Kapitel 85

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Maverick gewinnt vor Fabio um 0,013 Sekunden. Einfach unglaublich die beiden. Ich entspanne mich langsam wieder und lasse mich kopfschüttelnd zurück auf die Couch fallen. „Na schon die Nerven verloren?" fragt mich mein Dad neben mir. Ich blicke ihn lächelnd an und sage „Nein, aber fast. Ich sollte ein Wörtchen mit den Jungs reden." Daraufhin lachen wir beide. Und ich finde es einfach nur unglaublich was ich da gerade gesagt habe. Aber es ist tatsächlich so ich kann einfach mit diesen Jungs reden und zwar über alles was ich will. Doch im Moment warte ich ehrlich gesagt nur auf einen bestimmten jemand mit dem ich reden will. Ich sehe mir die Siegerehrung an und gehe dann rüber in meine Wohnung, in die ich von Catch verfolgt werde. Er bemerkt es immer, wenn ich aufgewühlt bin und lässt mich dann gar nicht mehr aus den Augen. Ich lege mich auf die Couch und er hüpft gleich neben mich hin. Dann warte ich bis es endlich klingelt. „Hey du lässt dir ja ganz schön was von deinem Teamkollegen gefallen" sage ich grinsend ins Telefon. „Tja was soll ich sagen, wenn mein Glücksbringer nicht dabei ist." „Haha sehr witzig." „Das ist absolut nicht witzig." „Ach ja und was war dann in Qatar da war ich auch dabei aber du hast trotzdem gegen Maverick verloren." „Okey anderes Thema bitte" sagt er gespielt ernst doch ich weiß das er einfach nicht mehr weiß was er antworten soll. Ich breche in Lachen aus und er sagt dann „Ach wie ich das vermisse." „Tja was wäre, wenn du es vielleicht bald hören könntest?" frage ich ihn. „Waaas?" fragt er richtig schrill und ich muss erneut lachen. Auch er lacht und fragt dann erneut „Nein ehrlich, wie meinst du das?" „Tja ich dachte da du jetzt ja eine freie Woche hast könnten wir uns vielleicht sehen?" „Das wäre toll, aber ich wollte eigentlich in Andorra Motocross trainieren mit ein paar der Jungs." „Ja macht doch nichts. Ich komme zu dir." „Was ehrlich. Ja. Super, das freut mich. Hast du denn keine Arbeit? Nein warte, vergiss die Frage. Ich freue mich einfach." Ich lache erneut und auch ihn höre ich wieder lachen. „Doch ich habe Arbeit, aber ich dachte ich lasse sie für ein paar Tage ruhen. Wenn das für dich kein Problem ist?" „Ähm, nein. Ich denke das geht" versucht er vernünftig zu sagen. Doch ich muss einfach grinsen. „Also wann kommst du dann?" fragt er mich. „Ich muss erst noch ein paar Dinge erledigen und nach einem Flug suchen aber ich denke so am Samstag..." „Kommst du dann auch mit nach Jerez?" fragt er gleich vorsichtig nach. „Nein ich denke das wird nicht gehen. Aber ich kann von Samstag bis Donnerstag bleiben." „Na gut. Ich gebe mich auch ausnahmsweise damit zufrieden. Hauptsache ich sehe dich wieder." „Ich liebe dich." „Ich dich auch." Entgegnet er noch und wir reden noch weiter bis spät in die Nacht, auf jeden Fall nach meiner Zeit.

Ein paar Tage später

Die gesamte Woche versuchte ich herauszufinden was ich tun soll. Doch es ist ein ständiges hin und her. Ich hoffe das ich mit Fabio zu einem Entschluss komme. Das hoffe ich auf jeden Fall und nicht das es mit ihm in eine komplett falsche Richtung geht. Doch ich wollte das mit ihm persönlich besprechen und nicht am Telefon und genau deshalb mache ich mich heute auf den Weg nach Andorra. Als ich mein Gepäck vom Fließband nehme und mich auf nach draußen mache, höre ich mein Herz bis in den Hals schlagen. Ich frage mich nur ob ich mich freue ihn zu sehen, oder ob ich Angst vor der Unterhaltung habe? Als ich draußen nach seinem Auto suche und ihn dann sehe kommt mir sofort ein Lächeln. Als ich einsteige nimmt er mich sofort in einen Kuss und für eine Sekunde vergesse ich alles. Während der Autofahrt nach Hause erzählt er mir noch einiges von seinen Rennen und da steigt die Sehnsucht danach in mir die ganze Zeit an. Doch als wir dann zuhause sind reden wir nicht mehr so viel. Immerhin haben wir uns jetzt zwei Wochen nicht gesehen...also...

Ein wenig später

Fabios P.o.V.

