Kapitel 94

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Ein paar Tage später

„So fertig für heute" sage ich zu Arames während ich ihm über den Hals streiche. Ich steige ab und gehe in Richtung Ausgang. „Das war sehr gut heute. Wieder mal, nicht das ich überrascht wäre" sagt mir Christian während er mir wie immer die Tore öffnet. Lächelnd trete ich aus der Arena heraus und gehe den Weg entlang zu den Stallungen. Ich genieße das deutlich jeden Tag wärmer werdende Wetter und blicke in den strahlend blauen Himmel über mir. Ein Lächeln kommt über meine Lippen doch es verfliegt gleich wieder, bei dem Gedanken an Fabio. Denn schon wieder ist eine Woche vergangen in dem ich ihn nicht gesehen habe und wohl auch nächste Woche werde ich ihn wieder nur im Fernsehen sehen. Gerade als ich Arames vor seiner Box anbinde und ihn absattele sagt Christian zu mir „Hey ich müsste leider die Tage nach England fliegen. Ich muss einige Dinge auf der Ranch zuhause erledigen. Ich würde übernächste Woche wiederkommen, auf jeden Fall vor dem nächsten Turnier. Ich hoffe das macht dir nichts aus?" „Nein überhaupt nicht. Das verstehe ich schon." „Aber du brauchst mich hier ja eh nicht. Es läuft eh alles so wie ich es mir vorgestellt habe." Ich lächle ihn an und binde Arames wieder los. Während ich zur Waschbox gehe sagt Christian noch „Du solltest dir vielleicht auch mal ein paar Tage frei nehmen. Du reitest jetzt schon ein paar Wochen durchgehend. Gönn dir und ihm einmal eine Pause." „Ach ich weiß nicht. Dann hätte ich doch ein schlechtes Gewissen." „Ach bitte das brauchst du doch nicht haben." Ich blicke kurz mit hochgezogenen Augenbrauen zu Christian und widme mich dann wieder dem waschen von Arames als ich sage „Du meinst, weil das letzte Turnier so gut gelaufen ist?" Lachend sagt Christian dann „Ach bitte. Fehler passieren nun mal. Mach dir doch deswegen keinen Kopf mehr." Als ich Arames fertig gewaschen habe gehe ich mit ihm raus zu der Koppel und Christian folgt mir und fügt noch hinzu „Was wäre, wenn du mit mir mit nach England kommst. Du könntest deine Familie besuchen und ich könnte dir meine Ranch noch etwas zeigen?" Gerade als er das sagt betrete ich mit Arames die Koppel. Ich ziehe ihm langsam sein Halfter ab und denke über das nach was Christian mir da gerade eben vorgeschlagen hat. Seiner Absichten dahinter bin ich mir voll und ganz bewusst doch vielleicht kann ich sie ja zu meinem Vorteil ausnutzen. Der Gedanke daran endlich wieder meine Familie sehen zu können bringt mir ein Lächeln aufs Gesicht und genauso drehe ich mich zu ihm um und sage „Ja Okey, das hört sich vielleicht gar nicht mal so schlecht an." Ebenfalls lächelnd sagt Christian noch „Gut dann buche ich für uns einen Flug, noch heute Abend."

Am selben Abend sitze ich überglücklich im Flieger und kann es kaum erwarten endlich wieder nach Hause zu kommen. Meinen Eltern habe ich noch nichts gesagt, da ich ihre überraschten Gesichter sehen will. Als wir spät abends am Flughafen ankommen und ich seit einem Monat endlich wieder die süße englische Luft einatme, durchfährt es mich mit einem Glücksgefühl. Denn auch wenn der Flug mit Christian echt anstrengend war hatte ich immer den Gedanken im Hinterkopf das ich in wenigen Stunden endlich wieder zuhause sein werde. Schnell geht es zum Auto und dann trennen mich nur noch wenige Stunden von meiner Familie. „Du freust dich schon sehr auf deine Familie nicht wahr?" fragt mich Christian als wir schon eine Weile fahren. „Ja sehr" antworte ich ihm und lächle dabei. „Dir ist deine Familie sehr wichtig. Das ist schön." „Ja sie haben mich immer bei allem unterstützt und das hier ist noch einmal ein ganz neues Kapitel für mich und für sie. Aber sie stehen auch hierbei voll und ganz hinter mir." „Sie sind bestimmt stolz auf dich das du es so weit gebracht hast. Immerhin ist ihre Tochter eine der besten Reiterinnen Europas." Schüchtern lächelnd antworte ich ihm „Ach was..." „Na hör mal. Du reitest in der Europameisterschaft mit und auch wenn es erst zwei Starts waren, so hast du für mich schon bewiesen das du all das Wert bist." Ich sehe ihn fragend an und bin nicht ganz sicher wie er das jetzt gemeint hat doch ich lächle nur und sage „Danke. Ohne dich wäre das nie möglich gewesen." „Ach bitte ich stellte dir lediglich ein junges Pferd zu Verfügung. Alles andere kommt von dir." „Wann müssen wir eigentlich wieder zurückfliegen?" frage ich um das Thema zu wechseln. „Ich denke es reicht, wenn wir übernächste Woche, sagen wir mal Montag oder Dienstag zurückfliegen. Also hast du mehr als eine Woche Zeit mit deiner Familie." „Das ist toll, danke nochmals dafür." „Bitte dafür musst du dich nicht bedanken. Du hast wirklich hart gearbeitet die letzten Wochen über. Du hast etwas Pause verdient. Genieße sie und mach was immer du willst. Ich kann dich dann übernächste Woche wieder abholen und bevor wir zum Flughafen fahren zeige ich dir dann meine Ranch." „Alles klar" antworte ich ihm noch und blicke dann aus dem Fenster in die Dunkelheit der Nacht.

