27. September 2027, Andorra
„Oh Gott ich fühle mich so fett" jammere ich herum während ich auf der Couch liege und wiedermal versucht habe meine Füße zu sehen. Aber wie schon die letzten Monate ist dieser Versuch vergebens. „Du bist nicht Fett! Nur schwanger" gibt mir Alejandra als Antwort und reicht mir mein Getränk. Ich versuche mich so gut es geht selbst aufzuraffen aber auch das ist schon ein paar Monate her seit das, dass letzte Mal alleine geklappt hat. Ich nehme mein Getränk und sage währenddessen „Das ist doch dasselbe..." Mit genervtem Blick sieht mich Alejandra an und stemmt ihre Hände an die Hüfte. Diese sieht man bei ihr ja zumindest wieder. Meine kann ich zurzeit nur erahnen. „Was?!" frage ich sie doch sie schüttelt nur den Kopf und begibt sich zu ihrer kleinen Tochter die mit ihren 3 Monaten eingerollt in ihrem Bettchen liegt und schläft. „Du wirst schon sehen, dass so ein kleines Baby etwas Gutes ist" sagt sie währenddessen und holt ihre kleine Aria hinaus um sie zu stillen. „Ich weiß das ein Baby was Gutes ist! Wenn es erstmals draußen ist!" murre ich vor mich hin und kassiere dafür wieder mal einen dementsprechenden Blick von Alejandra. „Was denn?! Jetzt mal ernsthaft du konntest deine zwei wenigstens getrennt austragen! Du hast ja keine Ahnung wie schwer das gleichzeitig ist!" schimpfe ich nun in leisem Ton um ihre kleine nicht zu verschrecken und stehe mit mühe auf. „Wo willst du hin?" fragt sie. „Wohin den wohl? Ich muss zum 50ten mal heute auf die Toilette!" rufe ich noch und schon bin ich weg.
Nach gefühlten Stunden stehe ich noch immer vor dem Waschbecken und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ein ziehen macht sich in meinem Bauch breit und ich verziehe kurz mein Gesicht und greife dann nach dem Handtuch. Ich trockne mir mein Gesicht ab und gerade als ich wieder aus dem Bad gehen will hält mich das ziehen erneut auf. „Ahh" stöhne ich leise vor mich hin und greife mir an den Bauch. „Was macht ihr beiden da drinnen bitte?" stelle ich die Frage meinen ungeborenen Zwillingen die wohl in mir herumtreten. Ich versuche mit gekonnten Atemzügen den Schmerz auszuatmen aber das hat noch nie funktioniert. Ich weiß nicht warum ich das überhaupt noch mache, frage ich mich selbst und schüttle nur den Kopf. Mit langsamen Schritten gehe ich wieder zurück ins Wohnzimmer wo noch immer Alejandra sitzt und ihre kleine gerade wieder zurücklegt.
Mit einem weiteren stöhnen setzte ich mich wieder auf die Couch und verzehre erneut mein Gesicht. „Was ist los?" kommt sofort die Frage von Alejandra neben mir. „Nichts, die beiden sind wohl genauso aktiv wie ihr Vater" sage ich erneut und beiße die Zähne zusammen. „Ahhhh" entflieht es mir erneut und ein weiterer heftiger Stich streift durch meinen Bauch. „Ich glaube nicht, dass das die beiden sind. Oder naja in gewisser weiße ja doch..." sagt Alejandra neben mir. Ich sehe sie verwirrt an und frage mich warum sie um alles in der Welt genau jetzt nicht ihren Mund einfach aufmacht wie sonst auch immer. „Was meinst du?!" frage ich sie unter Schmerzen und greife erneut an meinen Bauch. „Ich glaube die beiden wollen raus. Ich denke du hast wehen" sagt sie und schon holt sie ihr Handy heraus. „Was?" frage ich sie nochmals mit großen Augen doch werde wieder von dem Schmerz eingenommen. „Joan, hey Liebling. Kannst du und bitte holen und ins Krankenhaus fahren? Es ist