When your life changes, do you keep going or do you go back?

Kapitel 30

Ich warte gespannt auf einen Anruf von Fabio. Und ich warte, und warte, und warte, und warte. Eine volle Stunde ist schon vergangen und er hat noch immer nicht angerufen. Vielleicht hat er irgendetwas zu tun oder vielleicht hat er es vergessen. Kann ja auch mal vorkommen. Hmmm ich beschließe letztendlich ihn nicht anzurufen da er sicher etwas zu tun haben wird denke ich mir. Ich mache mich also auf in den Regen nach draußen um Pepino von der Koppel zu holen. Klitsch nass komme ich mit ihm zurück in den Stall und stelle ihn in seine Box. „Ach so ein scheiß Wetter, was mein Schatz?" frage ich Pepino. Aber der gibt mir wie immer keine Antwort. „Na dann schauen wir mal wie deine Narbe aussieht" sage ich während ich mich runter beuge und sie begutachte. „Ja sieht schon viel besser aus. Du wirst sehen in Handumdrehen kannst du wieder den ganzen Tag bei den anderen beiden draußen stehen." Ich füttere ihn noch schnell und begebe mich dann wieder ins Haus. Dort werde ich erstmal meine nassen Sachen los und werfe dann gleich ein Blick auf mein Handy. Und noch immer kein Anruf von ihm. Seltsam, was wohl los ist frage ich mich. „Shirin kommst du essen?" ruft meine Mom aus der Küche. „Ja ich komme" rufe ich zurück während ich nochmal einen Blick auf mein Handy werfe bevor es wieder am Nachttisch landet.

„Und was hat Fabio heute vom Rennen erzählt?" fragt mich meine Mom während sie das Essen auf den Tisch stellt. Ich setze mich auf meinen Stuhl und antworte ihr „Ähm nichts. Er, er hat noch nicht angerufen." Verwundert fragt meine Mom nach „Wieso denn nicht?" „Keine Ahnung, wahrscheinlich hat er irgendetwas zu tun" antworte ich leicht genervt und nehme währenddessen mir etwas von dem Essen. „Ist alles in Ordnung?" hackt mein Mom natürlich nach. „Jaja" antworte ich noch genervter. „Er wird sicher anrufen" gibt meine Mom darauf zurück. „Ja ich weiß" fahre ich sie an. Das restliche Essen ist natürlich Ruhe und als ich zurück in mein Zimmer gehe schließe ich hinter mir die Tür und bleibe dann dahinter kurz stehen. Ich schaue auf mein Handy das auf dem Nachttisch liegt und schnaufe einmal durch. Wieso beschäftigt mich das so sehr das er nicht angerufen hat. Er ist ja nicht verpflichtet dazu mich nach jedem Rennen anzurufen. Auch wenn er es bis jetzt immer getan hat, naja außer ich war natürlich dabei. Ach verdammt nochmal ich werde ihn jetzt einfach anrufen und wenn er keine Zeit hat hebt er sowieso nicht ab. Ich gehe also los und nehme mein Handy in die Hand. Ich wähle Fabios Nummer aus und rufe ihn an. Es klingelt...

„Hey Shirin" kommt es von der anderen Seite des Hörers. Doch irgendwie verwundert antworte ich ihm „Hey Fabio. Wie, wie geht's dir?" „Ach naja ganz gut und bei dir?" antwortet er hörbar niedergeschlagen. „Ja, ja auch. Ähm ist irgendetwas los?" „Ach nein es ist nichts.... War einfach nur nicht mein Tag." „Oh Okey. Willst du darüber reden?" frage ich besorgt. „Nein nicht wirklich." „Aber vielleicht geht es dir dann besser?" „Das denke ich nicht...Hey hör mal ich muss jetzt noch etwas erledigen. Ich ruf dich morgen nochmal an Okey?" „Ja ist gut Okey, aber Fabio, wenn du darüber reden willst..." „Will ich aber nicht" fährt er mir hörbar genervt ins Wort. Verunsichert antworte ich nur „Okey na gut." „Also gut bis dann. Habe dich lieb" sagt er noch schnell und als ich gerade antworten will legt er schon auf. Ich setze mich aufs Bett und starre aus dem Fenster. Habe ich vielleicht etwas Falsches gesagt oder getan? Ich stehe wieder auf und ziehe mich zum Schlafen um. Als ich mich wieder ins Bett lege kreisen meine Gedanken und versuchen eine Antwort zu finden. Doch ich finde einfach keine. Jedenfalls nicht bevor ich einschlafe.

