Kapitel 114

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Ein bisschen später

Ahnungslos zu sein ist wohl eines der nervenzerreißendsten Gefühle die man haben kann. Vor allem wenn es darum geht ob es einem geliebten Menschen, einem Freund, gut geht oder nicht. Man fühlt sich verloren und hilflos während eine innere Unruhe einem die ganze Zeit durch den Körper fährt. Genau dieses Gefühlt habe ich und mit mir einige andere die hier im Wartebereich des Krankenhauses sitzen und naja warten, was auch sonst. Sowohl seine Eltern die natürlich zum Heimrennen ihres Sohnes gekommen sind, als auch seine Teammitglieder und ein paar der anderen Fahrer wie natürlich Miller und Fabio teilen sich wohl dieses Gefühl gerade mit mir. Ich sitze neben Fabio und dieser hält zum Glück meine Hand, sonst würde ich wohlmöglich durchdrehen. Es ist erstaunlich wie sehr er mich beruhigen kann und das nur durch seine bloße Anwesenheit.

Zum gefühlt Hundertsten Mal wandert mein Blick in Richtung Türe und wieder zu der Uhr darüber, die sich nicht zu bewegen scheint. Doch dann endlich geht die Türe auf und ein Arzt geht hindurch. Ich setze mich Erwartungsvoll aufrecht in meinen Stuhl und hoffe das er uns etwas über Marcels zustand sagen kann. „Gehören sie zu...Schrötter Marcel?" fragt der Arzt in die Runde und ließt dabei den Namen auf seinem Klemmbrett ab. Schnell stehen so gut wie alle auf und sein Vater sagt „Ja wir sind seine Eltern. Wie geht es ihm?" „Nach dem Röntgen aufnahmen können wir bestätigen das es sich um einen glatten Bruch im rechten Handgelenk handelt. Weiter Brüche sind glücklicherweise nicht vorhanden. Aufgrund des schweren Aufpralls mit dem Kopf haben wir auch ein Schädel CT veranlasst. Doch dieses war unauffällig somit hat er nur eine Gehirnerschütterung davongetragen. Sonst hatte er wirklich Glück. Ein paar Prellungen und Blutergüsse werden sich wohl noch bilden. Aber sonst geht es ihm gut. Sie können jetzt auch zu ihm" fügt der Arzt noch freundlich hinzu und weißt gleich seinen Eltern den Weg. Erstmal erleichtert drehe ich mich zu Fabio der neben mir steht und noch immer meine Hand hält. Ich denke nicht nur ich brauche das jetzt. Ich blicke in seine Augen und strahle ihn an dabei rutscht mir wieder eine Träne über meine Wange. Verdammt warum muss ich jetzt schon wieder zu heulen beginnen, es geht ihm doch gut. Doch gerade als ich sie mir wegwischen wollte, streicht Fabio mit seiner Hand sie weg. Er legt seine Hand auf meine Wange und gibt mir einen Kuss.

Ein wenig später sitzen nur noch Marcels Teamchef, Fabio, Jack, May und ich im Wartebereich. Als seine Eltern wieder durch die Türe kommen steht gleich Marcels Teamchef auf und wechselt ein paar Worte mit ihnen. Dann verschwindet er durch die Türe und seine Eltern verlassen das Krankenhaus. Wahrscheinlich muss sein Teamchef noch etwas mit ihm besprechen darum warten wir noch etwas bis wir endlich zu ihm können.

Endlich kommt sein Teamchef wieder aus der Türe und sagt zu uns „Ihr könnt jetzt rein. Zimmer 204." Lächelnd stehen wir alle auf und gehen den Gang hinunter bis zur Türe 204. Jack macht gleich die Türe auf und geht grinsender hinein als er sagt „Hey Mann. Du weißt aber schon das du eigentlich um die Kurve fahren solltest oder?" „Jaja haha" gibt Marcel eindeutig noch etwas benommen zurück, naja ist ja auch kein Wunder. Doch genauso wie ihm entlockt auch uns Jacks blöder Spruch ein lächeln. Zum Glück kennen wir Jack alle gut genug um zu wissen das er nun mal so ist. „Und wie geht's dir Mann?" fragt Fabio ihn als wir nun alle um sein Bett stehen. „Für das, das ich mit 270 km/h vom Bike geschmissen wurde...geht's mir gut" antwortet er nur leicht lachend. Erstaunlicherweise hatte ich mir ihn auch schlimmer vorgestellt. Aber gerademal ein Spaltgips am Arm lässt darauf schließen, dass er einen Unfall hatte. Sonst sieht er eigentlich aus wie immer. Wir bleiben noch eine ganze Weile im Krankenhaus, bis die beiden Jungs wieder zurück auf die Strecke müssen.

