Kapitel 175

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Mein Atem stockt und mein Herz setzt für einen Moment aus als ich sie hinter Tom durch die Türe treten sehe. Sie sieht anders aus als sonst. Schüchtern und in sich gekehrt mit einem leeren Blick in ihrem Ausdruck, durchbohrt sie mich so wie ich sie. Ich kann meinen Blick nicht von ihr lassen, da ich angst habe das ich mir das alles nur einbilde. Doch Toms Stimme wie sie sagt „Ich lass euch zwei Mal alleine" beweist mir das ich es mir nicht einbilde. Ich sehe wie sie Tom platz macht damit er hinaus gehen kann und dann einfach nur so dasteht und nichts tut.

„Was machst du hier?" ist das erste was ich hinaus bekomme und im Nachhinein denke ich mir wie beschissen diese Frage eigentlich klang. „Ich bin wegen dir hier" sagt sie mit sanfter Stimme und bewegt sich immer noch nicht vom Fleck. Ich sehe ihre Anspannung und frage mich was sie so derart nervös sein lässt. Ich etwa? Ich mustere sie von oben bis unten doch kein weiteres Wort bekomme ich raus. Als sie plötzlich den Anfang macht. „Es tut mir so leid" bringt sie jetzt schon unter Schluchzern heraus und ich kann ihr ansehen das auch Tränen nicht lange auf sich warten lassen werden. „Ich weiß das diese Worte nichts mehr ungeschehen machen können. Aber es tut mir wirklich leid. Alles. Alles war ich getan oder gesagt habe und auch was ich nicht getan oder gesagt habe. Einfach alles tut mir so schrecklich leid. Du hattest das nicht verdient. Nicht einmal ansatzweise. Aber zumindest eine Entschuldigung hast du verdient." „Okey" war das einzige das ich hinaus bekam. Mir blieb der Mund offen sie so zerstört vor mir zu sehen. Ich verstand nichts mehr. Ich dachte ich würde sie nie wiedersehen und jetzt steht sie vor mir und entschuldigt sich bei mir. Ich dachte es wäre zu Ende für sie und jetzt steht sie hier vor mir. Ich sehe ihre nervösen Blicke durch den Raum als sie dann sagt „Ähm na gut... dann, dann ähm..." stottert sie vor sich hin und weicht meinem Blick der nach wie vor still auf sie gerichtet ist aus und will schon wieder die Türe öffnen als ich schnell sage „Warte!"

Sie verharrt in ihrer Position und ich werde einfach gerade nicht schlau aus ihr. Was will sie? Wollte sie mir nur das sagen? Ich für meinen Teil hoffte das es nicht alles war wegen dem sie extra hierhergekommen ist. „Du willst schon wieder gehen?" frage ich sie. „Was möchtest denn du?" gibt sie mir die Gegenfrage. Ich schüttle nur den Kopf und sage ihr dann „Ich will wissen warum du hier bist?" „Sagte ich doch gerade. Ich wollte mich bei dir entschuldigen" gibt sie mir mit zittriger Stimme zu verstehen. „Ist das alles?" frage ich sie. „Ich weiß nicht..." sagt sie und ich höre das ihr bereits wieder die Tränen kommen. Es macht mich fertig sie so zu sehen und nicht zu wissen was sie jetzt gerne wollen würde. Würde sie gerne gehen, da sie mit mir nichts mehr zu tun haben will? Oder wollte sie das ich sie in den Arm nehme so wie früher? Ich werde einfach nicht schlau aus ihr. Ich kann nicht mehr stillsitzen und so lege ich die Decke über mir weg und schwinge mich über eine Seite des Bettes. Ich stütze mich mit meiner linken Hand am Bett ab und stelle meine nackten Füße auf die kalten Bodenfließen. Doch als ich aufstehen will klappt das doch nicht so richtig gut und ich knicke etwas zurück. „Fabio!" ruft sofort ihre Stimme meinen Namen und ich blicke zu ihr wie sie vor mir steht und ich ihr Hände an meinem nackten Oberkörper spüre. Sofort durchdringt mich dieses unglaubliche Gefühl das ich immer bei ihre habe und ich will das ich es niemals mehr verliere. Ich blicke tief in ihre Augen die sie auf mich gerichtet hat und sie sehen so traurig und matt aus.

