Kapitel 127

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Als ich dann auf den Weg nach Deutschland bin kommt mir so der Gedanke, dass ich mich in letzter Zeit bei genug Leuten verabschiedet habe. Jetzt reichts dann mal. Außer natürlich Christian, bei dem verabschiede ich mich gerne, ein für alle Mal. Ich versuche meine Fahrt zu meinem letzten Turnier noch zu genießen, so wie es mir die Zwillinge geraten haben. Natürlich funktioniert das leichter, wenn man weiß das es nur mehr zwei Tage sind.

Beim Stall angekommen staune ich auch wieder Mal nicht schlecht über die Riesigen Ställe hier in Europa. Hoch modern und mit einem weitreichenden Areal, sodass man sich verlaufen könnte. Ich parke mein Auto und Anhänger und sofort als ich Arames auslade höre ich schon ein Stimme die ich wirklich unter keinen Umständen vermisst habe. „Shirin. Wie schön dich endlich wieder zu sehen. Die Sommerpause war wirklich zu lange. Immerhin konnte ich dein schönes lächeln so lange nicht sehen. Wie geht's dir?" kommt es von Christian mit seinem zum kotzen strahlenden Lächeln und einer Umarmung seinerseits. „Gut, gut. Ja ich ähm hatte eine schöne Zeit" antworte ich ihm und führe Arames zu den Boxen. „Tja wenn du auf eine weitere schöne Zeit hoffst dann solltest du dich auf die Restliche Saison freuen. Denn dieser Stall hier ist nur einer der schönen die noch auf uns warten." Ich stelle Arames in seine Box und als ich wieder aus dieser komme sage ich dann „Ähm ja Christian was das angeht. Ich muss mit dir da noch über etwas reden." Ich schließe die Türe als Christian mich ansieht und sagt „Natürlich, alles was du willst. Immerhin bist du ja meine Starreiterin. Sag mir was du willst und ich verschaffe es dir." „Okey hör zu Christian. Ich weiß das alles sehr zu schätzen was du für mich getan hast und welches vertrauen du in mich gesetzt hast, aber... Ich kann für dich leider keine weiteren Turniere mehr reiten. Wenn du es noch willst reite ich noch diese hier für dich doch dann ist Schluss." Leicht schockiert und verwirrt sieht mich Christian an und sagt dann „Was? Ich verstehe nicht so recht. Warum denn?" „Es ist einfach so dass ich das alles nicht mehr schaffe, verstehst du. Ich bekomme das alles einfach nicht unter einen Hut und leider ist es das hier was mich an allem anderen hindert. Ich weiß es ist jetzt blöd für dich, aber ich kann das einfach nicht mehr. Es tut mir leid. Ich hoffe du verstehst das..." erkläre ich ihm, doch unsicher über seine Reaktion. „Ähm, ja, ja sicher ich verstehe das. Das hier ist stressig das weiß ich. Und dein restliches Leben bleibt dafür auf der Spur. Es ist Okey, wenn das nichts für dich ist" gibt er mir lächelnd zurück doch ich merke das ihn das jetzt doch etwas verletzt hat. „Ähm na gut dann. Wir sehen uns dann später" fügt er noch hinzu und verschwindet dann. Das gibt's ja nicht, die gesamte Saison über hängt er die ganze Zeit an mir und dann auf einmal geht er einfach so. Wow das hat ihn wohl wirklich verletzt. Ein hauch von Mitgefühl macht sich in mir breit. Doch meine Worte waren nicht verletzten gewählt und so sind sie es wohl nur für ihn da er sich aus dieser Saison wohl mehr erhofft hat. Doch das was er sich zwischen uns Gedacht hat was wird, das hielt nur er in seinen Gedanken für wahr.