Wir sitzen beide beim Abendessen und irgendwie kommt mir Shirin komisch vor. Schon seit ich sie vor einigen Stunden abgeholt habe, habe ich das Gefühl das sie mir irgendetwas sagen will. Sie stochert in ihrem Essen herum und da frage ich sie einfach „Ist alles in Ordnung? Du bist so still." Sie blickt mich an und da kann ich es eindeutig sehen. Ihr nachdenklicher Blick und die innere Unruhe die sie durchdringt. „Nun ja ich wollte mit dir gerne über etwas sprechen." „Klar, schieß los" entgegnet ich ihr und esse weiter meine Spaghetti. Sie legt ihr Besteck hin und fängt an zu erzählen „Ich habe ein Angebot bekommen. Von Christian." Bei diesem Satz lege auch ich mein Besteck hin und mein Blick hängt förmlich an ihr. „Er möchte das ich Arames diese Saison für ihn in der Europameisterschaft reite." „Okey. Und was willst du?" frage ich sie und hoffe auf, nun ja ich weiß gar nicht auf was für eine Antwort ich hoffe. Für sie klingt das erstmal wie eine tolle Chance aber ich habe bei diesem Christian mehr als nur ein ungutes Gefühl. „Ich, ich bin mir dabei nicht sicher. Deshalb wollte ich mit dir darüber reden" antwortet sie mir hörbar verzweifelt. „Okey, aber was soll ich dazu sagen? Es ist deine Entscheidung" am liebsten hätte ich ihr die Antwort nicht gegeben. Aber im Endeffekt ist es so. „Tja ich hatte gehofft du könntest mir dabei helfen. Immerhin wirkte es sich auf uns beide aus." „Ja sicher. Also gut wie würde das denn ablaufen?" Bin ich froh, dass sie meiner blöden Antwort eben, nicht folgt. „Naja die Saison geht von Mai bis November und einige Termine sind am selben Tag wie deine Rennen. Ich könnte also nur selten dabei sein" während sie das sagt senkt sie ihren Blick. Ich nehme ihre Hand und blicke ihr dann tief in die Augen „Hey. Das ist auch eine große Chance für dich. Schau doch nicht nur auf meine Rennen. Ich bin mir sicher, dass wir uns dazwischen schon sehen können. Wir schaffen das." „Meinst du?" fragt sie verunsichert. Ich stehe auf und halte ihr meine Hand hin während ich zu ihr sage „Komm her." Sie steht ebenfalls auf und geht zu mir. Ich nehme sie in meine Arme und sage „Ich möchte das du deine Träume verwirklichst. Und wenn du das wirklich machen willst, schaffen wir auch das. Okey." Sie blickt mich lächelnd an und sagt dann „Okey." Ich drücke sie fest an mich und gebe ihr einen Kuss auf den Kopf. Ich fühle wie ihre Anspannung von gerade eben verfliegt und wie sich meine Aufbaut. Ich möchte nur das Beste für sie und ihr auf keinen Fall bei irgendeiner Chance im Weg stehen. Vor allem wenn es um ihre Karriere geht, immerhin steht sie ja auch bei meiner hinter mir. Dennoch habe ich bei diesem schmierigen Typen kein gutes Gefühl. Alleine diese schleimigen Komplimente die er ihr immer an den Kopf wirft. Es ist nicht so, dass ich ihr nicht vertraue, aber ihm traue ich ganz bestimmt nicht. Und zu wissen das sie die ganze Saison mit ihm verbringt...Ich weiß nicht was ich davon halten soll....

Shirins P.o.V.

Der nächste Morgen beginnt zu Abwechslung mal entspannt ohne ein Gedankenkarussell. Ich wache einfach nur neben Fabio auf und alles scheint perfekt zu sein. Mit ihm an meiner Seite scheint mir alles möglich. Ich lege mich näher zu ihm und streiche über seine Brust. Zu meinem Glück schläft er meistens ohne Shirt und so habe ich schon am Morgen etwas worauf ich mich freuen kann. Nach wenigen Sekunden höre ich dann ein „Guten Morgen" von ihm. Ich blicke zu ihm hoch und sage „Guten Morgen" bevor ich ihm einen Kuss gebe. Gleich darauf stehen wir beide auf und frühstücken erstmal. Da fällt mir auf das ich diesen Ausblick hier gestern gar nicht gewürdigt habe. Ich war so in Gedanken das ich alles um mich herum komplett ausgeblendet habe, aber zu meiner Verteidigung waren wir gestern auch mit anderen Dingen beschäftigt.

Direkt nach dem Essen machen wir uns auf zur Motocross Strecke. Heute bin ich mal nur Zuschauer und Helferlein. Als wir dort ankommen sehe ich auch schon die anderen. Ich sehe Mack, Iker, Martin und Joan mit Alejandra. Fabio stellt seinen Wagen zu denen der anderen und als ich aussteige werde ich gleich von allen herzlich begrüßt. Noch etwas was ich schon lange vermisse, die Leute die ich mittlerweile zu meinen Freunden zähle. „Hey Shirin wie geht's dir?" fragt mich Martin gleich als erstes. „Ganz gut und dir? Du räumst ja in der Moto2 bis jetzt so einiges ab." „Ja, ja es läuft" entgegnet er grinsend und wie ich sein Dauergrinsen vermisst habe, ich kann es gar nicht sagen. „Und du Mack, machst es Fabio nicht gerade leicht als deinen Teamkollegen" sage ich zu ihm. „Ich ihm? Wohl eher er mir." Daraufhin müssen wir alle lachen und das Gespräch geht noch eine Weile so weiter. Bis sich die Jungs dann fertig für die Strecke machen. Als sie dann los fahren gebe ich Fabio noch einen Kuss und begebe mich dann mit Alejandra zur Strecke. Wir ergattern einen guten Platz weiter unten und sehen von hier aus fast die gesamte Strecke vor uns.

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