Kapitel 151

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Freitagmorgen und damit der offizielle Beginn eines Rennwochendendes mit FP1. Ich sitze neben Tom und einigen Crew Mitgliedern in der Box von Yamaha und sehe mir am Bildschirm die Rundenzeiten der MotoGP an. Und auch wenn es erst FP1 ist so verwundern mich doch die Zeiten von Fabio sehr. Denn die liegen weit unter dem was er sonst fährt. Immer wieder kommt Fabio zurück in die Box und bespricht wieder etwas mit seinem Team. Etwas scheint wohl nicht ganz so zu funktionieren den immer wieder geht die Diskussion aufs Neue los. Als das FP1 dann auch zu Ende ist warte ich die letzten Gespräche mit seinem Team ab und mit einer einfachen Kopfbewegung zeigt er mir das wir zurück ins Motorhome gehen. Ich folge ihm ohne Worte und verschlinge erstmal nur seine Hand in meiner als wir zusammen hinter die Boxen gehen. Erstmal geht es zu dem einen Motorhome zum Umziehen. Doch dort zieht er sich auch nur den oberen Teil seiner Kombi aus und setzt sich dann auf die Couch. Mit den Händen stützt er seinen Kopf ab und lässt ein schnauben hinaus. „Was ist los?" frage ich ihn als ich mich neben ihn auf die Couch setze und meine Hand in seinen verschwitzen Nacken über sein Tattoo lege. Er reibt sich mit den Händen über sein Gesicht als er dann sagt „Ich weiß nicht, die Front macht Probleme. Vor allem in den Kurven hat mir die Stabilität gefehlt." „Hey, sie mich an" sage ich zu ihm und warte dann bis sein Blick wenig später schon auf mir liegt. „Das war das FP1. Und ich bin mir sicher, dass du in den nächsten Trainings das Problem schon noch lösen wirst. Also zerbricht dir nicht unnötig den Kopf darüber" sage ich ihm und streiche dabei über seine Haare am Hinterkopf. Doch statt einer Antwort lehnt sich Fabio einfach zu mir und gibt mir einen Kuss. Als er dann zum zweiten Kuss ansetzt packt er mich auch schon an der Hüfte und setzt mich auf seinen Schoß. Lachend gebe ich dabei einen kleinen Aufschrei von mir. Fabios tiefer Blick sitzt immer noch auf meinen Augen und bevor ich mich ganz ihn ihnen verliere richte ich meinen Blick auf seine Brust und streiche langsam über sein Shirt das er unter der Lederkombi zu meinem Bedauern viel zu oft trägt. „Soll ich dir beim Ausziehen helfen?" frage ich ihn und richte meinen Blick wieder hoch. „Ich weiß nicht. Ich kann mich da ganz geraum an eine Scene im letzten Jahr erinnern" sagt er grinsend. „Ja das stimmt allerdings" gebe ich ihm mit dem Rückblick an diese Scene vom letzten Jahr zurück. Als ich jedoch von seinem Schoß verschwinden will hält er mich an der Hüfte fest und sagt „Das heißt nicht, dass wir es nicht erneut versuchen können" haucht er mir entgegen und legt seine Lippen dann wieder auf meine. Seine Hände wandern dabei von meiner Hüfte über meinen Rücken entlang während ich wieder durch seine nassen Haare fahre.

