Kapitel 32

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Im Motorhome angekommen entledigt sich Fabio erstmal von seinem Rennanzug. Während er also im Schlafzimmer sich etwas Bequemeres anzieht, setzte ich mich auf die Couch. „Die kleine war echt süß" rufe ich Fabio zu. „Ja das ist sie wirklich." „Und ich kann es nicht glauben das sich Cal Crutchlow an mich erinnert hat, von der Autogrammstunde in Finnland." „Wieso überrascht dich das. Ich konnte dich ja auch nicht mehr aus dem Kopf kriegen" antworte er mir während er den Gang auf mich zu kommt. „Haha sehr witzig" gebe ich grinsend zurück. Da beugt sich Fabio zu mir runter und küsst mich. Dann setzt er sich kurzerhand neben mich und hebt mich auf seinen Schoss. Ich blicke ihm in die Augen und er sagt „Das ist nicht witzig. Du gehst mir seit damals nicht mehr aus dem Kopf. Seit dem ersten Moment als ich dich gesehen habe als du neben deiner Freundin ganz in Gedanken verloren da standest. Und wie dich dann deine Freundin angestupst hat und du lachen musstest. Da habe ich zum ersten Mal dein Lächeln gesehen und mich sofort in es verliebt." Daraufhin falle ich ihm in einen Kuss und die Welt um uns herum verstummt.

Später am Abend machen wir uns dann Hand in Hand auf dem Weg zur Hospitality. Es ist wunderbar, wenn wir uns nicht verstecken müssen. Das genieße ich wirklich sehr. Insgeheim frage ich mich ob wir uns überhaupt verstecken müssen... Denn ich ertappe mich immer wieder dabei das, wenn ich zuhause bin, ich nur über die wunderbaren Tage denke die ich hier mit ihm an den Rennstrecken verbringe. Auch wenn das nie das Leben wäre das ich mir erträumt hätte, so ist es doch denke ich das Leben nachdem ich mich jetzt immer sehne. Schon komisch wie sich Dinge so schnell verändern können. Vor ein paar Monaten noch habe ich mein Leben dahingehend geplant gehabt das ich zuhause Pferde trainiere und mein Leben daheim in meiner Komfortzone genieße. Zusammen mit meiner Familie in dem Haus in dem ich aufgewachsen bin. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher ob das wirklich das ist was ich will....

Wir setzen uns in der Hospitality an einen Tisch zu Morbidelli. Ihn konnte ich schon in Österreich kennenlernen. „Hey na, Fabio, Shirin wie geht's euch beiden?" „Sehr gut danke und dir?" frage ich ihn. „Ja naja der Mistkerl da hat mir ja heute den zweiten Platz noch weggeschnappt." „Tja man, du warst eben zu langsam" antwortet ihm Fabio lachend. Während des Essens unterhalten wir uns über das Rennen morgen. Bis wir uns dann wieder auf den Weg zurück zum Motorhome machen.

