Als am Nachmittag dann das 2.Qualifying zu Ende ist atme ich auf. Eine harte Strecke für die Yamaha Truppe. Das bestätigt auch das Qualifying. In den letzten Jahren stand hier immer eine Ducati ganz oben. Mal sehen ob das Qualifying-Ergebnis auch schon das Rennergebnis vorahnen kann. Die Pole hat sich Jack Miller geschnappt vor seinem Team Kollegen Danilo Petrucci. Dahinter kommt dann Marc Marquez, Maverick Vinales und dann Fabio. Die zweite Reihe macht dann noch Cal Crutchlow mit seiner Ducati von Pramac fertig. Sieht also sehr vielversprechend aus für Ducati.
Als ich mit Fabio zurück im Motorhome bin erzählt er mir alles über sein Gefühl heute auf der Yamaha. Er ist natürlich etwas enttäuscht das es nur für Platz 5 am Grid gereicht hat. Also versuche ich ihn aufzuheitern. Als er fertig ist mit seiner Erklärung vom heutigen Tag frage ich ihn „Willst du vielleicht noch etwas die Gegend hier erkunden?" „Was meinst du?" „Naja ich möchte dich auf ein paar andere Gedanken bringen und dachte wir könnten uns die Gegend hier etwas ansehen und ein bisschen abschalten vor morgen?" Ich stehe dicht vor ihm und halte meine Finger an seinen Hosentaschen fest. Er blickt mich an und fängt dabei an zu lächeln. „Das ist eine gute Idee." Er streicht mir mit seinen Händen über meine Arme und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Wir packen ein paar Sachen ein und machen uns auf den Weg zu einem der Mietautos. Währenddessen rufe ich May an die ich schon wieder den ganzen Tag nicht gesehen habe. „Hey May ich wollte dir nur sagen das Fabio und ich ein bisschen wegfahren. Bei dir ist eh alles in Ordnung denke ich oder?" frage ich mit etwas lauterer Stimme in den Hörer da es um sie ziemlich laut zu seien scheint. „Ja, ja fahrt nur mir geht es gut. Wir sehen uns dann später. Viel Spaß euch beiden" sagt sie ebenfalls mit lauterer Stimme ins Handy und legt dann gleich wieder auf. Ich stecke verdutzt mein Handy wieder in meine Tasche und steige dann ins Auto ein. „Was ist los?" fragt mich Fabio als er das Auto startet. „Nichts. May amüsiert sich wohl prächtig." „Na dann machen wir dasselbe" sagt Fabio und schenkt mir noch ein Lächeln bevor wir das Gelände des Circuit verlassen. Fabio fährt hoch in die Berge. Eine schmale Straße führt durch einen Wald immer höher hinauf. Ich öffne die Scheibe und strecke etwas meinen Kopf hinaus in die frische Luft. Es ist herrliches Wetter und ab und zu blitzt durch das dichte Blätterwerk der Bäume der ein oder andere Sonnenstrahl. Ich schließe meine Augen und lege meinen Kopf auf meine Hände, die ich auf der Türe liegen habe. Ich lausche den Geräuschen die ich aus dem Wald um uns trotz des Autos gut hören kann. Als Fabio dann abbiegt öffne ich meine Augen wieder und sehe das er das Auto vor einem Weg der in den Wald führt abstellt. „Wir sind da" sagt er als er das Auto abstellt. Wir steigen beide aus und Fabio nimmt unseren Rucksack mit. Er sperrt noch das Auto zu und hält mir dann seine Hand hin. Ich lächle ihn an und ergreife sie gleich. Wir gehen entlang des Weges, in den Wald hinein und auch hier lausche ich den Geräuschen rund um uns. Die Vögel zwitschern rings um uns und auch das Rauschen der Blätter im Wind halt durch den gesamten Wald. Die kleine Prise macht die Temperaturen hier im schattigen Wald angenehm. „Ich war hier schonmal mit ein paar der Jungs Radfahren" unterbricht Fabio die Stille hier. „Also werden wir uns hier nicht verlaufen?" „Nein keine Sorge" sagt er grinsend neben mir. Es ist so schön still hier und ich genieße es mit Fabio Hand in Hand hier gehen zu können. Denn morgen kommt der Rennsonntag und damit nicht nur der letzte Tag den ich mit Fabio verbringe, sondern auch wieder ein Tag an dem ich mich zurückhalten muss. Doch an morgen will ich noch gar keinen Gedanken verschwenden, sondern den heutigen Tag noch in vollen Zügen genießen.
Als es dann langsam dunkler wird sind wir wieder am Circuit angekommen. Der Abstecher in den Wald hat uns beiden richtig gutgetan. Wir geben nur unser Zeug wieder ins Motorhome und machen uns dann gleich auf zur Hospitality. Dort setzen wir uns an einen Tisch mit Fabios Teamkollegen Mack. Die beiden diskutieren ihre Taktik für morgen. Denn sie wollen sich auf keinen Fall von den Ducatis und Marc abhängen lassen. Ich höre den beiden gespannt zu, denn netterweise reden sie in Englisch so das auch ich alles verstehe. Ich finde es irgendwie ganz witzig, dass die meisten in meiner Gegenwart immer Englisch reden, auch wenn sie mit Fabio in Spanisch reden könnten. Doch sie tun es nicht und das natürlich wegen mir, wegen was auch sonst? Ich finde das wirklich nett von ihnen, immerhin müssen sie das ja nicht tun aber ich bin ihnen auf jeden Fall dankbar dafür. Denn so fühle ich mich wirklich als würde ich dazu gehören und als wäre ich ihnen wirklich wichtig. Ein wirklich schönes Gefühl. Sie sind schon fast wie eine Familie für mich.
