Undercover

Teil 75

„Du wirst sehen, morgen wird das noch viel besser klappen," versicherte Chris ihr, als sie etwas später das Wasser verließen und Sam die Fußschlaufe von ihrem Knöchel löste.
„Das hoffe ich auch, aber es macht trotzdem Spaß," grinste Sam.
Chris klemmte sich das Brett unter den Arm und legte seinen anderen Arm um ihre Schulter.
„Du hast das echt super gemacht," lobte er sie und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
Sam hatte es am Ende sogar geschafft, sich auf das Brett zu stellen, ohne dass er es festhielt.
„Danke, ich habe einen guten Lehrer," antwortete sie schmunzelnd und küsste ihn kurz.
„Wie wäre es, wenn wir schnell duschen und dann zum Essen in die Stadt fahren? Wir haben da doch heute Morgen dieses Restaurant gesehen," schlug er vor.
„Gute Idee," meinte Sam begeistert und zog sich ihr Shirt über.
„Ich habe richtig Kohldampf."
Gemeinsam gingen sie zurück zum Wohnwagen, um zu duschen.

Als Lily zum Trailer fuhr, sah sie bereits von weitem, dass Snake dort wartete. Sie blickte kurz auf die Uhr. Scheinbar musste FP wieder Überstunden machen, sonst wäre er schon längst zu Hause gewesen. Sie parkte den Camaro und stieg aus.
„Hey Snake, was gibt's?" begrüßte sie ihn, während sie zum Trailer ging.
„Hi Lily. Das hier klemmte in der Tür zur Bar," meinte er und reichte ihr einen Umschlag.
„Er ist für Chris, aber da er nicht da ist, habe ich gedacht, ich bringe ihn FP. Könnte ja wieder eine Nachricht von Eastwood sein. Nur ist FP noch nicht zu Hause. Würdest du ihm den geben?"
Lily nahm den Umschlag an sich. Kurz hatte sie das Bild von Penny und den zwei Typen vor Augen, von denen sie genau diesen Umschlag erhalten hatte.
„Ja, er macht sicher wieder Überstunden. Keine Sorge, ich werde ihm den Umschlag geben," antwortete Lily lächelnd.
„Super, ich muss zurück zur Bar," grinste Snake.
„Klappt denn alles oder brauchst du Hilfe?" fragte Lily.
„Nein, ich habe alles unter Kontrolle," antwortete er.
„Okay, aber sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst."
Lily sah ihn gespielt streng an. Snake salutierte grinsend.
„Mache ich. Bis dann."
Lily sah ihm nach und betrat den Trailer, wo sie den Umschlag aufriss. FP würde ihr so oder so zeigen, was sich darin befand. Sie zog den Zettel raus, auf dem nur 4 Worte und eine Uhrzeit standen: „Morgen Abend Whyte Wyrm, 19 Uhr."
„Scheiße," meinte Lily leise.
Soweit sie wusste, hatte Chris das Backpulver noch nicht besorgt. Kurz überlegte sie, ob sie es besorgen sollte, jedoch bezweifelte sie, dass der Großhandel um diese Uhrzeit überhaupt noch geöffnet hatte und dass Privatpersonen dort einkaufen konnten.
„Verdammter Mist," fluchte sie und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
Ihr blieb keine andere Möglichkeit als Sam anzurufen, das stand fest. Die beiden mussten so schnell wie möglich zurückkommen und Chris musste das Backpulver besorgen, wenn er nicht wollte, dass seine Bar in Flammen aufging. Lily nahm ihr Handy und rief Sam an. Es klingelte so lange, dass sie schon dachte, dass Sam ihr Handy nicht dabei hatte, doch dann nahm sie ab.
„Ja?"
„Hi Sam. Sorry wenn ich störe, aber ihr müsst sofort zurückkommen. Snake hat eben eine neue Nachricht von Eastwood vorbeigebracht, die an der Tür zur Bar geklemmt hat. Der Scheißkerl hat die Übergabe schon wieder verschoben. Auf morgen Abend 19 Uhr im Whyte Wyrm," teilte Lily ihr mit.
Sam schwieg einige Momente.
„Scheiße," sagte sie schließlich.
„Ja, ganz genau meine Gedanken," erwiderte Lily trocken.
„Chris muss ganz dringend das Backpulver besorgen."
„Okay, wir kommen heute noch zurück. Ich schätze, wir werden gegen Mitternacht da sein. Er kann das Backpulver ja morgen früh noch schnell besorgen," antwortete Sam.
„Alles klar. Ich muss dir dann auch noch etwas anderes erzählen," sagte Lily.
„Na, da bin ich mal gespannt. Ich leg jetzt auf, sonst kommen wir hier nie weg," scherzte Sam.
„Bis später."
Sie beide legten auf. In diesem Moment betrat FP den Trailer.
„Hey Prinzessin," begrüßte er sie lächelnd und küsste sie kurz.
„Alles in Ordnung?"
Er sah sie besorgt an.
„Wie man es nimmt," antwortete sie und reichte ihm den Zettel.
„Den hat Snake vorhin vorbeigebracht. Der Scheißkerl hat die Übergabe vorverlegt."
„Unfassbar," murmelte FP, nachdem er einen kurzen Blick auf die Nachricht geworfen hatte.
„Ich habe Sam schon angerufen. Sie machen sich sofort auf den Weg und sind vermutlich gegen Mitternacht hier. Chris besorgt dann das Backpulver morgen früh," erzählte sie ihm.
„Ich frage mich wirklich, was das soll. Mal will er das Zeug sofort, dann gibt er uns eine Woche Zeit und dann ist es wieder ganz dringend."
„Er macht das nur aus einem Grund. Weil er es kann. Weil er sich dran aufgeilt, wie alle für ihn springen," antwortete FP ärgerlich und warf den Zettel auf den Tisch.
„Übrigens war Penny heute im Diner."
„Was wollte sie?"
FP sah sie fragend an.
„Ich glaube, sich mit mir anfreunden," antwortete Lily und verdrehte die Augen.
„Sie hat mir alle möglichen Fragen gestellt. Ob wir wüssten, woher die Drogen stammen und sowas. Damit du Bescheid weißt, ich habe ihr erzählt, dass sie von Eastwood kommen und dass Eastwood Chris bedroht, weil er sie haben will. Ich habe ihr nicht erzählt, dass die Drogen nicht mehr existieren. Sie glaubt immer noch, dass wir sie Scott übergeben werden. Dann habe ich mich im Namen aller bei ihr entschuldigt, dass wir sie verdächtigt haben und ihr gesagt, dass die Drogen wohl durch eine Verwechslung im Whyte Wyrm gelandet sind."
FP seufzte und fuhr sich durch die Haare.
„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee gewesen ist, ihr das zu erzählen, Prinzessin."
Er sah sie zweifelnd an.
„Ich finde schon. Schließlich muss sie denken, dass wir ihr wieder vertrauen, oder nicht? Vielleicht rückt sie so mit Informationen raus," warf Lily ein.
FP dachte nach. Das machte Sinn.
„Okay, hoffen wir es," sagte er schließlich.

