Auf leisen Sohlen gehe ich langsam die Treppen runter und versuche dem Gespräch zu lauschen. Natürlich verstehe ich kein Wort, weil sie mit ihm in Spanisch redet. Dann kann ich sie sehen, sie stehen beide noch an der Türe. Ich warte ab und spüre wie mein Herz langsam schneller schlägt. Dann kann ich nicht glauben was ich sehe. Sie beugt sich doch wirklich nach vorne und will Fabio einen Kuss geben. Doch er weicht sofort zurück und stemmt seine Hände gegen sie. Jetzt reichts mir endgültig! Ich stapfe die letzten Stufen hinunter und während ich Richtung Türe eile schreie ich sie an „Ist das dein Ernst!" Ich schupse sie weiter weg von ihm und in mir kocht die Wut. Fabio will mich zurückhalten doch ich blocke ihn gleich ab und frage ihn „Was soll das?!" Er sieht mich überrascht an und fragt mich „Wie was soll das? Es ist nichts passiert." „Tja vielleicht weil du nicht so dämlich bist und sie küsst während ich mich oben angezogen habe. Aber vielleicht wartest du ja auch nur bis ich wieder weg bin, dann kannst du dich mit ihr amüsieren!" „Bitte was?!" fragt mich Fabio mit großen Augen. „Oh bitte. Ich habe sie doch gestern die ganze Zeit gesehen. Wie sie dich während dem fahren angefeuert hat und wie sie während dem Essen die ganze Zeit Körperkontakt gesucht hat obwohl ich daneben saß und du hast nichts getan" fahre ich erneut sie beide an. Doch sie steht einfach nur arrogant vor mir. Fabio will wieder seinen Arm auf meine Schulter legen doch ich schlage sie wieder weg „Shirin jetzt beruhig dich doch einmal." „Ich soll mich beruhigen?! Klar am besten ich lasse diese Schlampe direkt reinkommen und dann könnt ihr euch oben in Ruhe vergnügen!" antworte ich ihm gehässig. „Woah, woah, woah. Was soll denn das jetzt hmm?! Was genau willst du mir da unterstellen? Greif dir doch lieber mal an die eigene Nase!" fährt mich Fabio an. „Wie bitte?!" „Du hast mich schon verstanden. Du brauchst mir keinen Vortrag halten das sie sich an mich ranschmeißt und ich das zulasse. Immerhin ist es bei dir und diesem Christian nicht anders. Der macht dir doch andauernd nur Komplimente und schleimt sich bei dir ein. Und was machst du da?! Hmm?! Du sagst schön bitte und danke und fährst jetzt mit diesem Typen auch noch um die halbe Welt!" Ich spüre mein Herz in der Brust wie es schmerzt, die Wut die ich eben hatte vermischt sich nun mit Entsetzen und ich kann spüren wie sich meine Augen mit Tränen füllen. Noch bevor die erste raus kommt stürme ich an Izzy vorbei und schlüpfe schnell in meine Schuhe. Dann reiße ich auch schon die Türe auf und laufe hinaus in den bereits stürmischen Regen. Ich höre Fabio hinter mir rufen „Shirin! Shirin bleib stehen, wo willst du denn jetzt hin?!" Doch ich ignoriere jedes Wort und laufe weiter. Doch gerade als ich die Einfahrt rauslaufe hält er mich am Handgelenkt fest. Ich bin so verdammt wütend auf ihn. Ich drehe mich schlagartig um und verpasse ihm eine Ohrfeige doch auch so lasst er mein Handgelenk nicht los. Er dreht seinen Kopf wieder zu mir uns ich sehe in seine Augen in denen ich entsetzten sehe. Der Regen rinnt über sein Gesicht seine Haare sind schon vollkommen nass und hängen ihn über seine Augen. „Lass mich los" sage ich ihm und spüre wie meine Stimme dabei zusammenbricht. Er starrt mich nur weiter an und ich schreie ihn nochmal an und sage „Lass mich verdammt noch mal los!" Ich entreiße ihm meine Hand und reibe dann um mein Handgelenk, da er mich ziemlich festgehalten hatte. „Das ist nicht fair" sage ich ihm und spüre wie mir die Tränen kommen doch ich bemerke sie kaum, weil ich schon vollkommen durchnässt vom Regen bin. „Das ist es nicht da hast du recht" antwortet mir Fabio ganz ruhig. Ich halte es nicht mehr aus. Ich kann nicht mehr hier stehen und in seine Augen sehen. Er hat mich angelogen. Ich drehe mich um und laufe wieder los. Der Regen peitscht mir ins Gesicht und ich höre nur noch dumpf wie Fabio mir irgendetwas nachruft. Doch ich bleibe nicht stehen. Ich laufe einfach weiter.
