1 ½ Jahre später – 29.Oktober 2023, Phillip Island Australien
Seit 3 Jahren nun schon bin ich an Fabios Seite und verfolge jedes Rennen von ihm mit. Man sollte glauben das ich mit der Zeit alles gesehen habe und mein Herzschlag ruhiger geworden ist, wenn ich ihn auf seiner Maschine auf den Rennstrecken dieser Welt zusehe... Aber ganz ehrlich ich glaube er lässt sich mit Absicht immer mal wieder was Neues einfallen, damit es für mich nicht langweilig wird. Tja und so auch heute. Denn ich denke, wenn dieses verfluchte Rennen auch nur noch eine Sekunde länger dauert als es unbedingt muss bekomme ich einen Herzinfarkt.
Zusammen mit Fabios Bruder Antony, Tom und ein paar von seinen Crewmitgliedern hocke ich gespannt hinter einer der Sicherheitsabsperrung hier auf der Strecke. Warum wir das hier machen? Tja so nah wie heute war Fabio noch nie dran Weltmeister zu werden. Und sollte er heute auch nur als 3ter ins Ziel kommen hat er genug Vorsprung ausgebaut um auch in den letzten beiden Rennen nicht mehr geschlagen werden zu können. Er hätte den Titel in der Tasche und genau darum sitzen wir nun hier und warten. Wenn man mich später einmal fragen würde was denn die größte Folter ist, dann würde ich antworten genau das hier. Vor uns in der Kurve, auf der anderen Streckenseite sehen wir auf den Bildschirm das Rennen und wie sie Runde um Runde an uns vorbeikommen. Mein Herz setzt jedes Mal aufs Neue einen Satz aus, wenn Fabio sich erneut mit Joan um die vordersten Podestplätze battelt. „Verdammt, du musst doch nur 3ter werden" fluche ich schon vor mich hin. Tom neben mir lächelt mich nur gequält an. Denn dieser denkt sich vermutlich dasselbe. Ich denke nur Tom und ich wissen was gerade alles in Fabio Kopf umgeht und wie sehr er schon die Jahre zuvor mit den Gedanken an den Titel gerungen hat. Doch heuer könnte er tatsächlich das erste Mal ganz oben stehen und sich fortan Weltmeister nennen. Mir ist klar bewusst was das Ganze für ihn bedeutet und mir war klar, dass er es eines Tages hier hin schaffen wird... Aber um Himmels willen es sind nur noch 2 Runden zu fahren und er fährt so als würde es heute nur um den ersten Platz hier gehen!
Gestresst reibe ich mir über mein Gesicht um nicht vollkommen durchzudrehen und atme tief ein und aus. Ich glaube mein Herz wird bald mit voller Wucht durch meine Brust schlagen, wenn das nicht gleich zu Ende ist. Doch als ich meine Augen wieder auf den Bildschirm vor mir in der Kurve richte, setzt es wohl eher für ein paar Schläge aus. Der ganze Lärm rund um den Circuit scheint für ein paar Sekunden zu verblassen und als würde es in Zeitlupe ablaufen blicke ich auf die dunkelblaue Yamaha die durch das Kiesbett rutscht. Ich halte den Atem an und sehe wie sich langsam der Staub lichtet und man auch den Fahrer der M1 zeigt. Ich Atem erleichtert aus als ich sehe das es Mack ist der seine Yamaha dort versenkt hat. Und auch wenn das jetzt wirklich gemein klingen mag, ich bin erleichtert das er es ist der dort gestürzt ist. Ich fahre mir durch die Haare und sage dann „Die wollen mich wohl umbringen." Ich blicke wieder zu Tom der ebenfalls erleichtert wieder normal zu Atem versucht und mir zunickt.
Und dann kommt der Moment auf den wir lange gewartet haben Fabio kommt tatsächlich als erster über die Ziellinie und ich kann es nicht glauben. Schnell reicht mir Tom eines der T-Shirts die wir anfertigen haben lassen und ich schlüpfe dort schnell rein. Fabio ist darauf auf seiner M1 in einer Art Comic Zeichnung mit großem Helm darauf abgebildet und natürlich ist auch die Nummer 1 mit Teufelshörnen darauf abgebildet. Die Comic Zeichnung vom ihm war meine Idee, denn diesen Zeichner habe ich mal im Internet gefunden und fand sie einfach toll. Aber zurück zum wesentlichen. Wir alle stürmen also hinter der Absperrung zur Strecke und warten dort auf Fabio. Mein Herz beginnt erneut zu rasen und gespannt blicke ich ihn jene Richtung aus der er bald kommen sollte. Meine Augen fixieren nur noch die Fahrer die Kurve vor uns Fahren. Und dann...