„Was ist los?" fragte Chris, während er sich das Hemd zuknöpfte.
„Wir müssen sofort zurück."
Sam sah ihn ernst an.
„Das war Lily. Es gibt eine neue Nachricht von Eastwood. Er will die Übergabe morgen Abend um 19 Uhr im Whyte Wyrm machen," teilte sie ihm mit.
„Ist nicht sein Ernst," entfuhr es Chris ungläubig.
„Doch," erwiderte Sam und stieg wieder aus ihren High Heels.
„Verdammtes Arschloch," knurrte Chris und schlug mit der Faust gegen einen der Hängeschränke.
„Als wenn er wüsste, dass ich gerade nicht da bin."
„Du musst morgen früh unbedingt noch das Backpulver besorgen," erinnerte Sam ihn.
Chris nickte stumm und starrte aus dem Fenster. Sie konnte ihm nur allzu deutlich ansehen, dass er wütend war. Schließlich seufzte er.
„Okay, es hilft alles nichts. Wir müssen zurück," meinte er.
Er küsste sie kurz und verließ den Wohnwagen. Sam folgte ihm und räumte die Klappstühle und den Klapptisch in den Wohnwagen, ehe sie die Tür schloss. Chris fuhr den Prius an den Wohnwagen heran, sodass er ihn an der Anhängerkupplung befestigen konnte. Anschließend trennte er den Strom und das Wasser vom Wohnwagen und entfernte die Stützen. Fünf Minuten später waren sie bereits auf dem Weg zurück nach Los Angeles.
„Hätten wir nicht Bescheid sagen müssen, dass wir schon fahren?" fragte Sam.
Chris schüttelte den Kopf.
„Nein, ist doch eh alles schon bezahlt und es hätte nur aufgehalten. Ich melde mich bei den Besitzern vom Campingplatz, wenn das mit Eastwood erledigt ist," antwortete er.
Sam beugte sich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Es waren trotzdem schöne Tage. Danke dafür," sagte sie leise.
Chris griff nach ihrer Hand und sah kurz lächelnd zu ihr.
„Ich habe zu danken, Babe. Wenn das mit Eastwood geklärt ist, werden wir das wiederholen. Diesmal dann ohne Störungen. Versprochen."
„Hört sich gut an," lächelte Sam und drückte seine Hand, ehe sie aus dem Fenster sah.
Sie hatte keine Ahnung, ob Chris das überhaupt noch wollte, wenn Eastwood erstmal hinter Gittern saß und er wusste, dass sie vom FBI war. Sie bezweifelte es ganz stark.