Ich weiß nicht wohin ich laufe, aber ich will da einfach nur weg. Ich sehe alles nur verschwommen durch meine Augen doch ich laufe weiter und weiter und weiter. Bis ich irgendwann nicht mehr kann. Ich stehe zwischen Häusern mitten im Regen und presse meine Augen zusammen. Ich sehe mich um und bemerkte das ich den ganzen Hügel hinunter gelaufen bin bis ins Tal. Ich stelle mich unter eines der Dächer, eines Geschäftes und lasse mich an der kalten Wand runter gleiten. Mich durchdringt die eisige Kälte die der Regen und die doch noch kälteren Temperaturen bei Abend mit sich bringen. Ich winkle meine Beine an und lege meine Arme darauf. Ich lasse meinen Kopf auf sie fallen und fange an zu schluchzen. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und so heule ich eine Weile vor mich hin. Doch dann spüre ich wie plötzlich eine Hand sich auf meine Schulter legt. Ich blicke hoch und sehe das es Jorge Martin ist. „Shirin!" sagt er entsetzt. Ich wische mir die Tränen und den Regen aus dem Gesicht und streiche mir meine Haare aus dem Gesicht bevor er noch hinzufügt „Was machst du denn hier? Was ist den passiert?" Er hockt sich vor mich hin und ich kann spüren wie wieder Tränen kommen. „Okey warte hier. Ich bin gleich zurück." Und damit steht er wieder auf und verschwindet ums Eck. Wenig später ist er wieder da und reicht mir seine freie Hand „Komm schon. Ich nehme dich mit." Ich blicke zu ihm hoch und nach kurzem Zögern ergreife ich seine Hand. Wir steigen ein paar Meter vorne weiter in sein Auto ein und dann fährt er auch schon los. „Aber du fährst mich doch nicht zu Fabio, oder?" frage ich ihn besorgt. „Nein, außer du willst?" sagt er mir und lässt dabei seinen Blick nur kurz von der Straße ab. „Nein, ich, ich will nicht zu ihm..." antworte ich ihm und blicke dabei aus dem Fenster in den immer schlimmer werdenden Regen.
Als wir bei Martin zuhause ankommen begrüßt mich sofort sein Beagle. „Hast du Hunger?" fragt mich Martin während er an mir vorbei in die Küche geht. Ich reibe mir über meine nassen und kalten Arme und sage „Nein." „Okey, willst du vielleicht duschen gehen und dich etwas aufwärmen?" fragt er mich vorsichtig und kommt wieder zu mir. Ich sehe ihn an und sage dann zögernd „Nein, ich, ich sollte wieder gehen. Ich wollte dich nicht stören. Tut mir leid." Doch gerade als ich mich umdrehe stellt sich Martin vor mich und stemmt seine Hände gegen meine Schultern als er sagt „Hey. So lasse ich dich doch nirgends hin. Ich verstehe, wenn du darüber nicht reden willst. Musst du auch nicht. Aber ich lasse dich so nicht weg." Ich sehe ihn an und sehe das er besorgt ist. Mir kommen schon wieder tränen und ich nicke einfach nur. Martin nimmt mich in den Arm und ich fange erneut an zu heulen.
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When your life changes, do you keep going or do you go back?
FanfictionShirin steht an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben. Doch plötzlich wird alles was sie sich für die Zukunft vorgenommen hat durcheinander gebracht. Für was wird sie sich entscheiden? Für das Leben auf das sie schon seit Jahren hin gearbeitet hat un...