soweit" sagt sie mit erstaunlicher Ruhe ins Telefon. Ja klar, sie hat diese Prozedur ja auch schon zweimal hinter sich. Schnell legt sie auch ihr Handy wieder weg und hilft mir aufzustehen. „Na komm schon. Joan ist gleich da und dann fahren wir ins Krankenhaus." „Nein warte" gebe ich schnell von mir und halte mich und sie damit wieder auf. „Was ist?!" fragt sie mich entsetzt. „Fabio ist noch nicht da. Er hat gesagt er kommt zu Mittag" bekomme ich unter heftigen Atemzügen hinaus. „Ja ich weiß und sobald wir im Auto sind rufe ich ihn an, aber jetzt müssen wir trotzdem ins Krankenhaus fahren auch ohne ihn. Okey, ich und Joan sind die ganze Zeit bei dir." „Freut mich das deine kleine Familie bei mir ist, aber ich brauche nicht deinen Mann, sondern meinen" fluche ich vor mich hin während ich mit langsamen Schritten zur Türe gehe. „Also ganz ehrlich. Ich bin froh, wenn die endlich aus dir draußen sind. Dann bist du vielleicht nicht mehr so zickig" nörgelt sie neben mir und ich blicke sie nur böse an. Denn so langsam kommt vor lauter mehr werdendem Schmerz kein Wort mehr so recht raus. Aber das bekommt sie noch zurück, das hat auch Fabio als er mich zicke nannte. Vollidiot. Immerhin hat er während meiner Schwangerschaft mir zugesehen wie ich fetter und fetter werde während er weiterhin an seinem Eight Pack trainiert hat. Da brauch er sich nicht wundern, wenn ich da ein paar Kommentare fallen lasse...
„Na da sind ja die beiden Mamis" kommt es mit einem strahlenden lächeln von Joan als er aus dem Auto steigt um mir die Türe zu öffnen. „Halt die Klappe Joan" fahre ich ihn unter einem weiteren Stich an und lasse mich auf den Beifahrersitz fallen. „Oh heute ist wohl wieder so ein Tag" antwortet er und ich sehe ihn mit bösem Blick an und sage dann „Nein heute ist nicht SO ein Tag, sondern heute ist DER verdammte Tag!" Mit großen Augen nickt Joan nur schnell und schließt die Türe. Mit tiefen Atemzügen versuche ich meinen steigenden Puls hinunter zu fahren aber vergebens. „Was hat Tante Shirin denn?" höre ich die Stimme von dem 2Jährigen Noah hinter mir. „Tja weißt du mein Schatz, Tante Shirin wird jetzt auch bald Mama. So wie ich es von dir und deiner Schwester bin" gibt ihm Alejandra sanft eine Antwort. Als Joan los fährt raffe ich mich zusammen und frage Alejandra nochmals „Kannst du bitte Fabio anrufen?" „Ja sicher mache ich sofort" sagt sie gleich und ich konzentriere mich wieder darauf zu atmen.
Wenig später liege ich bereits im Krankenhaus und die Ärztin die mich untersucht hat, sagte allen Ernstes das es noch Vorwehen sind und es wohl noch etwas dauern wird. Joan neben mir stoppt die Zeit zwischen den wehen und ich muss sagen die Rolle zum beruhigen hat er dabei echt drauf. Wenn ich mir denke wie Joan und Alejandra waren als ich sie kennen gelernt habe und jetzt... Sie sind verheiratet, haben 2 Kinder und sind wirklich um einiges Erwachsener geworden dadurch. Doch dieser kurze glückliche Rückblick wird wieder von einer wehe unterbrochen. „Wie lange war das?" frage ich Joan neben mir. „5 Minuten. Es dauert wohl noch etwas" gibt mir Joan als Antwort und erschöpft lasse ich meinen Kopf wieder in das Kissen fallen. „Hey tief durchatmen. Okey? Du schaffst das" muntert mich Joan auf und streicht mir über meinen rechten Arm, der sich auch langsam mit Tattoos füllt. Ich nicke nur und schließe dabei meine Augen. Wo verdammt ist mein Mann?
Eine gute halbe Stunde später werden die wehen nun endlich immer regelmäßiger und in geringeren Abständen. Wobei das Wort endlich so oder so zu verstehen ist. Eine Hebamme hilft mir dabei was ich tun soll, aber viel lieber hätte ich doch noch meinen Mann hier. „Tief durchatmen" rät mir die Hebamme nach einer sehr starken wehe erneut und plötzlich sehe ich wie die Türe aufgeht und Fabio darinsteht. „Oh mein Gott... du bist...hier" sage ich schwer atmend und fühle mich kurzzeitig doch erleichtert. „Ja ich bin hier, mein Schatz. Ich bin hier" sagt er während er mit einem lächeln auf mich zukommt und nun Joan neben mir ersetzt. Er nimmt meine Hand in seine und ich drücke sie fest. Sofort legt er mir seine Lippen auf die Hand und ich lächle kurz als auch schon die nächste wehe kommt. „Ahhhh" stöhne ich vor mich hin als die Hebamme dann sagt „Okey ich hoffe sie sind bereit denn das erste kommt jetzt." Doch etwas überrumpelt von ihrer Aussage atme ich schnell und höre dabei nicht einmal richtig was Joan gerade gesagt hat. Doch da sie dann hinaus verschwinden, lassen sie uns wohl jetzt alleine. Im nächsten Moment kommt auch schon die Ärztin von vorhin ins Zimmer und sagt dann „Okey, Shirin sie müssen jetzt pressen." Ich nicke schnell und blicke dann zu Fabio. Dieser drückt fester meine Hand uns sagt dann „Du schaffst das süße."
Nach ein paar Minuten des Pressens sagt die Ärztin erneute „Okey Shirin sie müssen jetzt nochmals kräftig pressen!" Doch der Ton der Ärztin hat sich verändert und das gefällt mir im Moment gar nicht. „Was ist los?" frage ich sie. „Die Nabelschnur hat sich um das Köpfchen gewickelt, sie müssen jetzt kräftig pressen!" kommt es erneut von ihr und ich nicke nur schnell und presse so heftig es mir möglich ist. Dann nimmt die Hebamme mein erstes Baby und trägt es zu dem Tisch an meiner linken. „Was ist mit ihm?!" frage ich nervös und blicke zu ihm. Er liegt nur da und schreit nicht. Sollte er nicht schreien?! „Shirin, Shirin sehen sie mich an Okey" holt mich die Ärztin zu ihr zurück. „Die Hebammen kümmern sich um ihr Baby, aber müssen sie sich jetzt auf ihr 2tes konzentrieren Okey?" Ich nicke nur schnell und spüre wie Tränen über meine Wange gleiten. Ich versuche mich so gut es geht zusammen zu reißen um weiter zu pressen. Mein Blick zu Fabio gibt mir Kraft und ich atme tief durch und presse.
Nach wenigen Minuten ist dann bereits das 2te Baby draußen und es beginnt sofort zu schreien. Glücklich lächle ich und da hören meine Ohren noch etwas. Auch mein 1tes Baby schreit nun auf und erleichtert schlucke ich und lasse mich erschöpft fallen. „Du hast es geschafft" haucht mir Fabio mit sanfter Stimme zu und streicht mir über meine verschwitzte Stirn. Er legt mir einen Kuss darauf und als er sich löst sagt dann die Hebamme „Wollen sie ihn halten?" Mit einem nicken übergibt mir die Hebamme meinen erstgeborenen der bereits in einem blauen Tuch eingewickelt ist. Freudentränen strömen nun meine Wange hinab als ich ihn das klitzekleine Gesichtchen sehe. Ich greife nach seiner winzigen Hand und seine Haut fühlt sich so weich an. „Nehmen sie den 2ten?" kommt die Frage einer weiteren Hebamme und schon übergibt sie ihn Fabio. Auch dieser strahlt über das ganze Gesicht und als sich unsere Blicke treffen sehe ich auch wie glasig seine Augen sind. Jetzt sind wir endlich eine Familie.
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When your life changes, do you keep going or do you go back?
FanfictionShirin steht an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben. Doch plötzlich wird alles was sie sich für die Zukunft vorgenommen hat durcheinander gebracht. Für was wird sie sich entscheiden? Für das Leben auf das sie schon seit Jahren hin gearbeitet hat un...