Außer mir vor Freude schlage ich meine Hände vor meinen Mund der sich zu einem riesigen Grinsen geformt hat. Ich spüre wie auch Freudentränen meine Wange hinunterrollen und dann steht er endlich vor mir. Ich gehe den Letzen Schritt zu ihm und schon nimmt er mich in eine Umarmung. Und auch wenn er mir fast gerade die Luft abschnürt, ist das mir im Moment sowas von egal. Ich glaube zu hören das auch er unter seinem Helm schluchzt und entferne mich wieder von ihm. Ich blicke auf seine Abgedunkeltes Visier und erkenne dort mein verweintes Gesicht. Sofort legt Fabio seine Hände an meine Wangen und ich schlinge meine Hände um seine Arme. Voller Freude nimmt er mich erneut in eine Umarmung und ich kann spüren wie mein Herz sich langsam wieder beruhigt.
Doch dann muss ich mich mal vom ihm lösen immerhin bin ich nicht die einzige die im Gratulieren will. Als ich ein paar Schritte weg gehe drückt auch Tom ihn in eine Umarmung und klopft Fabio fest auf den Rücken. „Wuhuu" schreit nun Fabio unter seinem Helm und fängt an sich seine Handschuhe auszuziehen. Er legt diese vor sich auf den Tank und zeigt zu Tom das dieser ihm kurz das Motorrad halten soll. Er schwingt sich von seiner M1 und nimmt dann seinen Helm ab.
Jetzt sehe ich es, sein wunderbares strahlen und die Tränen in seinen Augen die diese noch mehr zum Funkeln bringen. Unweigerlich kommt auch mir dabei ein noch festeres lächeln, falls das überhaupt möglich ist. Wieder lege ich meine Hände automatisch an meinen Mund. Doch schnell nehme ich diese wieder weg als Fabio zu mir kommt und mich hochhebt. Ich schlinge meine Beine und Arme um ihm und er nimmt mich sofort in einen Kuss. Ich fahre durch seine Nassen Haare und kann die Gefühle die ich gerade verspüre nicht einmal annähernd beschreiben denke ich. „Du hast es geschafft" flüstere ich ihm zu und lege dabei meine Stirn an seine. „Ohne dich hätte ich das nie geschafft" flüstert er mir ebenfalls zu und blickt mir dann in die Augen. Und obwohl alles um uns herum laut ist kommt es mir so still vor. Sanft lässt mich Fabio wieder runter und hält mir seinen Helm hin.
Auch er zieht sich eines der T-Shirts an und nimmt nun den Helm den Antony noch für ihn hat. Auch eine extra Anfertigung für heute. In Gold ziert dort sein Teufelskopf den Helm und wieder sind auch hier eine Nummer 1 und das Wort Champion darauf geschrieben. Er macht seine üblichen Handgriffe und schon sitzt der Helm. Wieder geht er zu seiner M1 und zieht sich noch seine Handschuhe an.
„Was ist kommst du?" fragt mich Fabio als er sie wieder anzieht. „Hmm was?" frage ich ihn nun mit verwirrtem Blick. Er steigt auf seine Yamaha und Tom lässt sie wieder los als er sagt „Na komm schon" sagt er und deutet mit einer Kopfbewegung das ich mitkommen soll. Nein das kann nicht sein? Immer noch verwirrt stehe ich da. „Oder willst du nicht mitfahren?" fragt mich Fabio erneut. „Ich soll mit dir mitfahren?" frage ich erstaunt und hebe dabei meine Augenbrauen. „Was ist vertraust du mir nicht?" fragt er und auch wenn ich nur seine Augen durch das offene Visier sehe kann ich mir den Rest gut vorstellen. Augenüberdrehend sage ich dann „Genau du hast es! Ich vertraue dir nicht, schon gar nicht was das Motorradfahren anbelangt?! Ich meine kannst du das überhaupt...?!" Fabio schüttelt seinen Kopf als ich dann grinsend weitersage „Doch natürlich vertraue ich dir, aber darum geht's nicht." „Was ist es dann?" „Ich kann doch nicht einfach jetzt mit dir mitfahren!" sage ich Kopfschüttelnd. „Na sicher, komm schon setzt meinen Helm auf und spring rauf" sagt er ganz locker. Grinsend schüttle ich nochmals meinen Kopf und stülpe mir dann seinen Helm von dem Rennen über. Ich mache ihn zu und halte mich dann an Fabio fest während ich mich hinter ihm auf seine M1 setzte. Auf der für uns zwei eindeutig zu wenig Platz ist, aber das scheint ihn nicht weiter zu stören. „Schön festhalten" sagt er noch und schon fährt er los.
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When your life changes, do you keep going or do you go back?
FanfictionShirin steht an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben. Doch plötzlich wird alles was sie sich für die Zukunft vorgenommen hat durcheinander gebracht. Für was wird sie sich entscheiden? Für das Leben auf das sie schon seit Jahren hin gearbeitet hat un...