When your life changes, do you keep going or do you go back?

Kapitel 53

„Also ich weiß nicht genau wie ich das sagen soll...aber.... Fabio hat mir erzählt das du jetzt auch quasi eine Winterpause hast und er hat mir erzählt das ihr mal zusammen Enduro fahren wart. Da dachte ich mir, oder viel besser da wollte ich dich fragen ob du mit mir zusammen... Fabio überraschen willst?" Verwirrt sehe ich ihn an und frage dann „Ähm ja klar. Aber was genau meinst du jetzt damit? Ich kann dir nicht so ganz folgen..." „Naja ich hatte mir das so gedacht, das du vielleicht nach Amerika mitkommst, wenn wir dort im Januar Motorcross trainieren fahren. Er hat dir doch sicher schon davon erzählt?" blickt er mich fragen an. „Ja sicher, das hat er." „Ja gut und er hat mir auch schon gesagt wie gerne er dich mitnehmen würde. Aber er sagte das du nicht mitkommen willst, weil du dir wegen dem Geld sorgen machst und es von ihm nicht nehmen willst. Aber Fabio hat schon so viel für mich getan und war immer für mich da. Da wollte ich auch einmal etwas für ihn tun. Also würde ich dir gerne die Flugtickets und das Hotel dort bezahlen und dafür überrascht du ihn mit mir. Was sagst du dazu?" fragt mich Marcel mit einem flehenden Blick. „Marcel, das ist eine wirklich nette Idee. Aber ich will weder das Geld von Fabio noch deines nehmen. Verstehst du mir ist dabei nicht wohl..." „Oh bitte Shirin. Ich kann das ja verstehen. Aber Fabio würde es sicher sehr viel bedeuten und mir nebenbei gesagt auch..." sagt er mit einem Schmollmund während er mich noch mehr anfleht. Ich schmeiße meinen Kopf in den Nacken während ich sage „Marcel..." „Komm schon biiiitte. Das wird sicher eine tolle Zeit. Du kannst sie mit Fabio verbringen und ihr braucht euch dort nicht zu verstecken, weil dort keine lästigen Kameras sind. Höchstens die der anderen Jungs die mitfahren. Du kannst dort Motorcross fahren mit uns und auch etwas Urlaub machen. Komm schon du hast hier doch eh nichts zu tun und würdest dich wahrscheinlich nur langweilen zuhause." Mein Blick fällt wieder auf ihn als ich ihm lächelnd sage „Na gut. Machen wir es." Daraufhin hebt mich Marcel vom Boden und fängt dabei an zu jubeln. Als er mich wieder auf den Boden setzt sagt er „Ich verspreche dir du wirst es nicht bereuen. Danke." Ich gebe ihm nur ein Grinsen zurück und richte meinen Blick wieder auf die Fahrer auf der Strecke.

Als das 2te Qualifying vorbei ist warte ich schon wieder in der Box auf Fabio. Als er mit seinem Bike ankommt sieht er trotz des 6 Platzes sehr zufrieden aus. Ich kann auf jeden Fall sagen das er es ist, als sich unsere Blicke kurz trafen und er mich genauso anlächelte wie ich ihn. Ich beschließe zu warten bis er mit der Nachbesprechung fertig ist, sodass wir dann gemeinsam zum Motorhome gehen können. Als wir uns dann gemeinsam auf den Weg dorthin machen frage ich ihn „Du scheinst ganz zufrieden mit dem 6ten Platz zu sein?" „Ja das bin ich. Es war nicht leicht die richtige Reifenwahl zu treffen, aber ich glaube ich habe eine akzeptable Entscheidung getroffen." „Das freut mich zu hören. Bist du denn schon nervös wegen morgen?" „Nein ich denke nicht. Ich denke das ich von der Reifenwahl her die Ergebnisse aus dem Training heranziehen kann und somit auch ein gutes Rennen fahren kann."

Am selben Abend liegen wir dann gemeinsam im Bett und schauen uns gemeinsam noch einen Film an. Ich liege in seinem Arm und mein Kopf hebt und senkt sich langsam mit seinem Brustkorb. Ich atme seinen Geruch ein und spüre seine Wärme neben mir. Es scheint einfach alles perfekt zu sein. Noch vor wenigen Monaten konnte ich von so einem Gefühl das ich jedes Mal habe, wenn ich ihn sehe, nur träumen. Und jetzt kann ich mir mein Leben nicht mehr ohne es vorstellen.

Der letzte Rennsonntag der Saison bricht an und zeitig in der Früh stehen wir beide auf und essen gemeinsam mit seiner Familie in der Hospitality. Nach dem Essen geht es für ihn aber auch schon in das Warm-up. Dieses verfolge ich gespannt in der Box mit. Meine Gedanken fangen zurück gehen an, an das erste Mal als ich hier in dieser Box stand. Wie unglaublich unsicher und nervös ich war. All das scheint schon eine Ewigkeit her. Jetzt ist alles noch immer unglaublich, keine Frage. Aber auch irgendwie zu einer gewissen Routine geworden. Etwas das einfach zu meinem Leben dazugehört und vollkommen normal scheint.