Als wir von der Hospitality zum Motorhome unterwegs sind treffen wir auf ein mir nur allzu gut bekanntes junges Mädchen und ihre Eltern. „Hey Willow!" rufe ich ihr zu und gleich darauf kommt sie auch schon auf uns zu gerannt. Ich hebe sie hoch und sofort kommt mir ein Lächeln bei ihrem süßen Gesicht. „Hallo Shirin" sagt sie mit ihrer niedlichen Stimme und ich schmelze dahin. „Wie geht's dir?" frage ich sie. „Gut. Papi ist im Rennen hinter Fabio." „Ja das habe ich gesehen. Das hat der Papa ganz toll gemacht, nicht wahr?" frage ich sie und blicke dabei zu besagtem. „Ja das war gar nicht so leicht" sagt Cal daraufhin. „Ach was meine Rundenzeiten waren eine Katastrophe..." sagt Fabio daraufhin. „Ja bei deinen Rundenzeiten war ich wirklich überrascht denn einige Male kam ich wirklich nah ran. Aber um dich zu schlagen reichte es nicht..." „Ja das ist, weil uns auf der langen Geraden hier immer noch der Top Speed fehlt." „Wird auf jeden Fall spannend morgen" wirft Cal noch ein bevor seine Frau Lucy dann sagt. „Okey genug vom Rennen geredet. Ihr könnt euch morgen noch genug Gedanken darüber machen." Auch ich muss bei den Worten von ihr schmunzeln. Die beiden sind schon lange zusammen und sie muss das sicher schon lange mitanhören. Ich lasse Willow wieder auf den Boden und dann verabschieden wir uns wieder voneinander.
Ein paar Meter weiter als wir gerade bei Jacks Motorhome vorbei kommen sehe ich das er und May gerade hinein gehen. „Hey May!" rufe ich noch schnell rüber. Sie bleibt stehen und ich und Fabio gehen zu ihr rüber. „Hey ihr beiden. Na wie war euer Ausflug? Wo wart ihr denn?" fragt May uns gleich. „Wir waren etwas in den Bergen spazieren. Eine kleine Auszeit vor dem morgigen Tag." „Ja das kann ich verstehen" gibt jetzt auch Jack dazu als er aus der Türe hinausschaut, man beachte seinen Sarkasmus bei dem Satz. „Schon aufgeregt wegen morgen Miller?" frage ich ihn. „Nein nicht wirklich. Ich gehe das alles ganz ruhig an" gibt er lässig zurück. „Was hast du den ganzen Tag heute gemacht?" frage ich May. „Ach weißt du, ich war mal hier mal da. Habe eigentlich versuchte den ganzen Tag so viel von den Trainings und Qualifyings zu sehen wie möglich" antwortet sie mir und nickt dabei etwas. „Tja das freut mich zu hören. Du scheinst das Wochenende ja wirklich zu genießen" sage ich ihr lächelnd. „Ja... ähm das tue ich" sagt sie schmunzelnd und blickt dabei kurz zu Jack. Dieser grinst auch wieder mal so dämlich vor sich hin und ich frage mich warum ich das Gefühl habe das ich irgendwas nicht weiß. Aber naja irgendwie ist ja Jack immer so witzig darauf also mache ich mir darüber nicht weiter Gedanken. „Okey, na dann. Gute Nacht euch beiden. Dir viel Glück für morgen Jack und ich hoffe das wir uns vielleicht morgen sehen" sage ich zu den beiden. Auch sie wünschen uns eine gute Nacht und damit gehen wir dann zu unserem Motorhome.
Es ist Rennsonntag und die Top 6 Fahrer der MotoGP Klasse sind beim Interview vor dem Rennen. Ich stehe ganz hinten mit einigen Teammitgliedern von Yamaha. Als ich dann May unter den Leuten von Ducati sehe, die hier natürlich in Vielzahl vorhanden sind, gehe ich zur ihr. „Hey May" sage ich mit leiserer Stimme. „Hey" sagt sie und kommt mir ein paar Schritte entgegen. „Wie geht's?" frage ich sie. „Gut und dir? Wie geht's Fabio?" „Ach naja er ist nicht gerade sehr glücklich davon von Reihe zwei zu starten, aber ich wette das spornt ihn nur noch mehr an im Rennen alles zu geben." May lächelt mich daraufhin an und wir lauschen weiter dem Interview.
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When your life changes, do you keep going or do you go back?
Fiksi PenggemarShirin steht an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben. Doch plötzlich wird alles was sie sich für die Zukunft vorgenommen hat durcheinander gebracht. Für was wird sie sich entscheiden? Für das Leben auf das sie schon seit Jahren hin gearbeitet hat un...