Endlich im Hotel angekommen kann ich mich das erste Mal seit heute früh ausruhen. Es ist schon Nachmittag doch die Hitze ist noch immer unerträglich. Man merkt wirklich das es Sommer ist. Am Bett liegend wähle ich die Nummer von Fabio. „Hey na, wie gehst dir? Bist du schon in Deutschland?" „Ja bin ich. Ich bin gerade im Hotel angekommen." „Wie ist der Stall so?" „Sehr schön. Hoch Modern und Neu und vor allem Riesig. Ich habe schon Angst das ich Arames gar nicht mehr finde..." Lachend antwortet mir Fabio „Ach was. Du findest dich auf den Circuit zurecht dann wirst du das dort wohl auch können." „Stimmt allerdings" gebe ich lächelnd zurück und drehe mich dabei auf den Bauch. „Wie gehst dir so?" frage ich ihn. „Gut denn es sind nur mehr zwei Tage dann gehörst du nur noch mir." „Ach ja?" necke ich ihn. „Ohja" antwortet er mir sicher zurück. Daraufhin muss ich lachen und Fabio fragt mich „Apropos mir gehören. Hast du es ihm schon erzählt?" Das „ihm" sagt er dabei so herablassend das ich dabei wieder lachen muss. „Ja das habe ich und rate mal. Er hat überhaupt nicht wild reagiert. Ich dachte er wird mich sicher überreden wollen doch die Saison für ihn zu machen. Aber nichts gar nichts. Er hat gesagt das er es versteht und ist einfach gegangen." „Wow da hat es wohl einer doch noch kapiert..." „Scheint so" antworte ich ihm und so geht das Telefonat weiter.

Am selben Abend bin ich wieder zurück im Stall und mache Arames für ein kurze Einheit fertig. Ich bin sehr spät hier und so sind nur noch wenige Reiter am Platz. Ich gehe mit Arames in die Mitte der großen überdachten Arena und schwinge mich in den Sattel. Ich streiche ihm über die frisch eingeflochtene Mähne und reite los. Dabei kommt mir in den Sinn als ich mich das erste Mal auf seinen Rücken gepflanzt haben. Wahnsinn wie weit wir seit damals schon gekommen sind. Ich reite ihn nur etwas locker in allen Gangarten und mache ein paar Manöver. Eines muss ich Christian auf jeden Fall lassen, er hat ein Mega Pferd. Ich denke das ist wohl das einzige was ich an den Turnieren vermissen werde. Denn er ist unglaublich schön zum Reiten. Pure Harmonie, wenn man mich fragt. Nachdem ich ihn dann ein bisschen geritten bin bringe ich ihn zurück in seine Box. Es ist schon Mitternacht und wirklich nur noch vereinzelt laufen Leute am Gelände herum. Die einzigen Stimmen die man hört kommen noch von der Party Lounge am Gelände. Ich will wetten das dort morgen nach dem Turnier ordentlich gefeiert wird. Tja allerdings ohne mich denn je früher ich morgen schlafen gehe desto früher kann ich am Montag nach Andorra fahren und dann mit Fabio feiern. Egal welchen Platz ich dabei errungen habe, ich feiere das mit ihm. Während ich so in Gedanken an übermorgen schon bin oder wohl eher morgen da es jetzt schon nach Mitternacht ist, habe ich auch Arames fertig versorgt. 

Ich trage gerade noch den Sattel zurück in den Anhänger als ich plötzlich eine Stimme von hinten höre. „Warum er?!" kommt es hinter meinem Anhänger in der Dunkelheit hervor. Ich lege meinen Sattel in den Anhänger und frage in die schwarze Nacht zwischen den Autos „Hallo?!" hinaus. „Wieso er? Hmm Shirin?" kommt es wieder und diesmal erkenne ich die Stimme von Christian. „Christian bist du das?" frage ich zu der dunklen Gestalt die immer näherkommt. „Ja ich bin es." Kopfschüttelnd verschließe ich den Anhänger und drehe mich zu ihm um ihn besser sehen zu können. „Was machst du hier?" frage ich ihn. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es ehrlich nicht. Denn anscheinend scheint es ja eh nicht zu funktionieren..." „Zu funktionieren, was denn? Christian was ist mit dir los?" frage ich ihn verwirrt. Als er dann kurz vor mir steht sagt er „Was hat er was ich nicht habe? Was kann er dir bieten was ich dir nicht bieten kann, hmm?" kommt es von ihm und jetzt kann ich auch deutlich raus hören das er wohl zu viel getrunken hat und wohl deshalb so einen Blödsinn redet. „Ich weiß nicht was du meinst. Tut mir leid" entgegne ich ihm und drehe mich dann um und gehe vor zu meinem Wagen. 

When your life changes, do you keep going or do you go back?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt