When your life changes, do you keep going or do you go back?

Kapitel 92

Zwei Wochen später

Wieder sind zwei Wochen weg und ich muss sagen sie vergehen zwar im Flug, weil ich so viel mit Arames trainiere aber dennoch fehlt mir Fabio jeden Tag mehr. Aber auch mein Zuhause und meine Familie gingen mir in den letzten Wochen ab. Denn seit dem letzten Turnier war ich nicht zu Hause, sondern bin gleich hier in Deutschland geblieben. Ich bin nur schon zum nächsten Stall gewechselt an dem das zweite Turnier heute ansteht. Und auch wenn heute Abend der nächste Ritt für mich ist so bin ich mehr aufgeregt Fabio heute zumindest im Fernsehen wieder sehen zu können. Er fährt heute in Le Mans und ich weiß wie viel ihm sein Heim Grand Prix bedeutet.

Ich frühstücke gerade in meinem Hotelzimmer da klingelt mein Handy. Fabio ruft mich via Face time an. Ich hebe ab und gleich als ich sein Lächeln sehe strahle auch ich übers ganze Gesicht. „Hey mein Schatz, na wie geht's dir? Ziemlich hässliches Wetter in Le Mans, was?" „Ja leider es beginnt immer wieder zu regnen. Wie siehts bei dir aus?" „Ach ich reite in einer Halle, da ist das egal" antworte ich ihm grinsend. „Alles klar, Okey" gibt er lachend zurück. Da sehe ich auf einmal Mathilde und Tom im Bild und sie schreit gleich „Ahhhh wen haben wir denn da? Wie geht's dir?" „Ganz gut danke." „Nur ganz gut. Fabio hat uns erzählt was du diesen Sommer machst. Das muss doch eine mega Erfahrung für dich sein oder nicht?" kreischt sie schon fast ins Handy. Ich lache erstmal darüber und sage ihr dann „Doch, doch das ist es schon." Ich lächle ins Handy doch frage mich dabei wieso ich dann lieber jetzt bei ihnen wäre als hier... „Hey Shirin, tut mir leid, dass wir dich und Fabio unterbrochen haben. Ich erlöse dich mal wieder von ihr" sagt Tom ins Handy. Ich muss lachen und sehe wie Tilda ihn wütend ansieht. Dann zieht er sie aus dem Bild so dass ich wieder Fabio sehen kann. „Ich vermisse dich" sagt er und die Art wie er es sagt bereitet mir Gänsehaut am ganzen Körper. „Ich vermisse dich auch." „Ich muss jetzt noch was mit meinem Team für heute besprechen aber ich rufe dich später nochmal an Okey." „Ja ist gut. Ich liebe dich." „Ich dich auch." Und damit lege ich das Handy wieder neben mir auf den Tisch und spüre plötzlich diese Leere. Es fühlt sich so an als ob die Leere die in meinem Zimmer herrscht immer größer wird, als wäre ich vollkommen alleine. Und absolut jeder der mir etwas bedeutet ist weit weg von hier. Eine Träne rutscht mir über die Wange. Doch noch bevor sie an mir runterfällt wische ich sie weg. Ich stehe auf und gehe auf den Balkon. Ich sehe hinaus in die Ferne und kann auch hier sehen wie die Wolken dichter werden. Ich beschließe schnell mal zu Arames zu fahren und ihn erstmal zu versorgen.

Wenige Stunden später

Gerade als ich meine Sachen wieder neben die Türe lege klingelt schon wieder mein Handy. Dieses Mal ist es Martin. Er ruft mich öfters an seitdem die Sache in Andorra war. „Hey Martin. Wie geht's dir?" „Hey gut, gut und dir?" „Ja danke. Passt auch alles. Was machst du gerade?" „Ich mache es mir noch etwas gemütlich in meinem Motorhome und schaue mir noch ein bisschen das Rennen der Moto3 an." „Oh verdammt hat es schon angefangen?" frage ich schnell und schalte schnell den Fernseher ein. „Nein keine Sorge. Sie machen sich jetzt alle fertig." Entspannt lege ich mich aufs Bett und frage ihn dann „Und schon entschieden wegen der Reifen?" „Nein ich werde warten und mir die Bedingungen dann ansehen. Aber ich werde auf jeden Fall darauf achten wie es jetzt bei der Moto3 aussieht." „Regnet es denn schon mehr bei euch?" „Nein nicht wirklich. Es regnet einfach so dahin." „Oh jetzt langsam gehen sie aufs Grid" sage ich ins Telefon während ich auf den Fernseher starre. Während der ersten paar Runden telefoniere ich weiterhin mit Martin und ich muss sagen das ist lustig mit seinen Kommentaren. Es ist fast so als säße er hier neben mir. Doch dann muss er sich für sein Rennen danach fertig machen und so bin ich wieder nur alleine.

