Undercover

Teil 18

„Hey, Finger weg. Ich lade die Kisten und die beiden Fässer auf den Truck," sagte FP zu Chris, der gerade im Begriff war, nach einem der Getränkekästen zu greifen, die neben dem Truck aufgestapelt standen.

„Ich habe nur eine geprellte Rippe, FP," grinste Chris, griff nach einem Kasten und hob ihn an, nur um ihn gleich darauf wieder abzusetzen und sich die Seite zu halten.
„Wer nicht hören will.." murmelte FP vor sich hin und lud die Kästen auf die Ladefläche des Trucks.
„Du bist schlimmer als mein Sohn, als er vor ein paar Jahren diese Phase hatte, in der er grundsätzlich das Gegenteil von dem gemacht hat, was man ihm gesagt hat."
Chris setzte sich auf die Stufen vor der Bar, sich immer noch die Seite haltend.
„Ich sag dir, es kratzt ganz schön am Ego, wenn so eine halbe Portion wie Scott es fertigbringt, mich zusammenzuschlagen. Dass ich jetzt noch nicht mal einen Getränkekasten anheben kann, setzt dem Ganzen noch die Krone auf," sagte er.
„Er hat dich ganz feige von hinten angegriffen und dann noch ein wenig zugeschlagen und -getreten, nachdem du schon blutend am Boden lagst. Dein Ego hat keinen Grund angekratzt zu sein. Hättest du ihn kommen gesehen oder gehört, hätte er jetzt die geprellte Rippe oder schlimmeres," antwortete FP, während er die restlichen Kästen auf die Ladefläche des Trucks stellte.
Chris sah zu, wie FP anschließend die beiden Fässer unter Anstrengung auf den Truck hievte.
„Warum hast du dich vorgestern so abgeschossen?" fragte er.
FP schloss die Klappe des Trucks und setzte sich neben Chris auf die Stufen.
„Warum nicht? Ich habe schon zu lange keinen Mist mehr gebaut und die Menschen um mich herum enttäuscht. War also mal wieder Zeit," erwiderte er.
„Spar dir den Quatsch. Es läuft doch schon ziemlich lange alles gut. Warum also der Absturz?" fragte Chris weiter.
FP schwieg einige Zeit, ehe er antwortete.
„Keine Ahnung. Vermutlich Selbstmitleid. Seit letztens die Sprache auf Gladys und die Kinder gekommen war, hatte ich schon das Bedürfnis, mich wieder richtig abzuschießen. Als Lily mich dann auch noch auf Jughead und Jellybean angesprochen hat und sie am nächsten Tag sauer auf mich war, weil ich einfach abgehauen bin, als ich das von deinem Trailer gehört habe.. Irgendwie ist eine Sicherung durchgebrannt."
„Hört sich logisch an," meinte Chris.
„Bist du dir denn sicher, dass es eine gute Idee ist, sich in eine Beziehung zu stürzen, wenn dich solche Sachen komplett aus der Bahn werfen?"
FP lachte kurz auf.
„Vielleicht brauche ich aber auch genau so jemanden wie sie. Jemand, der mir den Kopf zurechtrückt anstatt einfach die Sachen zu packen und abzuhauen. Außerdem hat sie mir heute noch klar gemacht, dass es nichts bringt, mich wegen anderer Leute ändern zu wollen und darauf werde ich mich jetzt konzentrieren. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht weiß, was das mit ihr ist. Eine Beziehung wohl eher nicht, obwohl ich sie wirklich mag. Vielleicht sogar mehr als das."
Chris nickte und klopfte ihm auf die Schulter.
„Geht mir genauso mit Sam. Ist schon verrückt, dass uns zeitgleich ein paar Frauen die Köpfe verdrehen, die wie aus dem Nichts hier aufgetaucht sind."
FP nickte, stand dann jedoch auf.
„Komm, lass uns mal die Getränke zum Trailer bringen. Vielleicht brauchen die beiden noch bei irgendwas Hilfe."
Chris erhob sich ebenfalls.
„Ich laufe," teilte er FP mit, der schon am Steuer von seinem Truck saß und nun losfuhr.
Chris verschloss noch die Tür der Bar und machte sich dann auch auf den Weg zum Trailerpark.

Lily parkte ihren Camaro vor dem Trailer, nachdem sie nach dem Einkaufen noch einen kleinen Umweg gemacht hatte, um etwas zu erledigen. Es hatte sich mittlerweile schon herumgesprochen, dass Sam und sie in den Trailer gezogen waren und es am Abend eine kleine Einweihungsparty geben würde, wobei „klein" vermutlich die falsche Beschreibung dafür sein würde. Dennoch sah Lily es als Gelegenheit, den Rest der Southside Serpents kennenzulernen und sich ein wenig mit ihnen anzufreunden, was ihre Aufnahme in die Gang hoffentlich etwas beschleunigen würde. Sie hatte FP nicht wieder darauf angesprochen, nachdem er beim letzten Mal gar nicht erst auf ihren Kommentar eingegangen war. Sie wollte ihn auch nicht zu sehr damit bedrängen, was sicherlich zu auffällig gewesen wäre. Da musste sie sich wohl eine andere Strategie ausdenken. Andererseits hatte sie ihm gegenüber langsam, aber sicher ein schlechtes Gewissen, das sich vor allem meldete, wenn sie alleine war und zu viel Zeit zum Nachdenken hatte. Wenn sie mit FP zusammen war, verschwendete sie kaum einen Gedanken daran, dass sie einen Fall für das FBI zu lösen hatte. Mit ihm war von Anfang an alles so einfach gewesen. Abgesehen von seinem Absturz am Tag zuvor. Das war etwas gewesen, mit dem sie gar nicht gerechnet hatte. Durch Tim hatte sie zwar erfahren, dass er dem Alkohol nicht ganz abgeneigt war, aber trotzdem hatte sie gedacht, dass FP mittlerweile sein Leben wieder auf der Reihe hatte, wenn auch teilweise. Naja, sie fand, dass sie es einigermaßen gut gemeistert hatte und dass FP sich so schnell wieder gefangen hatte, war auch gut.