Die Freien Trainings am Nachmittag brachten leider auch nicht die gewünschte Verbesserung aber Fabio scheint sich trotzdem nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Liegt vielleicht an der guten Ablenkung von Vormittag, kommt mit da schmunzelnd in den Kopf. Aber nochmal lenke ich ihn heute definitiv nicht so ab. Nein jetzt darf er das alleine in Angriff nehmen und so macht er sich nach dem Freien Trainings wieder auf, auf die Strecke und geht noch ein paar Runden laufen. Und da ich diesmal nicht wieder von einem der anderen vom Motorhome entführt werden will warte ich wieder mal an der Boxenmauer auf ihn. Dabei scrolle ich so durch meine Sozial Media Kanäle und merke darauf einen deutlichen Unterschied zu vorherigen Bildern. Denn während meine älteren Bilder immer zuhause mit Hund, Pferd oder eben andern Dingen in meinen Leben von damals waren, wobei es viel anderes damals ja nicht gab, bestehen sie jetzt nur noch aus Bildern von Fabio und mir, meinen neuen Freunden und den Leben an den Rennstrecken dieser Welt. Leicht schmunzele ich über diese Veränderung die meine Leben genommen hat. Und soll ich euch was sagen ich bin so froh darüber. Ich bereue es keine Stück denn ich bin wirklich glücklich mit dem was ich habe, wie könnte ich auch nicht? Ich habe den Mann meines Lebens an meiner Seite und damit alles was ich brauche. Doch als ich so über meine Profile wische merke ich auch das ich noch nirgends meinen Stand als Pferdetrainerin geändert habe. Mit einem Blick auf die untergehende Sonne hier auf der Rennstrecke und einem warmen Gefühl das sich in mir ausbreitet lösche ich die Aufschrift als Pferdetrainerin überall in meinen Profilen. Denn auch wenn ich nach wie vor das ja irgendwie immer noch bin so fühlt es sich jetzt trotzdem irgendwie nach einem abgeschlossenen Teil meines Lebens an. Etwas für das ich alles gegeben und alles geopfert habe. Und ich habe es am Ende auf geschafft, aber es ist meine Vergangenheit und das hier meine Zukunft. Also schreibe ich stattdessen meinen Lieblingsspruch überall hinein. „Create your own Reality" denn genau das ist es was ich mache. Ich kreiere meine eigene verdammte Realität und liebe sie. Mit gutem Gewissen lege ich also mein Handy wieder weg und ein Stück weit fühlt es sich wirklich gerade so an als ob ich das alles jetzt wirklich hinter mir lassen kann.

„Na hey wer grinst sich denn da selber das beste weg?" kommt mir eine allzu gut bekannte Stimme plötzlich ins Ohr. Ich drehe mich um und sehe da Jorge Martin auf mich zukommen. „Hey!" gebe ich ihm zurück als er sich auch schon zu mir auf die Boxenmauer verpflanzt. „Also erzähl was macht dich so glücklich?" fragt er erneut nach. „Einfach alles. Hier zu sein mit Fabio und mein Leben endlich genießen zu können mit ihm." „Und was ist mit mir?" fragt er mich auch wild gestikulierend. Lachend antworte ich ihm „Ja natürlich auch mit dir." Nach einer kurzen Stille zwischen uns wobei wir beide nur auf den Circuit schauen der im Rot der untergehenden Sonne erstrahlt sagt Martin dann „Das ist schön." Ich blicke zu ihm als er dann noch weitersagt „Das du mit ihm so glücklich bist und euch nichts mehr im Weg steht." „Ja das ist es" sage ich ihm nur lächelnd. Martin setzt sich dann auch ordentlich neben mich hin und lässt mit mir zusammen die Füße auf die Strecke baumeln. Dabei legt er den Arm um mich und auch das bestätigt mich nur in dem was ich mir vorhin schon dachte. Ich bin glücklich hier zu sein, nichts anderes würde ich mir wünschen.

Als es dann schon langsam auch kühler hier am Circuit wird hoffe ich das Fabio sich auch endlich mal genug ablenken konnte mit seinen Runden um Runden auf diesem Circuit. Mit einem Blick auf mein Handy sehe ich das es bereits 9 Uhr abends ist. „Fabio hätte wohl eher Marathon Läufer werden sollen was?" kommt die Frage von Martin neben mir mit dem ich die ganze Zeit über geredet habe. „Ja allerdings" sage ich leicht lachend und reibe mir dabei über meine Arme auf denen sich bei dem leichten Wind hier eine Gänsehaut gebildet hat. „Ist dir kalt? Willst du meine Jacke?" fragt mich Martin neben mir. Aber schon bevor ich ihm auch nur antworten konnte legt er sie auch schon um mich. Sofort umhüllt mich diese Wärme und sein Duft steigt mir in die Nase. Dabei kann ich gar nicht mehr verneinen das mir nicht kalt ist, selbst wenn ich es wollte. „Gut so?" fragt mich Martin grinsend als er mich bei meinem ein-lümmeln in seine Jacke erwischt. „Ja" gebe ich grinsend zurück und ziehe mir die Jacke über den Hals. „Aber jetzt mal ehrlich warum verdammt nochmal riechen eure Sachen immer so gut? Auch Fabios Sachen riechen immer so gut, was total unverständlich ist, wenn ich mir denke das er doch fast andauernd nur schwitzt!" Doch statt einer Antwort kassiere ich von Martin auch nur ein lachen. Eine Antwort wäre mir aber viel lieber gewesen. Ich meine im Ernst. Ich liebe es einfach Fabios Sachen anzuziehen, weil sie in seinem besonderen Duft eingehüllt sind. Und auch wenn Martins Sachen natürlich anders riechen habe auch die etwas an sich. Ich verstehe das nicht, meine Sachen riechen nicht so. Das find ich total unfair.

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