Das Warm-up der MotoGP ist beendet und Fabio kommt zurück in seine Box. Gleich darauf mache ich mich auf den Weg zurück zum Motorhome. Wenig später kommt auch schon Fabio und seine Familie nach. Wir sehen uns zusammen die letzten Rennen der Moto3 und Moto2 an bis Fabio sich wieder bereit machen muss. Ich sitze am Bett und beobachte ihn dabei wie er sich fertig macht. Der Reisverschluss der Lederkombi geht zu und ich stehe auf und reiche ihm sein Käppi und seine Brille. Dabei packt mich Fabio an der Taille und gibt mir einen Kuss auf die Lippen. Als er sich wieder von mir löst sage ich ihm „Pass auf dich auf, hörst du. Ich will schließlich jemand anderen meinen Neujahrskuss geben, nicht mehr meinem Pferd." Mit einem Lächeln im Gesicht fragt er mich „Du denkst schon an Silvester?" „Ich denke über vieles nach." Er legt seine Stirn an meine als er sagt „Oh ich hoffe doch, über mich die meiste Zeit." Ich suche wieder seinen Blick und sage dann „Die gesamte Zeit." Er drückt mir einen letzten Kuss auf die Lippen und dann machen wir uns alle wieder auf in die Box. Dort angekommen fällt mir auch ein das, dass das letzte Mal ist das wir die Petronas Box betreten. Das letzte Mal, dass ich diese Türkisen Farben trage, und das letzte Mal, dass ich ebenso ein Teil von Petronas bin. Wie die Zeit vergeht, einfach verrückt. Apropos Zeit, für Fabio wird es langsam Zeit auf das Grid zu gehen und dort die Startaufstellung einzunehmen. Ich mache mir derweilen auf den Weg zur Boxenmauer und beobachte von dort wieder das Geschehen. „Hey Shirin. Letztes Rennen der Saison. Wer hätte das gedacht" sagt Fabios Crew Chief Diego plötzlich neben mir. „Ja einfach unglaublich, wie die Zeit vergeht." „Allerdings." „Und schon in den Vorbereitungen für die nächste Saison?" „Ohja sicher, schon lange. Wird sich ja so einiges ändern. Nicht nur für Fabio auch für uns." „Nimmt er denn seine gesamte Crew mit ins Werksteam?" frage ich neugierig da ich mit Fabio darüber noch nie geredet habe. „Nicht jeden, nein. Aber mich zum Beispiel und ein paar seiner Mechaniker und auch ein paar andere." „Und wer bleibt dann noch übrig?" frage ich stutzig. „Ein paar schon noch" gibt er lachend zurück. „Ich hoffe doch wir sehen dich in der nächsten Saison auch wieder an seiner Seite." „Ja das hoffe ich auch sehr" antworte ich ihm lächelnd. Dann richte ich meinen Blick wieder auf das Grid und sehe wie sich allerhand Leute rund um Valentino und Dovizioso tummeln. Die beiden sind die Stars des Rennens, keine Frage. Valentino Rossi „Il Dottore" der älteste Fahrer am Grid und 9-Facher Weltmeister, hängt nach 24 Jahren im aktiven Rennsport, 20 davon in der MotoGP, seinen Helm an den Nagel. Damit geht wohl eine Ära zu ende. Doch zum Glück bleibt Valentino der Rennwelt erhalten, indem er ab nächstem Jahr seine Teams in der Moto3 und Moto2 noch mehr unterstützen will. Doch auch Andrea Dovizioso ist der Mann des Tags schlecht hin. Nach seinem heurigen Weltmeistertitel, denn er sich mehr als verdient hat, zieht auch er sich aus seiner Karriere als aktiver Rennfahrer zurück. Damit ist es auch für „DesmoDovi" das letzte Rennen hier und heute. Mit 19 Jahren im aktiven Rennsport, 12 davon verbrachte er in der Königsklasse, geht auch er in den Ruhestand. 2 Weltmeister Titel darf auch er sein Eigen nennen. So verlassen uns 2 ganz große Rennfahrer an diesem Wochenende. Mich fasziniert mit welcher Leidenschaft die Fahrer hier verabschiedet werden. Fast Episch fühlt sich alleine das zusehen ihrer letzten Vorbereitungen hier an. Da bemitleidet man solche wie Andrea Iannone beispielsweise, dieser musste ja aufgrund einer Dopingspeere seine Karriere frühzeitig mit Anfang dieser Saison schon beenden. Doch dann ist es soweit das Grid leert sich bis nur mehr die Fahrer zu sehen sind.