Ich winke Christian noch zu als er aus der Einfahrt fährt und kann nicht glauben das ich tatsächlich hier bin. Ich drehe mich einmal im Kreis und atme dabei tief ein. Ich rieche das frische Gras von den Koppeln und höre das Rauschen des Meeres. Wie sehr ich das vermisst habe. Samt Koffern gehe ich zur Haustüre und öffne diese. Ich höre dabei bereits Catch drinnen bellen und als ich die Türe aufmache springt er an mir hoch und kommt vor lauter schwanzwedeln mit dem stehen auf zwei Beinen gar nicht mehr klar. Meine Eltern sitzen noch auf der Couch und sehen mich mit offenen Mündern an. „Hey Mom, hey Dad" bekomme ich noch raus bevor mir auch schon die Tränen kommen. Beide stehen daraufhin auf und nehmen mich in den Arm. Eine ganze Weile stehen wir einfach so da und ich genieße es in vollen Zügen. Nachdem ich dann meine Eltern aufgeklärt hatte was ich hier mache und ich ihnen von der Zeit in Europa bis jetzt erzählt habe gehe ich rüber in meine Wohnung und lege mich dort gleich aufs Bett. Catch folgt mir natürlich dorthin und legt sich gleich neben mich. Während ich über ihn streiche merke ich doch, dass mir etwas immer noch fehlt. Oder wohl besser gesagt jemand. Fabio. So sehr ich auch mein Zuhause und meine Familie vermisst habe, ihn vermisse ich noch mehr. Doch leider ist er nicht hier. Wieder schwirren Ideen und Gedanken durch meinen Kopf und dabei kommt eine Idee auf. Nein aber das kann ich doch nicht machen? Oder? Vielleicht ja doch? Immerhin habe ich lange Zeit bis ich wieder zurück in die Schweiz muss. Und ich würde ihn so verdammt gerne wieder sehen.... Doch noch bevor ich mich entscheide ob ich meine Idee nun umsetze oder nicht schlafe ich ein.

Der nächst Morgen bricht an und Catch liegt immer noch seelenruhig neben mir. Als ich über seinen Kopf streiche fällt mir meine Idee von gestern Nacht wieder ein und ich entscheide mich es zu machen. Doch bevor ich meinen Plan umsetze muss ich noch etwas machen. Ich rufe also als erstes Fabio an und dieser ist hell auf begeistert davon. Der ein oder andere Anruf folgt auch noch doch die zweite Person die zu meinem Plan gehört entscheide ich allerdings persönlich zu fragen. Ich ziehe mich also an und gehe dann mit Catch erstmal rüber zu meinen Eltern frühstücken. „Wie lange bleibst du?" fragt mich meine Mom am Esstisch. Ich stochere in meinem Müsli herum und sage dann „Um ehrlich zu sein fliege ich morgen schon wieder weg..." „Was schon?" „Ja aber noch nicht zurück in die Schweiz. Sondern nach Andorra." Ich blicke meine Eltern an und sehe wie meine Mom grinst und auch mein Dad lächelt. „Wie lange hast du ihn jetzt schon nicht gesehen?" fragt mich mein Dad. „Einen Monat" antworte ich schwer. „Ich hoffe er freut sich genauso sehr dich zu sehen wie du ihn" fügt mein Dad lächelnd hinzu. „Da bin ich mir sicher." „Hast du denn wenigstens noch Zeit für einen Ausritt heute mit deinem alten Herrn?" fragt mich mein Dad. Und da grinse ich ihn an und sage „Ja natürlich, Dad. Sehr gerne. Ich muss nur schnell noch zu May und dann können wir gehen."

Und genau das mache ich dann auch. Nach dem Essen fahre ich schnell rüber zu May und klar, sie ist nicht zuhause. Hätte ich mir auch denken können. Schnell steige ich wieder in das Auto meines Dads, da meines zurzeit in der Schweiz ist und fahre zum Stall. Da heute Sonntag ist, ist natürlich ziemlich viel los und so komme ich nur mit Mühe an den ganzen Reitschülern vorbei die sich riesig freuen mich zu sehen. Doch endlich sehe ich May und als auch sie mich sieht ist sie genauso überrascht wie meine Eltern es gestern waren.

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