Am nächsten Morgen wache ich mit denselben Gedanken auf mit denen ich eingeschlafen bin. Ich blicke auf mein Handy und dort ist keine Nachricht von ihm. Seltsam sonst schreibt er mir immer schon in der Früh. Irgendetwas stimmt da nicht und ich weiß nicht was. Das macht mich noch verrückt. Da es heute zum Glück nicht mehr regnet kann ich endlich wieder meiner Arbeit nachgehen und mache mich auf den Weg zum Stall. Ich hoffe das ich dort auf andere Gedanken komme. Dort angekommen mache ich mich gleich an die Arbeit und miste erstmal ein paar Boxen aus. Danach hole ich die Haflinger Stute und putze sie erstmal. Dann kommt noch der Sattel drauf und dann geht's auf den Reitplatz. Nachdem ich sie longiert habe stelle ich mich mit ihr in Mitten des Reitplatzes auf und gurte noch einmal nach. „So meine Kleine, letzte Woche warst du ja schon ganz brav bei den ersten Reitversuchen. Schauen wir mal ob du das noch weißt" und mit diesen Worten lege ich meinen Fuß in den einen Steigbügel und hieve mich langsam hoch. „Gut macht sie das. Sehr gut" sage ich ihr während ich ihr über den Hals streiche. Mit einem Klicken motiviere ich sie zum Vorwärtsgehen und sie fügt sich brav meinen Anweisungen.

Als ich fertig bin mit ihr bringe ich sie runter zum Stall und als ich gerade am Putzplatz ihr das Zaumzeug abnehmen wollte klingelt mein Handy. Daraufhin schreckt die Stute zurück und ich kann sie gerade noch an ihrem Hals festhalten. Zum Glück kommt May gerade beim Putzplatz ums Eck und reicht mir schnell ihr Halfter. Ich hänge sie noch an und krame dann schnell das Handy aus meiner Tasche. „Hey. Hallo, Fabio" „Hey hast du gerade was zu tun? Du schnaufst so?" „Nein, nein. Mein Pferd hat sich nur gerade von dem Klingeln des Telefons erschreckt und ich konnte sie gerade noch erwischen." „Oh achso. Tut mir leid." „Nein, das macht doch nichts. Sie muss sowas ja auch lernen, also..." „Ähm ja gut." „Also was ist los?" frage ich neugierig darauf ob er mir es jetzt erzählen will. „Nichts Besonderes, wir haben ja morgen und übermorgen die Tests hier. Also bin ich immer noch in Italien und habe heut eigentlich nur frei." „Oh das ist schön." „Ja und du, was machst du so?" „Ach ich konnte heute endlich mal wieder zum Stall fahren, weil es ausnahmsweise nicht geregnet hat." „Ohja das ist schön und wie geht es beim Training voran?" „Eigentlich ganz gut. Mit der Haflingerstute bin ich heute wieder geritten und sie war echt brav. Und mit der anderen gehe ich jetzt dann noch anschließend arbeiten." „Das klingt toll." „Ja das ist es. Und sonst was gibt es bei dir noch so?" hacke ich noch einmal nach. „Oh wirklich nichts. Ich denke ich werde jetzt dann mit Tom eine Runde in den Pool gehen, da es hier echt heiß ist. Aber sonst habe ich nichts vor." „Okey. Ähm ja dann lass ich dich mal abkühlen gehen und ich sattle schnell mein Pferd ab bevor sie die Stange durchbeißt." „Ja dann hören wir uns. Ich habe dich lieb." „Ich dich auch. Bis dann." Und damit lege ich auf. Mein Gesichtsausdruck verrät wohl einiges und so fragt mich May „Was ist denn los?" Während ich mein Handy wegstecke und das Pferd abzusatteln beginne antworte ich ihr „Ach ich weiß auch nicht. Gestern war es irgendwie seltsam weißt du. Er hat mich nach dem Rennen nicht angerufen und als ich ihn dann später am Abend angerufen habe war es irgendwie seltsam. Ich konnte genau hören das etwas nicht stimmte, aber er wollte darüber nicht reden. Und anscheinend will er das jetzt auch nicht..." „Und was meinst du was es ein könnte?" „Ich habe keine Ahnung." „Naja vielleicht war es nur wütend, weil er gestern beim Rennen nur 5ter geworden ist?" „Naja aber er kann ja nicht immer aufs Podest fahren. Und warum sollte er dann so zu mir sein. Ich meine das hätte er mir doch sagen können, oder nicht?" „Naja aber denk doch mal, so jemand wie Marc Marquez ist auch ein schlechter Verlierer. Und ich kann mir denken das es für Fabio vielleicht auch nicht leicht war. Immerhin hat er in letzter Zeit einiges gewonnen." „Ach ich weiß nicht..." „Hmm. Vielleicht machst du dir auch einfach zu viele Gedanken." „Ja kann sein" und mit diesen Worten bringe ich die Haflingerstute auf ihre Koppel.