bewusstsein wieder zurück.
Benommen sah sie zu Scott, der aufstand und sich an Penny wandte.
„Sorg dafür, dass sie hier nicht alles voll blutet. Soll ja keiner sagen, ich würde mich nicht um meine Gäste kümmern," sagte er kalt und trat Lily mit voller Wucht gegen den Oberschenkel.
Lily schnappte nach Luft, als der Schmerz sich langsam in ihrem ganzen Körper ausbreitete.
„Musste das sein, Scott?" hörte sie Penny ganz weit weg sagen.
Scott antwortete irgendetwas, doch der Schmerz beanspruchte Lilys volle Aufmerksamkeit, sodass sie nicht mitbekam, was er sagte.
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Undercover
FanfictionSam Walker und Lily Morgan sind zwei FBI-Agentinnen aus New York, die ihren Kollegen aus LA bei einem Gang-Problem unter die Arme greifen sollen. In LA wird ihnen schnell klar, dass sie nicht nach Anhaltspunkten für die Schuld der Southside Serpent...