Am Abend liege ich neben Fabio im Bett doch ans Einschlafen ist irgendwie nicht zu denken. Ich beschließe nochmal aufzustehen und so schleiche ich ganz langsam aus dem Bett. Über meine Schlafkleidung ziehe ich mir nur eine leichte Jacke und schnappe mir dann meine Schuhe neben der Türe. Ich öffne diese so leise wie möglich und ziehe mir dann meine Schuhe draußen auf der Treppe an. Es weht ein laues Lüftchen und der Vollmond beleuchtet die Nacht. Hier und da brennt auch am Gelände der Strecke noch Licht doch nur vereinzelt sehe ich noch jemanden durch die Gegen schlendern. Ich wandere hinaus auf die Strecke, gefolgt vom Licht des Mondes und meinen Schatten den er wirft. Während ich so gehe denke ich über meine Beziehung mit Fabio nach und dass es bald 1 Jahr her ist seit wir zusammen sind. Hammer wie die Zeit verfliegt. Doch so viele schönen Momente wie ich mit ihm habe so fallen mir auch die vielen male ein wo ich nicht bei seinen Rennen dabei war. Was ich wohl tun würde, wenn er so einen schlimmen Unfall wie Marcel hätte und ich wieder einmal nicht dabei bin. Unweigerlich fällt mir dabei auch meine Turnierdaten für das restliche Jahr ein. Ich habe es Fabio noch nicht gesagt aber der Finnland GP wird wohl das letzte Rennen in diesem Jahr sein bei dem ich dabei sein kann. Denn glücklicherweise fallen alle meine Termine mit den Rennen von Fabio zusammen. Kopfschüttelnd fällt mir die Tatsache ein das Christian diese Termine wohl extra so ausgesucht haben dürfte, immerhin ist er es der mich bei den Turnieren meldet. „So ein mieser Dreckskerl" rutscht es mir etwas lauter aus meinem Mund. „Du meinst hoffentlich nicht mich" kommt es plötzlich von jemanden hinter mir. Vor lauter schreck drehe ich mich schlagartig um und sehe nur eine schwarze Gestalt wenige Meter hinter mir. „Ähm Entschuldigung aber wer ist da?" frage ich denjenigen mit doch etwas mulmigen Gefühl. Obwohl auf dieses Areal wohl niemand einbrechen könnte. „Ich bin's Marc Marquez. Ich wollte dich nicht erschrecken tut mir leid" kommt es von Marc als er nun vor mir steht. „Ach nein. Ich hatte nur um diese Zeit niemanden mehr hier erwartet" sagt ich erleichtert. „Tja da sind wir schon zwei" sagt er und entlockt mir so ein lachen. „Ich bin übrigens Shirin, die Freundin von Fabio Quartararo falls du mich nicht erkennst. Allerdings dürftest du mich sowieso nicht kennen, also..." antworte ich ihm doch etwas peinlich berührt. „Wieso sollte ich dich nicht kennen?" fragt er mich lachend. „Du, du weißt noch wer ich bin?" frage ich schockiert. „Du bist schon seit, was? Einem Jahr mit Fabio zusammen und glaubst ich kenne dich nicht. Oder habe vergessen das ich dich mal über den Haufen gerannt habe?" Schon wieder kommt mir ein lächeln als ich dann sage „Das hast du nicht vergessen?" „Nein, ob du es glaubst oder nicht. Das passiert mir nicht öfter." „Tja dann, komm ich mir jetzt blöd vor das ich mich so vorgestellt habe..." „Ach was. Ich glaube ich musste zum ersten Mal sagen das ich Marc Marquez bin" winkt er ab. „Aber jetzt sag mal Shirin, was machst du eigentlich hier draußen und um die Frage von vorhin nochmal zu stellen. Hast du mich mit dem Dreckskerl gemeint?" fügt er hinzu und beginnt langsam weiter zu gehen. Ich setze mich ebenfalls wieder in Bewegung und sage dann lachend „Ach nicht doch, damit habe ich doch niemals dich gemeint." „Naja man weiß ja nie. Immerhin bin ich der Konkurrent von Fabio, da kann das schonmal vorkommen das ich so genannt werde." „Nein da musst du von mir nichts befürchten. Ich war auch schon bevor ich Fabio kennen gelernt habe sehr offen was das anfeuern der Fahrer angeht. Ich war da nicht extrem auf einer Seite oder so." „Okey gut. Dann zur zweiten Frage. Was machst du hier so ganz alleine um diese Zeit...?"

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