Ich sehe mir das Rennen der Moto3 fertig an und dann noch das Rennen der Moto2. Doch dann kommt endlich das auf was ich die ganze Zeit hart gewartet habe. Die MotoGP und viel wichtiger Fabio ist endlich am Grid zu sehen. Während dem Rennen der Moto2 hat es etwas mehr geregnet doch jetzt sieht es wieder besser aus. Es regnet zwar immer noch doch weniger als vorhin. Doch bei der Reifenwahl sind sich einige Fahrer nicht so ganz einig. Mal sehen wer Recht hat. Als die Lichter ausgehen vergesse ich alles andere und konzentriere mich nur noch auf das Rennen. Fabio startet von Position 2 und kommt auch in der ersten Kurve gut durch. Doch schon in Runde 3 fängt es wieder mehr zu regnen an und so kommt es auch schon in Runde 4 zu dem ersten Ausfall. In kurve 3 sieht man einige Motorräder fliegen doch ich kann leider nicht erkennen wer und gerade als sie es sagen wollten kommt es nur 2 Kurven später zu dem nächsten Ausfall dort erwischt es allerdings nur Marcel Schrötter. Und ich kann es nicht glauben in der nächsten Kurve geht es fröhlich weiter. Die nächsten beiden erwischt es, Brad Binder und Cal Crutchlow. Dann endlich zeigen sie die Wiederholung des ersten Sturzes und ich kann nicht glauben das ich es übersehen habe. Aber Fabio ist tatsächlich auch gestützt. Er war neben seinem Teamkollegen Maverick und vor lauter Stürzen habe ich die beiden doch tatsächlich vertauscht. Joan Mir rutschte innen als erster weg und nahm gleich Fabio außen mit. Dann erwischte es unabhängig von denen beiden auch noch Lorenzo Baldassarri und Enea Bastianini an derselben Stelle. Mein Herz schlägt in Zeitlupe. Denn sie zeigen noch die nächsten beiden Stürze und dann filmen sie natürlich wieder die verbliebenen Fahrer auf der Strecke. Mein Handy klingelt neben mir, ein kurzer Blick darauf und als ich sehe das es Martin ist nehme ich es sofort ab. „Hey hast du es gesehen?" „Ja.... Bitte sag mir das du mehr gesehen hast als ich." „Nein ich befürchte nicht. Aber ich dachte ich rufe dich gleich an und sehe zu das ich dir ein paar Infos besorge." „Ja bitte, tu das" flehe ich ihn an und sehe dem Rennen nur noch halb zu. Ein paar Minuten vergehen in denen ich nur Martin zuhöre wie er mit einigen in Spanisch irgendetwas redet. Doch dann plötzlich höre ich Fabios Stimme wie er zu mir sagt „Hey. Mir geht's gut mach dir bitte keine Sorgen." Mein Herzschlag beruhigt sich wieder. Seine Stimme in diesem Moment zu hören tut so verdammt gut. „Ich dacht schon...vielleicht..." Doch Fabio unterbricht mich „Hey, hey hör mir zu. Es geht mir gut Okey. Nichts passiert außer vielleicht ein paar Prellungen." „Ich wäre jetzt so gerne bei dir" schluchze ich ins Handy. „Ich weiß. Ich hätte dich auch gerne bei mir. Aber jetzt konzentriere dich auf deinen Ritt heute. Okey." „Ja, ja tut mir leid." „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen." „Ich liebe dich." „Ich dich auch." „Ich muss mich jetzt noch ordentlich durchchecken lassen. Ich rufe dich später nochmal an." „Ja ist gut, bis dann." Dann höre ich wieder Martin am Telefon wie er mich fragt „Und geht's wieder?" „Ja naja zumindest besser als vorhin. Danke dir dafür." „Hey ich habe doch gesagt ich bin für dich da." „Okey wir hören uns." „Ja bis dann." Und damit lege ich wieder auf. Ich atme ein paar Mal tief durch und lege mich wieder entspannter ins Bett. Das restliche Rennen verfolge ich nur bedingt. Die Bedingungen wurden auch von Runde zu Runde mal besser und wieder schlechter doch Ausfälle gab es zum Glück keine weiteren. Das waren ja auch immerhin genug. Als dann Maverick als erster über die Ziellinie kam gefolgt von Marc Marquez und Jack Miller schaltete ich schließlich ganz ab da ich befürchte das sie die Crashs nochmal zeigen.

Ich versuche mich noch etwas auszuruhen bevor ich dann schließlich auch zurück zum Stall muss. Doch das ist leichter gesagt als getan. Dieser Sturz geht mir nicht mehr aus dem Kopf obwohl ihm ja nichts passiert ist. Doch sowas hatte ich zuvor noch nie. Seit wir zusammen waren stürzte er nie oder zumindest sah ich es nicht, weil es bei den Trainings davor war. Das ist eine völlig neue Situation für mich mit der ich erst lernen muss um zu gehen. Und ganz ehrlich ich weiß nicht richtig wie.