Der nächste Tag ist angebrochen und das Rennen rückt immer näher. Doch wegen des starken Windes am Vormittag wurde alles etwas nach hinten verschoben. So starten alle erst 3 Stunden später ins Rennen. Noch später und das Rennen hätte wohl nicht stattfinden können. Aber jetzt ist es endlich soweit, das lange Warten hat ein Ende und ich sehe von der Box aus zu wie sich die Fahrer in die Warm Up Runde begeben. Es ist zwar noch etwas windig, aber längst nicht mehr so stark wie heute Vormittag. Die Bedingungen sind ähnlich wie bei dem Qualifying von gestern. Dann ist es soweit, die Fahrer nehmen die Startposition ein und warten bis die Lichter ausgehen. Spannung liegt in der Luft und es wird richtig laut. Die Motoren heulen auf und es geht los. Marc Marquez hatte einen Traum Start und führt die Gruppe in die erste Kurve. In Kurve 5 der ersten Runde erwischt es gleich den ersten. Ausgerechnet Alex Marquez macht dort einen eindeutigen Rookie Fehler und nimmt seine kalten Reifen viel zu früh hart ran. Runde um Runde vergeht und Marc scheint hier unbesiegbar zu sein. Währenddessen kämpft Fabio darum Plätzte gut zu machen. Denn sein Start war leider nicht sehr gut und so hat er nun mühe nach vorne zu kommen. In Runde 11 dann der nächste Ausfall. In Kurve 13 hat Mir einen Vorderrad Rutscher und nimmt gleich Zarco und Bagnaia außen mit. Währenddessen ist Mirs Teamkollege drauf und dran aufs Podium zu fahren. Denn der Abstand zu dem restlichen Feld ist beachtlich. Die letzte Runde beginnt und Marquez führt mit einem beachtlichen Vorsprung von 8 Sekunden. Fabio hat es geschafft und ist nun auf Platz 4 vorgekommen. Doch die Ducati von Petrucci macht es ihm nicht gerade leicht vor ihm. Leider ist der letzte Abschnitt wohl eher für die Ducati und ihre Top Speed vorteilhaft und so kommt Petrucci vor Fabio als dritter in Ziel. Und so steht das Ergebnis für heute fest. Marc Marquez gewinnt hier in Aragon seinen 6 Sieg, Rins folgt ihm mit großem Abstand auf Platz 2 und Petrucci macht das Podium komplett. Mit nur 0,014 Sekunden muss sich Fabio ihm geschlagen geben.

Die Stimmung in der Box ist dementsprechend. Doch ich bin nur froh das er nicht gestürzt ist. Mir ist es egal ob er auf dem Podium steht oder nicht. Hauptsache ich habe ihn in einem Stück nach dem Rennen wieder bei mir. Und da fährt er auch schon mit seiner M1 auf seine Crew zu. Er steigt ab und ohne mich auch nur anzuschauen setzte er sich auf seinen Stuhl. Er nimmt seinen Helm ab und man sieht förmlich die Enttäuschung in seinem Gesicht. Er beginnt mit seinen Mechanikern zu diskutieren und ist wohl nicht glücklich über das Bike heute. Nach langer Diskussion macht er sich auf und davon und verschwindet aus der Box. Ich bin mir erst nicht sicher aber entscheide mich dann ihm nachzugehen. Ich mache mich also auf zu seinem Motorhome und öffne dort langsam die Tür. Als ich eintrete höre ich ihn irgendetwas in Französisch fluchen. Ich trete langsam ein und schließe die Tür wieder hinter mir. Ich gehe den Gang zum Schlafbereich runter und sehe ihn dann am Bett sitzen. Die Lederkombi nur noch halb angezogen und mit hängendem Kopf sitzt er da. Ich lege meine Hand auf seine Schulter und sage „Fabio alles in Ordnung?" „Ob alles in Ordnung ist?! Ist das dein Ernst?!" Er steht wütend auf und geht an mir vorbei. Er beginnt sich die Lederkombi weiter auszuziehen und ich versuche es nochmal „Was ist den los? Ist es, weil du 4ter geworden bist?" Er wirft seine Lederkombi mit voller Wucht aufs Bett und sieht mich dann wütend an bevor er sagt „Ja verdammt, weil ich 4ter geworden bin! Hmm was ist los verstehst du wohl nicht oder! Oder ah ich habe es du willst wieder mit mir darüber reden. Weil ja reden alles besser macht, nicht wahr. Weißt du was darauf kann ich gerne verzichten!" schreit er mich an und stampft dann ins Badezimmer. Hinter sich, haut er die Tür mit so gewaltiger Wucht zu das ich vor Schreck zusammenzucke. So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich kann spüren wie mir die Tränen kommen und so beschließe ich das ich hier raus muss. Ich gehe an der Badezimmertür vorbei und bemerke das wohl durch das heftige schließen der Tür das Bild das an der Wand hing runter viel. Ich hebe es auf, es ist ein Bild von uns beiden. Wir haben es während der 2 Wochen unsere Dreharbeiten gemacht. Das Glas ist zerbrochen und ich lege das Bild auf den Esstisch und verlasse dann das Motorhome.

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