Plötzlich fällt ihr Blick auf meinen Hals und sie kneift die Augenbrauen zusammen. Als mir plötzlich klar wird was sie wohl so ansieht. Ich richte meinen Blick kurz auf ihre Hufeisenkette die um meinen Hals hängt und dann wieder auf sie als ich sage „Ich habe sie in Australien gefunden. Oder wohl eher Marcel hat sie gefunden und mir gegeben. Du hast sie wohl verloren als du... als du..." ich räuspere mich kurz und sage dann weiter „Sie ist wohl kaputt gegangen. Ich habe sie für dich reparieren lassen." Ich nehme meine Hände hinten an meinen Nacken und mache die Kette auf um sie ihr zurück zu geben. Ich halte die Kette in der Hand und sage dann „Ich habe gehofft ich kann sie dir wieder zurückgeben und... keine Ahnung..." Auch meine Stimme bricht langsam ab als ich ihr wieder in die Augen blicke. „Du hast sie die ganze Zeit über gehabt?" fragt sie mich. Ich reiche ihr die Kette und sage dann „Ja ähm, tut mir leid, dass ich sie dir nicht früher nicht gegeben habe aber..." doch sie unterbricht mich und sagt „Nein, das meinte ich nicht." „Was meintest du dann?" frage ich sie und spüre das sie ihre Hände wieder von mir nimmt. Habe ich etwas Falsches gesagt? Eine kleine Panik durchströmt mich als sie sich einen Schritt entfernt und ich sehe wie ihr tränen über die Wange rollen. „Was ist los? Habe ich etwas falsches gesagt?" frage ich sie schnell und lasse mich sanft zurück aufs Bett fallen. Doch sie schüttelt nur den Kopf und fängt an zu weinen. Sie blickt die Kette an und heult einfach nur und ich weiß immer noch nicht ob ich sie in den Arm nehmen kann oder ob sie das nur noch mehr von mir wegtreiben würde.

„Shirin, bitte rede mit mir? Okey, ich weiß nicht was ich tun soll? Ich, ich bin verzweifelt? Ich bitte dich sag mir was ich tun soll? Soll ich dich in Ruhe lassen oder dich in dem Arm nehmen? Was kann ich tun? " stottere ich hilflos vor mich hin und spüre auch bei mir die Tränen kommen. Sie blickt mich an und ich sehe es ihr an das sich auch bei ihre gerade eine Frage nach der anderen aufbäumt. Sie blickt auf die Kette und sagt dann „Wieso hast du das getan? Sie repariert und behalten?" „Sagte ich doch. Ich wollte sie dir wiedergeben..." sage ich nur und hoffe das es die richtige Antwort war. „Aber wieso hast du sie nachdem du mit mir schlussgemacht hast so reparieren lassen?" fragt sie mich mit verwirrter Stimme. „Warte" sage ich schnell und stehe auf wobei ich wieder etwas schwanke und sie wieder einen Schritt damit auf mich zukommt. Ich blicke in ihre Augen und sage dann „Ich soll mit dir Schluss gemacht haben? Wann soll ich denn das gemacht haben? Also daran könnte ich mich erinnern." Sie blickt mich verwirrt an und sagt dann „Aber du hast doch, du hast doch gesagt das, dass alles vielleicht nur ein großer Fehler und eine Lüge war?" „Ja schon, aber ich habe das doch nicht auf unsere gesamte Beziehung bezogen. Ich dachte du würdest es als solches sehen. Aber ich habe nie jene Worte in den Mund genommen und mit dir Schluss gemacht. Du hast doch mit mir Schluss gemacht, indem du gegangen bist. Ich, ich dachte du wärst gegangen und wolltest mich nie wiedersehen?" frage ich sie und bin nur noch mehr verwirrt. Und auch sie scheint nicht genau zu wissen was sie darauf sagen soll und schüttelt nur ihren Kopf wobei ihr Blick auf mir bleibt. Auch ich schüttle kurz den Kopf und sage dann „Warte mal? Also du hast nicht mit mir Schluss gemacht?" worauf sie nur den Kopf schüttelt „und ich habe auch ganz sicher nicht mit dir Schluss gemacht.... Was also bedeutet..." „Das wir noch zusammen sind?" beendet sie unsicher fragend meinen Satz. Und ich weiß nicht warum aber es ist so als ob gerade Berge von Steinen von mir abfallen würden.

Ich lächle sie an als es plötzlich an der Türe klopft und ein Arzt hereintritt. „Ähm tut mir leid. Störe ich gerade?" „Nein, bitte kommen sie rein" sage ich zu dem Arzt und setzte mich wieder zurück auf das Bett. „Ich habe ihr Testergebnisse erhalten" sagt der Arzt nun und blickt kurz zu Shirin die neben meinem Bett wie angewurzelt steht. „Sie können sie ruhig vorlesen, sie ist meine Freundin" sage ich mit einem lächeln und blicke dabei zu ihr. Ich nehme ihre Hand und sehe auch ihr lächeln wieder zurückkommen. Wie ich das vermisst habe...

When your life changes, do you keep going or do you go back?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt